Johann von Hattorf (Politiker)

deitscher Beamter und Politiker

Johann Hattorf; geadelt als Johann von Hattorf;[1] geboren 1637;[2] gestorben 6. August 1715 mutmaßlich im Palast von Hampton Court)[3] war ein Herzoglich Braunschweig-Lüneburgischer Legationssekretär, Geheimer Kammersekretär, Konsistorialrat, Geheimer Kriegs- und Kammersekretär sowie in den Reichsadelsstand erhobener Kurhannoverscher Geheimer Kriegsrat. Sein Briefwechsel mit dem Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz wurde Teil des Weltdokumentenerbes der UNESCO.[1]

Leben Bearbeiten

Der während des Dreißigjährigen Krieges geborene Johann Hattorf war Mitglied des Geschlechtes von Hattorf und wirkte nach dem Westfälischen Friedensschluss zunächst 1663 als Herzoglich Braunschweig-Lüneburgischer Legationssektär auf dem Immerwährenden Reichstag in Regensburg.[1]

Ab dem 16. April 1678 wirkte Hattorf am Hofstaat in Hannover als Geheimer Kammersekretär alten Stils. 1681 wurde er Konsistorialrat am Konsistorium zu Hannover. Im selben Jahr verfasste Leibniz zwei heute in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek erhaltene Briefe. Von Hattorf hat sich ein Brief an Leibniz vom 11. Dezember 1684 erhalten.[1]

Am 4. Januar 1688 wurde Hattorf in Hannover zum Geheimen Kriegs- und Kammersekretär ernannt. Nachdem er am 12. Juli 1703 in den Reichsadelsstand erhoben worden war, folgte einige Jahre später am 30. Juni 1706 seine diesbezügliche braunschweig-lüneburgische Anerkennung. Schon zuvor war Hattorf durch die Landesherrschaft im Jahr 1704 zum Braunschweig-Lüneburgischer Geheimen Kriegsrat ernannt worden.[1]

Im Laufe seines Lebens war von Hattorf in Militär- und Kriegsangelegenheiten unter anderem in den ungarischen Türkenkrieg von 1689 bis 1691 involviert sowie in die Kriegsoperationen des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern. In seinem Nachlass (siehe Archivalien) hat sich unter anderem seine Korrespondenz mit dem Abt des Klosters Loccum Gerhard Wolter Molanus aus den Jahren 1681 bis 1705 erhalten.[4]

 
Einfahrt zum Gut Böhme vor dem Herrenhaus im Landkreis Heidekreis mit den Wappen von Hattorfs Sohn Johann Philipp von Hattorf und dessen Ehefrau Sophie Dorothea, geborene Grote

Johann von Hattorf war Erbherr auf den Gütern zu Apelern, Hethorn, Böhme, Rethem, Moor, Solmsthal und Eilsdorf. Einer seiner Titel lautete Wirklicher Geheimer Rat.[2] Nachdem von Hattorf hochbetagt am 6. August 1715 mutmaßlich „zu Hampton Court“ verstorben war, wurde er auf seinem Lehen Gut Böhme beigesetzt.[3]

Familie Bearbeiten

Eines der Kinder von von Hattorf war der Sohn Johann Philipp von Hattorf (geboren 6. Mai 1682 in Hannover; gestorben 3. September 1737 in London).[1]

Literatur Bearbeiten

  • Andreas Christoph Augspurg: Beatissimis Manibus Perillustris & Excellentissimi Domini, Domini Johannis De Hattorff, Serenissimi ac Potentissimi Magnæ Britanniæ Regis, S.I.R. Electoris, Ducis Brunsv. Luneburg. Ministri Status & Consiliarii Bellici Intimi, Hæreditarii in Böhme, Apelern, Hethorn & Mohr, Hoc ... Monimentum Sacrum esse voluit, Andreas Christophorus Augspurg, Hannover: Holweinische Druckerey, 1715; Digitalisat über die Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB)
  • Georg Ludwig von Bülow: Vltima Officia Viro Perillvstri, Generosissimo Atqve Excellentissimo Domino, Domino Johanni De Hattorff, Domino In Boehme, Apeler, Et Reliqva, Regis Magnae Britanniae, Et Electoris Brvnsvico-Lvnebvrgici Consiliario Intimo, Avo Svo Dilectissimo, Cum Hvjvs corpus exanimatum die VI Augusti, cum tot lugentium acerbissimo luctu terrae mandaretur, die eiusdem, praestita a Georgio Lvdovico De Bülow, Hannoverae, Typis Holweinii, [1715]; Digitalisat über die SUB
  • Heinrich Wilhelm Rotermund: Das Gelehrte Hannover oder Lexikon von Schriftstellern und Schriftstellerinnen, gelehrten Geschäftsmännern und Künstlern, die seit der Reformation in und außerhalb der sämtlichen zum Königreich Hannover gehörigen Provinzen gelebt haben und noch leben, aus den glaubwürdigsten Schriftstellern zusammengetragen, Band 2, Schünemann, Bremen 1823, S. 32, 244[1]
  • Joachim Lampe: Aristokratie, Hofadel und Staatspatriziat in Kurhannover. Die Lebenskreise der höheren Beamten an den kurhannoverschen Zentral- und Hofbehörden 1714–1760 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Band 24) (= Untersuchungen zur Ständegeschichte Niedersachsens, Heft 2), Band 2: Beamtenlisten und Ahnentafeln, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1963, S. 32, 244[1]
  • Walter von Hueck: Adelslexikon, Band 5: Has - I (= Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 84), Limburg an der Lahn: Starke, 1984, S. 10[1]
  • Georg Schnath et al.: Geschichte des Landes Niedersachsen (= Geschichte der deutschen Länder / Territorien-Ploetz. Sonderausgaben.). 6., aktualisierte Auflage. Ploetz, Freiburg u. a. 1994, ISBN 3-87640-344-8
    • Bd. 1, S. 308, 748f.[1]
    • Bd. 2, S. 317[1]

Archivalien Bearbeiten

Archivalien von und über Johann von Hattorf finden sich beispielsweise

  • als 0,65 laufende Meter umfassender Nachlass über ein Findbuch mit der Inhaltsangabe Militär- und Kriegsangelegenheiten, ungarischer Türkenkrieg 1689–1691, Korrespondenz mit Abt Molanus von Loccum 1681–1705, Kriegsoperationen des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern, seine Beziehungen zu Frankreich 1701/02, Allianz zwischen Holland und England 1702, Burgdorfer Konferenz und die Kriegsaffären am Rhein im Niedersächsischen Landesarchiv (Standort Hannover)[4]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h i j k o. V.: Hattorf, Johann (6. 8. 1715) nebst Querverweisen in der Personen- und Korrespondenz-Datenbank der Leibniz-Edition der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
  2. a b Joachim Lampe: Aristokratie, Hofadel und Staatspatriziat in Kurhannover. Die Lebenskreise der höheren Beamten an den kurhannoverschen Zentral- und Hofbehörden 1714–1760 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Band 24) (= Untersuchungen zur Ständegeschichte Niedersachsens, Heft 2), Band 2: Beamtenlisten und Ahnentafeln, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1963, S. 32, 244
  3. a b Joachim Lampe: Aristokratie, Hofadel und Staatspatriziat ..., Band 1, S. 235; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. a b Angaben über die Nachlassdatenbank des deutschen Bundesarchivs