Johann Gregor Fuchs

deutscher Architekt und Baumeister des Barock

Johann Gregor Fuchs (* 1650 in Ortrand; † 16. August 1715 in Leipzig) gehörte zu den großen sächsischen Architekten und Baumeistern des Barocks. Er schuf zwischen 1700 und 1715 mehrere prächtige Bürgerhäuser in Leipzig.

Das von Fuchs vollständig neu erbaute Romanushaus in Leipzig, Ostseite (1701–1704)
Fassadengliederung im Innenhof des Romanushauses

Wirken Bearbeiten

Johann Gregor Fuchs, der vermutlich seine bauhandwerkliche Ausbildung in Dresden erhielt und am 13. März 1679 Bürger dieser Stadt wurde, stieg 1692 zum sächsischen Hofbaumeister und Landwerkmeister auf. Zeitlebens profitierte Fuchs von den guten Beziehungen zum Dresdner Hof und seinem Netzwerk zu dort wirkenden Handwerkern, Baumeistern und Architekten, wie zum Beispiel Matthäus Daniel Pöppelmann, dem er nicht nur beruflich, sondern auch freundschaftlich verbunden war. Sein Stil hat Berührungspunkte mit den Gestaltungsvorlieben des kursächsischen Hofbaumeisters Michael Plancke und des Dresdener Ratsbaumeisters Johann Christian Fehre.[1]

Am 6. Dezember 1700 wurde der sächsische Hofbaumeister vom Rat der Stadt Leipzig zum Ratsmaurermeister gewählt. Diese Wahl entsprach dem Wunsch des Kurfürsten, der 1701 auch die Wahl seines Günstlings Franz Conrad Romanus zum Leipziger Bürgermeister durchsetzte, um mit diesen Einmischungen in Leipziger Angelegenheiten seinen Einfluss dort zu verstärken. August der Starke beabsichtigte außerdem, die Stadtbilder seiner sächsischen und polnischen Residenzen beziehungsweise Nebenresidenzen nach dem Vorbild Dresdens zu gestalten und dies führte zum Beispiel 1703 zur Berufung von Marcus Conrad Dietze zum Landbaumeister Polens und zur oben genannten Wahl Fuchses zum Leipziger Ratsmaurermeister.

 
Apels Haus bzw. Königshaus am Leipziger Markt (1705–1707)
 
Die von Fuchs neugestaltete Fassade des Fregehaus in Leipzig (1706 bis 1707)
 
Jöchers Haus (1707), Foto von 1930, das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört
 
Ab 1709 erbaute Fassade von Aeckerleins Hof am Leipziger Markt (zerstört)
 
Grundriss des 1709 bis 1711 erbauten Aeckerleins Hof als Durchhaus

1701 zog Gregor Fuchs nach Leipzig. Die Maurerinnung lehnte den neuen, vom Kurfürsten protegierten, Ratsmaurermeister ab und verweigerte ihm zunächst die Aufnahme. Die Leipziger Rats- und Kaufherren hielten vorerst die Vergabe der Bauaufträge zurück, nur der neue, ebenfalls vom Kurfürsten begünstigte Bürgermeister Romanus beauftragte den aus Dresden kommenden Ratsmaurermeister mit dem Bau eines repräsentativen Stadtpalais, das dieser dann innerhalb von drei Jahren auf dem Grundstück der heutigen Katharinenstraße 23 errichtete.

Der Bau des Romanushauses leitete die Blütezeit des bürgerlichen Barock in Leipzig ein. Gregor Fuchs und die ihm folgenden Architekten und Baumeister Christian Döring, George Werner und Friedrich Seltendorff gestalteten im 18. Jahrhundert die Katharinenstraße zu einer weit über die Stadtgrenzen Leipzigs bekannten Prachtstraße. Die Leipziger Großkaufleute waren mit der Fertigstellung des Romanushauses vom künstlerischen und handwerklichen Potential ihres Ratsmaurermeisters begeistert und beauftragten ihn seitdem mit der Errichtung weiterer, repräsentativer Gebäude, zu denen das Königshaus (1705), das Fregehaus (1706) oder Aeckerleins Hof (1709) zählten.

Johann Gregor Fuchs gelang es mit seinen Leipziger Bauten einen eigenen und bis heute unverkennbaren Stil zu finden. Er verband die nüchterne Rationalität des um 1700 in Leipzig vorherrschenden holländisch-norddeutschen Barock mit dekorativen Ornamenten und prägte damit maßgeblich den Stil der bis 1750 erbauten Bürgerhäuser.

Kurz nach der Fertigstellung des Rohbaus des zweiten Hohmannschen Hauses in der Katharinenstraße 16[2] verstarb der verdienstvolle Architekt und Baumeister am 16. August 1715 in Leipzig. 1947 beschlossen die Leipziger Stadtväter, eine Straße im Leipziger Ortsteil Crottendorf ihm zu Ehren in „Gregor-Fuchs-Straße“ umzubenennen. Eine Büste von Johann Gregor Fuchs fungiert als Fensterschlussstein im Hof des Romanushauses und ist die einzig erhaltene Darstellung des Leipziger Architekten und Baumeisters.

Bauwerke (Auswahl) Bearbeiten

  • in Leipzig
  • Bau des Romanushauses, Katharinenstraße 23, (1701–1703)[3]
  • barocker Turmabschluss der Thomaskirche, (1702, im Zweiten Weltkrieg zerstört, danach wieder aufgebaut)
  • Umbau des Königshauses am Markt 17 zur barocken Residenz, (1705–1707)[4]
  • Umbau des Fregehauses, Katharinenstraße 11, (1706–1707, gemeinsam mit dem Zimmermeister Christian Schmidt)[5]
  • Erweiterung von Jöchers Haus Markt 2, (1707)
  • Neubau des Bürgerhauses Ritterstraße 6, (1708, gemeinsam mit Christian Schmidt, heute nicht mehr erhalten)[6]
  • Neubau des Bürgerhauses Katharinenstraße 3, (1709, gemeinsam Christian Schmidt)
  • Bau von Aeckerleins Hof, Markt 11; (1709–1714, gemeinsam Christian Schmidt, im Zweiten Weltkrieg zerstört)[7][8]
  • Erneuerung der Peterskirche; (1710, 1885 abgebrochen)
  • außerhalb von Leipzig
  • Bau der Dorfkirche Hof bei Stauchitz zwischen Oschatz und Riesa, (1692–1697)
  • Bau des Bürgerhauses Hauptstraße 22 in Dresden, (um 1696)
  • Bau des Bürgerhauses Töpfergasse 9 in Dresden, (um 1696, 1760 bei einem Brand zerstört)[9]
  • Bau des Bürgerhauses Kleine Meißner Gasse 6 in Dresden, (vor 1700)
  • Bau des Bürgerhauses Wilsdruffer Straße 19 in Dresden, (vor 1700)
  • Bau des Schlosses Wiederau bei Pegau, (um 1705)[10][11]
  • Bau des Schlosses Langenleuba-Niederhain im Altenburger Land, (um 1707)

Literatur Bearbeiten

  • Wolfgang Hocquél: Leipzig – Baumeister und Bauten – Von der Romanik bis zur Gegenwart, Tourist Verlag, Berlin/Leipzig, 1990, ISBN 3-350-00333-8
  • Wolfgang Hocquél (Herausgeber): Leipzig, VEB E.A. Seemann Verlag Leipzig, 1983
  • Nikolaus Pevsner: Leipziger Barock – Die Baukunst der Barockzeit in Leipzig, E.A. Seemann Verlag, Leipzig 1. Auflage 1990, Reprint der Ausgabe des Verlages von Wolfgang Jens, Dresden. 1. Auflage 1928, ISBN 3-363-00457-5
  • Marianne Mehling (Herausgeberin); Knaurs Kulturführer in Farbe Sachsen, Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1991, ISBN 3-426-26488-9
  • Kunstdenkmäler in der DDR – Ein Bildhandbuch Bezirke Dresden – Karl-Marx-Stadt – Leipzig, Erläuterungen und Bildauswahl von Albrecht Dohmann, Edition Leipzig, 2. verbesserte Auflage 1989, ISBN 3-361-00249-4

Weblinks Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Pevsner: Leipziger Barock 1990.
  2. Christian Döring baute das Haus Katharinenstraße 16 nach dem Tod Fuchses zu Ende. Die so genannten „Döringschen Häuser“ (Katharinenstraße 12, 14 und 16) wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.
  3. Bauherr war der Leipziger Bürgermeister Franz Conrad Romanus.
  4. Bauherr war der Kaufmann Andreas Dietrich Apel.
  5. Bauherr war der Kaufmann Gottfried Otto. Der Bankier Christian Gottlob Frege II. (1747–1816) erwarb das Haus erst 1782.
  6. Bauherr war der Verleger Thomas Fritsch.
  7. Bauherr war der Kaufmann Peter Hohmann.
  8. Christian Schmidt ist seit 1673 in Leipzig nachweisbar. Er arbeitete viele Jahre als Zimmermeister für Fuchs, ehe er sich 1710 wegen eines Bauschadens am Gebäude "Aeckerleins Hof" mit ihm überwarf. Der Streit zwischen Fuchs und Schmidt konnte erst, und nur nach dem Drängen Augusts des Starken, im Jahr 1713 beendet werden. Schmidt arbeitete danach mit Christian Döring, zum Beispiel am Bau des Gebäudes Katharinenstraße 14, zusammen und verstarb 1737.
  9. Fuchs kaufte den Vorgängerbau im April 1696, ließ in abreißen und errichtete dann auf dem Grundstück sein Wohnhaus, das er seiner Ehefrau Anna Catherina Fuchs († 1742) vererbte.
  10. Bauherr war David von Fletscher.
  11. Seit einigen Jahren besteht ein Streit, ob Johann Gregor Fuchs tatsächlich der Erbauer des Schlosses war oder David Schatz dieses nach Entwürfen von Leonhard Christoph Sturm erbaute. Siehe zu Fuchs: Webseite des Förderkreises Schloss Wiederau e.V. (Memento des Originals vom 12. April 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schlossverein-wiederau.de; Siehe zu Schatz und Sturm: Jörg Katerndahl, Die Wand- und Deckengemälde von Giovanni Francesco Marchini in den Schlössern Wiederau und Crossen, Hain Verlag, 1998