Jakobswalde (polnisch Kotlarnia) ist eine Ortschaft in Oberschlesien. Sie liegt in der Gemeinde Birawa im Powiat Kędzierzyńsko-Kozielski (Landkreis Kandrzin-Cosel) in der polnischen Woiwodschaft Oppeln.

Jakobswalde
Kotlarnia
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Jakobswalde Kotlarnia (Polen)
Jakobswalde
Kotlarnia (Polen)
Jakobswalde
Kotlarnia
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Oppeln
Powiat: Kędzierzyn-Koźle
Gmina: Birawa
Geographische Lage: 50° 17′ N, 18° 22′ OKoordinaten: 50° 17′ 0″ N, 18° 22′ 0″ O
Höhe: 200 m n.p.m.
Einwohner: 518 (1. Dez. 2021[1])
Postleitzahl: 47-246
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: OK
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Dw 408 Kędzierzyn-KoźleGliwice
Nächster int. Flughafen: Katowice



Geographie Bearbeiten

Geographische Lage Bearbeiten

Das Straßendorf Jakobswalde liegt rund 10 Kilometer östlich vom Gemeindesitz Birawa, 16 Kilometer südöstlich von der Kreisstadt Kędzierzyn-Koźle (Kandrzin-Cosel) und 54 Kilometer südöstlich von der Woiwodschaftshauptstadt Oppeln. Der Ort liegt in der Nizina Śląska (Schlesische Tiefebene) innerhalb der Kotlina Raciborska (Ratiborer Becken). Durch den Ort fließt die Birawka. Der Ort ist umgeben von weitläufigen Waldgebieten.

Durch den Ort führt die Woiwodschaftsstraße Droga wojewódzka 408.

Nachbarorte Bearbeiten

Nachbarorte von Jakobswalde sind im Westen Ortowitz (Ortowice), im Nordwesten Klein Althammer (Stara Kuźnia) und im Osten Goschütz (Goszyce).

Geschichte Bearbeiten

 
Jakobswalde im 19. Jahrhundert
 
Der Hüttenplatz mit Kirche um 1920/1930
 
Kirche St. Maximilian Maria Kolbe

Jakobswalde ist eine Gründung des Besitzers der Herrschaft Slawentzitz, Heinrich Jakob Reichsgraf von Flemming, der 1709 hier den nach ihm benannten Messinghammer errichten ließ. Für den Hammer sowie eine Messingfabrik, Drahtfabrik und eine Spiegelfabrik, die bald hinzukamen, warb Flemming, der aus Sachsen stammte, mit Steuerbefreiungen Arbeiter aus dem Erzgebirge und Brandenburg an. Durch ein Tauschgeschäft gelangte Jakobswalde, wie die gesamte Herrschaft Slawentzitz, 1714 in den Besitz des Grafen Adolf Magnus von Hoym.

Der Holzreichtum der Slawentzitzer Wälder, das Galmeierz aus den reichen Lagerstätten bei Scharley (Szarlej) nordöstlich von Beuthen sowie aus Ungarn importiertes Kupfer bildeten eine gute Grundlage für die Jakobswalder Messingfabrikation. Nachdem Schlesien 1742 preußisch geworden war, erweiterte sich das Messingwerk rapide. Innerhalb von 50 Jahren entstanden eine Löffelfabrik, eine Galmeimühle, vier neue Brennöfen für Messing, fünf Lattunhütten, eine Drahthütte und ein Zainhammer.

1776 wurden im Ort eine evangelische Kirche und eine evangelische Schule errichtet.[2] Der ab 1782 neue Besitzer der Herrschaft Friedrich Ludwig Fürst zu Hohenlohe-Ingelfingen richtete in Jakobswalde das Fürstliche Hüttenamt ein, das auch die Eisenherstellung in den Nachbarorten beaufsichtigte.

1815 wurde die evangelische Kirche im Ort errichtet. Nach der Neuorganisation der Provinz Schlesien gehörte die Landgemeinde Jakobswalde ab 1818 zum Landkreis Cosel im Regierungsbezirk Oppeln. Unter Johann Karl Korb – zwischen 1810 und 1820 Oberhüttendirektor in Jakobswalde – erlebte der Ort seine Glanzperiode. Neben der Errichtung neuer Walzwerke und Hütten gestaltete Korb das Ortsbild völlig neu. Ein zentraler Hüttenplatz entstand, an dem an der Stelle einer alten Schrotholzkirche der klassizistische Bau der 1815 errichteten evangelischen Kirche, die ein Nachbau der Kirche St. Marie de Batignolles in Paris war. Das ortsbildprägende Gotteshaus ist heute eine katholische Maximilian-Kolbe-Kirche. An dem großen rechteckigen Platz entstanden auch ein neues Pfarrhaus und eine evangelische Schule, die das Ensemble mit dem barocken Hüttenamtsgebäude und der Schmelzhütte vervollständigten. An den einmündenden Seitenstraßen entstanden Häuser für die Hüttenarbeiter. Durch die schwunghafte Entwicklung der Industrie um Beuthen wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Transport des Galmei von Beuthen nach Jakobswalde unrentabel. Im Jahre 1848 mussten deshalb fast alle Hütten ihre Produktion einstellen und die Arbeiter verließen den Ort. 1865 zählte die evangelische Schule im Ort 95 Schüler. Die katholische Schule im Ort zählte 238 Schüler.[2] 1874 wurde der Amtsbezirk Slawentzitz gegründet, welcher die Landgemeinden Alt Cosel, Birawa, Brzezetz, Goschütz, Jacobswalde, Kandrzin-Pogorzelletz, Klein Althammer, Lenartowitz, Libischau, Medar-Blechhammer, Miesce, Ortowitz, Sackenhoym, Slawentzitz und Slawentzitz Kolonie und die Gutsbezirke Alt Cosel, Birawa, Brzezetz, Goschütz, Jacobswalde, Kandrzin-Pogorzelletz, Klein Althammer, Lenartowitz, Libischau, Medar-Blechhammer, Miesce, Ortowitz und Slawentzitz umfasste.[3] 1885 zählte der Ort 204 Einwohner.[4]

Jakobswalde wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts so unbedeutend, dass 1908 auch das Pfarramt nach Slawentzitz verlegt wurde. Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 stimmten 95 Wahlberechtigte für einen Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland und 26 für eine Zugehörigkeit zu Polen.[5] Jakobswalde verblieb nach der Teilung Oberschlesiens beim Deutschen Reich. 1933 zählte Jakobswalde 256, 1939 wiederum 245 Einwohner. Bis 1945 befand sich der Ort im Landkreis Cosel.[6]

Nach 1945 erhielt der Ort den Namen Kotlarnia. Das 1945 ausgebrannte Pfarrhaus wurde wieder aufgebaut, jedoch in einer nicht zum Ensemble des Hüttenplatzes passenden Neugestaltung. 1950 kam der Ort zur Woiwodschaft Oppeln. Bis 1972 bildete Jakobswalde eine Großgemeinde (Gmina), mit der Gemeindereform wurde sie ab dem 1. Januar 1973 Teil der Gemeinde Birawa. 1999 kam der Ort zum neugegründeten Powiat Kędzierzyńsko-Kozielski. Im Jahre 1999 kam es in der Gemeinde zu einem Streit wegen der beabsichtigten Schließung der Schule in dem polnischsprachigen Ort. Der Ort Jakobswalde wird überwiegend von zugewanderten Bergarbeitern polnischer Nationalität bewohnt, während in den anderen Orten der Großgemeinde Birawa 80 % der Einwohner die deutsche Nationalität besitzen. Am 23. April 2007 wurde in der Gemeinde Birawa Deutsch als zweite Amtssprache eingeführt. Am 10. Januar 2011 erhielt der Ort zusätzlich den amtlichen deutschen Ortsnamen Goschütz.

Hauptarbeitgeber ist heute ein Sandgrubenbetrieb, die Kopalnia Piasku „Kotlarnia“ S.A.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

1820: 2.000 Einwohner
1861: 954
1885: 457 (auf 2,43 km², mit Gutsbezirk)
1925: 276
1939: 245 (auf 0,9 km²)
1971: 1.600 (auf 68 km², Gebiet der Gemeinde) 2005: 726[1] 2015: 584[1]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Seitenansicht der Kirche

St. Maximilian Kolbe Bearbeiten

Die römisch-katholische Kirche St. Maximilian Maria Kolbe (poln. Kościół św. Maksymiliana Marii Kolbego) wurde 1815 im klassizistischen Stil als protestantisches Gotteshaus errichtet. Bereits seit 1776 bestand im Ort eine hölzerne Kirche. Zwischen 1945 und 1970 stand die Kirche leer. Erst 1971 wurde der Kirchenbau an die katholische Gemeinde übergeben.[7] Ursprünglich bestanden westlich und östlich der Kirche zwei eingeschossige Gebäude mit Walmdach, welche das Pfarrhaus und die evangelische Schule beherbergten. Die Kirche steht seit 1964 unter Denkmalschutz.[8]

Weitere Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Ehemaliger evangelischer Friedhof mit erhaltenen deutschen Grabmälern
  • Wegekreuz

Wappen Bearbeiten

 
Wappen

Das Wappen von Jakobswalde zeigt eine Axt auf rotem Grund.

Vereine Bearbeiten

  • Freiwillige Feuerwehr OSP Kotlarnia
  • Fußballverein LZS Kotlarnia-Goszyce

Persönlichkeiten Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Jakobswalde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Gmina Bierawa – Raport o Stanie Gminy 2021 (poln.)
  2. a b Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Breslau 1865
  3. Territorial Amtsbezirk Slawentzitz/Ehrenforst
  4. AGOFF Kreis Cosel
  5. Ergebnisse der Volksabstimmung in Oberschlesien von 1921: Literatur, Tabelle in digitaler Form (Memento vom 15. Januar 2017 im Internet Archive)
  6. Michael Rademacher: Landkreis Cosel. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Geschichte und Beschreibung Kirche St. Maximilian Maria Kolbe (poln.)
  8. Denkmalregister Woiwodschaft Opole (poln.) S. 6