Ilir Gjoni

Albanischer Diplomat und ehemaliger Politiker

Ilir Gjoni (* 20. April 1962 in Tirana) ist ein albanischer ehemaliger Politiker und Diplomat.

Ilir Gjoni im Jahr 2022 in ZürichUnterschrift von Ilir Gjoni (Unterschrift)

Biographie Bearbeiten

Jugend, Ausbildung und Diplomatie Bearbeiten

Ilir Gjoni wurde als Sohn von Xhelil Gjoni geboren, einem Funktionär in der Partei der Arbeit Albaniens, der in der Propaganda sowie in der Lokalverwaltung in Kruja und Dibra tätig war und gegen Ende der Volksrepublik Albanien und dem Zusammenbruch des Kommunismus im Juli 1990 zum Mitglied des Politbüros der PPSh wurde. Ilir schloss sein Studium an der Universität Tirana im Fach Englisch 1985 ab. In den Jahren 1991/1992 studierte er an der Universität Malta (Mediterranean Academy of Diplomatic Studies) Diplomatie mit Master-Abschluss. Einen weiteren Master erlangte er 2002 bis 2004 an der Naval Postgraduate School in Monterey (Kalifornien) im Fach „National Security Affairs“.[1]

Von 1985 bis 1994 arbeitete Ilir Gjoni im Außenministerium Albaniens. Zudem war er für die Zeitung Koha Jonë tätig und von 1997 bis 1999 – mitunter während der Flüchtlingskrise des Kosovokriegs – im lokalen Büro in Albanien des UNHCR.[1]

Politik Bearbeiten

Im Oktober 1999 wurde er Kabinettschef in der neuen Regierung von Ilir Meta.[1] Ab 7. Juli 2000 war er Verteidigungsminister als Nachfolger von Luan Hajdaraga.[2] In dieser Funktion unterzeichnete er unter anderem ein Abkommen mit den USA, Deutschland und Norwegen, in dem sich Albanien verpflichtete, mit Unterstützung dieser Länder 130.000 Pistolen, Gewehre und andere kleinere Waffen zu zerstören, die nach dem Lotterieaufstand von 1997 eingesammelt worden waren.[3]

Am 8. November 2000 wurde Gjoni zum Innenminister Albaniens (Ministri i Rendit Publik, „Minister für öffentliche Ordnung“) ernannt als Nachfolger von Spartak Poçi im Rahmen einer größeren Regierungsumbildung.[4][5] Er behielt diese Funktion auch nach den Parlamentswahlen vom Sommer 2001, bei der Ilir Meta bestätigt wurde.[6] Aufgrund Spannungen mit Fatos Nano, Vorsitzendem der Sozialistischen Partei (PS), kam es im Januar 2002 zum Rücktritt von Meta und seiner Regierung.[7]

Bei den Wahlen 2001 war Ilir Gjoni auch in Peshkopia als Vertreter der Sozialistischen Partei ins albanische Parlament, den Kuvendi i Shqipërisë, gewählt worden. Dort war er in der Außenpolitischen Kommission tätig.[8][9] 2005 gelang die Wiederwahl nicht – die oppositionellen Demokraten (PD) unter Sali Berisha hatten die Mehrheit gewonnen. 2009 erlitten die Sozialisten eine erneute Niederlage, Gjoni wurde aber im Qark Tirana als Vertreter der PS gewählt.[10] Er gehörte zu dieser Zeit der Verteidigungskommission an (stellvertretender Vorsitzender)[11][12] und war einer von mehreren Abgeordneten, der ein Gerichtsverfahren gegen das von der PD kontrollierte Parlament führte.[13] 2011 wurde er Opfer von Schlägern – für die Attacke wurden politische Hintergründe vermutet.[14]

Bei den Wahlen 2013 wurde er von der Sozialistischen Partei – respektive ihrem Vorsitzenden Edi Rama – nicht mehr als Kandidat aufgestellt.[15]

Botschafter Bearbeiten

Von 2014 bis 2023 war Ilir Gjoni albanischer Botschafter für die Schweiz und Liechtenstein mit Sitz in Bern.[16]

Seit September 2023 ist er Botschafter Albaniens bei der NATO in Brüssel.[16]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Ambassador Ilir Gjoni. In: Permanent Delegation of the Republic of Albania to NATO. Permanent Delegation of the Republic of Albania to NATO, abgerufen am 24. März 2024 (englisch).
  2. July 2000. In: rulers.org. Abgerufen am 24. März 2024 (englisch).
  3. Paul Koscak: Political-Military Affairs. In: U.S. Department of State (Hrsg.): State Magazine. Nr. 441, Dezember 2000, S. 11 f. (state.gov [PDF; abgerufen am 24. März 2024]).
  4. November 2000. In: Rulers.org. Abgerufen am 24. März 2024 (englisch).
  5. RTV Klan: Ndryshime te reja ne qeverine Meta (8 Nëntor 2000) auf YouTube, 5. Oktober 2020, abgerufen am 24. März 2024 (TV-Beitrag vom 8. November 2000).
  6. Historiku i qeverive shqiptare. In: Kryeministria.al. Abgerufen am 24. März 2024 (albanisch).
  7. Neuer Höhepunkt in Albaniens Dauerkrise. In: DW Radio. Deutsche Welle, 30. Januar 2002, abgerufen am 24. März 2024.
  8. Elections to the Kuvendi i Republikës së Shqipërisë (Assembly of the Republic of Albania) of 24 June 2001. In: Psephos Adam Carr's Election Archive. 24. Juni 2001, abgerufen am 24. März 2024 (englisch).
  9. Kuvendi i Shqipërisë (Hrsg.): Republika e Shqipërisë. Kuvendi. Legjislatura XVI (2001–2005). Tirana 2005, S. 11 (albanisch).
  10. Elections to the Kuvendi i Republikës së Shqipërisë (Assembly of the Republic of Albania) of 28 June 2009. In: Psephos Adam Carr's Election Archive. 28. Juni 2009, abgerufen am 24. März 2024 (englisch).
  11. Fation Binjaku, Aristir Lumezi: Zbulohen dokumentet, Imami refuzoi Demin për kontrollin në Ministrinë e Mbrojtjes. In: Gazeta Panorama. 23. März 2024, abgerufen am 24. März 2024 (albanisch).
  12. Bledar Hoti: Gjoni: SHBA është në dijeni të situatës në Ministrinë e Mbrojtjes | Gazeta Shqip. In: Gazeta Shqip. 13. November 2012, abgerufen am 24. März 2024 (albanisch).
  13. Gjashtë deputetë të PS ende në gjyq me Kuvendin. In: Gazeta Panorama. 23. März 2024, abgerufen am 24. März 2024 (albanisch).
  14. Opposition: Ruci, MP Gjoni physically attacked. In: Top Channel. 21. Juni 2011, abgerufen am 24. März 2024 (englisch).
  15. Reagon Ilir Gjoni: Rama më përjashtoi për arsye personale. In: Sot. 8. Mai 2013, abgerufen am 24. März 2024 (albanisch).
  16. a b Ambassador Ilir Gjoni. In: Permanent Delegation of the Republic of Albania to NATO. Permanent Delegation of the Republic of Albania to NATO, abgerufen am 24. März 2024 (englisch).