IR-Klasse YD

IRS-Lokomotiv-Baureihe für Meterspurweite mit Achsfolge 1’D1’

Bei der Baureihe YD der Indian Railways und anderer früherer indischer Eisenbahngesellschaften handelt es sich um Schlepptenderlokomotiven mit der Achsfolge 1'D1' (Mikado) für die Meterspur, gebaut nach dem Indian Railway Standard (IRS).

IR-Klasse YD
Nr. 212 der Assam Bengal Railway
Nr. 212 der Assam Bengal Railway
Nr. 212 der Assam Bengal Railway
Nummerierung: Siehe Tabelle
Anzahl: Mind. 270
Hersteller: verschiedene:
Baujahr(e): 1927–1953
Bauart: 1’D1’ h2
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Länge über Puffer: 18.313 mm
Höhe: 3429 mm
Fester Radstand: 4089 mm
Gesamtradstand: 8458 mm
Radstand mit Tender: 15.367 mm
Leermasse: 52 t
Dienstmasse: 58 t
Dienstmasse mit Tender: 95,9 t
Reibungsmasse: 40,4 t
Radsatzfahrmasse: 10,2 t
Höchstgeschwindigkeit: 56 km/h
Anfahrzugkraft: 86,8 kN
Kuppelraddurchmesser: 1219 mm
Laufraddurchmesser: 762 mm
Steuerungsart: Heusinger
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 432 mm
Kolbenhub: 610 mm
Kesselüberdruck: 12,7 bar
Rostfläche: 2,42 m²
Überhitzerfläche: 36,6 m²
Verdampfungsheizfläche: 117,2 m²
Wasservorrat: 13,6 m³
Brennstoffvorrat: 4,5 t Kohle
Quellen:[1][2]

Geschichte

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Anfang 1927 baute Vulcan Foundry für die Assam Bengal Railway zehn Güterzuglokomotiven mit der Achsfolge 1’D1’. Diese hatten anfangs keine eigene Baureihenbezeichnung, wurden aber im Nachhinein als Baureihe YD/1 bezeichnet, da die ab Mitte 1927 in großer Stückzahl für viele indische Eisenbahngesellschaften gebauten Maschinen der Baureihe YD eine Weiterentwicklung der ersten zehn Maschinen waren. Die YD/1 waren etwas kleiner und hatten dreiachsige Tender, im Gegensatz dazu hatten die YD-Lokomotiven Tender mit zweiachsigen Drehgestellen.

Zwischen 1927 und 1953 entstanden mindestens 270 Exemplare bei acht verschiedenen Lokomotivfabriken in Deutschland, Großbritannien, Indien, Japan und der Tschechoslowakei.

Bei der Einführung eines neuen Nummernsystems bei den Indian Railways im März 1957 existierten noch 143 Exemplare innerhalb Indiens. Sie bekamen die Nummern 30154–30296. Die zehn Lokomotiven der Baureihe YD/1 die Nummern 30297–30306. 1975 waren noch insgesamt 133 Lokomotiven bei drei regionalen Gesellschaften im Einsatz. 71 davon bei der South Central Railway, 45 bei der Western Railway (inklusive der zehn YD/1) und 17 bei der Southern Railway. Bis in die 1990er Jahre hinein waren einige der Maschinen auf dem meterspurigen Netz Indiens im Einsatz.

Pakistan

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Im Zuge der Unabhängigkeit und Teilung Indiens und der damit verbundenen Entstehung mehrerer unabhängiger Staaten, kamen etliche Exemplare zusammen mit den neu aufgeteilten Eisenbahngesellschaften zu den Pakistan Railways. Diese ließen 1952 bei Nippon Sharyo in Japan 25 weitgehend identische ölgefeuerte Exemplare bauen, die auch vor Personenzügen eingesetzt wurden.[3][4] 1974 bei der Abspaltung von Ostpakistan als Bangladesch wurden erneut Maschinen zwischen den beiden Ländern transferiert. Auch in Pakistan waren viele bis zum Ende der Dampftraktion im Einsatz.

Burma, das heutige Myanmar, gehörte bis 1937 zu Britisch-Indien und die Burma Railways waren unter der Kontrolle der Indian Railways, sodass hier ebenfalls diese Baureihe weit verbreitet war. Nachdem Burma eine eigenständige Kronkolonie wurde und die Burma Railways unter Kontrolle der neuen Regierung kamen, wurden die Maschinen übernommen und 1949 sogar 20 weitere Exemplare bestellt. Hier hielt sich diese Baureihe am längsten. 2014 waren noch mehrere Exemplare im Einsatz.[5]

Der Kessel dieser Baureihe hatte den gleichen Durchmesser wie bei der Baureihe YC, war aber etwas kürzer und entsprechend die Feuerbüchse deutlich kleiner. In Verbindung mit der Achsanordnung konnte so die gleiche Radsatzfahrmasse von 10,2 t wie bei den 2’C1’-Maschinen der Baureihe YB erreicht werden. Ursprünglich waren auch Lokomotiven mit einer Radsatzfahrmasse von 12,2 t geplant. Diese mit YE bezeichnete Baureihe wurde aber nie gebaut.

Nicht nur die ersten zehn Maschinen, die als YD/1 bezeichnet wurden, wiesen Unterschiede auf, es gab teilweise auch andere Unterschiede in der Fertigung. Die 1933 und 1934 in Indien hergestellten Lokomotiven hatten Tellerventile. Die beiden für die Gondal State Railway gebauten Maschinen hatten ursprünglich keine Überhitzer, diese wurden erst 1951 nachgerüstet. Die in Japan für Pakistan gebauten Maschinen waren ölgefeuert.

Die Liste ist eventuell nicht vollständig. In der Fachliteratur gibt es teilweise widersprüchliche Angaben wie viele Maschinen genau gebaut bzw. ausgeliefert wurden und bei welcher Eisenbahngesellschaft sie anfangs zum Einsatz kamen.[Anmerkung 1]

Hersteller Baujahr Anzahl Werks-
nummern
Eisenbahngesellschaft Betriebsnummern
Vulcan Foundry 1927 10 4081–4090 Assam Bengal Railway 201–210 (YD/1)
Vulcan Foundry 1927 5 4164–4168 Assam Bengal Railway 211–215
Nasmyth, Wilson and Company 1927 2 1505–1506 Bombay, Baroda and Central India Railway 283, 324[6]
Nasmyth, Wilson and Company 1927 2 1507–1508 Madras and Southern Mahratta Railway 430–431[6]
Nasmyth, Wilson and Company 1927 7 1509–1515 Burma Railways 427–433[6][7]
Škoda 1928 17 494–510 Madras and Southern Mahratta Railway 448–449, 481, 600–613
Vulcan Foundry 1928 7 4226–4232 Burma Railways 434–440
Vulcan Foundry 1928 16 4233–4248 Madras and Southern Mahratta Railway 432–447
Vulcan Foundry 1928 1 4249 Mysore State Railway 131
Vulcan Foundry 1928 10 4250–4259 South Indian Railway YD 1–10
Vulcan Foundry 1929 4 4399–4402 Assam Bengal Railway n.n.
Vulcan Foundry 1929 10 4403–4412 Nizam’s Guaranteed State Railway 220–229
Nasmyth, Wilson and Company 1929 1 1562 Gondal State Railway 1
Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik 1929 18 3261–3278 Burma Railways 441–458
Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik 1929 5 3279–3283 Bombay, Baroda and Central India Railway 125, 181, 345, 915, 916
Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik 1929 4 3284–3287 South Indian Railway YD 11–14
Henschel & Sohn 1929 29 21544–72 Burma Railways n.n.[8][9]
AEG-Borsig 1930 1 4447 Gondal State Railway 2
AEG-Borsig 1931 4 4573–4576 Madras and Southern Mahratta Railway 482, 616–618
AEG-Borsig 1931 6 4577–4582 South Indian Railway YD 15–20
AEG-Borsig 1931 2 4583–4584 Madras and Southern Mahratta Railway 614–615
Eigene Werkstätten der BB&CI 1931 15 n.n. Bombay, Baroda and Central India Railway 142–156
Eigene Werkstätten der BB&CI 1932 2 n.n. Bombay, Baroda and Central India Railway n.n.
Eigene Werkstätten der BB&CI 1932 8 n.n. Mysore State Railway 134–141
Eigene Werkstätten der BB&CI 1933/34 15 n.n. Bombay, Baroda and Central India Railway 357–371
Vulcan Foundry 1948 5 5660–5664 Nizam’s Guaranteed State Railway 206–210
Vulcan Foundry 1949 10 5705–5714 Mysore State Railway 142–151
Vulcan Foundry 1949 20 5715–5734 Burma Railways 956–975
Vulcan Foundry 1949 9 5735–5743 Nizam’s Guaranteed State Railway 211–219
Nippon Sharyo 1952/53 25 n.n. Pakistan Railways n.n.[3][4]
  1. Anmerkung: Diese Liste basiert, soweit nicht anders vermerkt, auf der unter Literatur angegebenen Quelle und den Produktionslisten der AEG-Borsig, SLM und Vulcan Foundry.

Lokomotiven von Bagnall

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1942 wurden zwei von W. G. Bagnall für die brasilianische Companhia Ferroviária São Paulo-Paraná gebaute Lokomotiven, die den YD sehr ähnlich waren, vom britischen Kriegsministerium beschlagnahmt und 1943 nach Indien transportiert. Nach dem Krieg kam je eine zur Mysore State Railway und zur Jodhpur State Railway. Später wurden die Lokomotiven von den Indian Railways ebenfalls als Baureihe YD eingeordnet, obwohl sie deutliche Unterschiede aufwiesen. Abgesehen vom äußeren Erscheinungsbild hatten sie größere Feuerbüchsen und größere Zylinder. Beide waren 1975 noch bei der South Central Railway im Einsatz.[10]

Erhaltene Lokomotiven

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Etliche Exemplare sind erhalten geblieben und stehen heute in verschiedenen Eisenbahnmuseen in Indien[11], Bangladesh[12], Myanmar[13] und Pakistan[14].

Literatur

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  • Hugh Hughes: Steam Locomotives in India, Part 2 – Metre Gauge. Hrsg.: The Continental Railway Circle. 1977, ISBN 0-9503469-3-4 (englisch).
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Commons: Lokomotiven der Baureihe YD – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Henschel & Sohn AG, Kassel (Hrsg.): Henschel-Lokomotiv-Taschenbuch. 1935, S. 193–194 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Standard Locomotives for the Indian State Railways - Broad and Metre Gauge. In: The Locomotive Magazine Carriage and Wagon Review. Locomotive Publishing Company, London 15. Dezember 1928, S. 377 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b Government of East Pakistan (Hrsg.): 1955 Pakistan 1956. Karachi, Pakistan 1956, S. 186 (englisch).
  4. a b Pakistan Railways. In: The Pakistan Review. Band 5. Ferozsons Limited, Lahore, Pakistan 1957, S. 36 (englisch).
  5. Myanmar (Burma). In: internationalsteam.co.uk. Abgerufen am 12. Januar 2024.
  6. a b c Pacific Type Express Locomotive, Indian State Rys. In: The Locomotive Magazine Carriage and Wagon Review. Locomotive Publishing Company, London, 15. Dezember 1927, S. 377 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Dieter Hettler: Burma Railways, Dampflokomotiven 1. und 2. Generation. In: Förderverein Fern-Express e.V. (Hrsg.): Fern-Express. Januar 2012, S. 31.
  8. Indian State Rys. In: The Locomotive Magazine Carriage and Wagon Review. Locomotive Publishing Company, London, 15. Juli 1929, S. 224 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Henschel & Sohn (Hrsg.): Henschel-Lokomotiven. 1931, S. 126 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Hugh Hughes: Indian Locomotives, Part 4 1941–1990. Hrsg.: The Continental Railway Circle. 1996, ISBN 0-9521655-1-1, S. 53 (englisch).
  11. Steam locomotives in India. In: steamlocomotive.info. Abgerufen am 12. Januar 2024 (englisch).
  12. Steam locomotives in Bangladesh. In: steamlocomotive.info. Abgerufen am 12. Januar 2024 (englisch).
  13. Steam locomotives in Myanmar. In: steamlocomotive.info. Abgerufen am 12. Januar 2024 (englisch).
  14. Steam locomotives in Pakistan. In: steamlocomotive.info. Abgerufen am 12. Januar 2024 (englisch).