Horst Habs

deutscher Mediziner und Hochschullehrer

Horst Habs (* 11. September 1902 in Magdeburg; † 6. April 1987 in Bonn) war ein deutscher Hygieniker, Mikrobiologe, Tropenmediziner und Hochschullehrer.

Horst Habs

Leben Bearbeiten

Habs war ein Sohn des Direktors des Krankenhauses Altstadt und der chirurgischen Klinik in Magdeburg Rudolf Habs. Sein Großvater war der Bildhauer Hermann Habs.

Habs besuchte ab 1908 die Vorbereitungsschule in Magdeburg und ab 1911 das dortige König-Wilhelm-Gymnasium, an dem er 1920 die Reifeprüfung ablegte. Er begann an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Medizin zu studieren und wurde 1921 Mitglied des Corps Rhenania Heidelberg.[1] Als Inaktiver wechselte er an die Preußische Universität zu Greifswald, die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und die Julius-Maximilians-Universität Würzburg. 1925 bestand er das medizinische Staatsexamen. Nach der Promotion zum Dr. med. wurde er 1926 Assistent an der Medizinischen Klinik in Kiel. 1928 ging er an das Hygiene-Institut in Heidelberg, wo er sich 1931 habilitierte. Habs wurde Privatdozent für Hygiene und Bakteriologie, 1936 außerplanmäßiger Professor in Heidelberg und 1940 außerordentlicher Professor in Berlin.

Habs, der bei der Machtergreifung der Reiter-SS beigetreten war, gehörte auch dem NS-Ärztebund und dem NS-Dozentenbund an. Am 26. Mai 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 4.271.248).[2] Er war ab 1940 Mitglied der Schutzstaffel und wurde 1941 SS-Untersturmführer.[3]

Während des Zweiten Weltkriegs leistete Habs Dienst als Sanitätsoffizier, zuletzt als Oberfeldarzt der Reserve. Er wurde unter anderem als beratender Hygieniker auf dem Balkan und in Griechenland eingesetzt. 1943 half er durch Anfertigung von Karten über die Verbreitung der Malariamücken in Griechenland die dortige Malariafreiheit zu erreichen.

Im Oktober 1943 war er zunächst Lehrstuhlvertreter und ab 1944 Professor an der Universität Hamburg. Bei dem Bevollmächtigten für das Gesundheitswesen Karl Brandt war er 1944 Angehöriger des wissenschaftlichen Beirates.[3]

1945–1947 war Habs interniert. Er ließ sich zunächst als praktischer Arzt in Norddeutschland nieder. 1949 kam er als wissenschaftlicher Angestellter an das Medizinal-Untersuchungsamt in Lüneburg. Ungeachtet seiner NS-Verstrickungen kehrte er 1950 als Ordinarius und Leiter des Hygiene-Instituts nach Heidelberg zurück. Ab 1958 war er ordentlicher Professor für Hygiene und Direktor des Hygiene-Instituts[4] an der Universität Bonn.[5] 1961/62 war er Dekan der Medizinischen Fakultät. 1970 wurde er emeritiert. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten befasste er sich besonders mit Wasserhygiene, Schutzimpfungen, Salmonellen, der Verbreitung der Malariamücke, sowie dem Bang- und Maltafieber.

Habs war Berater beim Wiederaufbau des Sanitätswesens der Bundeswehr. 1967 übernahm er die Patenschaft über das Institut National d´Hygiène in Lomé und arbeitete entscheidend am Aufbau des Instituts mit. Gemeinsam mit seiner Frau organisierte er die Schutzimpfung gegen Kinderlähmung in Togo. Er war Mitglied des Bundesgesundheitsrates und Mitglied des Wehrmedizinischen Beirats. 1971 wurde er 1. Vorsitzender der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft.

Seit 1951 war Habs ordentliches und seit 1959 korrespondierendes Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.[6] Im Jahr 1953 hielt Horst Habs die Eröffnungsrede bei der Eröffnung der Schwesternschule der Universität Heidelberg, in der er auf die Tradition der akademisierten Pflege in Heidelberg seit Franz Anton Mai verwies.[7][8] 1958 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle,[9] 1969 Ehrenmitglied der Robert-Koch-Stiftung, 1971 Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin, 1972 Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, 1974 Ehrenmitglied der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft, 1975 Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie.

Auszeichnungen Bearbeiten

  • Paracelsus-Medaille der Deutschen Ärzteschaft (1973)
  • Hygieia-Medaille der Rudolf-Schülke-Stiftung (1978)
  • Ernst Rodenwaldt-Medaille (1982)
  • Officier de l´Ordre du Mono (Togo)

Werke Bearbeiten

  • Über die Beziehungen zwischen histologischem Bau und Prognose des Magenkarzinoms (Diss., Kiel 1925)
  • Bakteriologisches Taschenbuch (ab 30. Aufl., 1940, als Bearbeiter)
  • Die Aufnahme eines gelösten Stoffes durch Bakterien. In: Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten, Band 113, S. 233–272, Band 114, S. 1–10 und 358–370 (Habilitationsschrift)
  • Die sogenannte Pest des Thukydides. Versuch einer epidmiologischen Analyse, vorgetragen in der Sitzung vom 14. November 1981, Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Springer, Heidelberg/ Berlin u. a. 1982, ISBN 978-0-387-11941-0.

Literatur Bearbeiten

  • Verzeichnis der am 1. November 1937 lebenden Heidelberger Rhenanen. o. O. [1937], S. 116f.
  • General-Anzeiger Bonn, 22. Juni 1976, 16. September 1977, 11. September 1982, 11. April 1987 (Nachruf)
  • Bonner Rundschau 10. September 1977 und 11. September 1982
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
  • Walter Bruchhausen: Hygiene und Öffentliche Gesundheit in Bonn vom 18. bis 20. Jahrhundert. In: Walter Bruchhausen, Thomas Kistemann (Hrsg.): 125 Jahre Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn. Bonn 2019, ISBN 978-3-00-062603-6, S. 45 f.
  • Sabine Braunschweig: Zusammenarbeit mit der Schwesternschule. In: Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Hrsg.): Das Wichtige Brückenfach. 60 Jahre Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (1961–2021), Medizinische Fakultät Heidelberg 2021, S. 10 f.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Kösener Corpslisten 1960, 65/637.
  2. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/12810322
  3. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 215
  4. Hygiene und Öffentliche Gesundheit/Public Health. Abgerufen am 16. Januar 2022.
  5. Walter Bruchhausen: Hygiene und Öffentliche Gesundheit in Bonn vom 18. bis 20. Jahrhundert. In: Walter Bruchhausen, Thomas Kistemann (Hrsg.): 125 Jahre Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn. Bonn 2019, ISBN 978-3-00-062603-6, S. 45–46.
  6. Mitglieder der HAdW seit ihrer Gründung im Jahr 1909. Horst Habs. Heidelberger Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 1. Juli 2016.
  7. Christine R. Auer: Antje Grauhan und Wolfgang Rapp (Abtl. Paul Christian): Die Erweiterung der bipersonalen hin zu einer tripersonalen Situation "Arzt-Patient-Pflege" stellte uns vor neuartige Herausforderungen, für Sabine Bartholomeyczik zum Bundesverdienstkreuz 2015, Eigenverlag Heidelberg, Eröffnungsrede Horst Habs S. 110–112, ISBN 978-3-00-050734-2
  8. Sabine Braunschweig: Zusammenarbeit mit der Schwesternschule. In: Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Hrsg.): Das Wichtige Brückenfach. 60 Jahre Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (1961–2021), Medizinische Fakultät Heidelberg 2021, S. 10 f.
  9. Mitgliedseintrag von Habs/ Horst Habs bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 16. März 2017.