Hermann Gottschalk

deutscher Pädagoge, Lübeckischer Schulreformer

Heinrich Hermann Gottschalk (* 13. Januar 1855 in Dreylingen, mit „i“ anstatt „y“ geschrieben seit 1972 ein Ortsteil von Eimke; † 25. Dezember 1930 in Lübeck) war ein deutscher Mittelschuldirektor und Schulbuchautor.

Hermann Gottschalk

Laufbahn

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An der Christiansschule[1] im hannoverschen Missionsort Hermannsburg ausgebildet, bezog Gottschalk 1872 das unter der Leitung Johann Heinrich Schürens stehende renommierte Seminar in Osnabrück.

Aufgrund Gottschalks sprachlichen und musikalischen Kenntnisse wurde ihm schon 1875, im Alter von 20 Jahren, die Verwaltung der evangelischen Schule in der Diasporagemeinde Iburg und das Organistenamt an der dortigen Schlosskirche übertragen.

Auf Veranlassung des lübeckischen Schulrates, Georg Hermann Schröder, wurde Gottschalk zu Ostern 1882 in die Hansestadt berufen und bezog eine Wohnung in der Bismarckstraße 8 der Vorstadt St. Jürgen. Unter dem von ihm hochverehrten Schulleiter Otto Bussenius,[2] ihn nannte er selbst auf seiner Abschiedsrede im Jahr 1924, sammelte er an dessen Progymnasium Erfahrungen auf dem Gebiet des Volksschul- und des Höheren Schulwesens.

Michaelis 1885 trat Gottschalk in den Lübecker Schuldienst an der I. Knaben-Mittelschule (heute: Emanuel-Geibel-Schule) ein. Das Oberschulkollegium erwählte ihn zum dortigen ersten Lehrer.[3] Als neue Wohnung wurde der Lange Lohberg 35 bezogen.

An die Stelle des in den Ruhestand tretenden J. P. F. Burmeister erwählte die Oberschulbehörde Lübecks Gottschalk, er war zu Ostern des Jahres zum Leiter, ab Michaelis 1889 zum Hauptlehrer an der Schule ernannt worden.[4] Im gleichen Jahr hatte er seinen Wohnsitz in die Fleischhauerstraße 73, unweit des Progymnasiums und dem Wohnsitz Bussenius’, verlegt.

Gottschalks Aufgabe war es, die Mittelschule in der Hansestadt auf- und auszubauen. Hierin wetteiferte er mit Erhard Boedeker, Rektor der 2. Knaben-Mittelschule (heute: Julius-Leber-Schule), um die goldene Palme. Die bei seiner Übernahme schon über 600 Jahren bestehende Anstalt gestaltete er, ein Meister der Organisation, nach Kräften um. Selber ein Preuße rief er zu seinen Mitarbeitern aus Preußen Schulmänner, die die „Allgemeinen Bestimmungen von 1872“ verinnerlicht hatten, herbei. Gottschalk wurde zu einem Protagonisten der Verpreußung des Lübecker Schulwesens. Die Mittelschule erkannte er als eine Schulgattung, deren Ziel es war, Jungen heranzubilden, die später im Handel und Gewerbe, sowie Industrie und mittleren Beamtentum sein sollten. Rege beteiligte er sich an den öffentlichen Besprechungen der Schuleinrichtungen des Freistaates. Als äußere Qrganisationsform bezeichnete er die selbständige und für sich abgeschlossene Schule. Die Schule blühte auf und die Schülerzahl stieg bis zur Errichtung der zwangsweisen Grundschule von anfänglich 360 auf etwa 1000. Sowohl Fleiß als auch Ordnung gaben der Schule ihr Gepräge.

Am 14. April 1893 wurde die Reihenfolge der Wahlbezirke für die in jenem Jahr stattfindenden Bürgerschaftswahlen bestimmt. Danach wurden deren Wahlvorstände durch Wahlen gebildet. Zum Beisitzer im IV. Wahlbezirk (Johannis Quartier und Vorstadt St. Jürgen) wurde Gottschalk erwählt.[5]

Nachdem Gottschalk 1898 in die Wakenitzstraße 7b zog, verzog er, als sich zehn Jahre später die Gelegenheit bot, in das Haus neben seiner Schule in der Glockengießerstraße 37. Hier blieb er, bis er verstarb.

Während Gottschalks letzten Amtsjahren nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte auf Grundlage der Reichsverfassung der Abbau der Vorschule. In Lübeck wurde die Vorschule als selbständige Schulgattung aufgehoben und zur vereinigten Mittel- und Volksschule umgestaltet. In Folge des „Lehrer-Abbau-Gesetzes“ wurde er zu Ostern 1924 zwangspensioniert.

Gottschalk war in verschiedener Weise kirchlich engagiert. Seit 1898 gehörte er dem Kirchenvorstand von St. Marien an[7] und führte bis 1924 dort das Amt eines Armenpflegers. Er war Vorstandsmitglied des Hauptvereins der deutschen Lutherstiftung in Lübeck und Delegierter beim 10. Evangelisch-Sozialen Kongress, der 1899 in Kiel stattfand.[8]

Auch zu dem der mit der Bearbeitung von Schulbüchern auf dem Gebiet des Religions- und Gesangsunterrichts beschäftigten Lehrerkreis zu Gunsten der Lehrerwitwenkasse gehörte er. Er bildete Lehrer in deren Seminaren aus und war zeitweilig Ausbilder an der Präparandenanstalt. Von 1890 bis 1903 zählte er zur Vorsteherschaft des Lübeckischen Lehrer-Seminars. 20 Jahre war er Prüfer der Prüfungskommission für die II. Lehrerprüfung.

In Verbindung mit dem Marburger Seminardirektor Johannes Meyer verfasste Gottschalk eine Reihe weit verbreiteter Religionsbücher für Volks- und Mittelschulen nach den damals neuen Grundsätzen, sowie Elementarübungen für den Gesangunterricht. Seine Artikel in Fachzeitschriften und Tageszeitungen zu Gunsten der Mittelschule sorgten mit für, der Anerkennung dieser damals neuen Schulform den Weg zu ebnen.

Mehrere Jugendvereine unterstützte Gottschalk mit seinen musikalischen Darbietungen. In allen wurde er mit der Zeit zu deren Ehrenmitglied ernannt. Musik wurde von ihm nicht jedoch nicht nur ausübend, sondern auch schaffend betrieben. So stammte die seinerzeit von jedem Lübecker gekannte Heimatweise „Rausche, Woge“, sowie das weitverbreitete zeitgemäße Lied „Rheintreue“ aus seiner Feder. Seine komponierten Weisen wurden in den Vaterstädtischen Blättern abgedruckt oder erschienen in Sonderdrucken. So erschien 1913 zur 100-Jahrfeies Endes der Lübecker Franzosenzeit das von ihm komponierte „Lübecker Lied“.[9] Auch während des Krieges erschien, wie die Kaiserhymne „Zieh‘ hin, mein Kaiser!“ (Op. 12), manche „bewegte vaterländische Weise“, geprägt von religiös überhöhtem Nationalismus.

Gottschalk hatte Marie Sophie Charlotte, eine geborene Grote, geheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor. Seine Frau verstarb knapp ein halbes Jahr vor ihm am 27. Juni 1930.

Als Gottschalk nach längerem Leiden verstarb, hatte er bereits drei Enkel.

Auszeichnungen

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Ehrendenkmünze des Senates

Was in einem monarchischen Staate der Orden war, ist in einem Staatswesen wie dem Lübeckischen, das auf Selbstverwaltung beruhte, eine schlichte Gedenkmünze gewesen. Solcher Denkmünzen werden in Lübeck drei verliehen. Mit der ersten zeichnete der Senat, mit der Zweiten die Handelskammer und der Dritten die Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit aus.

Zu Gottschalks Ausscheiden aus dem Schuldienst wurden seine Verdienste um das Mittelschulwesen in Lübeck entsprechend gewürdigt. Der Senat verlieh ihm die Ehrengedenkmünze Bene Merenti in Silber.

Die Oberschulbehörde und der Mittelschulverein brachten zu jenem Anlass ihren Dank und ihre Anerkennung in einem Dankesschreiben zum Ausdruck.[10]

  • Evangelisches Religionsbuch: enthaltend Biblische Geschichte, Einführung in das Bibellesen, Bibelkunde und Kirchengeschichte nebst Anhang. Hannover-List: Carl Meyer
das Werk gab es in verschiedenen Ausgaben und Formaten: die Ausgabe F: In vereinfachter Bearbeitung bzw. später Für Volksschulen erlebte bis 1929 14 Auflagen; die Hauptausgabe für Mittelschulen und verwandte Anstalten erschien 1928 in 7. Auflage
  • Biblische Geschichten nebst zugehörigen Ergänzungsstoffen f. Sexta u. Quinta aller Anstalten, 1907
  • Evangelisches Religionsbuch für die Volksschulen der Provinz Schleswig-Holstein Verlag Carl Meyer, 1916
  • Evangelisches Religionsbuch für die Mittelschulen der Provinz Brandenburg: ..., Band 1 Verlag Carl Meyer, 1919

Literatur

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  • Mittelschulrektor Hermann Gottschalk †. von Karl Möller, Rektor der St. Lorenz-Knaben-Mittelschule in: Lübeckische Blätter, 73. Jahrgang, Nr. 2, Ausgabe vom 11. Januar 1931, S. 19–20.
  • Mittelschulrektor i. R. Hermann Gottschalk †. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1930/31, Nr. 7, Ausgabe vom 3. Januar 1931, S. 25.
  • Mittelschulrektor Hermann Gottschalk. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1924/25, Nr. 9, Ausgabe vom 25. Januar 1925, S. 33.
  • Rektor Hermann Gottschalk. In: Von Lübecks Türmen, 37. Jahrgang, Nr. 13, Ausgabe vom 10. Mai 1924, S. 52.
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Commons: Hermann Gottschalk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. ehem. Christiansschule
  2. Otto Bussenius verstarb am 6. April 1924 im Alter von 76 Jahren in Lübeck.
  3. Local- und vermischte Notizen. In: Lübeckische Blätter, 27. Jahrgang, Nr. 34, Ausgabe vom 29. April 1885, S. 200.
  4. Local- und vermischte Notizen. In: Lübeckische Blätter, 31. Jahrgang, Nr. 72, Ausgabe vom 8. September 1889, S. 404.
  5. Bürgerausschuß. In: Lübeckische Blätter, 35. Jahrgang, Nr. 32, Ausgabe vom 14. April 1893, S. 186–187.
  6. 1913 änderte sich in der Wakenitzstraße die Nummerierung der dortigen Häuser. Die bisherigen Buchstaben hinter den Nummern verschwanden und die „7b“ in die „15“ gewandelt.
  7. Lokale Notizen. In: Lübeckische Blätter, 40. Jahrgang, Nr. 4, Ausgabe vom 23. Januar 1898, S. 31.
  8. Die Verhandlungen des Zehnten Evangelisch-sozialen Kongresses. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1899, S. 134
  9. Ein Lied auf die Hansestadt
  10. Mittelschulrektor Hermann Gottschalk. In: Lübeckische Blätter, 66. Jahrgang, Nr. 28, Ausgabe vom 30. April 1924, S. 357.