Herbert W. Liaunig

österreichischer Unternehmer und Kunstmäzen

Herbert Walter Liaunig (* 11. Juli 1945 in Radenthein, Kärnten; † 29. September 2023[1]) war ein österreichischer Unternehmer und Kunstsammler.

Herbert Liaunig (2015)

Er schloss das Studium der Wirtschaftswissenschaften mit dem akademischen Grad Diplomkaufmann (Dkfm.) ab.

Tätigkeit als Unternehmer Bearbeiten

Nach 18 Jahren in der Turnauer-Gruppe gründete er 1989 die Auricon Beteiligungs AG mit Sitz in Wien, die in der Folge einige Industriebeteiligungen erwarb.[2] An der Gründung der Management Trust Holding (MTH) war er hingegen anders als kolportiert nicht beteiligt.[3][4] Im Jahr 2001 wurde die Auricon aufgelöst, die Aktionäre wurden direkt an den Industrietöchtern Jenbacher AG und Austria Email AG beteiligt.[5] Zu seinen Unternehmen zählte auch die 1989 gegründete Mericon Holding[6] welche mehrheitlich an der Österreichische Schiffswerften AG beteiligt war und 1995 eine Mehrheitsbeteiligungen an der Waagner-Biro erwarb. Im gleichen Jahr ging die Mericon in der Auricon auf.[7]

Liaunig hat sich vor allem als Sanierer zahlreicher Unternehmen einen Namen gemacht (teils als Manager, teils als Eigentümer), darunter der Spanplattenhersteller Funder, Jenbacher, die Österreichische Schiffswerften AG, die Binder+Co AG und die Austria Email AG.[8][9] Vorwürfe des grünen Sozialsprechers Karl Öllinger und des Wiener Bürgermeisters Michael Häupl, er habe mit der Stadt Wien getroffene Beschäftigungsgarantien nicht eingehalten, wurden vor Gericht ausgetragen. Öllinger wurde verurteilt, Häupl gab eine entsprechende Ehrenerklärung ab. Ein bei deutschen Historikern in Auftrag gegebenes Buch über die Geschichte der Auricon und der Mericon zeigt anhand der wichtigsten Unternehmenskennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Anzahl der Mitarbeiter die erfolgreiche Unternehmensentwicklung der sanierten Unternehmen.[10][11][12]

Die zu 100 Prozent im Eigentum der Herbert Liaunig Privatstiftung befindliche Liaunig Industrieholding AG ist über die Wild Holding GmbH mit 75 Prozent an dem in Völkermarkt ansässigen Hersteller von mechatronischen Produkten Wild GmbH sowie mit 36 Prozent an der Waagner-Biro AG und mit 28 Prozent an der Binder+Co AG beteiligt.[13][14][15][12] Die Liaunig Industrieholding stand bis Ende Februar 2013 unter Führung von Herbert Liaunig, zu diesem Termin übergab der 67-Jährige an seinen älteren Sohn Mag. Alexander Liaunig (43, also * 1969, eventuell 1970), der bis dahin in der Mediengruppe rund um die Tageszeitung „Der Standard“ für die Finanzen zuständig war.[16][17][18]

Die ebenfalls zu 100 Prozent im Eigentum der Herbert Liaunig Privatstiftung befindliche HL Museumsverwaltung GmbH mit Sitz in Neuhaus wurde vom zweiten, um ein Jahr jüngeren Sohn (* 1970/1971), dem Architekten Peter Liaunig, übernommen.[19][20][21][22][23][24]

Im Wirtschaftsmagazin trend wird Liaunig im Jahr 2015 unter den reichsten Österreichern auf Platz 75 gelistet (2014: Platz 70, 2013: Platz 67).[25]

Liaunig starb am 29. September 2023.[26][1]

Kunstsammlung Bearbeiten

 
Schloss Neuhaus
 
Museum Liaunig in Neuhaus, Kärnten

1988 kaufte er in Südkärnten Schloss Neuhaus nahe Lavamünd als Wohnsitz und für seine Kunstsammlung. In den Folgejahren wurde es nach den Plänen des Architekten Günther Domenig renoviert und umgebaut.[27][28] Das Schloss fungiert auch als regionales Kulturzentrum.

Liaunigs Sammlung umfasst neben modernen Kunstwerken auch afrikanische Goldkunst, Bücher, Atlanten, Silber und Gläser.[8] 2008 eröffnete Liaunig in Neuhaus das Privatmuseum Museum Liaunig. Aufgrund der auf mehr als 5000 Werke angewachsenen Sammlung wurde seit Frühjahr 2014 das Museum nach Plänen des Wiener Architekten-Team querkraft um ca. 2.500 m² auf insgesamt 7.500 m² erweitert und im April 2015 wieder eröffnet.[29][30][31][32]

Das Museum Liaunig wurde bereits vier Jahre nach Fertigstellung im Dezember 2012 seitens des Bundesdenkmalamtes unter Denkmalschutz gestellt.[33]

Ehrungen Bearbeiten

2003 wurden Herbert Liaunig und seine Ehefrau Eva Liaunig (geborene Roth[34]) mit dem Einspieler-Preis, benannt nach dem Kärntner Priester, Politiker und Publizisten Andrej Einspieler, gestiftet vom Christlichen Kulturverband und vom Rat der Kärntner Slowenen, ausgezeichnet. Laudatorin Rosina Katz-Logar würdigte das Ehepaar unter anderem dafür, ihr Schloss auch für die slowenische Kultur geöffnet und für eine offene Geisteshaltung in Volksgruppenfragen mutig Stellung bezogen zu haben.[35] Weitere Auszeichnungen umfassen z. B. die Verleihung des Titels Kommerzialrat (1986), des Großen goldenen Ehrenzeichens des Landes Kärnten (1994) und des Großen goldenen Ehrenzeichens des Landes Steiermark (1999). Daneben erhielt Herbert Liaunig mehrere Ehrenbürgerschaften sowie Wirtschafts- und Architekturpreise. 2023 wurde er im Rahmen der Wahl der Köpfe des Jahres der Regionen Lavanttal und Völkermarkt der Kleinen Zeitung mit dem Sonderpreis für das Lebenswerk ausgezeichnet.[36]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Kunstsammler Herbert W. Liaunig verstorben. In: ORF.at. 1. Oktober 2023, abgerufen am 1. Oktober 2023.
  2. AEIOU – Auricon Beteiligungs AG. Abgerufen am 3. März 2014.
  3. Josef Taus: Vom Schwimmlehrer zum Topmanager. diepresse.com, 7. Februar 2018, abgerufen am 6. Juni 2019.
  4. Von der hohen Politik in die Wirtschaft: Was kommt danach: Die beruflichen Wege ehemaliger Spitzenpolitiker.. tagblatt-wienerzeitung.at, 3. Juni 2019, abgerufen am 6. Juni 2019.
  5. Außerordentliche Hauptversammlung der Auricon Beteiligungs-AG – Abwicklung durch Sachauskehr: Auricon-Aktionäre direkt an Jenbacher und Austria Email beteiligt. APA-OTS, 15. Februar 2000, abgerufen am 3. März 2014.
  6. MERICON HOLDING Aktiengesellschaft'@1@2Vorlage:Toter Link/www.monetas.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. Abgerufen am 3. März 2014.
  7. Wie Liaunig an Waagner-Biró gekommen ist (Memento vom 27. September 2015 im Internet Archive). wirtschaftsblatt.at, 20. März 1999, abgerufen am 3. März 2014.
  8. a b Kleine Zeitung: Ich war immer nur der Pfuiteufel, Interview von Erwin Hinterfelder mit Herbert Liaunig. Print, Kärntenausgabe, 15. August 2010, S. 6 f.
  9. Liaunig: Sanierer in eigener Sache (Memento vom 3. März 2014 im Internet Archive). wirtschaftsblatt.at, 29. Januar 1998, abgerufen am 3. März 2014.
  10. Format/Trend – Herbert Liaunig – Der umstrittene Sanierer (Memento des Originals vom 20. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.trend.at. Artikel vom 31. Januar 2013, abgerufen am 20. Jänner 2016.
  11. Die Geschichte der Auricon Beteiligungs AG (1989 bis 2002) (Memento des Originals vom 3. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.geschichtsbuero.de. Abgerufen am 3. März 2014.
  12. a b trend Februar 2013, S. 34–37 – Ihr härtester Job – Paradesanierer Herbert Liaunig übergibt die Führung seines Industriekonzerns an Sohn Alexander (Memento des Originals vom 3. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.geschichtsbuero.de. Artikel vom Februar 2013, abgerufen am 3. März 2013.
  13. Wild Holding GmbH. firmenabc.at, abgerufen am 20. Jänner 2016.
  14. Liaunig Industrieholding AG – Beteiligungen. Abgerufen am 3. März 2014.
  15. firmenabc.at – GENERA Holding GmbH (Memento vom 3. März 2014 im Internet Archive)
  16. Liaunig Industrieholding AG – Unternehmen. Abgerufen am 3. März 2014.
  17. „trend“: Herbert Liaunig zieht sich zurück – Sohn Alexander übernimmt die Führung der Industrieholding. APA-Meldung vom 27. Januar 2013, abgerufen am 3. März 2014.
  18. „trend“: Liaunig steigt bei Privatbank Semper Constantia ein. APA-Meldung vom 28. Mai 2012, abgerufen am 3. März 2014.
  19. orf.at – Museum Liaunig startet in die Saison. Artikel vom 26. April 2013, abgerufen am 3. März 2014.
  20. Kleine Zeitung – Liaunig übergibt das Zepter. Artikel vom 15. April 2013.
  21. "Format/Trend – Es ist nicht gut, wenn zwei Generationen in einem Büro sind" (Memento des Originals vom 20. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.trend.at. Artikel vom 31. Jänner 2013, abgerufen am 20. Jänner 2016.
  22. firmenabc.at – HL Museumsverwaltung GmbH. Abgerufen am 3. März 2014.
  23. HL Museumsverwaltung GmbH (FN 238104d). Abgerufen am 4. Oktober 2023.
  24. diepresse.com: Peter Liaunig: „Wir arbeiten wie die Wilden“. Artikel vom 5. Juli 2018, abgerufen am 5. Juli 2018.
  25. trend-Ranking: Die 100 reichsten Österreicher. Abgerufen am 26. September 2015.
  26. Thomas Cik: Trauer um Sammler und „Normalisierer“ Herbert Liaunig. In: Kleine Zeitung. 30. September 2023, abgerufen am 30. September 2023.
  27. Museum Liaunig – querkraft architekten – Neuhaus (A) – 2008. Abgerufen am 9. Jänner 2015.
  28. format.at – Herbert Liaunig im Gespräch über Kunst: Sammeln ist für mich eine Sucht. Artikel vom 22. April 2010, abgerufen am 9. Jänner 2015.
  29. orf.at – Museum Liaunig eröffnet nach Umbau. Artikel vom 22. April 2015, abgerufen am 26. September 2015.
  30. Eine Institution wächst: 2014 wird das Museum Liaunig erweitert – Wiedereröffnung im Mai 2015. Abgerufen am 3. März 2014.
  31. querkraft – MLE museumserweiterung. Abgerufen am 3. März 2014.
  32. orf.at – Liaunig-Museum vor Ausbau. Artikel vom 10. November 2012.
  33. Privat-Museum schon nach vier Jahren unter Denkmalschutz. Artikel vom 3. Juni 2013.
  34. Genealogie Herbert Liaunig (Memento des Originals vom 8. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/m.gen-gen.ch. Abgerufen am 3. März 2014
  35. Laudatio Einspieler-Preis 2003 (Memento vom 28. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) Laudator: Rosina Katz-Logar, Volksgruppenarchiv des ORF.
  36. Simone Jäger: Köpfe des Jahres-Gala: Ein Abend mit selbstbewussten jungen Talenten und besonderen Momenten. In: Kleine Zeitung. 31. Januar 2023, abgerufen am 2. Februar 2023.