Haupt ist eine deutsche Orgelbauerfamilie aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, die im westlichen Niedersachsen und in der niederländischen Provinz Overijssel Orgeln schuf.

(Friedrich) Wilhelm Haupt (* 16. April 1802 in Osterholz-Scharmbeck; † 1862 oder 1863) wurde als Sohn des Akziseeinnehmers Johann Philipp Haupt und seiner Frau Christine Dorothea geb. Friesen geboren. Ab 1823 erlernte er den Orgelbau bei Gerhard Janssen Schmid in Oldenburg, verließ ihn aber bereits nach einem Jahr.[1] Im Jahr 1827 machte er sich in Damme selbstständig. Sein jüngerer Bruder Carl Haupt (* 1810; † 10. Februar 1898 in Ostercappeln) stieg 1844 in das Unternehmen ein, das seitdem als „Gebr. Haupt“ firmierte.[2] Mit dem Konkurs der Firma trennten sich die Brüder und wurde Carl Haupt von 1859 bis 1875 der alleinige Inhaber. Er verlegte die Werkstatt nach Ostercappeln, wo sie eine Blütezeit erlebte. In dieser Zeit stieg sein Sohn Rudolf Haupt (1842–1913) als Inhaber ein.

Mit dem Tod des Vaters übernahm Rudolf Haupt die alleinige Leitung der Firma und verlegte sie nach Osnabrück. Sein Sohn Karl Haupt führte die Werkstatt bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg fort.[3] Das Firmenarchiv wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.[4]

Die Hauptorgeln repräsentieren klanglich den deutsch-romantischen Orgelstil. Architektonisch sind die Prospekte vom Historismus geprägt.

In Deutschland sind nur wenige Instrumente von Haupt erhalten, die in der Regel eingreifende Umbaumaßnahmen erfahren haben. Hingegen weisen die niederländischen Orgeln in Markelo (1863) und Borne (1884) einen weitgehend originalen Erhaltungszustand auf. Auch das Werk in Rieste-Lage, Sankt Johannes der Täufer, blieb vor Veränderungen bewahrt.

Werkliste (Auswahl)

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Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1833–1836 Georgsdorf Ref. Kirche I/p 9 Ausbau der großen Oktave der Orgel eines unbekannten Meisters aus dem 17. Jahrhundert, Verbreiterung des Gehäuses, neue Windladen, Traktur, neuer seitlicher Spieltisch und Basspfeifen[5]
1847 Venne (Ostercappeln) Walburgiskirche II/P 15
1852 Neuenkirchen-Vörden St. Christophorus II/P 14 [6]
1855 Wulfenau Ev. Kirche I/P 5 1923 Umbau durch Johann Martin Schmid[7]
1856 Lage (Dinkel) Ref. Kirche I/P [8]
1853–1857 Mariendrebber St. Marien und Pankratius II/P 22 Erweiterungsumbau der Orgel von Berendt Hus (1659) um ein selbstständiges Pedal; 3–4 Pedalregister und -gehäuse erhalten[9]
1857 Hunteburg Matthäuskirche II/P unter Verwendung von 3 Faltenbälgen und 6 Register aus der Vorgängerorgel; später erweitert und umgebaut
1863 Markelo (NL) Martinuskerk II/P 24 weitgehend erhalten[10]
1866–1867 Neuringe Ev.-ref. Kapelle   I/P 9 Erweiterungsumbau der Orgel aus dem 17. Jahrhundert, die über kein selbstständiges Pedal verfügte und ursprünglich in der ref. Kirche in Emlichheim stand; Gehäuse mit Attrappen-Unterwerk und seitlichen Blendpfeifen-Feldern von Haupt, der Pedalwerk hinter das Manualwerk stellte und die Orgel seitenspielig einrichtete; 1904 Überführung nach Neuringe[11][12]
1870 Cloppenburg Ev.-luth. Kirche I/P 7 nicht erhalten[13]
1876 Ostercappeln St. Lambertus II/P Umbau der Orgel von Christian Vater (1737); 3 Register von Vater und 9 von Haupt in den Neubau von Alfred Führer (1994; II/P/31) integriert[14]
1879 Weener St. Joseph   II/P 9 neogotischer Prospekt
1880 Lage Sankt Johannes der Täufer   II/P 14 Neubau unter Verwendung von Registern der Vorgängerorgel (1661/um 1720); seit 1880 nahezu unverändert erhalten[15]
um 1880 Gesmold St.-Petrus-Kirche   II/P 24 Schwalbennestorgel; 1982 Neubau durch Franz Breil hinter historischem Gehäuse von Haupt
1884 Borne (Niederlande) Doopsgezinde Gemeente II/P 7 auf zweitem Manual ein Harmonium 8′ und im Pedal eine Posaune 16′, also jeweils eine Zungenstimme[16]
1896 Voltlage St. Katharina Erweiterungsumbau der Orgel von Hinrich Klausing (1696)
1900 Flachsmeer St. Bernhard II/P 12 Kegelladen; 1976 vollständiger Umbau durch Bernhard Speith

Literatur

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  • Franz Bösken: Musikgeschichte der Stadt Osnabrück. Die geistliche und weltliche Musik bis zum Beginne des 19. Jahrhunderts (= Freiburger Studien zur Musikwissenschaft. Band 5). Pustet, Regensburg 1937.
  • Hermann Fischer: 100 Jahre Bund Deutscher Orgelbaumeister: 1891–1991. Hrsg.: Bund Deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0.
  • Fritz Schild: Denkmal-Orgeln. Dokumentation der Restaurierung durch Orgelbau Führer 1974–1991. Florian Noetzel, Wilhelmshaven 2005, ISBN 978-3-7959-0862-1 (2 Teile: Backmoor-Groothusen, Hage-Wiesens).
  • Fritz Schild: Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Noetzel, Wilhelmshaven 2008, ISBN 3-7959-0894-9.
  • Winfried Schlepphorst: Der Orgelbau im westlichen Niedersachsen. Bd. 1: Orgeln und Orgelbauer im ehemaligen Niederstift Münster sowie in den Grafschaften Lingen und Bentheim. Bärenreiter, Kassel 1975, ISBN 3-7618-0514-4.
  • Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Keweloh: Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5.

Einzelnachweise

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  1. Schlepphorst: Der Orgelbau im westlichen Niedersachsen. 1975, S. 56.
  2. Fischer: 100 Jahre Bund Deutscher Orgelbaumeister. 1991, S. 200.
  3. Fischer: 100 Jahre Bund Deutscher Orgelbaumeister. 1991, S. 201.
  4. Schlepphorst: Der Orgelbau im westlichen Niedersachsen. 1975, S. 5.
  5. Vogel: Orgeln in Niedersachsen. 1997, S. 286f, 337.
  6. Orgel in Vörden, gesehen 23. Oktober 2011.
  7. NOMINE e. V.: Orgel in Wulfenau, gesehen 23. Oktober 2011.
  8. Orgel in Lage, Ref. Kirche, gesehen 23. Oktober 2011.
  9. Vogel: Orgeln in Niedersachsen. 1997, S. 134f, 350.
  10. Orgel in Markelo, abgerufen am 14. April 2018.
  11. Orgel in Neuringe, gesehen 23. Oktober 2011.
  12. Siehe den Restaurierungsbericht von Schild: Denkmal-Orgeln. 2005, S. 716–720.
  13. Schild: Orgelatlas. 2008, S. 76f.
  14. Orgel in Ostercappeln, gesehen 23. Oktober 2011.
  15. Orgel in Lage, kath. Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Johannes der Täufer. Abgerufen am 13. September 2012.
  16. Orgel in Borne, gesehen 23. Oktober 2011.