Gut Ludwigsburg

Das Herrenhaus entwickelte sich aus einer Reihe von Vorgängerbauten. Auf eine Wasserburg des 14. Jahrhunderts folgte ab 1590 ein landestypisches Doppelhaus, das von 1730 bis 1740 größtenteils abgebrochen, beziehungsweise zu dem heutigen Barockbau

Koordinaten: 54° 30′ 47,5″ N, 9° 55′ 53,7″ O

Das Herrenhaus auf Gut Ludwigsburg, die Hoffassade

Das Gut Ludwigsburg (dän. Kohoved oder Kohøved) in der Gemeinde Waabs im nordöstlichen Schleswig-Holstein ging aus einer Wasserburg des Mittelalters hervor. Das ursprünglich als Kohöved (cohovede, dänisch: "Kuhkopf") bekannte Adlige Gut in der Nähe von Eckernförde geriet im 18. Jahrhundert in den Besitz des Grafen Friedrich Ludwig von Dehn. Unter dem königlichen Statthalter in Schleswig-Holstein wurde das heutige barocke Herrenhaus errichtet.

Geschichte des Guts Bearbeiten

Geschichtlicher Überblick Bearbeiten

Das Gut wurde im 14. Jahrhundert durch die alteingesessene Familie Sehestedt begründet, die hier eine curia; also einen Wirtschaftshof und eine kleine Wasserburg errichteten. Der Name Kohøved ist seit dem 15. Jahrhundert belegt. Durch einen Erbgang geriet Kohøved 1564 an einen Familienzweig der Rantzau. Unter Paul Rantzau, der mit seiner Frau Beate (geborene Sehestedt) auch die so genannte Ritterburg in Eckernförde bewohnte, wurde ein neues Herrenhaus anstelle der alten Wasserburg errichtet, der Besitz wurde später um die Güter Bienebek und Bothkamp vergrößert.

 
Graf Friedrich Ludwig von Dehn ließ ab 1740 das heutige Herrenhaus errichten

Ab dem 17. Jahrhundert änderten sich die Besitzverhältnisse auf Kohøved mehrfach. 1670 ging das Gut kurzzeitig an die Familie Ahlefeld, aber schon 1672 an den Freiherren Friedrich Christian Kielman von Kielmansegg. Dieser ließ das Gut zu seinem Hauptwohnsitz umbauen und die Bunte Kammer einrichten, einen holzgetäfelten Raum, in dessen Wände 174 Miniaturgemälde eingesetzt waren, die mit deutschen, lateinischen, niederländischen, italienischen, spanischen und englischen Sinnsprüche verbundene Embleme darstellen.[1]

1690 verkaufte Kielmansegg das Gut an die Familie Temming, deren Oberhäupter als königliche Kanzler in Kopenhagen dienten. Auf die Temmings, die 1722 in Konkurs gingen, folgten wiederum wechselnde Besitzer, bis der Besitz 1729 durch Friedrich Ludwig von Dehn erworben wurde. Dieser ließ ab 1740 das heutige Herrenhaus errichten. Dehn wurde 1762 vom dänischen König zum Statthalter in Schleswig-Holstein ernannt, 1768 verlieh er dem Gut, auf dem er 1771 auch starb, den neuen Namen Ludwigsburg. Durch Erbgänge ging Ludwigsburg später wieder an die Ahlefeldt, die hier mit verschiedenen holsteinischen und dänischen Zweigen bis 1950 verblieb. Der Besitz wurde anschließend an die Erbengemeinschaft Carl verkauft, deren Nachkommen das Gut heute noch bewirtschaften.[2]

Gegenwart Bearbeiten

Der Hof- und der Gartenbereich auf Gut Ludwigsburg sind für Besucher weitgehend zugänglich. Das Gut wird landwirtschaftlich betrieben, dazu Pferdezucht (Trakehner, Araber, Holsteiner und Ponys) und Reitbetrieb mit einer Reithalle und Ställen für eigene und Gastpferde. Damit verbunden sind eher touristische Angebote wie Ponyreiten und Ausfahrten im Planwagen. Auf Ludwigsburg werden Ferienwohnungen vermietet, im Wirtschaftshof sind ein Café und ein Hofladen untergebracht. Das Herrenhaus kann nach Voranmeldung besichtigt werden, die großen Säle werden zudem für Feierlichkeiten vermietet.

Baulichkeiten Bearbeiten

Das Herrenhaus Bearbeiten

 
Der erste Bau des Wasserschlosses
 
Bunte Kammer

Das Herrenhaus entwickelte sich aus einer Reihe von Vorgängerbauten. Auf eine Wasserburg des 14. Jahrhunderts folgte ab 1590 ein landestypisches Doppelhaus, das von 1730 bis 1740 größtenteils abgebrochen, beziehungsweise zu dem heutigen Barockbau umgestaltet wurde. Von dem Vorgängerbau sind noch heute die Grundmauern und das Kellergeschoss erhalten, dies wird auch im Außenbau deutlich, wo an verschiedenen Stellen im Mauerwerk noch die für die Nordische Renaissance typische Gliederung von Backsteinschichten und horizontalen Sandsteinbändern erhalten ist. Ludwigsburg gehört mit zu den größten barocken Gutshäusern im einstigen Herzogtum Schleswig. Das Herrenhaus von 1740 erhebt sich als großes, quaderförmiges Gebäude direkt aus seinem Hausgraben. Es verfügt über vier Stockwerke; zwei Voll- und zwei Halbgeschosse und wird von einem mächtigen Mansarddach bedeckt. Das Haus ist vollständig aus Backstein errichtet, die Fassaden sind nur schlicht in barocken Formen modelliert. Die Garten- und die Hoffassaden sind neunachsig durchfenstert, die Schmalseiten des Gebäudes vierachsig.

 
Das Herrenhaus im Hausgraben

Der zweiteilige Grundriss des Herrenhauses verweist noch immer auf das Doppelhaus des 16. Jahrhunderts. Entsprechend der späteren Neugestaltung des Baus sind auch die Innenräume des Herrenhauses im barocken Stil des 18. Jahrhunderts gehalten. Die wandfeste Dekoration der Räume ist jedoch nicht vollständig erhalten, da ein Brand im 20. Jahrhundert vor allem in den oberen Geschosses Teile der Originalausstattung zerstörte. Der größte Raum des Gebäudes ist der im Stil des Louis-seize festlich gestaltete Goldene Saal, der in der Beletage mit dem angrenzenden Kleinen Saal den repräsentativen Mittelpunkt des Hauses bildet. Eine Besonderheit auf Ludwigsburg ist die sogenannte Bunte Kammer, deren Ausstattung noch aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt. Es handelt sich um einen vertäfelten Raum, der mit 145 kleinen Bildnissen, Emblemen und Sinnsprüchen geschmückt ist. Die kleinformatigen Gemälde stellen zum Teil bildlich die aufgeführten Zitate dar, aber auch Abbildungen des alten Herrenhauses Kohøved oder des Gottorfer Neuwerkgartens sind zu finden. Die Bunte Kammer ist in dieser Form in Schleswig-Holstein einzigartig, lediglich auf dem Gut Gaarz bei Oldenburg findet sich ein ähnlicher, wenn auch schlichter gestalteter Raum.

Hof, Torhaus und Garten Bearbeiten

 
Das Torhaus von Gut Ludwigsburg

Dem Herrenhaus ist in östlicher Richtung ein großer Wirtschaftshof vorgelagert, der seine heutige Gestalt in der Mitte des 20. Jahrhunderts erhielt. Der Platz war bis 1967 von dem sogenannten Krummhaus begrenzt, einem großen, halbkreisförmigen Bau des 18. Jahrhunderts, der zusammen mit dem Herrenhaus eine große, architektonische Einheit im Sinne des Barock bildete. Das vermutlich von Johann Gottfried Rosenberg ab 1740 errichtete Haus diente als Wirtschaftsgebäude, sein Abbruch erfolgte, da seine Dimensionen den Erfordernissen der modernen Landwirtschaft nicht mehr genügten. An seiner Stelle blieb ein runder Hofplatz zurück, auf der Fläche dahinter wurden nüchterne Zweckbauten errichtet, lediglich die Endpavillons blieben bestehen. An das Krummhaus grenzten weitere Nebengebäude, die heute die südliche Begrenzung des Hofs bilden. Das bedeutendste dieser Gebäude ist das alte Torhaus des Guts, das noch aus dem 16. Jahrhundert stammt, in späteren Zeiten jedoch mehrfach umgestaltet wurde. Seine Feldseite wird von neun kreuzförmig angeordneten Sandsteintafeln geziert, die unter anderem die Wappen der Rantzaus und der Sehestedt zeigen.

Westlich des Herrenhauses befand sich seit dem 18. Jahrhundert ein barocker Garten. Die einstmals streng nach französischen Vorbildern ausgerichtete Anlage wurde ab 1845 im Stil englischer Landschaftsgärten umgestaltet, wobei die durch Wassergräben und barocke Alleen gebildete Grundstruktur jedoch bis in die Gegenwart erhalten blieb.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Gut Ludwigsburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen und Literatur Bearbeiten

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Hamburg, Schleswig-Holstein. Deutscher Kunstverlag, München 1994, ISBN 3-422-03033-6.
  • Hartmut Freytag, Wolfgang Harms und Heiko K. L. Schulze: Die Embleme der "Bunten Kammer" im Herrenhaus Ludwigsburg (Große Baudenkmäler, Heft 497). München/Berlin 1994
  • Hartmut Freytag, Wolfgang Harms, Michael Schilling, Wolfgang Carl, Deert Lafrenz: Gesprächskultur des Barock: die Embleme der Bunten Kammer im Herrenhaus Ludwigsburg bei Eckernförde. Ludwig, Kiel 2001, ISBN 3-933598-29-X.
  • Deert Lafrenz: Gutshöfe und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, 2015, Michael Imhof Verlag Petersberg, 2. Auflage, ISBN 978-3-86568-971-9, S. 353.
  • Hubertus Neuschäffer: Schleswig-Holsteins Schlösser und Herrenhäuser. Husum 1989, ISBN 3-88042-462-4, S. 68f.
  • Hans und Doris Maresch: Schleswig-Holsteins Schlösser, Herrenhäuser und Palais. Husum Verlag, Husum 2006, ISBN 3-89876-278-5.
  • Henning von Rumohr: Schlösser und Herrenhäuser im Herzogtum Schleswig, neubearb. von Cai Asmus v. Rumohr, 1987, Verlag Weidlich Würzburg, 3. Auflage, ISBN 3-8035-1302-2, S. 267.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bunte Kammer. In: gut-ludwigsburg.de. Abgerufen am 15. Mai 2023.
  2. Geschichte - Gut Ludwigsburg. In: gut-ludwigsburg.de. 2013, abgerufen am 5. November 2013: „Johann von Ahlefeld hinterließ zwei Töchter, von denen die ältere Ingrid von Ahlefeld im Jahre 1950 Ludwigsburg an die ungeteilte Erbengemeinschaft Carl verkaufte.“