Groß Beuster

Wohnplatz im Ortsteil Beuster der Hansestadt Seehausen (Altmark)

Groß Beuster ist ein Wohnplatz im Ortsteil Beuster der Hansestadt Seehausen (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[1]

Nordwestlicher Ortseingang von Beuster

Geografie Bearbeiten

Der Wohnplatz Groß Beuster, ursprünglich ein Rundplatzdorf,[2] ist heute der nordwestliche Teil des Dorfes Beuster, unterwärts nach der Elbe gelegen, früher auch Unterbeuster genannt.[3] Groß Beuster liegt an einem Altarm der Elbe im Norden der Wische in der Altmark. Die Elbdeichwässerung, ein kleiner Graben, bildet die Grenze zwischen Groß und Klein Beuster.[4] Das Gewässer mündet westlich des Dorfes in den Aland. Es hieß noch 1937 „Tauber Aland“.[5] Im Norden liegt das Große Wehl, ein See, der als „Elbloch“ bei Überflutungen in früheren Jahrhunderten entstanden ist. Der Ort liegt im Biosphärenreservat Mittelelbe. Östlich des Dorfes beginnt das Naturschutzgebiet Aland-Elbe-Niederung.

Nachbarorte sind Werder im Osten, Klein Beuster im Südosten und Esack im Südwesten.

Geschichte Bearbeiten

 
Evangelische Stiftskirche St. Nikolaus

Im Jahre 1246 wurde Conradus de Gotberge, Canonicus in Boystere als Zeuge in einer Urkunde in Wittenberge genannt.[6][7] Weitere Nennungen sind 1269 Rodolfus de Boyster, 1300 Ludolphus, decanus in Boiester und 1370 Datum et Actum Boyster.[2] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird unter den markgräflichen Kirchlehen Omnes prebende collegii in Boester aufgeführt.[8] 1484 wird eine Wassermühle am Tauben Aland genannt.[7] Der Zusatz Groß erscheint erstmals in Urkunden im Jahre 1600 als Grossen=Boister, danach heißt es 1686 Groß oder Nieder Beuster und 1687 Grossen Boister.[2] In einem Kataster aus dem Jahre 1725 wurden in Groß Beuster eine Schmiede, zwei Schneider, 8 Garnweber und ein Radmacher aufgeführt.[9]

Im Jahre 1804 gab im Dorf Groß Beuster drei Krüge, neben vielen bäuerlichen Bewohnern einen Radmacher, einen Schiffer, eine Schmiede und eine Windmühle.[10]

Eingemeindungen Bearbeiten

Am 30. September 1928 wurden die Landgemeinden Groß Beuster und Klein Beuster mit dem Gutsbezirk Esack zur Landgemeinde Beuster zusammengelegt,[11] Groß Beuster wurde zum Ortsteil der Gemeinde Beuster. Durch den Zusammenschluss von Beuster mit anderen Gemeinden zum 1. Januar 2010 zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Hansestadt Seehausen (Altmark) wurde Beuster selbst ein Ortsteil.[12] Seitdem gibt es nur noch den Wohnplatz Groß Beuster.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1734 354
1775 345
1789 394
1798 422
1801 438
Jahr Einwohner
1818 310
1840 393
1864 450
1871 424
1885 357
Jahr Einwohner
1892 [00]341[13]
1895 195
1905 308
1910 [00]304[13]

Quelle wenn nicht angegeben:[2]

Religion Bearbeiten

 
Pfarrhaus Groß Beuster in der Schulstraße

Die evangelische Kirchengemeinde Groß Beuster wurde am 27. Juli 1995 mit der Kirchengemeinde Klein Beuster zur Kirchengemeinde Beuster zusammengeschlossen.[14] Sie wird betreut vom Pfarrbereich Beuster[15] des Kirchenkreises Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Früher gehörte die Kirchengemeinde Groß Beuster zur Pfarrei Groß Beuster in der Altmark. Von der Pfarrei wurden im Jahre 1903 betreut: Geestgottberg, Geesterhof, den Bethke'scher Ackerhof nebst Chausseehaus im Gutsbezirk Eickerhöfe, Losenrade mit Steinfelde, die Wohnplätze Elbbrücke und Geestermühle, sowie Werder mit Werderholz.[16]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Groß Beuster stammen aus dem Jahre 1673.[17]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Fachwerkhaus in der Wehlstraße
  • Die St. Nikolaus-Kirche in Groß Beuster gehört zu den ältesten Backsteinbauten nördlich der Alpen. Am Anfang des 21. Jahrhunderts fanden umfassende Sanierungsarbeiten statt zusammen mit einer baugeschichtlichen Untersuchung und Dokumentation.[7]
  • Im Ort gibt es einen guten Bestand an denkmalgeschützten Fachwerkhäusern.

Trivia Bearbeiten

In früheren Zeiten machte der fette Boden bei starkem Regenwetter den Verkehr zu Fuß fast unmöglich. Beckmann schreibt dazu 1753, dass die Einwohner von früher Jugend darin geübt waren, auf Stelzen zu gehen. Die Stelzen wurden unter den Füßen zugeschnürt und waren 2 bis 3 Fuß hoch. Sie konnten damit so gut laufen, wie andere zu Fuß, wörtlich schreibt er: ohne strok zugehen wissen, als andere mit den füssen auf platten lande.[3]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Beuster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 117 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  2. a b c d Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 205–208, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  3. a b Johann Christoph Becmann, Bernhard Ludwig Beckmann: Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. Band 2. Berlin 1753, 5. Teil, 1. Buch, V. Kapitel, Spalte 48–49 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10936702_00358~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  4. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Messtischblatt 1542: Wittenberge. Reichsamt für Landesaufnahme, 1937, abgerufen am 19. Oktober 2019.
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 1. Berlin 1838, S. 242, II (Digitalisat).
  7. a b c Michael Scholz, Tilo Schöfbeck: Beuster. In: Heinz-Dieter Heimann, Klaus Neitmann, Winfried Schich und Weitere (Hrsg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Band I und II (= Klaus Neitmann im Auftrag Brandenburgische Historische Kommission und in Verbindung Brandenburgisches Landeshauptarchiv [Hrsg.]: Brandenburgische Historische Studien. Band 14). Be.Bra Wissenschaft Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-937233-26-0, S. 202–211.
  8. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 60 (uni-potsdam.de).
  9. Otto Mylius: Catastrum der Handwercker, welche in dem Alt-Märckischen Creyse… in denen Dörffern… verbleiben sollen… (= Corpus Constitutionum Marchicarum. Teil 5). 5. Februar 1725, Spalte 740 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10490372~SZ%3D00648~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 311 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00333~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  11. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 213.
  12. Gebietsänderungsvertrag Hansestadt Seehausen. In: Landkreis Stendal (Hrsg.): Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 17. Stendal 12. August 2009, S. 183 ff. (landkreis-stendal.de [PDF; abgerufen am 25. Juni 2020]).
  13. a b Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 174 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  14. Veronika Benecke: Die Kirchengemeinde Beuster. In: Förderverein der St.-Nikolaus-Kirche Beuster (Hrsg.): Die Stiftskirche St.-Nikolaus zu Beuster an der Straße der Romanik. 2009.
  15. Pfarrbereich Beuster. Abgerufen am 14. Dezember 2020.
  16. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 106 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  17. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen (= Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft). Leipzig 1925, S. 15 (wiki-de.genealogy.net [abgerufen am 6. Oktober 2019]).

Koordinaten: 52° 56′ 23,4″ N, 11° 47′ 3″ O