Gretl Schörg
Gretl Schörg (* 17. Jänner 1914 in Wien, Österreich-Ungarn; † 4. Jänner 2006 ebenda; eigentlich Margarete Schörg) war eine österreichische Operettensängerin und Schauspielerin. Schörg spielte am Wiener Raimundtheater, an der Volksoper, in den Wiener Kammerspielen und am Theater in der Josefstadt.
Leben
BearbeitenSchörg erlernte nach einer Gesangsausbildung zunächst den Beruf der Stenotypistin; ab 1932/33 arbeitete sie als Fotomodell Grete Schörg[1] (Lerchengasse 30, Wien-Josefstadt). Im Strandbad Klosterneuburg wurde sie im Juli 1933 bei der Wahl zur Donaukönigin (u. a. neben der zwei Jahre jüngeren Hertha Feiler) zu einer der Donauprinzessinen gekürt.[2] 1934 nahm Grete Schörg im Hotel Imperial (Wien) an einer Talentsuche für den Film teil, an der Gesangs- wie Tanzvortrag von prominentesten Jurymitgliedern bewertet wurden, und erreichte mit sieben von zehn Stimmen den dritten Rang.[3]
Ab Mitte der 1930er Jahre hatte Gretl Schörg erfolgreiche Auftritte in Unterhaltungsrevuen, insbesondere in den Programmen von Artur Kaps (1912–1974): Die 1933 entstandene (Moulin-Rouge-)Revue Wir senden Liebe soll zur Zeit ihrer Aufführung im vorstädtischen Theater-Varieté Colosseum[Anm. 1] (1935) bereits von 150.000 Besuchern gesehen worden sein. Mit der Kaps-Revue Alles fürs Herz wurde sie durch Gastspiele nicht nur in den westlichen Bundesländern bekannt, 1936 konnte das Ensemble um Artur Kaps als Wiener Spielzeugschachtel in Düsseldorf die tausendste Aufführung feiern.[4] 1936/37 folgten Gastspiele in Holland und danach für vier Wochen in London. Auftritte zu jener Zeit hatte sie auch bei Karl Farkas (1893–1971) im Simpl (Wien).
Ab Ende 1937 stellten sich Rollen an bedeutenden Bühnen ein: in Wien, Karlsbad, Mährisch-Ostrau und Marienbad. Mit einer Rolle im Singspiel Das Dreimäderlhaus wurde auch ihre Stimme entdeckt. Sie sang mehrere Operetten am Stadttheater Aussig. Im Jahr 1940 ging Schörg ans Metropol-Theater in Berlin, wo sie etwa die Fritzi in Schmidseders Frauen im Metropol verkörperte. Während des Zweiten Weltkrieges spielte sie auch kleinere Filmrollen. Schörg stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[5]
Nach Kriegsende wurde sie als Filmpartnerin von Johannes Heesters und Romy Schneider bekannt. Seit 1947 lebte sie wieder in Wien und trat dort unter anderem an der Volksoper, aber auch im deutschsprachigen Ausland auf. In der ersten Hälfte der 1950er Jahre war sie in etlichen Operettenproduktionen des WDR Köln unter Franz Marszalek zu hören. Seltener war sie auch als Sprecherin bei Hörspielen zu hören, wie 1959 in einem der berühmten Paul-Temple-Hörspielen von Francis Durbridge, nämlich in Paul Temple und der Fall Spencer.
Aus gesundheitlichen Gründen schränkte Gretl Schörg ihre Tätigkeiten Anfang der 1960er Jahre ein und beendete Anfang der 1970er Jahre ihre Karriere. Sie lebte zurückgezogen in Wien, wo sie 2006 starb. Ihre ehrenhalber gewidmete Grabstätte befindet sich auf dem Hernalser Friedhof (Gruppe E, Nummer 129). Bei der Wiener Friedhofsverwaltung ist sie jedoch als Margarete Pfreimer eingetragen.
Im April 2004 wurde ihr das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse verliehen.
2016 wurde im 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf der Gretl-Schörg-Weg nach ihr benannt.[6]
Filmografie (Auswahl)
Bearbeiten- 1943: Kollege kommt gleich
- 1943: Herr Sanders lebt gefährlich
- 1944: Der Mann, dem man den Namen stahl
- 1944/48: Intimitäten
- 1944/50: Verlobte Leute
- 1949: Märchen vom Glück
- 1950: Dieser Mann gehört mir
- 1950: Eine Nacht im Séparée
- 1950: Gruß und Kuß aus der Wachau
- 1950: Hochzeitsnacht im Paradies
- 1950: Schwarzwaldmädel
- 1951: Der blaue Stern des Südens
- 1951: Weh’ dem, der liebt!
- 1952: Saison in Salzburg
- 1953: Fiakermilli – Liebling von Wien (Die Fiakermilli)
- 1953: Der Feldherrnhügel
- 1953: Heimlich, still und leise
- 1953: Hab’ ich nur Deine Liebe
- 1953: Lavendel – eine ganz unmoralische Geschichte (Lavendel)
- 1955: Die Deutschmeister
- 1955: Die spanische Fliege
- 1955: Bel Ami
- 1955: Seine Tochter ist der Peter
- 1956: Auf Wiedersehn am Bodensee
- 1956: K. u. K. Feldmarschall
- 1958: Meine 99 Bräute
- 1959: Geliebte Bestie
- 1959: Jacqueline
- 1961: Im schwarzen Rößl
- 1961: Vor Jungfrauen wird gewarnt
- 1962: Straße der Verheißung
- 1965: Donaugeschichten, Staffel 1, Episode 5 – W.M. und die Sehnsucht
- 1966: Ganovenehre
- 1967: Polizeifunk ruft – Der schnelle Schlitten
- 1969: Donnerwetter! Donnerwetter! Bonifatius Kiesewetter
- 1970: Unsere Pauker gehen in die Luft
- 1971: Immer die verflixten Weiber
- 1971: Komische Geschichten mit Georg Thomalla
- 1971: Die tollen Tanten schlagen zu
- 1972: Kinderarzt Dr. Fröhlich
- 1972: Meine Tochter – deine Tochter
- 1973: Der Kommissar, Episode 62 – Ein Funken in der Kälte
- 1974: Tatort: Mord im Ministerium
- 1975: Change
- 1977: Derrick: Das Kuckucksei
- 1985: Alte Gauner – Gesegnete Mahlzeit
Literatur
Bearbeiten- Täglich im ‚Sansibar‘ ... Gastspiel: Gretl Schörg Walter Müller (…). 1-Bogen-Plakat. J. Weiner. Wien um 1948, OBV. – Image online.
- Wiener Stadttheater ... Direktor Franz Stoss ... Kathrin und die Wunderlampe. Operette in zwei Akten (14 Bildern) von Hugo Wiener. 1-Bogen-Plakat (Theater). Elbemühl, Wien ca. 1949, OBV. – Image online.
- Laager (Grafik): Dementi : ein Lustspiel mit Axel v. Ambesser, Gretl Schörg, Else v. Möllendorff, Grethe Weiser u.v.a. Regie: Karl Anton ... Verleih Universal Film ... Ab 20. April im Tabor-Kino ... 1-Bogen-Plakat. Globus II, Wien 1951, OBV. – Image online.
- Gustav Krämer (Grafik): Der blaue Stern des Südens. Abenteuer-Komödie mit Viktor de Kowa, Gustav Knuth, Gretl Schörg. Regie: Wolfgang Liebeneiner. 1-Bogen-Plakat (Kino). Piller-Druck, Wien 1951, OBV. – Image online.
- Gretl Schörg in Weh dem der liebt. Mit Wolf Albach-Retty (…) Regie und Musik: Alexander von Slatina (…) Ein Realfilm im Verleih der Ringfilm. 1-Bogen-Plakat. Piller-Druck, Wien 1951, OBV. – Image online.
- Silvester im Raimund- und Stadttheater. Gretl Schörg, Rudolf Carl, Hilde Längauer, Erich Dörner ... Ballett Dia Luca – Ballett Elfy Kose ... Silvesterball. 1-Bogen-Plakat (Theater). Elbemühl, Wien 1951, OBV. – Image online.
- Illustrierter Film-Kurier: Gretl Schörg als … Die Fiakermilli täglich im Forum. 1-Bogen-Plakat. S.n., s.l. 1953, OBV. – Image online.
- Josef Puchinger (1927–1997; Grafik): Bel Ami mit Johannes Heesters, Gretl Schörg, Marianne Schönauer, René Lefevre, Christl Mardayn, Maria Emo u.v.a. Regie: Louis Daquin, (…). 1-Bogen-Plakat (Film). Globus, Wien 1955, OBV. – Image online.
- K.u.K. Feldmarschall. Rudolf Vogel ... Ein köstlicher Farbfilm mit Gretl Schörg, Mady Rahl, Hans von Borsody, Wolf Albach-Retty, Frances Martin (…) Regie: E. W. Emo (…). 1-Bogen-Plakat. Winterdruck, Heidelberg 1956, OBV. – Image online, Image online.
- Die spanische Fliege ... Keinen Whisky mehr für Callaghan. 1-Bogen-Plakat (Kino). S.n., s.l. 1958, OBV. – Image online.
- Josef Treitl (1921–2001; Sammlung): Gretl Schörg. Sammlung von Zeitungsartikeln. 1 Mappe. (Wien), ca. 1990, OBV.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 166 f.
- Klaus Rittweger: Gretl Schörg. Mein Theaterleben. Wagner, Gelnhausen 2004, ISBN 3-935232-22-5, OBV.
Weblinks
Bearbeiten- Gretl Schörg bei IMDb
- Tonträger von Gretl Schörg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gretl Schörg In: Virtual History (englisch)
- Audioaufnahme mit Gretl Schörg im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Das neue kleine Herbstbarett. Das wichtigste Moderequisit in dieser Ubergangszeit. In: Die Bühne, Jahrgang 1933, Nr. 358/1933, S. 45. (online bei ANNO).
- ↑ Nachrichten. Das Strandfest. In: Neue Klosterneuburger Zeitung. Unpolitisches und unabhängiges Wochenblatt für die Gerichtsbezirke Klosterneuburg und Tulln, Nr. 28/1933, 15. Juli 1933, S. 5, Spalte 3. (online bei ANNO).
- ↑ Man entdeckt Filmtalente!. In: Mein Film. Illustrierte Film- und Kinorundschau, Jahrgang 1934, Nr. 423/1934, S. 5 f. (online bei ANNO).
- ↑ Derzeit auf Tournee: Wiener Spielzeugschachtel. In: Illustrierte Kronen-Zeitung, Nr. 13.137 (XXXVII. Jahrgang), 15. August 1936, S. 14. (online bei ANNO).
- ↑ Schörg, Gretl. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 436
- ↑ Mailath: Maria-Lassnig-Straße beschlossen. Rathauskorrespondenz vom 8. April 2016, abgerufen am 8. April 2016.
Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ Schanzstraße 44–50, Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus; baulicher Bestand: 1921–1959.
Personendaten | |
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NAME | Schörg, Gretl |
ALTERNATIVNAMEN | Schörg, Margarete; Schörg, Grete |
KURZBESCHREIBUNG | österreichische Operettensängerin und Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 17. Januar 1914 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 4. Januar 2006 |
STERBEORT | Wien |