Grafenricht (Stulln)

Ortsteil der Gemeinde Stulln im Landkreis Schwandorf des Regierungsbezirks Oberpfalz im Freistaat Bayern

Grafenricht ist ein Ortsteil der Gemeinde Stulln im Landkreis Schwandorf des Regierungsbezirks Oberpfalz im Freistaat Bayern.[2][3]

Grafenricht
Gemeinde Stulln
Koordinaten: 49° 25′ N, 12° 7′ OKoordinaten: 49° 24′ 51″ N, 12° 7′ 27″ O
Höhe: 369 m
Einwohner: 75 (Mai 2011)
Postleitzahl: 92551
Vorwahl: 09435
Grafenricht (Bayern)
Grafenricht (Bayern)

Lage von Grafenricht in Bayern

Geografie Bearbeiten

Grafenricht liegt auf dem Südufer des Hüttenbaches an der Staatsstraße 2156, 1,4 Kilometer südwestlich von Stulln, 4,1 Kilometer südöstlich der Bundesautobahn 6 und 3 Kilometer westlich der Bundesautobahn 93. Die Umgebung von Grafenricht ist von Quellen und Bächen geprägt, deren Wasser in zahlreichen Fischweihern genutzt wird.[2][3]

Geschichte Bearbeiten

11. bis 18. Jahrhundert Bearbeiten

Als Ende des 11. Jahrhunderts das Nabburger Land durch Rodungen weiter erschlossen wurde, entstanden eine Reihe von Ortschaften mit Rodungsnamen, die auf -ried, -reut und -richt enden. Zu diesen Ortschaften gehört auch Grafenricht.[4]

Grafenricht (auch: Gräfenried, Grevenrieth, Gravenrieth, Grafenrieth) wurde 1413 in Zusammenhang mit einer Erbrechtsübergabe in Deiselkühn schriftlich erwähnt.[5]

Im Salbuch von 1473 wurde Grafenricht mit einer Steuer von 6 Schilling 15 Pfennig aufgeführt.[6] Im Salbuch von 1513 war Grafenricht mit einem jährlichen Jägergeld von 6 Höfen und 1 Halbhof verzeichnet.[7] Im Amtsverzeichnis von 1596 erschien Grafenricht mit 6 ganzen Höfen und 1 Gut. Im Türkensteueranlagsbuch von 1606 waren für Grafenricht 4 Höfe, 2 Güter, 9 Pferde, 8 Ochsen, 20 Kühe, 9 Rinder, 2 Schweine, 80 Schafe, 10 Frischlinge und eine Steuer von 19 Gulden und 36 Kreuzer eingetragen.[7]

Während des Dreißigjährigen Krieges sowie davor und danach hatte Grafenricht 1500, 1523, 1583, 1631 und 1712 jeweils 7 Untertanen. Die Kriegsaufwändungen von Grafenricht betrugen 883 Gulden.[8]

Im Herdstättenbuch von 1721 erschien Grafenricht mit 7 Anwesen, 9 Häusern und 9 Feuerstätten. Im Herdstättenbuch von 1762 mit 8 Herdstätten, 4 Inwohnern und 1 Hirtenhaus mit 1 Inwohner. 1792 hatte Grafenricht 7 hausgesessene Amtsuntertanen. 1808 gab es in Grafenricht 8 Anwesen und ein Hirtenhaus.[7]

19. und 20. Jahrhundert Bearbeiten

1808 begann in Folge des Organischen Ediktes des Innenministers Maximilian von Montgelas in Bayern die Bildung von Gemeinden. Dabei wurde das Landgericht Nabburg zunächst in landgerichtische Obmannschaften geteilt. Grafenricht kam zur Obmannschaft Stulln. Zur Obmannschaft Stulln gehörten Stulln, Brensdorf, Grafenricht, Säulnhof, Schanderlhof, Vierbruckmühle, Geiselhof, Säulnhofermühle und Freiung.[9]

Dann wurden 1811 in Bayern Steuerdistrikte gebildet. Dabei kam Grafenricht zum Steuerdistrikt Säulnhof. Der Steuerdistrikt Säulnhof bestand aus den Dörfern Säulnhof und Grafenricht, den Einöden Schanderlhof, Vierbruckmühle, Geiselhof, Säulnhofermühle und der Abdeckerei Freiung. Er hatte 26 Häuser, 170 Seelen, 250 Morgen Äcker, 60 Morgen Wiesen, 25 Morgen Holz, 5 Weiher, 5 Morgen öde Gründe und Wege, 2 Pferde, 38 Ochsen, 24 Kühe, 25 Stück Jungvieh, 75 Schafe und 24 Schweine.[10]

Schließlich wurde 1818 mit dem Zweiten Gemeindeedikt die übertriebene Zentralisierung weitgehend rückgängig gemacht und es wurden relativ selbstständige Landgemeinden mit eigenem Vermögen gebildet, über das sie frei verfügen konnten. Hierbei kam Grafenricht zur Ruralgemeinde Stulln. Die Gemeinde Stulln bestand aus den Ortschaften Stulln mit 20 Familien, Brensdorf mit 18 Familien, Grafenricht mit 8 Familien, Säulnhof mit 11 Familien, Schanderlhof mit 1 Familie, Vierbruckmühle mit 2 Familien, Geiselhof mit 2 Familien und Freiung mit 1 Familie.[11]

Grafenricht gehörte zunächst zur Pfarrei Schmidgaden im Dekanat Nabburg.[12][13][14] 1921 wurde Grafenricht aus der Pfarrei Schmidgaden in die Pfarrei Schwarzenfeld umgepfarrt. 1997 hatte Grafenricht 73 Katholiken.[15]

Einwohnerentwicklung ab 1819 Bearbeiten

1819–1913
Jahr Einwohner Gebäude
1819 8 Familien k. A.[11]
1828 87 10[16]
1838 77 10[13]
1864 44 22[17]
1875 55 30[18]
1885 55 9[19]
1900 54 8[20]
1913 56 8[14]
1925–2011
Jahr Einwohner Gebäude
1925 60 8[21]
1950 60 8[22]
1961 74 13[23]
1964 74 13[16]
1970 72 k. A.[24]
1987 76 18[25]
2011 75 k. A.[1]

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Zensus 2011 bei zensus2011.de. Abgerufen am 4. Februar 2022.
  2. a b Grafenricht bei Bayernatlas. Abgerufen am 14. Februar 2022.
  3. a b Grafenricht bei bavarikon.de. Abgerufen am 14. Februar 2022.
  4. Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 20
  5. Hans Zitzelsberger: Die Geschichte des Klosters Ensdorf von der Gründung bis zur Auflösung in der Reformation 1121-1525, 1954, S. 84 Die Geschichte des Klosters Ensdorf von der Gründung bis zur Auflösung in der Reformation 1121-1525 zum Download als PDF, 13MB: online als PDF bei heimatforschung-regensburg.de. Abgerufen am 29. Januar 2022.
  6. Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 77
  7. a b c Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 304
  8. Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 86
  9. Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 408
  10. Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 401
  11. a b Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 415
  12. Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 96
  13. a b Josepf Lipf (Bearbeiter): Matrikel des Bisthums Regensburg. Hrsg.: Bistum Regensburg. Pustet, Regensburg 1838, S. 137 (Digitalisat).
  14. a b Bistum Regensburg (Hrsg.): Matrikel der Diözese Regensburg. hrsg. i. A. Sr Exzellenz des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Antonius von Henle vom Bischöflichen Ordinariate Regensburg. Regensburg 1916, S. 358 (Digitalisat).
  15. Manfred Müller (Hrsg.): Matrikel des Bistums Regensburg. Verlag des Bischöflichen Ordinariats Regensburg, 1997, S. 666
  16. a b Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 430
  17. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 704, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  18. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 879, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 828 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 862 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 869 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 738 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 546 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 141 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 280 (Digitalisat).

Weblinks Bearbeiten