Gotthard Christoph Müller

deutscher Mathematiker, Topograph und Ingenieur

Gotthard Christoph Müller[1][2] (auch: Gerhard Christoph Müller[3] und Gerhard Christoph Mueller;[4] * 1740[5] in Hannover; † 1803 in Göttingen)[6] war ein deutscher Kupferstecher,[7] Architekt,[8] Kriegswissenschaftler, Mathematiker, Ingenieur-Offizier und Topograph.[1]

Gotthard Christoph Müller war ein kurhannoverscher Ingenieur-Offizier und unter Georg Josua du Plat Topograph bei der kurhannoverschen Landesaufnahme. 1783 wurde er zum Hauptmann befördert.[1]

Gotthard Christoph Müller heiratete 1773 Charlotte Luise Magdalene Bischof (1754–1776). Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau vermählte er sich noch im selben Jahr mit Clara Dorothea Bünemann (1752–1788), mit der er die beiden Söhne Karl Friedrich August Müller (1777–1837) und Ferdinand Müller (* 1781) hatte.[9]

Bereits in den 1770er Jahren war Müller Mitglied verschiedener hannoverscher Freimaurerlogen; nach der Loge zum Schwarzen Bär trat er der Loge zur Ceder bei.[10]

1776 und 1779 legte Müller Architektur-Entwürfe für das Vergnügungslokal Vauxhall in Hannover vor.[11]

 
1780 veröffentlichter Kupferstich mit dem Monogramm GR III von König Georg III. auf dem 4 3/4 Meilenstein der Chaussee von Hannover nach Hameln

Anlässlich des Baus der Chaussee von Hannover nach Hameln durch Anton Heinrich du Plat wurde der erste Band der Situations-Risse der Neüerbaueten Chausséen des Churfürstenthms Braunschweig Lüneburg herausgegeben; „der Griffel dieses angehenden Kupferstechers“ steuerte die illustrierenden Kupferstiche zu diesem Gemeinschaftswerk bei.

 
Die ab 1781 erbaute Clevertorbrücke über die Leine in der Calenberger Neustadt

Am 11. September 1781 erhielt Müller als Ingenieur den Rang eines „Capitaines“ im Königlich Großbritannischen und Kurfürstlich Braunschweig-Lüneburgischen Staatsdienst.[12] Um 1781 sorgte er als Ingenieurhauptmann für den Bau einer einbogigen Steinbrücke über die Leine beim Clevertor in Hannover; die Clevertorbrücke[13] war mit einer Spannweite von knapp 19 Metern die größte Brücke, die den Fluss mit nur einem Bogen überspannte, und ist nach wie vor in Gebrauch.[14]

In den Jahren von 1782 bis 1783 legte Ingenieurkapitän Müller die Landesherrliche Stückgießerei neben dem neu erbauten Steintor an,[8] die er ebenso wie die Stückgießerei in Stockholm nach dem Vorbild der Einrichtung im englischen Woolwich erbaute.[15] Die hannoversche Geschützgießerei wurde später in die Artilleriekaserne umgewandelt.[8]

1786 begann Hauptmann Müller ein „Georgstraßenproject“.[16] Ab 1788 wurde an der Georgstraße am Steintor nach Plänen von Müller ein neues Anatomiegebäude errichtet.[17]

1790 wurde Müller öffentlicher Lehrer der Mathematik und Militärwissenschaften an der Universität Göttingen. 1791 besuchte er das Fach Experimentalphysik bei Georg Christoph Lichtenberg, wurde im selben Jahr Major und 1798 Oberleutnant. Er war Mitglied der Clausthaler Sozietät der Bergbaukunde. Müller studierte im Wintersemester 1791/92 Experimentalphysik bei Georg Christoph Lichtenberg.[1]

Müller war Mitglied der Sozietät der Bergbaukunde[18] in Clausthal.[1]

Werke (Auswahl)

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Schriften

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  • Über militärische Encyclopädie für verschiedene Stände, und deren Grundriß zu seinen künftigen Vorlesungen darüber. Nebst vorläufiger Anzeige seiner übrigen Lehrstunden. Dieterich, Göttingen 1791; Digitalisat der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB)
  • Beschreibung eines neuen, vorzüglich gemeinnützigen und bequemen Werkzeugs zum Nivelliren oder Wasserwägen. Mit einer Kupfertafel. Nebst Anzeige seiner nächsten Vorlesungen. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1792; Digitalisat über die Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt
  • Analytisch-praktische Abhandlung über die Verzeichnung großer gedruckter Bogen in vorzüglicher Hinsicht auf den Brückenbau. Nebst andern hieher gehörigen Bemerkungen. Mit Drey Kupfertafeln. Göttingen 1792; Digitalisat der (SUB)
  • Militärische Encyklopädie oder systematischer und gemeinnütziger Vortrag der sämmtlichen alten und neuen Kriegswissenschaften. Bestimmt zum unterricht angehender Offiziers und Ingenieurs, auch zum Gebrauch für diejenigen außer dem Militärstande, denen dahin gehörige Kenntnisse nöthig und nützlich sind. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1796; Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Die Feldbefestigungskunst, der Festungskrieg und die Taktik. Göttingen 1796.
  • Die Geschützwissenschaft, Lehre von den Minen und Festungsbaukunst. Göttingen 1796.
  • Praktische Abhandlung vom Nivelliren, oder Wasserwägen in besonderer Hinsicht auf das zweckmäßigste Verfahren, das Resultat einer Abwägung untrüglich zu bestimmen verbunden mit der Anweisung zur Verfertigung der Berg- und Moorprofile. Nebst Beschreibung einer neuen Wasserwage und mehreren hieher gehörigen Bemerkungen. Mit VI zum Theil illuminirten Kupfertafeln. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1799. Digitalisat der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

Archivalien

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Archivalien von und über Gotthard Christoph Müller finden sich beispielsweise

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Commons: Gotthard Christoph Müller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Hans Joachim Heerde: Das Publikum der Physik. Lichtenbergs Hörer. Wallstein Verlag 2006, ISBN 3-8353-0015-6, S. 443; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. Harold Hammer-Schenk: Baubeamte und Baubedienstete (Hochbau) in der Stadt Hannover und den später eingemeindeten Vorörtern, 1780, 1798, 1818, 1838, 1860, 1878. In: Harold Hammer-Schenk, Günther Kokkelink (Hrsg.): Laves und Hannover. Niedersächsische Architektur im neunzehnten Jahrhundert. (revidierte Neuauflage der Publikation Vom Schloss zum Bahnhof...) Ed. Libri Artis Schäfer, 1989, ISBN 3-88746-236-X, S. 59–62; hier: S. 59; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. Dr. Julius: Leben des Dr. Carl Friedrich August Müller, weiland Redakteur der bayer'schen Landbötin, Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften u.s.w. „mit des Seeligen Silhouette“. in der Expedition der bayer'ischen Landbötin, München 1838; Digitalisat über die Bayerische Staatsbibliothek
  4. Thomas Wollschläger: Die Military Revolution und der deutsche Territorialstaat unter besonderer Berücksichtigung Brandenburg-Preußens und Sachsens. Determinanten der Staatskonsolidierung im europäischen Kontext 1670–1740. zugleich Dissertation 2002 an der Universität Gießen. Books on Demand, Norderstedt circa 2004, ISBN 3-8334-2139-8, S. 183; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  5. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Band 8, G. Braun Verlag, Karlsruhe 1934, S. 259; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. Lebensdaten nach Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 86 (1934), S. 259.
  7. Johann Anton du Plat: Vorbericht. in ders. (Hrsg.): Situations-Risse Der Neüerbaueten Chausséen des Churfürstenthums Braunschweig-Lüneburg. Band 1. Die Chaussée Von Hannover Auf Hameln. Nebst einer Nachricht von den an dieser Route belegenen merkwürdigen Örtern. hier: S. 4 (Faksimile der Ausgabe bei C. W. Niemeyer, Hameln 1985, ISBN 3-87585-069-6, S. 1–4).
  8. a b c Arnold Nöldeke: Landesherrliche Stückgiesserei. in ders.: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. hrsg. vom Provinzialausschuss und Landesdirektorium der Provinz Hannover, 1: Regierungsbezirk Hannover. Heft 2 in zwei Teilen, Teil 1: Denkmäler des „alten“ Stadtgebietes Hannover (Eingemeindungen bis 1. Januar 1870). Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Theodor Schulzes Buchhandlung, Hannover 1932, S. 405–406.
  9. Hans Joachim Heerde: Das Publikum der Physik. Lichtenbergs Hörer. Wallstein Verlag, 2006, ISBN 3-8353-0015-6, S. 449 und 442
  10. Die Freimaurerei im Oriente von Hannover: Erinnerungsblätter an die Feste vom 14. und 15. Januar 1857. Carl Rümpler, Hannover 1859, passim; Digitalisat über Google-Bücher
  11. a b Harold Hammer-Schenk: Gotthard Christoph Müller, Entwürfe für das Vergnügungslokal Vauxhall in Hannover, 1776 und 1779. In: Harold Hammer-Schenk, Günther Kokkelink (Hrsg.): Laves und Hannover ... S. 94–96.
  12. Matthias Rohlfs: Hannoverscher Staatskalender auf das Jahr 1784, Lauenburg: Johann Georg Berenberg, 1784, S. 116; Digitalisat über Google-Bücher
  13. Helmut Knocke: Clevertorbrücke. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 115.
  14. Lars Ulrich Scholl: Ingenieure in der Frühindustrialisierung. Vandenhoeck & Ruprecht 1997, ISBN 3-525-42209-1, S. 48.
  15. a b Werner Sombart: Krieg und Kapitalismus. Neudruck der Ausgabe von 1913. Unicum-Verlag, Barsinghausen 2013, ISBN 978-3-8457-0175-2, S. 100; Digitalisat über Google-Bücher
  16. Arnold Nöldeke: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. Band 1, Ausgabe 2, Teil 2, Hannover: Selbstverlag der Provinzialverwaltung, T. Schulzes Buchhandlung, 1932, S. 229; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  17. a b Harold Hammer-Schenk: Gotthard Christoph Müller, Das Anatomiegebäude, Georgstraße/Steintor, 1789. In: Harold Hammer-Schenk, Günther Kokkelink (Hrsg.): Laves und Hannover ... S. 87–90.
  18. G. C. Müller: Militärische Encyklopädie .... Göttingen 1796, Titelblatt; Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  19. a b Straße und Autobahn. Band 15, Kirschbaum 1964, S. 332; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche