Gemäldegalerie Alte Meister

Gemäldesammlung in Dresden
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Die Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden zählt mit ungefähr 700 ausgestellten Meisterwerken aus dem 15. bis 18. Jahrhundert zu den renommiertesten Gemäldesammlungen der Welt. Zu den Schwerpunkten des Museums gehören italienische Werke der Renaissance sowie holländische und flämische Maler des 17. Jahrhunderts. Präsentiert werden auch herausragende Gemälde altdeutscher und altniederländischer Malerei. Die Gemäldegalerie ist Teil der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Sie befindet sich in der Sempergalerie des Zwingers und wird jährlich über eine halbe Million Mal besucht.

Innenansicht der Sempergalerie – im Hintergrund die Sixtinische Madonna, 2020

Geschichte

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Innenansicht der königlichen Gemäldegalerie im ehemaligen kurfürstlichen Stallgebäude, 1830

Als 1560 Kurfürst August die Dresdner kurfürstliche Kunstkammer gründete, spielten Gemälde neben Sammlungsstücken aus allen möglichen Bereichen der Wissenschaft in dieser Universalsammlung noch eine untergeordnete Rolle. Unter den beiden zwischen 1694 und 1763 regierenden sächsischen Kurfürsten, August der Starke und seinem Sohn, Friedrich August II., begann in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine systematische Sammeltätigkeit.[1] Nachdem sie insbesondere durch den Ankauf der 100 besten Werke aus der hervorragenden Sammlung des Herzogs Francesco III. von Modena im Jahr 1746 rasch angewachsen war, zog die Sammlung 1747 zunächst in das zur Gemäldegalerie umgebaute Stallgebäude am Neumarkt ein.[2] Gekrönt wurde diese Sammlungsepoche 1754 durch den Erwerb von Raffaels Bild Sixtinische Madonna.[3] Durch ihre kostbaren Erwerbungen war die Sammlung mittlerweile zu europäischem Ruhm gelangt. Der nun einsetzende Siebenjährige Krieg beendete für viele Jahre die aktive Sammlungserweiterung.

 
In der Dresdner Galerie, Gemälde von Karl Louis Preusser, 1881

Aufgrund des Bedürfnisses nach einem neuen Museumsgebäude, das den Erfordernissen des 19. Jahrhunderts entsprach, konzipierte Gottfried Semper den heutigen Galeriebau am Zwinger, die sogenannte Sempergalerie.[2] Nach Sempers Flucht 1849 wurde dieser „nordseitige Zwingerabschluss“ im Jahr 1855 durch Karl Moritz Haenel fertiggestellt. Das „Neue Königliche Museum zu Dresden“ wurde am 25. September 1855 in der Sempergalerie eröffnet, wo sich die Gemäldegalerie noch immer befindet. Auch setzte nun wieder die Ankaufstätigkeit ein. So gelangten 1853 aus dem Nachlass des „Bürgerkönigs“ Louis-Philippe I. 16 spanische Gemälde nach Dresden; in den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts folgten Bilder italienischer und niederländischer Meister. 1873 beschloss der Landtag, bedeutende Summen für den Erwerb von Kunstwerken zur Verfügung zu stellen.[3]

 
Die Sempergalerie am Zwinger – Heimstatt der Gemäldegalerie

Aus Platzgründen wurde die Ausgliederung moderner Gemälde Anfang des 20. Jahrhunderts notwendig, womit die Galerie Neue Meister ihren Anfang nahm. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Gemälde ausgelagert, u. a. im Kalkwerk Lengefeld, im Tunnel der Rottwerndorfer Sandsteinwerke bei Pirna und im Cottaer Tunnel. Damit blieb ihre Mehrzahl trotz weitgehender Zerstörung der Sempergalerie durch die Luftangriffe auf Dresden erhalten. Am 13. Februar 1945 verbrannten 154 Gemälde, als der Lastwagen, auf den sie geladen waren, von einer Bombe getroffen wurde. Die Gemälde sollten wegen des Vorrückens der Roten Armee vom Auslagerungsdepot im Schloss Milkel in Richtung Westen evakuiert werden. Der Transportweg über Dresden wurde verbotswidrig gewählt.[4] Weitere 42 Gemälde, alles Großformate, verbrannten am gleichen Tag im Residenzschloss.[5]

Nach Kriegsende kamen die verbliebenen Bilder als Beutekunst in die Sowjetunion. 1955 beschloss der Ministerrat der UdSSR die Rückgabe. Am 25. August 1955 erfolgte in Moskau die Übergabe der Dresdener Gemälde an eine Regierungsdelegation der DDR. Zu diesem Thema gab die Deutsche Post der DDR mehrere Briefmarkenserien mit dem Titel „Von der UdSSR zurückgeführte Gemälde der Dresdner Gemäldegalerie“ heraus. Am 3. Juni 1956 wurde die Gemäldegalerie wieder in einem Teil der noch im Wiederaufbau befindlichen Sempergalerie eröffnet. Diese wurde 1960 fertiggestellt. 1963 zählte man 206 zerstörte und 507 vermisste Gemälde.[3] Es werden noch etwa 450 Gemälde vermisst.[3]

 
Guido Reni: Ruhende Venus mit Amor, 1956 in der Gemäldegalerie beschädigt

Am 4. August 1956 beschädigte ein Verwirrter das Bild Ruhende Venus mit Amor von Guido Reni, indem er es mit einem Bleistift durchbrach. Das Gemälde konnte nach kurzer Restaurierung wieder ausgestellt werden. Die Fahndung nach dem Täter blieb erfolglos.[6]

Ab 1988 wurde die Sempergalerie umfassend rekonstruiert und am 5. Dezember 1992 wiedereröffnet. Nach einer siebenjährigen Generalsanierung und einer damit verbundenen Teilschließung der Galerie wurde die Gemäldegalerie Alte Meister am 28. Februar 2020 wiedereröffnet.

Im Mai 2007 eröffnete in Second Life mit der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister das erste nach einem realen Vorbild kreierte virtuelle Museum, es wurde im Dezember 2011 wieder geschlossen.[7]

Von 1991 bis 2009 war Harald Marx, von 2010 bis 2015 Bernhard Maaz Direktor der Gemäldegalerie. Auf ihn folgte Stephan Koja (2016–2023).[8] Im Dezember 2023 wurde zu Kojas Nachfolger ab März 2024 Holger Jacob-Friesen (* 1967) berufen.[9]

Sammlungen

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Seit der Wiedereröffnung der Sempergalerie am 29. Februar 2020 wird die Sammlung in einer neugestalteten Form präsentiert. Die Farben der Wände werden zur Gliederung eingesetzt. So sind die Werke der Italiener auf roten Wänden ausgestellt, während die deutschen und niederländischen Gemälde vor grüner Wandbespannung hängen. Spanische und französische Bilder des 17. Jahrhunderts präsentieren sich auf blauem Grund.

Gemäldesammlung

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Bedeutende Meisterwerke aus dem 15. bis 18. Jahrhundert begründen die weltweite Bekanntheit der Sammlung. Die Sammlungsschwerpunkte liegen auf der italienischen Malerei, besonders der Hochrenaissance und dem Barock, sowie holländischer und flämischer Malerei, vor allem aus dem 17. Jahrhundert. Herausragende Werke bekannter deutscher, französischer und spanischer Maler sind ebenso vertreten. Die 34 Werke umfassende Sammlung spanischer Malerei gilt als der wichtigste Bestand in einem deutschen Museum. Darüber hinaus werden Tafel- und Leinwandbilder der italienischen Frührenaissance gezeigt. Die Gemäldegalerie verfügt über die weltweit größte Cranach-Sammlung. Dabei sind nahezu der gesamte Bestand an Werken von Lucas Cranach dem Älteren und dem Jüngeren sowie Arbeiten aus deren Werkstatt ausgestellt.

Die ständige Ausstellung besteht aus etwa 700 Gemälden, was ungefähr 40 % des Depotbestandes entspricht. Die relativ dichte Hängung dieser Bilder erfolgt in prunkvollen Goldrahmen.[10]

Skulpturen

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Antikenhalle der Galerie

Durch die Aufstellung der Skulpturen innerhalb der Gemäldegalerie werden hier Skulpturen und Gemälde im Sinne des Paragone („Wettstreit der Künste“) gegenübergestellt. Außerdem werden die antiken Skulpturen in der Antikenhalle (Osthalle der Galerie) gezeigt, z. B. die Dresdner Herkulanerinnen sowie Hermaphrodit und Silen (die sog. Dresdner Symplegma-Gruppe). Große skulpturale Meisterwerke, vor allem exquisite Kleinbronzen der Renaissance mit Werken von Giambologna, Adriaen de Vries und Filarete, sind im sogenannten Skulpturengang aufgestellt.

Außerdem kann die Mengssche Abgusssammlung besichtigt werden. Von den über 400 gegenwärtig noch vorhandenen Werken werden dort etwa 120 museal präsentiert.[11] Beispiele einiger bekannter Werke aus der Sammlung sind:

Dresdner Bildteppiche

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Das Winckelmann-Forum (früher Gobelin-Saal) wurde am 6. Juni 2020 mit einer Sonderausstellung zu den Dresdner Bildteppichen nach Kartons von Raffael (1483–1520) eröffnet.[12][13] Gezeigt wurden fünf der sechs Dresdner Bildteppiche nach Kartons von Raffael (1483–1520), die in der englischen Tapisserie-Manufaktur Mortlake gewebt wurden und 1723 nach Dresden gelangten:

  1. Der wunderbare Fischzug
  2. Weide meine Schafe
  3. Die Heilung der Lahmen
  4. Das Opfer zu Lystra
  5. Die Predigt des Paulus zu Athen
  6. Die Bestrafung des Elymas (stark beschädigt)

Bekannte Werke (Auswahl)

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Siehe auch

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Literatur

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  • Hans Ebert (Bearbeiter): Kriegsverluste der Dresdner Gemäldegalerie. Vernichtete und vermisste Werke. Hrsg.: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, 1964 (Katalog)
  • Marlies Giebe: Eine Arche für die Kunst. Die neuen Depots und Restaurierungswerkstätten der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden im Albertinum in: Restauro 117 (2011), Heft 7, S. 54–62.
  • Bernhard Maaz: Gemäldegalerie Alte Meister: eine Geschichte der Malerei. Walther König, Köln 2014, ISBN 978-3-86335-612-5.
  • Harald Marx: Meisterwerke aus Dresden. Gemäldegalerie Alte Meister. E. A. Seemann, Leipzig 2009, ISBN 978-3-86502-014-7.
  • Harald Marx: Gemäldegalerie Dresden – Führer Alte Meister. E. A. Seemann, Leipzig, 3. Aufl., 2006, ISBN 978-3-86502-021-5.
  • Henner Menz: Die Dresdener Gemäldegalerie. Th. Knauer Nachf., München 1962.
  • Doreen Paula: Die Dresdener Gemäldegalerie 1722-1827: was Inventare und Kataloge über die Geschichte der Sammlung erzählen. Reimer Verlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-496-03058-4.
  • Johann Gottlob von Quandt: Der Begleiter durch die Gemälde-Säle des Königlichen Museums zu Dresden. Mit Titelkupfer und Grundriss. Meinhold, Dresden 1856. (Digitalisat)
  • Virginie Spenlé: Die Dresdner Gemäldegalerie und Frankreich. Der „bon goût“ in Sachsen. Sax-Verlag, Beucha 2008, ISBN 978-3-86729-028-9.
  • Angelo Walther (Red.): Gemäldegalerie Dresden – Alte Meister. Generaldirektion Staatliche Kunstsammlungen, 14. Auflage, Dresden 1971.
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Commons: Gemäldegalerie Alte Meister – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Gemäldegalerie Alte Meister – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Harald Marx: Meisterwerke aus Dresden. Gemäldegalerie Alte Meister. E. A. Seemann, Leipzig 2009, ISBN 978-3-86502-014-7.
  2. a b Fritz Löffler: Das alte Dresden – Geschichte seiner Bauten. E. A. Seemann, Leipzig 1981, ISBN 3-363-00007-3.
  3. a b c d Harald Marx: Gemäldegalerie Dresden – Führer Alte Meister. E. A. Seemann, Leipzig, 3. Aufl. 2006, ISBN 978-3-86502-021-5, S. 8–17.
  4. Staatliche Burgen und Schlösser Burgen und Gärten Sachsen GmbH (Hrsg.): Bombensicher. Kunstversteck Weesenstein 1945. Dresden 2018, S. 68.
  5. Henner Menz: Gemäldegalerie Dresden. Éditions Aimery Somogy, Paris, S. 94f.
  6. Ralf Hübner: „Ein unbestreitbarer Höhepunkt“. In: Sächsische Zeitung. 5. Juni 2021 (kostenpflichtig online [abgerufen am 5. Juni 2021]).
  7. Sic Transit Gloria Mundi … the Dresden Art Museum closes in Second Life. (englisch, aufgerufen am 16. Februar 2012)
  8. SKD: Stephan Koja übernimmt die Führung der Fürstlichen Sammlungen. Abgerufen am 15. November 2023.
  9. mdr.de: Neuer Direktor der Galerie "Alte Meister" in Dresden: weltoffen und publikumsorientiert | MDR.DE. Abgerufen am 26. Dezember 2023.
  10. SKD: Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800 (abgerufen am 16. Juli 2022)
  11. Die Abguss-Sammlung von Anton Raphael Mengs, Begleitheft zur Ausstellung. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, 2016
  12. SKD: Raffael – Macht der Bilder (abgerufen am 6. Juni 2020)
  13. Lisa Werner-Art: Raffael zu Ehren, DNN, Nr. 129, 5. Juni 2020, S. 9.
  14. Museums-Check: Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden. In: Fernsehserien.de. Abgerufen am 15. November 2020.

Koordinaten: 51° 3′ 12,7″ N, 13° 44′ 5,5″ O