Mengssche Abgusssammlung

Skulpturensammlung

Die Mengssche Abgusssammlung ist eine Skulpturensammlung von Werken, die Anton Raphael Mengs (1728–1779) während eines seiner Aufenthalte in Rom zusammengetragen hatte.

Neue Aufstellung der Mengsschen Abgusssammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden seit Juni 2021
Blick in den Deutschen Saal mit der Mengsschen Abgusssammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (März 2016 bis Dez. 2019)
Aufstellung der Sammlung im ehemaligen Stallgebäude (Johanneum) von 1794 bis 1857
Ursprünglicher Aufstellungsort der Sammlung in der Brühlschen Galerie von 1786 bis 1794 (Mitte)

Von 1766 bis 1772 hielt sich Mengs erneut[1] in Rom auf. In dieser Zeit fertigte er im Auftrag von Karl III. und mit Genehmigung von Papst Clemens XIII. Gipsabgüsse von antiken Statuen auch aus den päpstlichen Museen an. Nach diesem Auftrag formte er weitere antike Skulpturen auch für sich selbst ab.[2] Er nahm auch Gipsabgüsse von antikisierenden Skulpturen der Neuzeit ab.

Den Schwerpunkt bilden dabei Abgüsse berühmter Antiken aus Rom und Florenz, aber auch von Werken der Renaissance und des Barock von Donatello, Michelangelo und Bernini. Die Sammlung großformatiger Abgüsse und verkleinerter Skulpturen diente den Künstlern beim Studium der Antike als Vorlage zum Zeichnen. Heute ist sie ein Bestandteil der Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.[3]

Mengs soll noch den Wunsch ausgesprochen haben, dass diese Sammlung nach Dresden kommen möge.[4] Bereits August der Starke hatte 1728 die 160 Skulpturen umfassende Antiken-Sammlung des Agostino Chigi, eines der reichsten Männer der Renaissancezeit und Bankier der Päpste, und weitere kleinere Sammlungen erwerben können, welche er im Palais im Großen Garten unterbrachte. Dadurch wurde Dresden zur ersten deutschen Stadt mit einer Antikensammlung nach italienischem Vorbild.

Im Jahre 1783 kaufte der sächsische Kurfürst Friedrich August III. Mengs Schwester, der Malerin Theresa Concordia Maron in Rom[5], die Skulpturensammlung von über 800 Werken ab, und der in Rom lebende Bildhauer Alexander Trippel, bekannt durch zwei Goethe-Büsten, verpackte sie.

Im Frühjahr 1784 erreichten die Gipsabgüsse in 96 Kisten über den Wasserweg Dresden und wurden nach der Aufbereitung ab 1786 im damaligen Gemäldesaal des Brühlschen Gartens aufgestellt.

Die Werke wurden dann ab 1794 im Erdgeschoss des ehemaligen Marstalls, jetzt Johanneum, gezeigt, hier wurden sie u. a. auch von Goethe bewundert.[6] Ab 1857 waren sie dann im Osttrakt der neuen Gemäldegalerie untergebracht. Nach kriegsbedingter Auslagerung, Abtransport in die Sowjetunion und Rückgabe im Jahr 1958 war die Sammlung im Keller des Albertinums eingelagert. Nach über 70 Jahren ist sie nun der Öffentlichkeit wieder zugänglich. Vom März 2016 bis Ende 2019 wurde sie im Deutschen Saal des Zwingers gezeigt, jetzt seit Juni 2021 innerhalb der Sammlung der Dresdner Gemäldegalerie – Alte Meister. Von den über 400 gegenwärtig noch vorhandenen Werken werden dort etwa 120 museal präsentiert.

Durch die Aufstellung der Abgusssammlung (zusammen mit den Kleinbronzen im Skulpturengang) in der Gemäldegalerie werden hier Skulpturen und Gemälde im Sinne des Paragone („Wettstreit der Künste“) gegenübergestellt.[7][8][9][10]

Beispiele einiger bekannter Werke aus der Sammlung sind:[11]

Literatur Bearbeiten

  • Johann Gottlob Matthaey: Verzeichniss der im königl. sächs. Mengs'ischen Museum enthaltenen antiken und modernen Bildwerke in Gyps, Dresden und Leipzig in der Arnoldischen Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1831 (Digitalisat).
  • Moritz Kiderlen: Die Sammlung der Gipsabgüsse von Anton Raphael Mengs in Dresden: Katalog der Abgüsse, Rekonstruktionen, Nachbildungen und Modelle aus dem römischen Nachlass des Malers in der Skulpturensammlung, hrsg. von der Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden. München 2006.
  • Bénédicte Savoy (Hrsg.): Tempel der Kunst. Die Geburt des öffentlichen Museums in Deutschland 1701–1815. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2006 (mit zwei Artikeln zur Mengsschen Abgusssammlung)[12]
  • Karl Gottlob Küttner: Die Mengssche Abgusssammlung. In: Zukunft seit 1560. Die Anthologie. Von der Kunstkammer zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Dresden 2010, S. 95–98.
  • Stephan Koja (Hrsg.); Rolf H. Johannsen (Red.): Vorbild Antike. Die Abgusssammlung des Anton Raphael Mengs : Skulpturensammlung Dresden. Dresden 2020.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Mengssche Abgusssammlung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Museum der Gipsabgüsse – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. 1759 reiste Mengs von Rom nach Neapel, um die königliche Familie zu porträtieren. Karl VII., König beider Sizilien, war mit Maria Amalia von Sachsen, einer Tochter Augusts des Starken, verheiratet. Am 10. August 1759 starb Karls Vater Ferdinand VI. von Spanien, und Karl erbte als Karl III. den Königsthron. Daraufhin verließ er mit seiner Familie Neapel, und Mengs kehrte nach Rom zurück. Königin Maria Amalia starb am 27. September 1760 im Madrider Buen Retiro an Schwindsucht (* 24. November 1724 in Dresden). 1761 reiste Mengs nach Madrid und arbeitete als Königlicher Hofmaler an der Ausgestaltung des königlichen Palastes. In diesem Jahr stellte er wahrscheinlich auch sein Bild von der verstorbenen Königin Maria Amalia fertig.
  2. Johann Gottlob Matthaey: Verzeichniss der im königl. sächs. Mengs'ischen Museum enthaltenen antiken und modernen Bildwerke in Gyps, Dresden und Leipzig in der Arnoldischen Buchhandlung, 1831, S. IV (abgerufen am 5. Juni 2021).
  3. Die Mengs'sche Abguss-Sammlung und Meisterwerke der Renaissance- und Barockskulptur in der Gemäldegalerie Alte Meister (Memento vom 20. Dezember 2016 im Internet Archive) (abgerufen am 16. Dezember 2016)
  4. Johann Gottlob Matthaey: Verzeichniss der im königl. sächs. Mengs'ischen Museum enthaltenen antiken und modernen Bildwerke in Gyps, Dresden und Leipzig in der Arnoldischen Buchhandlung, 1831, S. V (abgerufen am 5. Juni 2021).
  5. Seit 1741 war sie in Rom als Miniatur- und Pastellmalerin tätig und seit 1765 mit dem Mengs-Schüler Anton von Maron verheiratet.
  6. Die Mengssche Abgusssammlung im Stallgebäude (abgerufen am 4. Juni 2021)
  7. „Wohl die größte Abgußsammlung der Welt“ (abgerufen am 14. Dezember 2016)
  8. art-Kunstmagazin: Skulptur im Semperbau. Die Mengs’sche Abguss-Sammlung und Meisterwerke der Renaissance- und Barockskulptur in der Gemäldegalerie Alte Meister (Memento vom 14. Dezember 2016 im Internet Archive) (abgerufen am 14. Dezember 2016)
  9. Skulpturensammlung Dresden (abgerufen am 14. Dezember 2016)
  10. Teresa Ende: „Aus ihrem Gefängnis befreit“ – Meisterwerke der Renaissance- und Barockskulptur und die Mengs’sche Abguss-Sammlung, in: DNN Nr. 291 vom 14. Dezember 2016, S. 9.
  11. Die Abguss-Sammlung von Anton Raphael Mengs, Begleitheft zur Ausstellung. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, 2016
  12. Inhaltsverzeichnis.