Friedrich Wilhelm Haack (Komponist)

deutscher Organist und Musikdirektor

Friedrich Wilhelm Haack (* 25. April 1765 in Potsdam;[1]14. November 1825 in Stettin) war ein deutscher Komponist, Organist der vereinigten Schloss- und Mariengemeinde in Stettin und Musikdirektor.

Leben Bearbeiten

Friedrich Haacks Eltern waren Christian Fridrich Hacke (* 1721 in Berlin[2]) und Anna Mariane Eleonora Junge.[3]

Friedrich Wilhelm Haack war, wie sein älterer Bruder Karl Friedrich Heinrich Haack, Schüler von Franz Benda. Der Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm II. förderte beide, indem er sie schon im jungen Alter in seine kronprinzliche Kapelle aufnahm. Haack wechselte nach kurzer Orchestertätigkeit im Jahr 1779 an die Orgel in Stargard und wurde 1790 Organist und Kantor der vereinigten Schloss- und Mariengemeinde in Stettin, so dass er für die Kirchenmusik der Schlosskirche zu Stettin zuständig war.[4] Die Marienkirche war bereits 1789 abgebrannt und wurde nicht wieder aufgebaut.

Mit seiner Ehefrau Johanna Wilhelmine Kirstein (* 1770, † 1808 in Stettin) hatte Haack sechs Kinder. Eine Tochter heiratete Ferdinand Oelschläger (* 1798; † 1858), der sein Nachfolger als Organist der Schlosskirche wurde.[5]

Leistungen Bearbeiten

Als Leiter der Liebhaberkonzerte der Stettiner Musikgesellschaft 1793 setzte Haack das bereits 1767 begonnene öffentliche Konzertleben fort und leitete als Musikdirektor jedes Jahr neun bis zehn Konzerte, unter anderen Haydns Die Schöpfung und Die Jahreszeiten sowie Mozarts La clemenza di Tito.[6] Die Stettiner Liedertafel ist ein Seitenstück zu der zwei Jahre zuvor von Johann Friedrich Fasch gegründeten Sing-Akademie zu Berlin.[7] Die Berliner Allgemeine Musikalische Zeitung schrieb, Haack habe sich als Musikdirektor für die Förderung des Gesangs, die Stettiner Liedertafel, eingesetzt und deshalb eine Musikgesellschaft mit 15 bis 20 Personen gegründet.[8][9]

Haack vertonte 1798 (Uraufführung 1799 in Stettin) das dreiaktige Singspiel Die Geisterinsel von Friedrich Wilhelm Gotter und Friedrich Hildebrand von Einsiedel (als dritte von fünf Vertonungen dieses Librettos zwischen 1796 und 1799).[10][11][12] „Der Reichtum, die Fülle und Ausarbeitung der Harmonie, besonders in feyerlichen und erhabenen Sätzen, soll diese Komposition sehr auszeichnen.“[13]

Der Musikhistoriker Carl Friedrich Ledebur (1861) schreibt: „Geb.zu Potsdam 1760,[14] erhielt seines großen musikalischen Talentes wegen schon als Knabe die Stelle eines Violinisten der Kapelle des Prinzen von Preußen, da er aber mehr Neigung zum Clavier und Orgelspiel, sowie zur Composition hatte, welche letztere er unter Fasch studierte, so nahm er 1779 die Stelle eines Organisten zu Stargard in Pommern, sowie später die eines Musik-Direktors und Organisten an der Schlosskirche zu Stettin an. Hier fand sein reger Geist und seine Kunstliebe hinreichende Beschäftigung, er ward seit 1793 Direktor des dortigen Liebhaber-Concerts und gab demselben eine edlere Kunstrichtung; auch gab ihm diese Stellung Veranlassung zur Composition mehrerer größerer Werke; unter denen ein Oratorium, mehrere Sinfonien, die Oper: ‚Die Geisterinsel‘ von Gotter 1798 (basierend auf Shakespeare‘s Sturm) zu erwähnen sind.“

Werke Bearbeiten

Erhalten sind:

  • Concerto für Piano und Orchester opus 1[15]
  • Sonate C-Dur opus 2[16]
  • drei Streichquartette in Es, g und F opus 2[17]
  • Rondos opus 3[18]
  • Capriccios für Piano[19]

Literatur Bearbeiten

  • Heinz Becker: Haack (Familie). In: Friedrich Blume (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG). Erste Ausgabe, Band 5 (Gesellschaften – Hayne). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1956, DNB 550439609, Sp. 1159 (= Digitale Bibliothek Band 60, S. 30838–30840)
  • Heinz Becker, SL: Haack (Familie). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 8 (Gribenski – Hilverding). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2002, ISBN 3-7618-1118-7 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  • Werner Freytag: Musikgeschichte der Stadt Stettin im 18. Jahrhundert. Greifswald, Bamberg 1936, S. 11 ff, S. 112.
  • Ernst Ludwig Gerber: Neues Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (1812–1814). (herausg. von Othmar Wessely). Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1966, S. 453.
  • Carl von Ledebur: Tonkünstler-Lexicon Berlin’s von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Ludwig Rauh, Berlin 1861, S. 218 f., urn:nbn:de:bvb:12-bsb10931847-2 (Digitalisat in der Google-Buchsuche ).
  • Werner Schwarz: Friedrich Wilhelm Haack (1760–1827). Pommersche Musikgeschichte. Band 2: Lebensbilder von Musikern in und aus Pommern. Forschungen zur Pommerschen Geschichte, Reihe V, Band 28. Böhlau, Köln 1994, ISBN 3-412-04382-6, S. 108–111.
  • Stettiner Liedertafel. Gesänge für vier Männerstimmen, gedichtet von J. G. Kugler, in Musik gesetzt von Haak, Löwe und Oelschläger. Partitur und Stimmen. Trautwein, Berlin 1841.
  • Eckhard Wendt: Stettiner Lebensbilder (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe V, Band 40). Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2004, ISBN 3-412-09404-8, S. 213–214.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Friderich Wilhelm Haacke. Taufbuch Infanterie-Regiment Nr. 6, 1765/25.4. GStA PK, VII HA, MKB MF 1200.
  2. Johann Christian Haacke, Taufbuch St. Nicolai Berlin 6. (8?) August 1721,
  3. Heirat am 31. Juli 1754. Taufbuch Infanterie-Regiment Nr. 6, 1754/21, GStA PK, VII HA, MKB MF 1200 (Nr. 21).
  4. Werner Schwarz: Pommersche Musikgeschichte. Köln 1994
  5. Paul Meinhold: Geschichte der Schloss- und Mariengemeinde. Stettin 1926.
  6. Werner Schwarz: Friedrich Wilhelm Haack, 1994, S. 108–111.
  7. E. Eugene Helm. In: Mitteilungen der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart WLBforum_2012_1.
  8. Bericht über den Zustand der Musik in Stettin, Band 1, Januar 1799, S. 80–81.
  9. In der AMZ (1841, 43. Jahrgang, S. 985) steht ein Hinweis auf diese Stettiner Liedertafel, nennt u. a. Kompositionen von Haak.
  10. Libretto Portal – Band. In: libretti.digitale-sammlungen.de.
  11. Thomas Radecke: Shakespeares Sturm als Opernlibretto. In: Helen Gayer, Thomas Radecke: Aufbrüche – Fluchtwege. Musik in Weimar um 1800. Böhlau; Köln 2003, S. 215.
  12. Thomas Baumann: North German Opera in the Age of Goethe. Cambridge University Press, Cambridge 1985, S. 314–315, S. 386.
  13. In: Allgemeine Musikalische Zeitung, Band 2, 1799–1800, S. 135.
  14. Einige Musiklexika sowie RISM nennen falsche Geburtsjahre.
  15. RISM ID: 991019789
  16. RISM ID: 991019790
  17. RISM ID: 990024403
  18. RISM ID: 991019791
  19. RISM ID: 990024404 Die Zuordnung einzelner Werke zu Karl bzw. Friedrich Wilhelm Haack, beide Schüler von Franz Benda, ist nicht in allen Musiklexika zuverlässig dargestellt.