Französische Straße (Berlin)

Straße in Berlin-Mitte

Die Französische Straße ist eine in West-Ost-Richtung verlaufende Straße im Berliner Ortsteil Mitte des gleichnamigen Bezirks. Sie verbindet die Hannah-Arendt-Straße mit dem Werderschen Markt, der sich jenseits der Spreeinsel als Rathausstraße fortsetzt. Ihr Name geht auf die hier nach dem Edikt von Potsdam Ende des 17. Jahrhunderts angesiedelten französischen Glaubensflüchtlinge (Hugenotten) zurück, die unter anderem die Französische Friedrichstadtkirche errichteten.

Französische Straße
Wappen
Wappen
Straße in Berlin
Französische Straße
Französische Straße
Ehemaliges Hauptpostamt Berlin W 8
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Mitte
Angelegt 17. Jahrhundert
Anschluss­straßen
Hannah-Arendt-Straße,
Werderscher Markt
Querstraßen Mauerstraße,
Glinkastraße,
Friedrichstraße,
Charlottenstraße,
Markgrafenstraße,
Hedwigskirchgasse,
Hinter der Katholischen Kirche,
Oberwallstraße
Plätze Gendarmenmarkt
Bauwerke Bauwerke und Sehenswürdigkeiten
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, ÖPNV
Technische Daten
Straßenlänge rund 900 Meter

Eine bis 2009 namenlose Verlängerung zur Kreuzung Hannah-Arendt-Straße / Wilhelmstraße wurde am 15. Dezember 2009 mit der Verkehrsfreigabe in die Französische Straße einbezogen.

Geschichte Bearbeiten

Die Straße, bereits im Alt-Berliner Stadtkern westlich der Bastion im Bereich Friedrichsvorstadt verzeichnet,[1] wurde um 1706 offiziell benannt. Die Namensgebung Französische Straße bezieht sich auf „die französischen Réfugiés, die in dieser Straße großen Besitz hatten“.[2] Um das Jahr 1700 war fast jeder fünfte Berliner ein Franzose. Die französischen Réfugiés hatten sich vor allem in der Dorotheenstadt angesiedelt.[3] Um 1740 wurden benachbarte Straßenabschnitte wie Beim Französischen Kirchhof und Nach dem Französischen Kirchhof in den Verlauf einbezogen.

Die Straße endete in jenen Jahren östlich an einem Gebäude, das seit 1849 der Sitz der Ersten Kammer des Preußischen Herrenhauses war. Nachdem dieses im Jahr 1851 einem Brand zum Opfer gefallen war, wurde die Ruine abgetragen und die Französische Straße bis zur Oberwallstraße verlängert.[4]

Das innerstädtische Straßensystem der Französischen, Mauer-, Jäger-, Friedrich- und Charlottenstraße war 1848 das Zentrum der Barrikadenkämpfe der Märzrevolution. Daran erinnert eine im Jahr 1998 enthüllte Bronze-Gedenktafel am Eckhaus Französische Straße/Oberwallstraße mit folgender Inschrift: „An diesem Standort befand sich die erste der von den preußischen Gardetruppen auf Befehl des Generals Karl Ludwig von Prittwitz angegriffenen Barrikaden. Sie musste nach kurzem Kampf aufgegeben werden und nur wenige Verteidiger entkamen über die Dächer.“

 
Café Praha, 1952
Im Haus von F. W. Borchardt

In den 1980er Jahren ließ die DDR-Regierung zahlreiche Neubauten anstelle der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäude errichten. Der Baustil orientierte sich an den erhaltenen Schinkelschen Bauten und der früheren Geschosshöhe, als Material wurden jedoch Betonfertigteile zum Einsatz gebracht, die eine reiche Profilierung erhielten. Sie führten wieder zu einem geschlossenen Straßenbild und sind erst bei genauerem Hinsehen als Neubauten zu erkennen.[5]

Bauwerke und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Kaufhaus Galeries Lafayette, an der Kreuzung mit der Friedrichstraße

An der Französischen Straße Ecke Friedrichstraße befinden sich die Galeries Lafayette Berlin, eine Filiale der französischen Kaufhauskette Galeries Lafayette. Die Straße war namensgebend für den seit 4. Dezember 2020 geschlossenen U-Bahnhof Französische Straße. Seit September 2023 weist an einem ehemaligen Eingang das Schild Nord-Süd auf den ursprünglichen Namen der hier verlaufenden U-Bahn-Linie U6 hin.[6] In unmittelbarer Nähe der Französischen Straße liegt der Gendarmenmarkt mit dem Schauspielhaus.

Weitere historische und teilweise unter Denkmalschutz gestellte Gebäude sind:

 
Klaus Gietinger bei der Gedenkveranstaltung für ermordete Volksmarine-Soldaten in der Französischen Straße 32 am 11. März 2019[11]

Nicht mehr erhaltene Gewerbebauten (Auswahl, Stand: 1943)[2]

  • Nummer 16: Deutsches Institut für Bankwissenschaft und Bankwesen e. V.
  • Nummer 18 und 49–56: Reichs-Credit-Gesellschaft AG
  • Nummer 22/23: Wirtschaftpolitischer Dienst-Verlag H. Funke und Deutsches Arbeitswissenschaftliches Institut
  • Nummer 33: Gothaer Feuerversicherungs-Bank AG, Bezirksdirektion Groß-Berlin
  • Nummer 33a, 33b, 33c: Deutsche Reichspost mit dem Telegrafenbauamt und einem Rohrpostdienst
  • Nummer 33e: Filiale der Dresdner Bank
  • Nummer 46: Reichswirtschaftsministerium
  • Nummer 49: Verkaufs-Filiale von Faber Castell
  • Nummer 50–56: Reichs-Kredit-Gesellschaft, Haus 52 1883–1889 im Besitz der Gothaer Leben
  • Nummer 57/58: Berliner Bank Institut Joseph Goldschmidt Co.
 
Zwei Seiten eines mit Sprüchen bemalten Betonklotzes in dieser Straße

Straßenkunst Bearbeiten

In den Jahren 2014 und 2015 sind entlang des Ostbereichs dieser Straße Betonklötze mit Sinnsprüchen zu sehen. Diese stammen von dem Künstler Wolfgang Nieblich und zieren Baustellenabsperrungen der Firma Brechtel.[14]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Französische Straße (Berlin-Mitte) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Karte von Alt-Berlin 1738@1@2Vorlage:Toter Link/www.alt-berlin.info (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.; sie ist allerdings in Süd-Nord-Richtung abgebildet
  2. a b c d e Französische Straße. In: Berliner Adreßbuch, 1943, Teil IV, S. 236., Namenserläuterung und Verlauf
  3. Günter Linde, Hans-Gert Kramer: Sprachen die Neandertaler Englisch? Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-7466-8003-4, S. 199.
  4. Französische Straße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  5. Inge Kiessig: Fensterplatz für den Augenzeugen. Tribüne-Serie: Berliner Straßengeschichten vom 8. Oktober 1983
  6. Warum am stillgelegten Bahnhof Französische Straße ein neues U-Bahn-Portal steht. In: www.rbb24.de. 11. Oktober 2023, abgerufen am 20. Oktober 2023.
  7. Baudenkmalskomplex Dt. Bank in der Französischen Straße 1–7, 63–68; Haupteingang Mauerstraße, 1872–1874 von Ende & Böckmann
  8. Baudenkmal Französische Straße 9–12, Postamt W 8, 1908–1912 von Wilhelm Walter und Ludwig Meyer
  9. Baudenkmal Französische Straße 13/14, Wohn- und Geschäftshaus, um 1880
  10. Baudenkmal Französische Straße 24, Wohn- und Geschäftshaus, um 1895
  11. Andreas Conrad: Novemberrevolution: Gedenken an Tote der März-Unruhen 1919 in Berlin. In: tagesspiegel.de. 11. März 2019, abgerufen am 17. März 2019.
  12. Baudenkmal Dresdner Bank, Französische Straße und Behrenstraße 36–39, 1887–1923
  13. Baudenkmalskomplex Berliner Handelsgesellschaft, 1897–1900 von Alfred Messel
  14. Auf Beton auf Wikimedia Commons

Koordinaten: 52° 30′ 53,1″ N, 13° 23′ 21,6″ O