Felix Berthold

deutscher Stabs- und Garnisonarzt, Unternehmer und Beteiligter bei der Öffnung des Leibniz-Grabes

Felix Berthold (vollständiger Name Alexander Heinrich Felix Berthold; geboren 4. Juni 1859 in Magdeburg;[1][2][Anm. 1] gestorben 13. August 1909 in Hannover) war ein deutscher Stabs- und Garnisonarzt sowie Fabrikant.[3] Er war einer der Hauptbeteiligten bei der Untersuchung des mutmaßlichen Leibniz-Grabes.[4]

Leben Bearbeiten

Felix Berthold wurde als Sohn des Oberstabs- und Garnisonsarztes[3] Alexander Hugo Berthold und der Katharine Charlotte Elisabeth Persius in Magdeburg geboren[2] Er besuchte bis zu seinem 18. Lebensjahr in Hannover fünf Jahre lang das dortige Lyceum I, bevor er zum Studium der Medizin[5] vom 1. April 1878 bis zum 15. Februar 1882 die spätere Kaiser-Wilhelms-Akademie in Berlin besuchte.[3] Am 21. Mai 1883 wurde er an der Berliner Universität mit seiner Dissertation unter dem Titel Statistischer Beitrag zur Kenntniss des chronischen Magengeschwürs promoviert.[1] Am 27. Januar 1885 wurde er zum Assistenzarzt befördert.[3]

Berthold heiratete am 23. Mai 1889[3] in Hannover Bertha Meinicke (geboren 10. November 1869 in Hannover; gestorben 16. Juli 1950 ebenda).[2]

Berthold wirkte zeitweilig als Bataillonsarzt beim Infanterieregiment Nr. 79 in Hildesheim, bevor er am 21. April 1891 als Stabsarzt aus dem aktiven Dienst ausschied. Anschließend wurde er Besitzer einer Fabrik[3] als Teilhaber[4] ab 1891 und Nachfolger seines Schwiegervaters Heinrich Meinecke in der Firma J. C. König & Ebhardt.[6]

In seinem Todesjahr 1909[1] hatte der Stabsarzt a. D. seinen hannoverschen Wohnsitz im Hause Jägerstraße 14.[7]

BW

Felix Berthold wurde in dem – erhaltenen – Familiengrab auf dem Stadtfriedhof Engesohde, Abteilung 9 K beigesetzt.[8]

Öffnung des Leibniz-Grabes Bearbeiten

 
Schädel von Gottfried Wilhelm Leibniz, Foto von Georg Alpers junior

Bei einem Umbau der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis nach Plänen des Architekten Hermann Schaedtler – Bauführer war Theodor Hörner, die Deckenmalerei besorgte der Kunstmaler Oscar Wichtendahl – wurde 1902 auch die Gruft unter dem Grabstein mit der Inschrift ossa leibnitii für den Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz geöffnet. An der Untersuchung des am 4. Juli 1902 geöffneten Grabes nahm auch „Dr. med. und Stabsarzt a. D. Felix Berthold“ teil. Er assistierte dem Anatomen Wilhelm Krause vom königlichen anatomischen Institut in Berlin bei der Untersuchung und Vermessung des Schädels sowie bei der Erstellung eines Verzeichnis der vorgefundenen Knochen. Dabei war auch der erste Pastor und Vorsitzende des Kirchenvorstandes Karl Julius Mohr anwesend, der später eine Niederschrift zur Grabmalsöffnung fertigte. Nach der Untersuchung fotografierte Georg Alpers junior den Schädel, von dem der Bildhauer Anton Stietz anschließend verschiedene Gipsabdrücke fertigte.[4]

Aus dem Nachlass Bertholds stammt das Original des handschriftlich von dem Gemeindepastor Mohr 1902 verfassten Protokolls der Graböffnung. Bertholds Enkelin Roswitha von Lingelsheim hatte das Dokument in den Unterlagen ihrer Eltern gefunden und übereignete es im Jahr 2009 der Pastorin Martina Trauschke für das Gemeindearchiv der Neustädter Hof- und Stadtkirche.[9]

Schriften Bearbeiten

  • Statistischer Beitrag zur Kenntniss des chronischen Magengeschwürs (Aus den Sectionsprotokollen des pathologischen Instituts zu Berlin), Dissertation 1882 an der Universität Berlin, 1882

Weblinks Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Davon abweichend wurde das Geburtsjahr 1855 angegeben; vergleiche Paul Wätzold: Felix Berthold, in ders.: Stammliste der Kaiser Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungs-Wesen. Im Auftrage der Medizinal-Abteilung des Königlichen Kriegsministeriums unter Benutzung amtlicher Quellen. Springer, Berlin und Heidelberg 1910, S. 229; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Berthold, Felix, in: Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums, Teil 1700 - 1910, Band 14: Bero - Bibi, bearbeitet unter der Leitung von Hilmar Schmuck und Willi Gorzny. Bibliographische und redaktionelle Beratung von Hans Popst und Rainer Schöller, München; New York ; London; Paris: Verlag K. G. Saur, 1980, ISBN 978-3-598-30000-4 und ISBN 3-598-30000-X, S. 31; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. a b c Christoph Weber: Alexander Heinrich Felix Berthold nebst Querverweisen auf der genealogischen Seite der Familienstiftung Hofgärtner Hermann Sello [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 28. Juli 2020
  3. a b c d e f Paul Wätzold: Felix Berthold, in ders.: Stammliste der Kaiser Wilhelms-Akademie ... (1910), S. 229; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. a b c Karl Julius Mohr: Niederschrift zur Öffnung des Grabes von G. W. Leibniz vom 10. Juli 1902; Abschrift unter dem Titel Leibnizgrab auf der Seite der Neustädter Hof- und Stadtkirche in der Version vom 2. Mai 2020, zuletzt abgerufen am 29. Juli 2020
  5. Jahresbericht des Lyceum I zu Hannover über das Schuljahr 1877/78, Hannover: Druck von W. Jürgens, 1878, S. 23; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. Heinz Schmidt-Bachem: Aus Papier. Eine Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der Papier verarbeitenden Industrie in Deutschland, Berlin; Boston, Massachusetts: De Gruyter, 2011, ISBN 978-3-11-023607-1, S. 482; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  7. Adreßbuch, Stadt- und Geschäftshandbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover, der Stadt Linden sowie der Ortschaften Badenstedt, Bornum, Davenstedt, Körtingsdorf, Limmer und Ricklingen. 1909, Abteilung III: Alphabetisches Verzeichnis der Einwohner und Handelsfirmen, Druck und Verlag von Berthold Pokrantz, Wagenerstraße 17, Hannover [1908?], S. 45; Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek über die Deutsche Forschungsgemeinschaft
  8. Dr Felix Berthold in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 28. September 2023 (englisch).
  9. Simon Benne: Gebeine / Wer ruht wirklich im Leibniz-Grab? – Ein jetzt aufgetauchtes Protokoll der Öffnung des Leibniz-Grabes aus dem Jahr 1902 schürt erneut Zweifel an der Echtheit der Gebeine, die in dem Steinsarkophag in der Neustädter Kirche liegen. (Memento vom 29. September 2016 im Internet Archive), Artikel auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 2. September 2009, zuletzt abgerufen am 29. Juli 2020