Die Fasces (von Plural lateinisch Fasces) ist ein Bündel aus mehreren hölzernen Ruten (daher oft auch Rutenbündel genannt), in denen ein Beil steckt. In der Antike war es das Amtssymbol der höchsten Machthaber bei den Etruskern und später im Römischen Reich. Die Fasces wurden diesen von ihren Amtsdienern, den Liktoren, vorangetragen, und werden daher auch Liktorenbündel genannt (lateinisch Fasces Lictoriae, französisch: faisceau de licteur, italienisch: fascio littorio, englisch: lictor’s fasces).

Antikes römisches Relief zweier Liktorenbündel mit seitlichem Beil
Emblem der Cispadanischen Republik (1797)
Republikanische Liktorenbündel im Siegel des Senats der Vereinigten Staaten (seit 1876)

In neuerer Zeit wird das Liktorenbündel von Staaten verwendet, die einen Bezug zum Römischen Reich herstellen möchten, etwa von Frankreich und den Vereinigten Staaten von Amerika; aber auch das faschistische Italien und die faschistische Sozialrepublik (RSI) verwendeten dieses Machtsymbol. Eine mögliche Deutung könnte die Symbolik sein, dass ein einzelner Stab leichter zu brechen ist als ein Stabbündel. Das Beil stand als Symbol für die Todesstrafe, die von den Amtsträgern angeordnet werden konnte.

Geschichte

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Etruskische Ursprünge

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Das Rutenbündel mit Beil ist seit den Anfängen der etruskischen Geschichte belegt. In einem in der südlichen Toskana gelegenen Grab bei Vetulonia (etruskisch Vatluna) fand man ein solches Rutenbündel in verkleinertem Maßstab als Weihegabe. Das Artefakt ist aus Eisen hergestellt und stammt aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. Bei dem beigefügten Beil handelt es sich um eine Doppelaxt.[1]

Die Fasces als Attribute der Macht werden auch von den antiken Autoren als spezifisch etruskisch beschrieben. Nach Silius Italicus, einem Dichter aus der Zeit der Flavier, wurde das Rutenbündel in Vetulonia entwickelt.[2] Die Rutenbündel tragenden Amtsdiener zählten bei den etruskischen Herrschern ebenso zu den Insignien ihrer Macht wie das Zepter, die bestickte Toga (toga praetexta) und ein Herrscherstuhl (sella curulis). Die Axt besaß bereits bei den Mittelmeerkulturen auf Kreta und Sardinien einen politischen und religiösen Charakter. Die mediterranen Kulturströmungen brachten die Doppelaxt als Attribut der Macht in das archaische Italien, wo die Axt zur Waffe und zum Symbol des Anführers wurde.[3]

Römisches Reich

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Die Römer übernahmen von den Etruskern zahlreiche kulturelle Errungenschaften, darunter auch viele zeremonielle Bräuche und äußere Attribute der Herrschergewalt. Die Fasces wurden zunächst den römischen Königen, nach deren Vertreibung dann den mit Imperium ausgestatteten Amtsträgern der Republik, also v. a. Konsuln, Prätoren und Diktatoren, vorangetragen. Auch die Promagistrate, als Statthalter fungierende ehemalige Konsuln oder Prätoren, führten die Fasces. Während eines Triumphzugs wurden auch dem triumphierenden Feldherrn von ausgezeichneten Angehörigen seines Heeres die Fasces vorangetragen. Diese Verwendung blieb auch im Prinzipat bestehen, welches die republikanischen Ämter unangetastet ließ.

Seit den Anfängen der Republik konnten römische Bürger nicht ohne Weiteres zum Tode verurteilt werden bzw. konnten gegen Urteile des Amtsträgers an das Volk appellieren. Aus diesem Grund ließen die Konsuln die Beile erst außerhalb der römischen Stadtgrenze einstecken. Einen Sonderfall bildet hierbei jedoch der Diktator, der als Zeichen seiner unbeschränkten Macht auch innerhalb der Stadtgrenze die Fasces mit eingesetztem Beil führte. Die Anzahl der dem jeweiligen Amtsträger vorangetragenen Fasces drückte dessen Rang aus. Führten die Konsuln zwölf Rutenbündel, wurden einem Prätor nur sechs Fasces vorangetragen. Ein Diktator dagegen führte 24 Rutenbündel.

Frankreich: Französische Revolution und Republik

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Modernes republikanisches Liktorenbündel mit mittigem Beil im Wappen der Ersten Französischen Republik (1791–1804)

Nach dem Untergang des Römischen Reiches wurden das Liktorenbündel als Symbol erst wieder im Zuge der Französischen Revolution aufgegriffen, wo es ab Frühjahr 1790 als Symbol der Einigkeit und – nach dem Ende der Monarchie im Jahr 1792 – zusätzlich als Symbol der Republik diente. Zusammen mit dem Streithahn, der Coquarde, der Jakobinermütze und später der Trikolore, wurde das Liktorenbündel ein französisches Staatssymbol. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Liktorenbündel in Frankreich lange nicht mehr öffentlich gezeigt, da das Symbol durch dessen Gebrauch im italienischen Faschismus diskreditiert war. Erst unter Präsident Valéry Giscard d’Estaing (1974–1981) wurde es als Emblem wieder verwendet.[4]

Italien: Republik und Faschismus

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Flagge der Cispadanischen Republik (1797)
 
Liktorenbündel auf der Parteifahne der Faschisten

Meist wird davon ausgegangen, dass die Bezeichnung „Faschismus“ (it. Fascismo) vom Begriff der Fasces abgeleitet worden ist. Der Ausdruck fasci wurde in der italienischen Politik bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts verwendet, allerdings in erster Linie von Sozialisten, Syndikalisten und Republikanern. Die als eine Art von außerparlamentarischer Opposition gegründeten Landarbeiterzusammenschlüsse fasci dei lavoratori oder fasci siciliani waren offenbar die Wortschöpfer dieses Begriffs.[5][6]

 
Liktorenbündel im Parteiabzeichen der italienischen Faschisten (1926–1943).

Das Symbol erscheint bereits als Logo der Arbeiterzeitung Es muß Tag werden! im Jahr der Märzrevolution 1848. Weiterhin scheinen die fasces bei den Parlamentswahlen am 11. November 1919 aufgetaucht zu sein.[7] Erst später wurden sie zum Parteiabzeichen des Partito Nazionale Fascista auserkoren. Benito Mussolini wollte in seiner Bildsprache an Ruhm und Glanz des Römischen Weltreichs anknüpfen und wählte für seine politische Bewegung das Zeichen der Liktoren aus. Er selbst erklärte dazu später: Der Faschismus fordere „Disziplin und eine Autorität, die in die Geister eindringt und darin unumstritten herrscht. Sein Wahrzeichen ist daher das Liktorenbündel, das Symbol der Einheit, der Kraft und der Gerechtigkeit“.[8] Mit Gesetzesdekret vom 12. Dezember 1926 wurde das Liktorenbündel ein offizielles Staatsemblem des Königreichs Italien.[9] Während des Zweiten Weltkriegs waren die Fasces auch das Hoheitsabzeichen auf den Flugzeugen der italienischen Luftwaffe, der Regia Aeronautica.

Auch das aus der Zeit des Faschismus stammende Bozner Siegesdenkmal (errichtet 1926/28 von Marcello Piacentini mit der dort formulierten liktorischen Säulenordnung)[10] und das Abzeichen der italienischen Division der Waffen-SS führten die Fasces.

Heutige Verwendung in der Symbolik

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Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen. Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in einer Darstellung von Jean-Jacques Le Barbier
 
Präsident Barack Obama hält eine Rede vor dem US-Kongress. Im Hintergrund sind links und rechts von der US-Flagge die vergoldeten Fasces zu sehen. Die Schnittkanten der Beile weisen dabei auf die US-amerikanische Flagge.

Das aktuelle Hoheitszeichen Frankreichs, der spanischen Guardia Civil, das Wappen des Schweizer Kantons St. Gallen und auch das Staatswappen von Kamerun zeigen ein Liktorenbündel, zum Teil verdeckt. Das auch auf der Nationalflagge verwendete Wappen Ecuadors zeigt jeweils ein Rutenbündel.

In den USA wird das Symbol häufig verwendet, u. a. das Siegel des Senats der Vereinigten Staaten und das Siegel des National Guard Bureau mit zwei gekreuzten Liktorenbündeln. Ebenso findet es sich mehrfach zu Füßen (im vom unmittelbar vor dem Gebäude stehenden Fußgänger nicht einsehbaren Sockel) der die Kuppel des Washingtoner Kapitols zierenden Freiheitsstatue und auch links und rechts des Rednerpults im Repräsentantenhaus der USA.

Abbildungen

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Einzelnachweise

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  1. Jacques Heurgon: Die Etrusker. 4. Auflage. Reclam, Stuttgart 1993, ISBN 3-15-010400-9, S. 66.
  2. Silius Italicus, Punica VIII, 483 ff.
  3. Massimo Pallottino: Etruskologie: Geschichte und Kultur der Etrusker. 7. Auflage, Springer, Basel 1988, ISBN 3-0348-6048-X, S. 297–298.
  4. Gustav Pfeifer: Unicipal Heraldry in Fascist Italy: The Case of the Bozen Civic Arms (1926–1943). In: The Coat of Arms. The journal of the Heraldry Society. Third series, Volume IV, Part 2, 2010, S. 81–100, hier S. 86. (online)
  5. Sven Reichardt: Prinzipien und Praxis der Organisationen. In: Faschistische Kampfbünde. Gewalt und Gemeinschaft im italienischen Squadrismus und in der deutschen SA. Böhlau, Köln/Weimar/Wien, 2. durchgesehene Auflage 2009, ISBN 978-3-412-13101-2.
  6. Grazia Ambrosio: Le origini proletarie del fascio littorio. In: Storia Illustrata. Nr. 333, August 1985, ZDB-ID 1256702-4, S. 125.
  7. Gert Buchheit: Mussolini und das neue Italien. Neff, Berlin 1938, S. 106.
  8. Arnold Rabbow: dtv-Lexikon politischer Symbole. A–Z (= dtv 3084). Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1970, S. 77.
  9. Regio Decreto Legge 12 Dicembre 1926, n. 2061. In: infoleges.it. Abgerufen am 22. Oktober 2020 (italienisch).
  10. Sabrina Michielli, Hannes Obermair (Red.): BZ ’18–’45: ein Denkmal, eine Stadt, zwei Diktaturen. Begleitband zur Dokumentations-Ausstellung im Bozener Siegesdenkmal. Folio Verlag, Wien-Bozen 2016, ISBN 978-3-85256-713-6, S. 89 und 95 (mit Abb.).

Literatur

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Siehe auch

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Faschine

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Commons: Fasces – Sammlung von Bildern