Eville Gorham

kanadisch-US-amerikanischer Wissenschaftler

Eville Gorham FRSC (* 15. Oktober 1925 in Halifax; † 14. Januar 2020 in Minneapolis) war ein kanadisch-US-amerikanischer Wissenschaftler, dessen Forschungsschwerpunkt im Bereich der Chemie des Süßwassers[1] und der Ökologie und Biogeochemie von Mooren lag.[2] Dabei entdeckte Gorham unter anderem den Einfluss von Saurem Regen auf die Versauerung von Seen[3][4] und die Bedeutung der Biomagnifikation radioaktiver Isotope in nördlichen Nahrungsketten.[5][6][7][8] Ersteres führte zum Erlass von Gesetzen und zur Umgestaltung von Kraftwerken, um die entstehenden Abgase von Schwefelsäure zu reinigen, letzteres war ein früher Schritt in Richtung eines Vertrags über das Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser.

Gorham betonte, dass wissenschaftliche Entdeckungen oft das Ergebnis von Zufällen sind und ermutigte Schüler dazu, nach den Möglichkeiten zu suchen, die der Zufall bietet.[9] Er wurde mit der Benjamin Franklin Medal[10] und dem G. Evelyn Hutchinson Award[11] ausgezeichnet, war Mitglied der National Academy of Sciences[12][13] und der American Academy of Arts and Sciences[14] und beeinflusste die Karrieren anderer Wissenschaftler.[15]

Leben und Karriere Bearbeiten

Eville Gorham wuchs in Halifax auf. Sein Leben und seine Karriere waren Thema eines Aufsatzes aus dem Jahr 2015.[16] Von 1942 bis 1947 besuchte er die Dalhousie University und erlangte einen Bachelor-Abschluss in Biologie sowie einen Master in Zoologie. In seiner Dissertation behandelte er die Auswirkungen von Temperaturunterschieden auf die Entwicklung von Lachsembryonen,[17] was für spätere Studien zur thermischen Verschmutzung von Bedeutung war.

Zu diesem Zeitpunkt entschied Gorham sich dazu, Experimente zu vermeiden, bei denen Tiere zu Schaden kommen. 1947 erhielt er das Overseas-Science-Research-Stipendium der Royal Commission for the Exhibition of 1851 und wurde Doktorand für Pflanzenökologie am University College London.

Gorham untersuchte zunächst den Mineralgehalt von Pflanzen im Lake District und die Versauerung von Ökosystemen. Nach seiner Promotion war er ein Jahr lang in Schweden tätig und leitete ein Projekt zur Erforschung des Wassers eines schwedischen Moores. Zurück in England war er zunächst Dozent für Biologie am University College London und später für die Freshwater Biological Association im Lake District tätig. Dort machte er einige seiner bedeutendsten Entdeckungen in Bezug auf sauren Regen und radioaktiven Niederschlag.

Sein Hauptaugenmerk bei der Untersuchung des Lake District lag jedoch auf der Chemie von Regen-, Moor- und Seewasser. Er bestätigte die Hypothese von Margaretta Witting, dass das Wasser von Mooren zum größten Teil aus Regenwasser besteht. Dabei entdeckte er, dass Regenwasser bei Wind aus Richtung von Industriegebieten Schwefelsäure und bei Wind aus Küstengebieten Salz enthält.

Außerdem wandte Gorham sich den Auswirkungen der Luftverschmutzung auf den Menschen zu und entdeckte Zusammenhänge zwischen drei Lungenkrankheiten und verschiedenen Luftschadstoffen. Bronchitis war in städtischen und industriellen Gebieten häufig und korrelierte mit Salzsäure. Lungenentzündungen korrelierten mit Schwefel im Regen, Lungenkrebs mit von Industrieanlagen in die Luft abgegebenem Teer. Diese Erkenntnisse führten zu zwei Veröffentlichungen in der britischen medizinischen Fachzeitschrift The Lancet und einer in The Medical Officer.

Später kehrte Gorham nach Kanada zurück und übernahm eine Stelle in der Abteilung für Botanik der University of Toronto. Zusammen mit Alan Gordon untersuchte er die Auswirkungen von verschmutztem Schmelzwasser auf Wälder und Seen rund um Greater Sudbury. 1962 übernahm er eine Stelle an der University of Minnesota. Außerdem war Gorham Mitglied mehrerer Umweltausschüsse und der kanadisch-US-amerikanischen Wissenschaftskommission von Präsident Jimmy Carter.[18] Darüber hinaus war er an Umweltprojekten beteiligt, die von der Royal Society of Canada und der National Academy of Sciences finanziert wurden und sich Mooren,[19] der Ökologie und der Limnologie zuwandten.

Eville unterrichtete zunächst in Botanik und Biologie, später in Limnologie. Außerdem gab er Kurse am Blakeney Point in Norfolk und später im Itasca State Park in Minnesota.

Familie Bearbeiten

Eville Gorham lernte seine Frau Ada Macleod 1945 beim Studium an der Dalhousie University kennen. 1947 verlobten sie sich, im Jahr darauf folgte die Hochzeit. Zusammen hatten sie vier Kinder: Kerstin (* 1957), Vivien (* 1958), Jocelyn (* 1960) und Jamie (* 1964). Gorham starb am 14. Januar 2020.[20][21]

Werke (Auswahl) Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Eville Gorham: Factors influencing the supply of major ions to inland waters, with special reference to the atmosphere. In: Geological Society of America Bulletin. 72. Jahrgang, Nr. 76, 1961, S. 795–840, doi:10.1130/0016-7606(1961)72[795:fisomi]2.0.co;2 (umn.edu).
  2. Eville Gorham: Northern peatlands: role in the global carbon cycle and probable responses to climatic warming. In: Ecological Applications. 1. Jahrgang, Nr. 2, 1991, S. 182–295, doi:10.2307/1941811, PMID 27755660 (umn.edu).
  3. Eville Gorham: On the acidity and salinity of rain. In: Geochimica et Cosmochimica Acta. 7. Jahrgang, Nr. 5–6, 1955, S. 231–239, doi:10.1016/0016-7037(55)90034-x (umn.edu).
  4. Harold H. Schobert: Energy and Society: An Introduction, Second Edition. CRC Press, 2014, S. 478 ff.
  5. Eville Gorham: Accumulation of radioactive fallout by plants in the English Lake District. In: Nature. 181. Jahrgang, Nr. 4622, 1958, S. 152–154, doi:10.1038/1811523a0 (umn.edu).
  6. Eville Gorham: A comparison of lower and higher plants as accumulators of radioactive fallout. In: Canadian Journal of Botany. 37. Jahrgang, Nr. 2, 1959, S. 327–329, doi:10.1139/b59-023 (umn.edu).
  7. Scott Kaufman: Project Plowshare: The peaceful use of nuclear explosives in Cold War America. Cornell University Press, 2013, S. 76.
  8. Wayne Young: Life in the fast lane– what’s the rush? In: The Guardian, Charlottetown Newspaper. 2014.
  9. Eville Gorham: Two contrasting approaches to ecological research. In: Bulletin of the Ecological Society of America. 93. Jahrgang, Nr. 4, 2012, S. 298–302, doi:10.1890/0012-9623-93.4.298 (umn.edu).
  10. Lucian Platt: The 2000 Benjamin Franklin Medal in Earth Science presented to Eville Gorham. In: Journal of the Franklin Institute. 337. Jahrgang, Nr. 7, 2000, S. 813–816, doi:10.1016/S0016-0032(00)00058-2.
  11. Scott W. Nixon: Hutchinson Award to Eville Gorham. In: Eos, Transactions American Geophysical Union. 68. Jahrgang, Nr. 14, 1987, S. 199, doi:10.1029/eo068i014p00199-01, bibcode:1987EOSTr..68..199N.
  12. Eville Gorham. 10. Januar 2014;.
  13. National Academy of Sciences: Presentation Ceremony. In: Proceedings of the 132nd Annual Meeting. 123. Jahrgang, 1995.
  14. Book of Members 1780–present, Chapter G. (PDF; 1,1 kB) In: amacad.org. American Academy of Arts and Sciences, abgerufen am 29. November 2020 (englisch).
  15. Peter Vitousek: Insightful, scholarly, and synthetic: Eville Gorham and the chemistry of surface waters. In: Bulletin of the Ecological Society of America. 95. Jahrgang, Nr. 3, 2014, S. 226–228, doi:10.1890/0012-9623-95.3.226.
  16. Eville Gorham: Reflections on life in a deteriorating world: How chance made me an environmental activist. In: Journal of Opinion, Ideas, and Essays. 2. Jahrgang, 2015, S. 1–15 (umn.edu).
  17. Ronald F. Hayes, Dixie Pelluet, Eville Gorham: Some effects of temperature on the embryonic development of the salmon (Salmo salar). In: Canadian Journal of Zoology. 31. Jahrgang, 1953, S. 42–51, doi:10.1139/z53-005 (umn.edu).
  18. Samuel Hayes: Explorations in Environmental History: Essays. University of Pittsburgh Press, Pittsburgh, PA 1998, ISBN 978-0-8229-7184-9, S. 281 (google.com).
  19. Eville Gorham, Clarence Lehman, Art Dyke, Dickie Clymo, Jan Janssens: Long-term carbon sequestration in North American peatlands. In: Quaternary Science Reviews. 58. Jahrgang, 2012, S. 77–82, doi:10.1016/j.quascirev.2012.09.018 (umn.edu).
  20. Emily Bright: Prominent acid rain researcher Eville Gorham dies, MPR News, 15. Januar 2020.
  21. Jenna Ross: 'The grandfather of acid-rain research,' Minnesota professor Eville Gorham dies at 94, Star Tribune, 28. Januar 2020.

Weblinks Bearbeiten