E. P. Jacobs

belgischer Comiczeichner

Edgard Félix Pierre Jacobs (* 30. März 1904 in Brüssel; † 20. Februar 1987 in Lasne; auch E.P. Jacobs oder EP Jacobs) war ein belgischer Zeichner von Comics. Er wurde berühmt als Schöpfer der klassischen Comicserie Blake und Mortimer und war zeitweise ein Mitarbeiter von Hergé.[1]

Jacobs ging in Brüssel zur Schule und studierte danach an der Königlichen Akademie der Schönen Künste (Académie royale des Beaux-Arts de Bruxelles).[1] Sein Studium verdiente er sich als Werbegrafiker und Porträtmaler, daneben begann er eine vielversprechende Karriere als Bariton: 1929 wurde er am Opernhaus der französischen Stadt Lille engagiert und gewann bei einem nationalen Musikwettbewerb einen ersten Preis. 1940 wurde er wegen des Krieges arbeitslos und bewarb sich beim Magazin Bravo. Zu seiner eigenen Überraschung bot man ihm eine volle Stelle als Kolorist an. Ab 1941 arbeitete er dort an der Serie Flash Gordon. Als 1942 durch den Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg das Material aus Übersee ausblieb und zugleich die deutschen Besatzer diese Serie verboten, schuf Jacobs eigene Figuren im gleichen Stil: Die Geschichte um die U-Strahlen entstand (frz.: Le Rayon U).

Er freundete sich mit Hergé an und arbeitete mit ihm ab 1943 an der Neufassung von dessen Abenteuern von Tim und Struppi (frz.: Les aventures de Tintin). Modernisierte Fassungen entstanden von Tim im Kongo, Tim in Amerika, König Ottokars Zepter und Der Blaue Lotos. Im folgenden Jahr entstanden mit seiner Hilfe neue Versionen der Geschichten Die sieben Kristallkugeln und Der Sonnentempel. Als Jacobs' Anteil an den Tim-und-Struppi-Arbeiten stetig zunahm, wollte er von Hergé erreichen, als Ko-Autor genannt zu werden, was dieser ablehnte. Jacobs beendete daraufhin 1947 die Zusammenarbeit und konnte sich nun ganz seinen eigenen Projekten widmen.

Seit 1946 arbeitete Jacobs für das neue Journal de Tintin, wo sein Comic „Der Kampf um die Welt“ (frz.: Le secret de l'espadon) veröffentlicht wurde, das erste Abenteuer mit den Helden Blake und Mortimer. Das letzte Album erschien 1970, danach musste Jacobs das Zeichnen aus gesundheitlichen Gründen einstellen.

Er starb am 20. Februar 1987 im belgischen Lasne.[2]

Bewertung

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Zu den Alben der Reihe „Blake und Mortimer“ siehe den Hauptartikel Blake und Mortimer.

1996 wurde Edgar P. Jacobs in der Libération als der „H. G. Wells de la BD“ (BD für Bande dessinées, Comics) bezeichnet.[3] Er gilt als einer der Meister des franko-belgischen Comics schlechthin; zeichnerisch stand er seinem Lehrmeister Hergé in nichts nach. Jacobs verfeinerte die franko-belgische Comicschule zu einem extremen Realismus, die meisten seiner Bilder sind von liebevollen Details und exakt recherchierten Ausstattungs- und Umgebungsdetails randvoll angefüllt. Oft sind seine Außenschauplätze derart nah an der Wirklichkeit, dass selbst unbedeutende Hintergründe zu Kunstwerken werden.

Jacobs' Arbeitsweise und -stil waren sehr ungewöhnlich (für die damalige Comic-Produktion), erklären aber einerseits, warum er in 25 Jahren nur zehn Alben schuf, andererseits, wieso sie so ungemein dicht und faszinierend sind. Jacobs' Methode besteht aus einer extrem langen Vorbereitungszeit, in der er zum einen ausgefeilte Text- und Handlungsentwürfe anfertigte, zweitens ausgedehnte Studien betrieb (meist auch die Orte der Handlung bereiste und Skizzen vor Ort anfertigte) und schließlich in mehreren Stufen sowohl die gesamte Story als auch jede einzelne Seite sorgfältig komponierte und plante.

Seine Szenarien gehören zu den besten, die in der gesamten Comic-Literatur je geschrieben wurden. Nicht selten wird Jacobs schmales Werk mit Fred Zinnemanns Western-Klassiker 12 Uhr mittags verglichen: Mit hoher erzählerischer Glaubwürdigkeit, realistischer Darstellung (trotz der manchmal deutlichen Science-Fiction-Einflüsse) und kompositorischer Dichte schafft Jacobs in einem oft als trivial geschmähten Medium bzw. Genre (hier der Comic, dort der Western) eine eigenständige Kunstform mit quasi-literarischen Ansprüchen. Die Abenteuer von Blake und Mortimer gehen nach Jacobs' Tod weiter, andere Szenaristen und Autoren (darunter so prominente Namen wie Jean Van Hamme und André Juillard) setzen die Reihe bis heute fort.

2021 kuratierten Daniel Couvreur und Eric Dubois für das Centre Belge de la Bande Dessinée - Musée Bruxelles die Ausstellung Blake et Mortimer. Le secret des espadons (30. September 2021 bis 16. April 2022).[4]

Erwähnenswertes

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  • Seinem ehemaligen Mitarbeiter Jacobs hat Hergé auf dem Titelblatt von „Die Zigarren des Pharaos“ ein Denkmal gesetzt: als Mumie E.P. Jacobini.[5]
  • In verschiedenen Alben der Serie Percy Pickwick (wie Blake Agent des M.I.5!) wird Jacobs ebenfalls ein Denkmal gesetzt: In der Kurzgeschichte Zufällige Begegnung (in Band 18 der Serie) begegnet Pickwick nachts E.P. Jacobs, der heimlich gelbe Ms (!) an Häuserwände sprayt. In anderen Pickwick-Alben tauchen immer mal wieder zwei englische Agenten mit den Namen Mortimer und Blake auf.
  • Die wichtigen Personen in Jacobs' Universum tragen die Züge von Menschen aus seiner Umgebung. Offensichtlich ist, dass sich Jacobs in Olrik selbst porträtiert. Blake und Mortimer sind Jacobs' Freunden Jacques Laudy und Jacques van Melkebeke nachempfunden – beide ebenfalls Mitarbeiter aus der Tintin-Ära. Jacobs' erste Frau Ninie taucht in den U-Strahlen als Sylvia auf.

Auszeichnungen

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  • 1971: Grand Prix Saint-Michel für sein Lebenswerk

Ausstellung

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  • 2021: Le secret des espadons, Brüssel, Centre belge de la Bande dessinée - Musée de la BD Bruxelles[6]

Literatur

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  • Rodolphe, Louis Alloing: Der Fall E. P. Jacobs. Ein Leben für den Comic. Carlsen, Hamburg 2014, ISBN 978-3-551-78626-5. (Biografie über Jacobs in Form eines Jacobs-Comics)
  • François Rivière, Philippe Wurm: Edgar P. Jacobs. Le Rêveur d'apocalypses. Glénat, Grenoble, 2021, ISBN 978-2-344-00391-6, deutsch: E. P. Jacobs – Architekt der Apokalypse. Carlsen, Hamburg, 2021, ISBN 978-3-551-71755-9
  • Bernhard Valentinitsch,Ein Sich-Lösen von und Brechen mit Traditionen - der Comic-Klassiker 'Blake und Mortimer',der 'Ketzer'-Pharao Echnaton und andere ägyptische Ketzer. In: Denken und Glauben.Nr.201. Graz 2022, S. 22–24.
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Einzelnachweise

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  1. a b Edgar P. Jacobs – Träume und Apokalypsen | Carlsen. 28. Juni 2022, abgerufen am 8. August 2022.
  2. Auteurs: Edgar P. Jacobs. Dargaud, abgerufen am 14. November 2021 (französisch).
  3. François Rivière: Edgar-P. Jacobs, le H.G. Wells de la BD. L'ancien baryton et disciple de Hergé hésita longtemps entre polar et fantastique. In: Libération. 21. September 1996, abgerufen am 14. November 2021 (französisch).
  4. Les grandes expositions temporaires: Blake et Mortimer. Musée de la BD Bruxelles, abgerufen am 14. November 2021 (französisch).
  5. Moritz Schuller: Die Mumie hinter Tim und Struppi. In: Der Tagesspiegel Online. 6. September 2014, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 8. August 2022]).
  6. Blake et Mortimer: Le secret des espadons. In: Brusselsmuseums. Abgerufen am 14. November 2021 (französisch).