Deutsch-mosambikanische Beziehungen

Verhältnis zwischen Deutschland und Mosambik

Deutschland und Mosambik unterhalten seit der Unabhängigkeit Mosambiks 1975 diplomatische Beziehungen.[1]

Deutsch-mosambikanische Beziehungen
Lage von Deutschland und Mosambik
Deutschland Mosambik
Deutschland Mosambik

Im April 2006 besuchte der deutsche Bundespräsident Horst Köhler Mosambik, der mosambikanische Präsident Armando Guebuza kam im November 2007 zu Besuch nach Deutschland. Seither folgten eine Vielzahl Besuche deutscher Politiker und Unternehmerkommissionen in Mosambik, und eine Reihe mosambikanischer Politiker besuchte die Bundesrepublik Deutschland.

Geschichte Bearbeiten

Bis 1975 Bearbeiten

 
Karte von 1905, mit dem Kionga-Becken als Teil Deutsch-Ostafrikas

Mosambik war seit der Ankunft Vasco da Gamas 1498 portugiesische Kolonie, als das Deutsche Kaiserreich im Jahr 1885 das nördlich angrenzende Gebiet als Deutsch-Ostafrika in Besitz nahm. Nach dem deutsch-britischen Helgoland-Sansibar-Vertrag 1890 betrachtete das deutsche Kaiserreich auch das Kionga-Dreieck im äußersten Nordosten von Portugiesisch-Ostafrika (heute Mosambik) als zu Deutsch-Ostafrika gehörig und besetzte 1894 das Gebiet.

Als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, war Portugal zunächst noch neutral und erhielt erst am 9. März 1916 eine Kriegserklärung Deutschlands. Daraufhin besetzten portugiesische Truppen das umstrittene Kionga-Dreieck wieder.

Zum Ende des Ersten Weltkriegs in Ostafrika zog sich der Rest der deutschen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika im November 1917 vor britischen Kräften auf mosambikanisches Gebiet zurück. Im September 1918 zogen sie weiter bis nach Nordrhodesien, wo sie nach der Nachricht über den Waffenstillstand in Europa am 25. November 1918 kapitulierte.

Das Kionga-Dreieck wurde im Friedensvertrag von Versailles 1919 endgültig Portugal zugesprochen.

1932 wurde mit der Laurentina-Brauerei die erste Bierbrauerei in Mosambik gegründet. Das Rezept wurde durch einen deutschen Braumeister entwickelt, der dazu in Deutschland angeworben wurde und in Mosambik anfänglich die Fabrikation leitete.[2]

Portugiesisch-Ostafrika wurde 1951 zur portugiesischen Überseeprovinz Mosambik und erhielt 1975, nach der Nelkenrevolution in Portugal, seine Unabhängigkeit.

Seit 1975 Bearbeiten

 
Die Mosambikanerin Esperança Mutimba, Studentin an der Pädagogischen Hochschule Güstrow, im Mathematikunterricht in der Klasse 5a der Güstrower Artur-Becker-Oberschule (1986)

Als erster deutscher Staat erkannte die DDR die junge Volksrepublik Mosambik an, 1976 folgte die Bundesrepublik Deutschland.[3]

Mosambik und die DDR unterhielten in der Folge intensive Beziehungen, und das Land wurde zu einem Schwerpunkt der DDR-Entwicklungshilfe. So studierten zahlreiche Mosambikaner hier, und ab 1979 kamen etwa 15.000,[4] nach anderen Zahlen über 16.000[5] oder etwa 22.000[3] Vertragsarbeiter in die DDR. Insgesamt wird die Zahl der Mosambikaner, die in der DDR studierten oder arbeiteten, auf etwa 26.000 geschätzt.[6]

Im Rahmen der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit wurden auch zahlreiche DDR-Techniker nach Mosambik entsandt, um bei verschiedenen Projekten zum Wiederaufbau und zur Entwicklung des Landes mitzuarbeiten. Dabei wurden die ausländischen Hilfskräfte, die mit ihrer Expertise einen essentiellen Beitrag zur Stabilisierung und zum Aufbau des unabhängig gewordenen, sozialistisch orientierten Landes leisteten, wiederholt zum Ziel von geplanten Anschlägen. Durchgeführt wurden diese Anschläge von der RENAMO, einer weitgehend unter Kontrolle des damaligen südafrikanischen Militärgeheimdienstes stehenden Rebellengruppe, die zur Destabilisierung Mosambiks eingesetzt wurde.[7][8][9][10] Der Anschlag von Unango am 6. Dezember 1984 war dabei der schlimmste Zwischenfall. Sieben DDR-Bürger starben dabei. Die RENAMO erhielt erhebliche materielle und moralische Unterstützung von einem rechtskonservativen Netzwerk rund um den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, welcher zeitweise eine eigene Außenpolitik, parallel zu der auf Entspannung abzielenden Außenpolitik der Bundesregierung, betrieb. Dieses westdeutsche Unterstützernetzwerk der RENAMO reichte von Vertretern der Hanns-Seidel Stiftung bis hin zu nachrichtendienstlichen Akteuren.[11][12][13][14]

Nach dem Ende der Volksrepublik Mosambik 1990 und des Mosambikanischen Bürgerkriegs 1992 beteiligte sich das nunmehr wiedervereinigte Deutschland am Wiederaufbau in Mosambik. Eine Vielzahl gegenseitiger hochrangiger Besuche erfolgte seither.[3]

Weiterhin ungelöst blieb jedoch das Problem der Madgermanes, den etwa 15.000 Vertragsarbeitern, deren Löhne zum Teil vor Ort und zum Teil in Mosambik ausgezahlt werden sollte. Sie kamen nach einem Staatsvertrag zwischen der DDR und Mosambik 1979 nach Deutschland. Nach der Wiedervereinigung 1990 übernahm die Bundesrepublik den Vertrag jedoch nicht und wies die Mosambikaner mit Abfindungszahlungen aus. Diese warten nun auf die ausstehenden Anteile ihrer Lohnzahlungen, die sie laut deutscher Regierung von der mosambikanischen Regierung erhalten sollten. Auch Ansprüche aus ihren in Deutschland geleisteten Sozialabgaben sind weiter strittig.[5] Seither demonstrieren Betroffene regelmäßig in Maputo, auch die Deutsche Botschaft wurde dabei 2004 kurzzeitig besetzt.[15]

Im Jahr 2000 erregte der Fall des von Neonazis in Dessau erschlagenen Mosambikaners Alberto Adriano international Aufsehen.

 
Die Deutsche Botschaft in Maputo

Diplomatie Bearbeiten

Die Bundesrepublik Deutschland ist in Mosambik mit der Deutschen Botschaft in Maputo vertreten.

Mosambik unterhält in Deutschland die Mosambikanische Botschaft in Berlin. Zudem sind mosambikanische Honorarkonsulate in Hamburg, München und Stuttgart eingerichtet.

Bildung Bearbeiten

Insbesondere über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) bestehen eine Vielzahl Kooperationen und Förderprogramme zwischen beiden Ländern. Zudem fördert der DAAD den Studentenaustausch. So kamen im Jahr 2015 aus Deutschland 30 DAAD-Stipendiaten nach Mosambik, während im gleichen Zeitraum 65 Mosambikaner mit einem DAAD-Stipendium zu Studienzwecken nach Deutschland kamen.[16]

Wirtschaftliche Beziehungen Bearbeiten

Insbesondere nach den bedeutenden Offshore-Erdgasfunden im nördlichen Rovuma-Becken im Jahre 2011 ist das wirtschaftliche Interesse an Mosambik auch in Deutschland gewachsen. So eröffnete die deutsche Auslandshandelskammer für das südliche Afrika mit Sitz in Südafrika im April 2014 in Maputo ein deutsch-mosambikanisches Büro für Wirtschaftsförderung.[17]

Im Jahr 2015 betrugen die deutschen Ausfuhren nach Mosambik 121,3 Mio. Euro, nach 92,4 Mio. Euro (2014) und 91,7 Mio. Euro (2013). 45,7 % der deutschen Exporte nach Mosambik sind Maschinen, weitere 18,2 % sind Eisen und Stahl, 5,3 % Elektrotechnik und 4,8 % Elektronik.[18]

Die mosambikanischen Ausfuhren nach Deutschland beliefen sich 2015 auf 155,6 Mio. Euro, nach 120,8 Mio. Euro (2014) und 153,5 Mio. Euro (2013). 58,9 % davon waren NE-Metalle und 3,1 % nichtmetallische Mineralien.[18]

Damit ist Deutschland weder bei den Importen noch den Exporten unter den sieben wichtigsten Handelspartnern Mosambiks.[18] Allerdings werden auch über deutsche Niederlassungen in Südafrika Waren und Dienstleistungen mit Mosambik gehandelt, die deshalb nicht in der deutsch-mosambikanischen Statistik geführt werden.[17]

Mosambik ist für die Bundesrepublik Deutschland der viertwichtigste Handelspartner im Südlichen Afrika, nach Südafrika, Angola und Namibia.[17]

 
Das Mosambikanisch-Deutsche Kulturinstitut in Maputo

Deutsche Einrichtungen in Mosambik Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Harald Heinke: Khanimambo Moçambique – Ein Zeitzeuge erzählt. Projekte Verlag Cornelius, Halle/Saale 2010, ISBN 978-3-86237-226-3
  • Stefan Bollinger, Ulrich van der Heyden, Ralf Straßburg: Solidarität oder Eigennutz? Die mosambikanischen Vertragsarbeiter in der DDR-Wirtschaft, Helle Panke, Berlin 2015
  • Rantzsch, Franziska; The Negotiations of the Contract Labor Accord between the GDR and Mozambique; Kap. 5 in: Navigating Socialist Encounters: Moorings and (Dis)Entanglements between Africa and East Germany during the Cold War; Berlin 2021; ISBN 978-3-11-062231-7

Weblinks Bearbeiten

Commons: Deutsch-mosambikanische Beziehungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Informationen des deutschen Auswärtigen Amtes über die Beziehungen zu Mosambik, abgerufen am 6. Januar 2017
  2. Duas cervejas que contam a história de Moambique – „Zwei Biere, die die Geschichte Mosambiks erzählen“, Artikel vom 18. August 2012 der portugiesischen Zeitung Diário de Notícias, abgerufen am 7. Januar 2017
  3. a b c Informationen zu den Beziehungen Mosambiks zu Deutschland auf der Website des Auswärtigen Amtes, abgerufen am 8. Januar 2017
  4. Website des Vereins der Madgermanes, abgerufen am 8. Januar 2017
  5. a b Madgermanes in Maputo - Ehemalige DDR-Vertragsarbeiter in Mosambik, Artikel auf der Website des Deutschlandfunks, abgerufen am 8. Januar 2017
  6. Informationen der Deutschen Botschaft Maputo zu den Bilateralen Kulturbeziehungen (Memento vom 8. Januar 2017 im Internet Archive), abgerufen am 8. Januar 2017
  7. Paul Moorcraft: Total Onslaught: War and Revolution in Southern Africa Since 1945. Pen and Sword, 2018, ISBN 978-1-5267-0490-0 (google.de [abgerufen am 23. November 2021]).
  8. Opperman reveals Renamo links. In: The Mail & Guardian. 22. März 1996, abgerufen am 23. November 2021 (en-ZA).
  9. Anders Themnér: Warlord Democrats in Africa: Ex-Military Leaders and Electoral Politics. Zed Books Ltd., 2017, ISBN 978-1-78360-251-3 (google.de [abgerufen am 23. November 2021]).
  10. Cabrita, João M. "The Pretoria Talks." Mozambique. Palgrave Macmillan, London, 2000. 226–231.
  11. Hennie van Vuuren: Apartheid Guns and Money: A Tale of Profit. Oxford University Press, 2019, ISBN 978-1-78738-247-3, S. 414 - 424 (google.de [abgerufen am 23. November 2021]).
  12. Claudius Wenzel: Südafrika-Politik der Bundesrepublik Deutschland 1982 – 1992: Politik gegen Apartheid? Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-663-14541-7, S. 130 - 138 (google.de [abgerufen am 23. November 2021]).
  13. Guter Klang. In: Der Spiegel. 20. Dezember 1987, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 23. November 2021]).
  14. Margaret Hall, Tom Young: Confronting Leviathan: Mozambique Since Independence. Hurst, 1997, ISBN 978-1-85065-115-4, S. 133 - 136 (google.de [abgerufen am 23. November 2021]).
  15. Ehemalige DDR-Vertragsarbeiter besetzen deutsche Botschaft, Artikel vom 14. Juli 2004 auf Spiegel Online, abgerufen am 8. Januar 2017
  16. Länderinformationsseite Mosambik des DAAD (Memento des Originals vom 8. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.daad.de, abgerufen am 8. Januar 2017
  17. a b c Informationen zu den deutsch-mosambikanischen Wirtschaftsbeziehungen des Auswärtigen Amtes, abgerufen am 8. Januar 2017
  18. a b c Wirtschaftsdaten kompakt: Mosambik (Memento vom 8. Januar 2017 im Internet Archive), PDF-Abruf der Bundesagentur Germany Trade and Invest, abgerufen am 3. Januar 2017