DB InfraGO
Die DB InfraGO AG (GO für gemeinwohlorientiert) ist ein bundeseigenes Eisenbahninfrastrukturunternehmen als hundertprozentiges Tochterunternehmen der Deutschen Bahn (DB)[3] in Rechtsform einer Aktiengesellschaft (AG), das am 27. Dezember 2023 durch Umbenennung der DB Netz sowie Verschmelzung der DB Station&Service in dieses Unternehmen entstanden ist.[4]
DB InfraGO AG
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 27. Dezember 2023[1] |
Sitz | Frankfurt am Main, Deutschland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 63.800 (Stand: 2023)[2] |
Branche | Eisenbahninfrastruktur |
Website | dbinfrago.com |
Stand: 2. Januar 2024 |
Geschichte
BearbeitenNach der Bundestagswahl 2021 wurde im Koalitionsvertrag zur Regierung Scholz eine Zusammenlegung von DB Netz und DB Station&Service zu einer gemeinwohlorientierten Infrastruktursparte innerhalb des Konzerns der Deutschen Bahn vereinbart.[5] Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn beschloss diese Verschmelzung zur DB InfraGO in seiner turnusmäßigen Sitzung am 27. September 2023. Laut Aussage des Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Gatzer wurden durch den Beschluss rechtliche Grundlagen für eine auf das Gemeinwohl ausgerichtete Infrastruktur geschaffen.[6] Zuvor wurde zur Organisation des neuen Unternehmens bekannt, dass die Gesamtbetriebsräte beider Unternehmen durchgesetzt haben, dass die bisherigen Overheadstrukturen in den Querschnittsbereichen für mindestens drei Jahre unverändert aufrechterhalten bleiben.[7]
Die Gewinne der DB InfraGO werden unmittelbar an den Bund abgeführt und nicht wie bisher an die Deutsche Bahn als Holding.[8] Der Bundesrat forderte im September 2023 in einer Stellungnahme, dass die neue Gesellschaft auch der DB Energie offen stehen soll.[9] Im Dezember 2023 äußerte Peter Westenberger, Geschäftsführer des Wettbewerbs-Verbandes Güterbahnen, unter Bezug auf Art. 87e Absatz 5 des Grundgesetzes rechtliche Bedenken bezüglich der geplanten Verschmelzung der DB Netz und der DB Station&Service, da die Verschmelzung ohne Gesetzesgrundlage und dazu erforderliche Beteiligung der Länder vorgesehen sei.[10]
Laut Unternehmensangaben würden Bund, Länder und DB im Jahr 2024 insgesamt 16,4 Milliarden Euro investieren. Erstmals „seit vielen Jahren“ werde es 2024 gelingen, „die Überalterung der Eisenbahninfrastruktur zu stoppen“.[11]
Im September 2024 berichtete der Südwestrundfunk (SWR), die Deutsche Bahn wolle die Digitalisierung ihrer Strecken und Stellwerke, insbesondere die Umrüstung auf digitale Stellwerkstechnik und ETCS aus Kostengründen stoppen und bei der Umrüstung alter, fehleranfälliger Stellwerke, kurzfristig weiterhin auf elektronische Stellwerkstechnik aus den 1990er-Jahren setzen. Erst in einer zweiten und dritten Ausbaustufe solle die Umrüstung auf digitale Technologien und ETCS ab den Jahren 2028 und 2030 erfolgen.[12] Die DB InfraGO dementierte den Bericht.[13]
In der Aufsichtsratssitzung vom 12. September 2024 wurde als ein weiterer Schritt der Verschlankung der Konzernstrukturen die Integration der DB Kommunikationstechnik in die DB InfraGO zum Jahreswechsel 2024/2025 beschlossen. In diesem Zusammenhang soll bei der DB InfraGO ein weiterer Vorstandsposten, für den Bereich Kommunikationstechnik, geschaffen werden.[14]
Organisation
BearbeitenJahr | Mitarbeiter | Umsatz |
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2022 (DB Netz) | 61.400 | 7.535 Mio. Euro |
2023 | 63.800 | 7.789 Mio. Euro |
Regionalbereiche
BearbeitenDie DB InfraGO ist in sieben Regionalbereiche unterteilt:
Regionalbereich | Sitz |
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Mitte | Frankfurt am Main (Zentrale) |
Süd | München |
Südwest | Karlsruhe |
West | Duisburg |
Nord | Hannover |
Ost | Berlin |
Südost | Leipzig |
Geschäftsbereich Fahrweg
BearbeitenDer Geschäftsbereich Fahrweg, hervorgegangen aus der DB Netz, beschäftigt rund 53.000 Mitarbeiter[15] und ist für die Unterhaltung, den Betrieb und den Neu-/Ausbau des deutschen Schienennetzes zuständig. Zu ihm gehören beispielsweise Fahrdienstleiter, Fahrplanersteller und Mitarbeiter der Fahrwegdienste.
Gemäß den Vorgaben der Regierung soll der Geschäftsbereich auch dafür sorgen, jedem Eisenbahnverkehrsunternehmen einen diskriminierungsfreien Zugang zum deutschen Schienennetz zu ermöglichen.
Jahr | Betriebsleistung auf dem Netz | Betriebslänge des Streckennetzes | Länge der Gleise | Weichen und Kreuzungen | Bahnübergänge | Tunnel | Eisenbahnbrücken | Stellwerke |
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2022[15] | 1.130 Mio. Trassenkilometer | 33.400 km | 60.800 km | 64.760 | 13.530 | 745 | 25.719 | 3.850 |
2023[16] | 1.116 Mio. Trassenkilometer | 33.350 km | 60.748 km | 64.468 | 13.503 | 761 | 25.740 | 3.833 |
Nach Unternehmensangaben von 2024 seien bis Ende 2030 insgesamt 355 kleine und mittlere Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität im Bestandsnetz geplant.[11]
Geschäftsbereich Personenbahnhöfe
BearbeitenDer Geschäftsbereich Personenbahnhöfe, hervorgegangen aus der DB Station&Service, ist für Betrieb, Unterhaltung und Organisation von rund 5400 Verkehrsstationen[15] in Deutschland zuständig. Zu diesem Geschäftsbereich gehören beispielsweise die Servicemitarbeiter an den DB Informationsschaltern sowie die Bahnsteigaufsichten und zahlreiche Mitarbeiter, die den Eisenbahnverkehrsunternehmen und Geschäftskunden den Zugang zur Bahnhofsinfrastruktur ermöglichen.
In diesem Geschäftsbereich sind über 8000 Mitarbeiter beschäftigt.[15]
Jahr | Stationshalte | Besucher von Stationen pro Tag | An Stationen der DB InfraGO haltende Eisenbahnverkehrsunternehmen | Aktive Stationen | Empfangsgebäude |
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2022[15] | 156 Mio. | 21 Mio. | 120 | 5400 | 700 |
2023[16] | 156 Mio. | 20 Mio. | 120 | 5400 | 700 |
Laut Unternehmensangaben sollen an rund 1000 Stationen Modernisierungs- und Neubaumaßnahmen durchgeführt werden.[11]
Gemeinwohlorientierung
BearbeitenNach der Definition des Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz zeichnet gemeinwohlorientierte Unternehmen aus, dass die Geschäftstätigkeit zum sozialen bzw. gesellschaftlichen Wohl ausgerichtet ist, Gewinne primär ausgegeben werden, damit dieses soziale Ziel erreicht wird, und auch die Eigentumsverhältnisse und Struktur der Organisation auf dieses Ziel ausgerichtet sind.[17] Dies ist gegenüber der steuerrechtlich begünstigten Gemeinnützigkeit im Sinne des § 52 Abs. 2 AO abzugrenzen, der die DB InfraGO nicht unterliegt.[18] Im Kontext der DB InfraGO bedeutet dies, dass das Kerngeschäft der Bahninfrastrukturinstandhaltung und des -ausbaus konsequent an den gesellschaftlichen Bedürfnissen der Bevölkerung, der Wirtschaft und der Umwelt ausgerichtet werden soll.[19]
Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr sieht die Basis der DB InfraGO in einer bedarfsgerechten, leistungsfähigen und effizienten Eisenbahninfrastruktur mit hoher Kapazität, Qualität und Resilienz. Dies betreffe sowohl Betrieb als auch Ausbau und Erhalt der Eisenbahninfrastruktur.[20]
Generalsanierung des Netzes
BearbeitenVorhaben
BearbeitenDas Bundesministerium für Digitales und Verkehr stellte gemeinsam mit dem Vorstand der Deutschen Bahn im Sommer 2023 einen Sanierungsplan vor. Bis 2030 sollen die betroffenen 40 Strecken durch teils mehrmonatige Sperrungen kernsaniert werden, wodurch auch die Häufigkeit von Störungen reduziert werden soll. Hierfür erhielt die DB zusätzliche 12,5 Milliarden Euro Eigenkapital und hat mit der im Januar 2024 gestarteten DB InfraGO den Auftrag, die Korridore auszubauen.[21]
Kritik
BearbeitenEs wird kritisiert, dass die Kosten für eine solch kurzfristige Generalsanierung bereits bei den ersten Projekten die kalkulierten Kosten übersteigen und sie somit viel teurer sei als die normale Sanierung in langfristig geplanten Zeiträumen. So seien die Kosten für den Ausbau der Riedbahn Mitte 2024 bereits von 7,1 auf 18,6 Millionen Euro pro Kilometer gestiegen. Außerdem wird befürchtet, dass das übrige Netz außerhalb der geplanten Korridore weiterhin in marodem Zustand bleibt.[22]
Beteiligungen
BearbeitenDB InfraGO AG ist zu jeweils mindestens 50 % an folgenden Unternehmen beteiligt:[23]
- DB Fahrwegdienste GmbH
- DUSS GmbH Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene - Straße (DUSS) mbH
- SIGNON Deutschland GmbH
- DB broadband GmbH
- DB RegioNetz Infrastruktur GmbH
- DSD Digitale Schiene Deutschland GmbH
- MEKB GmbH (Mein EinkaufsBahnhof GmbH)
- DB BahnPark GmbH
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Amtsgericht Frankfurt am Main, HRB 50879
- ↑ DB InfraGO. DB InfraGO, 2. Januar 2024, abgerufen am 2. Januar 2024.
- ↑ InfraGo soll im vollständigen Eigentum der DB AG verbleiben. In: heute im bundestag. Deutscher Bundestag, 20. September 2023, abgerufen am 1. Oktober 2023.
- ↑ Neue Bahngesellschaft InfraGo kann zu Jahresbeginn Arbeit aufnehmen. Handelsblatt, 27. Dezember 2023, abgerufen am 27. Dezember 2023.
- ↑ Sozialdemokratische Partei Deutschlands, Bündnis 90/Die Grünen, Freie Demokratische Partei (Hrsg.): Mehr Fortschritt wagen – Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit – Koalitionsvertrag 2021–2025 zwischen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Bündnis 90/Die Grünen und den Freien Demokraten (FDP). Berlin 7. Dezember 2021, S. 39 (spd.de [PDF; 2,3 MB; abgerufen am 2. Oktober 2023]).
- ↑ DB-Aufsichtsrat bringt gemeinwohlorientierte Infrastrukturgesellschaft DB InfraGO AG auf den Weg. Deutsche Bahn, 27. September 2023, abgerufen am 1. Oktober 2023.
- ↑ GBRe und EVG sichern die Interessen der Beschäftigten. (PDF) Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, 15. September 2023, abgerufen am 22. Oktober 2023.
- ↑ Marie Christin Wiens: Bahn-Aufsichtsrat macht Weg frei für Strukturreform – InfraGo kommt. In: Verkehrsrundschau. 28. September 2023, abgerufen am 1. Oktober 2023.
- ↑ Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Bundesschienenwegeausbaugesetzes. Stellungnahme des Bundesrates. In: Bundesrat. Drucksache 379/23 (Beschluss), 29. September 2023 (bundesrat.de [PDF; abgerufen am 2. Oktober 2023]).
- ↑ Matthias Roeser: Zweifel an rechtlicher Zulässigkeit von Verschmelzung zu InfraGO. In: Schifffahrt und Technik. TECVIA, 7. Dezember 2023, abgerufen am 8. Dezember 2023.
- ↑ a b c Umfassendes Infrastruktur-Programm: DB erneuert 2024 tausende Weichen, Gleiskilometer und modernisiert Bahnhöfe. In: deutschebahn.com. 29. April 2024, abgerufen am 6. Mai 2024.
- ↑ Frieder Kümmerer: Bahn plant Digitalisierung von Zugstrecken in Deutschland vorerst zu stoppen - bleibt S21 die Ausnahme? Südwestrundfunk, 6. September 2024, abgerufen am 10. September 2024.
- ↑ Wolfgang Mulke: : Bahn dementiert Digital-Stopp. In: taz. 6. September 2024, abgerufen am 10. September 2024.
- ↑ Caspar Schwietering: Sanierung der Deutschen Bahn. Staatskonzern fusioniert zwei Tochtergesellschaften – und will Top-Posten streichen. Tagesspiegel, 14. September 2024, archiviert vom am 14. September 2024; abgerufen am 14. September 2024.
- ↑ a b c d e Unser Profil. DB InfraGO, abgerufen am 2. Januar 2024.
- ↑ a b Unser Profil. Abgerufen am 10. September 2024.
- ↑ Im Fokus: Gemeinwohlorientierte Unternehmen stärken und eine Gründungswelle befördern. Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, 13. September 2023, abgerufen am 21. Oktober 2023.
- ↑ Gemeinnützigkeit. Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 5. März 2024.
- ↑ Bedürfnisse von Bürger:innen, Wirtschaft und Umwelt im Fokus. DB InfraGO, abgerufen am 3. Januar 2024.
- ↑ Informationen zur Infrastrukturgesellschaft Bahn. Bundesministerium für Digitales und Verkehr, 28. September 2023, abgerufen am 22. Oktober 2023.
- ↑ Bahn und Bund legen Schienen-Sanierungsplan vor. In: Tagesschau. Norddeutscher Rundfunk, 15. September 2023, abgerufen am 2. Januar 2024.
- ↑ Daniela Morling: Kostenexplosion bei der Generalsanierung der Riedbahn. In: DB-watch.de. Netzwerk Europäischer Eisenbahnen, 2. November 2023, abgerufen am 2. Januar 2024.
- ↑ DB InfraGO AG. Deutsche Bahn, 27. Dezember 2023, abgerufen am 28. Dezember 2023.