Dieser Artikel behandelt die in den römischen Provinzen Germania superior und Britannia stationierte Auxiliareinheit Cohors I Asturum. Zu der gleichnamigen Einheit, die in der Provinz Noricum stationiert war, siehe Cohors I Asturum (Noricum). Das hier angegebene Szenario geht von zwei verschiedenen Kohorten mit der Bezeichnung Cohors I Asturum aus; zu den Einschätzungen von Historikern siehe Cohors I Asturum.

Die Cohors I Asturum [equitata] (deutsch 1. Kohorte der Asturer [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften, Ziegelstempel und die Notitia dignitatum belegt. In der Notitia dignitatum wird sie als Cohors prima Asturum bezeichnet.

Das Militärdiplom vom 8. September 116 n. Chr. (CIL 16, 62)

Namensbestandteile Bearbeiten

  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors prima .. ausgesprochen.
  • Asturum: der Asturer. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus dem Volk der Asturer auf dem Gebiet des conventus Asturum (mit der Hauptstadt Asturica Augusta) rekrutiert.[1]
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie. Der Zusatz kommt in drei Inschriften[2] vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors quingenaria equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte Bearbeiten

Die Kohorte war in den Provinzen Germania superior und Britannia (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[3] für die Jahre 74 bis 134 n. Chr. aufgeführt.[4][5]

Die Einheit wurde wahrscheinlich unter Augustus aufgestellt. Möglicherweise war sie im 1. Jhd. n. Chr. zunächst im Rheinland stationiert,[A 1] bevor sie nach Germania superior verlegt wurde.[1] Durch ein Diplom ist die Einheit erstmals 74 in Germania nachgewiesen. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Germania), die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 82 bis 134 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz (bzw. ab 90 in Germania superior).

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt, möglicherweise unter Septimius Severus, aber sicher vor 260, wurde die Kohorte nach Britannia verlegt; durch eine Inschrift,[6] die auf 260 datiert ist, ist nachgewiesen, dass sich die Kohorte zuvor in Britannien aufgehalten hat.[1]

Letztmals erwähnt wird die Einheit in der Notitia dignitatum[7] mit der Bezeichnung Cohors prima Asturum für den Standort Aesica. Sie war unter der Leitung eines Tribuns Teil der Truppen, die dem Oberkommando des Dux Britanniarum unterstanden.[8]

Standorte Bearbeiten

Standorte der Kohorte in Britannia und Germania waren möglicherweise:

Ziegel mit dem Stempel der Einheit wurden in Gernsheim,[10] Heddernheim[11] und Nied[12] gefunden.

Angehörige der Kohorte Bearbeiten

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.[1][4]

Kommandeure Bearbeiten

Sonstige Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Cohors I Asturum (Germania) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur Bearbeiten

  • Margaret M. Roxan: The Auxilia of the Roman Army raised in the Iberian Peninsula. Dissertation, 1973 Volume 1 (PDF 1) Volume 2 (PDF 2)
  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4

Anmerkungen Bearbeiten

  1. a b Freioverus stammte aus dem germanischen Volksstamm der Tungerer, der am Niederrhein siedelte. Laut Margaret M. Roxan deutet dies darauf hin, dass sich die Kohorte zum Zeitpunkt der Rekrutierung in der Nähe aufhielt.
  2. Die Zuordnung zu der Einheit ist umstritten.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Margaret M. Roxan, The Auxilia, S. 65, 67, 365–371, 715–717.
  2. Inschriften mit equitata (Ness-Lieb 00136, Ness-Lieb 00138, Ness-Lieb 00139).
  3. Militärdiplome der Jahre 74 (CIL 16, 20), 82 (CIL 16, 28), 90 (CIL 16, 36, RMD 5, 333), 94/96 (ZPE-147-230), 116 (CIL 16, 62) und 134 (CIL 16, 80).
  4. a b John Spaul, Cohors², S. 69–74.
  5. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 157, 159 Tabellen 1, 3 (PDF).
  6. Inschrift (CIL 8, 20736).
  7. Notitia dignitatum in partibus Occidentis XL (Online).
  8. Margaret M. Roxan: Pre-Severan auxilia named in the Notitia Dignitatum In: British Archaeological Reports, Band 15 (1976), S. 59–80, hier S. 73.
  9. Inschriften aus Mainhardt (AE 1930, 76, AE 2005, 1120, CIL 13, 6538, Ness-Lieb 00134, Ness-Lieb 00135, Ness-Lieb 00136, Ness-Lieb 00138, Ness-Lieb 00139).
  10. Ziegel aus Gernsheim: Stempel COH I AS (CIL 13, 12418).
  11. Ziegel aus Heddernheim: Stempel COH I AS (CIL 13, 12420).
  12. Ziegel aus Nied: Stempel COH I AS (CIL 13, 12419).