Christoph Gottfried Ringe (* 14. April 1713 in Bernburg; † 28. Oktober 1797 in Wiedemar, Kurfürstentum Sachsen) war ein deutscher Maler und Graphiker. Bekannt ist er vor allem durch Porträts von Angehörigen des Fürstenhauses Anhalt-Köthen[1]. Außerdem stammen von ihm zahlreiche Kupferstiche von Theologen und weiteren Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens[2]. Ferner kopierte er Gemälde des Malers Antoine Pesne, von denen einige am Ende des 2. Weltkriegs verloren gingen und die auf diese Weise überliefert sind, z.B. das Porträt der Anna Luise, Fürstin von Anhalt-Dessau.

Christoph Gottfried Ringe vor seinem Haus in Widememar, Kupferstich von Johan Peter Blanchard nach einer Zeichnung von C. Schulze, 1797

Der Vater von Christoph Gottfried Ringe war Rad- und Stellmacher in Bernburg, und seine Mutter war die Tochter eines Bernburger Wassermühlenbesitzers, der Biermehl hieß und aus Merseburg stammte. Christoph Gottfried Ringe erhielt bereits als Kind Unterricht bei einem Zeichenlehrer, zunächst in der Absicht, ihn an das Handwerk des Vaters heranzuführen. Als sich herausstellte, dass er sehr talentiert war, wurde er zur weiteren Ausbildung zu seinem Onkel Christian Ringe († 1746) geschickt, der in Köthen als Hofmaler tätig war. Offensichtlich übernahm Christoph Gottfried Ringe nach dem Tod seines Onkels die Stelle des Anhaltinisch-Köthenschen Hofporträtmalers. Aber bereits wenige Jahre später überwarf er sich mit August Ludwig von Anhalt-Köthen, kündigte seine Stelle als Hofmaler und zog mit seinen vier Töchtern (seine Ehefrau war bereits verstorben) in das Dorf Wiedemar bei Delitzsch im Kurfürstentum Sachsen, um auf einem bereits früher erworbenen Bauerngut von Landwirtschaft zu leben[3]. Er fertigte jedoch weiterhin Gemälde und Kupferstiche für verschiedene Auftraggeber an. Als Folge von Drangsalierungen durch marodierende preußische Soldaten während des Siebenjährigen Krieges floh Christoph Gottfried Ringe um 1761 mit seinen Töchtern nach Halle. Dort fand er in seiner Not Unterstützung durch einen Gönner, den jungen Lehrer am Pädagogicum der Franckeschen Stiftungen Christoph Christian Sturm[4]. 1769 übersiedelte Christoph Gottfried Ringe nach Magdeburg und 1778 nach Hamburg, wo er vor allem als Kupferstecher arbeitete. Auch in seiner Hamburger Zeit entstanden weiterhin wichtige Werke wie das großflächige Gemälde des August Christian Friedrich von Anhalt-Köthen. Als eine zunehmende Sehschwäche ihn am Arbeiten hinderte, kehrte er 1790 auf sein Bauerngut in Wiedemar zurück, wo er 1797 verstarb.

  • Anna Friederica Regine Ringe (* 1737) erlernte von ihrem Vater die Malerei und war ab 1769 als Künstlerin in Magdeburg tätig. Von ihr stammt das Gemälde des deutscher Mediziners und Naturforschers Friedrich Simon Morgenstern[5]. Bemerkenswert sind auch die beiden Damenbildnisse "In blauer Tracht", Magdeburg um 1790.[6]
  • Sophie Charlotta Ringe (* 20. Mai 1739 in Köthen) erlernte von ihrem Vater ebenfalls die Malerei und lebte seit Mitte der 1770er Jahre als Künstlerin in Bremen. Im dortigen Focke-Museum[7] befinden sich die von Sophie Charlotta angefertigten Porträts des Bremer Kaufmannehepaars Johann und Gesine Böse[8] (Öl auf Leinwand) und eine Ansicht des St. Rembertistifts, vom Pulverturm der "Braut" auf der Herrlichkeit von 1777 (Aquarell)[9]. Ihr Gemälde vom Bremer Rathaus gilt als verschollen.
  • Karoline Ringe litt an Melancholie (Depression) und wurde daher Ende der 1750er Jahre in die Delitzscher Frohnvogtei verbracht, wo sie bald darauf verstarb.
  • Hanna Margarete Sophia († um 1787)

Werke (Auswahl)

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  • Bildnis des Fürsten August Ludwig von Anhalt-Köthen, Öl auf Leinwand, 1495 × 1030 mm, datiert mit der Aufschrift C. G. Ringe pinxit 1748, Fürstengalerie des Francisceums Zerbst.
  • Bildnis des Glesiener Rittergutsbesitzers Adam Ludwig von Wuthenau Öl auf Leinwand. Das Gemälde befand sich im Schloss Hohenthurm und ist seit dem Ende des 2. Weltkriegs verschollen.
  • Bildnis des Fürsten Carl Georg Leberecht von Anhalt-Köthen, Öl auf Leinwand, Fürstengalerie des Francisceums Zerbst. Das Gemälde ist Gottfried Ringe zugeschrieben.
  • Bildnis von Louise Charlotte Friederike, geb. Prinzessin von Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1749-1812), Gemahlin des Fürsten Carl Georg Leberecht von Anhalt-Köthen und Schwiegertochter des Fürsten August Ludwig, mit ihrem Sohn, Öl auf Leinwand, 1140 × 1162 mm, unsigniert (vermutlich 1784), Fürstengalerie des Francisceums Zerbst.
  • Ein weiteres Bildnis der Fürstin Louise Charlotte Friederike von Anhalt-Köthen mit ihrem Sohn, Öl auf Leinwand, 1630 × 1170 mm, unsigniert (vermutlich 1784), Zuschreibung. Das Gemälde befindet sich im Archiv des Köthener Historischen Museums.
  • Bildnis des August Christian Friedrich, Erbprinz von Anhalt-Köthen (1769-1812), Sohn des Carl Georg Leberecht von Anhalt-Köthen und der Louise Charlotte Friederike von Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Öl auf Leinwand, 1360 × 745 mm, signiert 1784, Köthener Schloss.
  • Gemälde vom Blitzeinschlag im Köthener Schloss. Öl auf Leinwand, 610 × 785 mm, datiert 1744, Zuschreibung, Köthener Schloss.
  • Bildnis des Carl Georg Leberecht von Anhalt-Köthen (1730-1789). Öl auf Leinwand, 670 × 610 mm, 1750/51, Gottfried Ringe zugeschriebene, Köthener Schloss.
  • Bildnis der Anna Luise von Anhalt-Dessau (1677-1745), Gemalin des Fürsten Leopold II. Maximilian (des "Alten Dessauer"), Öl auf Leinwand, 790 × 635, signiert und datiert 1746, Schloss Mosigkau (bei Dessau).
  • Vornehme Dame im dunkelgrünen Kleid, Öl auf Leinwand, signiert und datiert 1745, Privatbesitz.
  • Selbstbildnis des Christian Gottfried Ringe, Öl auf Leinwand. Das Gemälde war zuletzt im Besitz des Wiedemarer Pfarrers Salomon Pollmächer; es gilt als verschollen.
  • Verschollen ist ferner ein 1776 entstandenes Selbstbildnis von Christian Gottfried Ringe als Kupferstich, 192 × 126 mm. Dieser Kupferstich war Vorlage für einen Kupferstich von Johann Christian Gottfried Fritzsch (1720-1802 oder 1803) .
  • Bildnis des Erhard Andreas Frommann, deutscher Theologe und Orientalist, Abtei Klosterbergen, Kupferstich, Christoph Gottfried Ringe (Maler) und Georg Paul Nusbiegel (Stecher), 389 × 277 mm.
  • Bildnis des Chistian Ludwig Schlichter, geb. in Köthen, königlich preußischer Ordinarius für Geschichte der Universität Halle, fürstlich anhaltinischer Consistorialrat, Christoph Gottfried Ringe (Maler) und Johann Christoph Sysang (Stecher), 328 × 198 mm, Potraitsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.
  • Portait des königlich preußischen Rittmeisters Johann Heinrich Gottfried von Nostitz-Jänkendorf (*7. November 1723, † 26. Juli 1772) in Kürassier-Uniform, datiert 1751, Öl auf Leinwand, 920 × 760 mm, Privatbesitz.
  • Bildnis des Benedict Gilbert Flügge, Öl auf Leinwand. Das Gemälde gilt seit dem 28. September 1992 als verschollen. Benedict Gilbert Flügge (1740-1792) war Pastor an der St. Michaeliskirche in Hamburg.
  • Bildnis des Georg Ludwig Herrnschmid, Kupferstich, 81 × 66 mm. Georg Ludwig Herrnschmid (1712-1779) war Hauptpastor an der St. Michaelis-Kirche in Hamburg.
  • Bildnis des Christoph Christian Sturm, Kupferstich, 84 × 68 mm. Christoph Christian Sturm (* 15. Januar 1740 in Augsburg, † 28. August 1786 in Hamburg) war lutherischer Theologe, Naturalist, Schriftsteller und Kirchenliederdichter, 1763-1765 Lehrer am Pädagogium der Franckeschen Anstalten in Halle, später in Sorau, 1769 Prediger in Magdeburg und ab 1778 Hauptpastor an St. Petri in Hamburg.
  • Bildnis des Johann Georg Palm, Kupferstich 1772, 85 × 74 mm. Johann Georg Palm (1721-1784) war Pastor an St. Michaelis in Hamburg. Er ist vor allem dadurch bekannt geworden, dass zu seiner Priesterweihe Georg Philipp Telemann eine Kantate geschrieben hat.
  • Bildnis des Otto Christian Schuchmacher, Kupferstich 1772, 70 × 61 mm. Otto Christian Schuchmacher (1738-1793) war ebenfalls Prediger an St. Michaelis in Hamburg.
  • Bildnis des Theologen Johann Georg Schwabe (1735-1808), Kupferstich 1777, 49 × 38 mm. Von Johann Georg Schwabe gibt es einen weiteren, allerdings undatierten Kupferstich, 101 × 84 mm.
  • Bildnis des Daniel Conrad Heinrich Evers (1738-1776), Kupferstich 1772, 85 × 74 mm. Daniel Conrad Heinrich Evers ist dadurch bekannt geblieben, dass ihm Georg Philipp Telemann zur Priesterweihe eine Kantate widmete (TWV 3:64).
  • Bildnis des Erhard Andreas Frommann, Kupferstich 1774, 389 × 277 mm, Christoph Gottfried Ringe (Maler), Georg Paul Nusbiegel (Stecher)[10]. Erhard Andreas Frommann war Abt des Stiftes Kloster Berge bei Magdeburg und zugleich Rektor der damit verbundenen Lehranstalt sowie Generalsuperintendent des Herzogtums Magdeburg.
  • Bildnis des Johann Matthias Liebrecht (1738-1776), Kupferstich 1773, 74 × 62 mm.
  • Bildnis des Johann Christoph Friderici (1730-1770), Kupferstich. Von diesem Kupferstich ist offenbar weder das Original noch ein Druck erhalten geblieben. Der Maler Johann Christian Gottfried Fritzsch (1720-1802) stellte nach Ringes Original einen weiteren Kupferstich des Bildnisses von Friderici her[11]. Friderici war Hauptpastor an St. Michaelis in Hamburg.
  • Bildnis des in Gott ruhenden Johann Matthias Liebrecht[12], weyland dritten Diaconus zu St. Michaelis in Hamburg, Kupferstisch 1777, 256 × 194 mm, Christoph Gottfried Ringe (Maler), Johann Christian Gottfried Fritzsch (Stecher).

Literatur

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  • U. Thieme und F. Becker (1934) Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Band 28. E. A. Seemann-Verlag, Leipzig. (Der Eintrag zu Christoph Gottfried Ringe auf S. 367 geht auf van Kempen zurück.)
  • C. S. Pollmächer (1797) Kurze Lebensbeschreibung und genaue Abbildung des seit kurzem verstorbenen Herrn Christoph Gottfried Ringe, vormaligen Anhalt-Köthischen Hofmalers, eines verirrten Selbstdenkers und sonderbaren Oekonomen: Zum Besten armer Schulkinder. Halle/Saale.
  • R. Maler (1827) Ein Original-Genie aus dem vorigen Jahrhundert. Lesefrüchte vom Felde der neuesten Literatur, Band 3, S. 33–39.
  • P. C. Claussen (2007) Ein Künstler absolut im Abseits: Christoph Gottfried Ringe, Maler - Erfinder - Selbstdenker. Bild-Geschichte: Festschrift für Horst Bredekamp, Akademie-Verlag, Berlin, S. 525–535.
  • M. Franke und J. Ohser (2021) Oh, du mein Wiedemar - eine kleine Ortsgeschichte, 8. Auflage. Freja & Hendrik, Zwingenberg.
  • M. Franke und J. Ohser (2022) Beiträge zur Ortsgeschichte Wiedemars - Lausige Zeiten, glückliche Momente. Freja & Hendrik, Zwingenberg.
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Commons: Christoph Gottfried Ringe – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Museum digital: Christoph Gottfried Ringe. Abgerufen am 18. Juli 2024.
  2. Deutsche Digitale Bibliothek: Christoph Gottfried Ringe. Abgerufen am 18. Juli 2024.
  3. Digitale Sammlungen: Christian Salomon Pollmächer. Abgerufen am 18. Juli 2024.
  4. Christoph Christian Sturm. Abgerufen am 17. Juli 2024.
  5. Friedrich Simon Morgensterni portree – Anna Friederike Regine Ringe. Abgerufen am 17. Juli 2024 (englisch).
  6. Gleimhaus Halberstadt: Anna Friederica Regina Ringe. Abgerufen am 18. Juli 2024.
  7. Focke Museum – Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Abgerufen am 17. Juli 2024.
  8. Edith Laudowicz: Bremer Frauengeschichte: Gesine Gesche Böse. Abgerufen am 18. Juli 2024.
  9. Edith Laudowicz: Bremer Frauengeschichte: Sophia Charlotta Ringe. Abgerufen am 18. Juli 2024.
  10. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Erhard Andreas Frommann. Abgerufen am 18. Juli 2024.
  11. Signatur P21: F42 der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg.
  12. Bibliothek der Universität Leipzig, Christoph Gottfried Ringe. Abgerufen am 18. Juli 2024.