Christa Sommerer

österreichische Medienkünstlerin und Hochschullehrerin

Christa Sommerer (* 29. Juni 1964 in Ohlsdorf, Oberösterreich) ist eine österreichische Medienkünstlerin. Sie lehrt als Professorin an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz.

Leben Bearbeiten

Christa Sommerer studierte von 1982 bis 1985 Biologie und Botanik an der Universität Wien. Danach absolvierte sie von 1985 bis 1990 ein Studium der modernen Bildhauerei bei Bruno Gironcoli an der Akademie der bildenden Künste Wien. Parallel dazu studierte sie an der Akademie auch Kunstpädagogik. Beide Studiengänge schloss sie mit dem Master of Arts ab. Von 1991 bis 1993 absolvierte sie ein Postgraduierten-Studium bei Peter Weibel am Institut für Neue Medien der Städelschule in Frankfurt.[1]

1992 begann Sommerer mit dem aus Frankreich stammenden Künstler Laurent Mignonneau (* 1967) zusammenzuarbeiten, der zur gleichen Zeit bei Weibel an der Städelschule studierte. Ihr weiterer Werdegang ist über weite Strecken identisch. Zunächst wirkten sie als Gastkünstler (Artist in Residence) am National Center for Supercomputing Applications (1993/1994) in Urbana und der Galerie NTT InterCommunication Center (1994/1995) in Tokio. Sie lebten und arbeiteten etwa 10 Jahre lang in Japan. Von 1995 bis 2003 hatten sie die künstlerische Leitung des Forschungslabors ATR Media Integration and Communications in Kyōto inne. Von 1997 bis 1999 sowie von 2001 bis 2004 lehrten sie als Associate Professors an der International Academy of Media Arts and Sciences (IAMAS) in Gifu.

Nach einer Gastprofessur an der Kunstuniversität Linz (2000) war Sommerer Forschungsstipendiatin am Center for Advanced Visual Studies des MIT. 2002 erlangte sie einen Ph.D.-Abschluss im Rahmen des von Roy Ascott begründeten Promotionsprogramms CAiiA-Star (Centre for Advanced Inquiry in the Interactive Arts – Science Technology and Art Research) an der University of Wales, Newport. Seit 2004 lehren Sommerer und Mignonneau als Professoren am Institut für Medien der Kunstuniversität Linz. Sommerer hatte außerdem Gastprofessuren an den Universitäten Kyōto (2002), Aalborg (2014), Paris VIII (2015), Tsukuba (2017) sowie an der Chinesischen Zentralakademie der Bildenden Kunst in Peking (2019) inne.[2]

Seit Beginn ihrer Zusammenarbeit nehmen Sommerer und Mignonneau regelmäßig an Ausstellungen teil. 2022 widmete ihnen das Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe eine Retrospektive, bei der 14 ihrer Installationen gezeigt wurden. Die Ausstellung wurde von einer wissenschaftlichen Publikation begleitet.[3]

Werk Bearbeiten

 
Skulptur Phyllologia (1991) im Österreichischen Skulpturenpark

Christa Sommerer ist hauptsächlich als Medienkünstlerin im Bereich interaktive Computerinstallation aktiv, wobei die meisten ihrer Werke in Zusammenarbeit mit Laurent Mignonneau entstehen. Bekanntheit erlangten insbesondere ihre Simulationen auf der Basis künstlichen Lebens.[1] Charakteristische Bestandteile der Installationen sind Personal Computer mit Individualsoftware, Eingabegeräte wie Tastatur und Maus, Kameras, maßgefertigte Interfaces und Elektronik sowie Monitore, Projektoren, Leinwände, Spotlights und Sockel zur Präsentation. Häufig ist es Besuchern der Ausstellungen möglich, interaktiv Einfluss auf biologische oder technologische Prozesse zu nehmen.

Computerbasierte interaktive Installationen (mit Laurent Mignonneau, Auswahl) Bearbeiten

  • Interactive Plant Growing, durch Berühren von fünf Pflanzen in modifizierten Töpfen beeinflusst der Besucher das von einem 3D-Grafikcomputer berechnete und durch einen Projektor ausgegebene Wachstum virtueller Pflanzen, Sammlung Zentrum für Kunst und Medien, 1992
  • A-Volve, Besucher entwerfen an einem Touchscreen-Monitor fischähnliche Lebensformen, die in einem wassergefüllten Becken schwimmen und deren Bewegung beeinflussbar ist, 1994, 1996 Ausstellung in Bundeskunsthalle
  • Life Spacies II, Besucher können sowohl vor Ort als auch remote über eine Website durch die Eingabe von Text künstliche dreidimensionale Lebensformen erschaffen, deren Aussehen und Verhalten durch den Text beeinflusst wird und die sich anschließend in der simulierten Umgebung scheinbar bewegen, gegenseitig fressen, vermehren und sterben, 1999
  • HAZE Express, Simulation eines fahrenden Zuges mit Aussicht auf virtuell vorbeiziehende Landschaft, dessen Geschwindigkeit durch Handbewegung über dem Bildschirm verändert werden kann, 1999
  • Eau de Jardin, virtueller Wassergarten, dessen Darstellung auf einer Panoramaleinwand sich ändert, wenn Besucher sich den im Raum platzierten realen Pflanzen nähern, 2004
  • Life Writer, eine modifizierte analoge Schreibmaschine gibt digitalen Text aus, dessen Buchstaben sich in künstliche Lebensformen umwandeln, welche sich bewegen und andere Buchstaben fressen, Sammlung Zentrum für Kunst und Medien, 2006
  • Portrait on the Fly, computergenerierte Fliegen positionieren sich in Abhängigkeit von Videoaufnahmen der Besucher, Sammlung Zentrum für Kunst und Medien, 2015
  • Neuro Mirror, Betrachter sehen sich auf drei Bildschirmen: Echtzeitaufnahme in der Mitte, links vergangene Handlung und rechts Simulation einer möglichen zukünftigen Handlung, 2017

Sonstige Werke (Auswahl) Bearbeiten

Ausstellungen (Auswahl) Bearbeiten

Auszeichnungen Bearbeiten

Publikationen Bearbeiten

  • The Art and Science of Interface and Interaction Design. (= Studies in Computational Intelligence. Band 141.) Springer, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-79869-9.
  • mit Laurent Mignonneau und Dorothée King (Hrsg.): Interface Cultures: Artistic Aspects of Interaction. Transcript, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89942-884-1.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Christa Sommerer – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Christina Löw: Sommerer, Christa. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 105, de Gruyter, Berlin 2019, ISBN 978-3-11-023271-4, S. 17.
  2. Christa Sommerer. In: zkm.de. Abgerufen am 18. Dezember 2022.
  3. Christa Sommerer & Laurent Mignonneau. The Artwork as a Living System. In: zkm.de. Abgerufen am 18. Dezember 2022.
  4. Christa Sommerer. Phyllologia, 1991. In: museum-joanneum.at. Abgerufen am 18. Dezember 2022.
  5. Ausstellungsrueckschau-1996. In: bundeskunsthalle.de. Abgerufen am 18. Dezember 2022.
  6. Kulturpreise des Landes Oberösterreich an Josef Bauer, Christa Sommerer und Otto Zitko. In: artmagazine. 29. November 2017. Abgerufen am 18. Dezember 2022.
  7. Österreichischer Kunstpreis 2021. In: bmkoes.gv.at. Abgerufen am 18. Dezember 2022.
  8. Das war der Digitalos 2021. In: nachrichten.at. Abgerufen am 18. Dezember 2022.
  9. Christa Sommerer. In: b3biennale.de. Abgerufen am 18. Dezember 2022.