Cha chaan teng (chinesisch 茶餐廳 / 茶餐厅, Pinyin Chá cāntīng, Jyutping Caa4 caan1teng1, Yale Cha4 chaan1 teng1, englisch tea restaurant – „Tee-Restaurant“) im Englischen oft Hong Kong-style cafés (dt. Cafés nach Hongkonger Stil) genannt,[1] ist eine Art Restaurant, das seinen Ursprung im kolonialen Hongkong hat. Cha Chaan Teng findet man häufig in Hongkong, Macau und Teilen von Guangdong. Aufgrund der Auswanderungswelle aus Hongkong in den 1980er Jahren sind sie in den größeren chinesischen Diaspora der westlichen Ländern wie beispielsweise Australien, Kanada, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten mit historischen chinesischen Gemeinden etabliert. Diese Cafés (Gaststätte) sind bekannt für ihre vielseitige und erschwingliche Menüs, deren Gerichte der einfachen Hongkonger Küche und westliche Küche nach Hongkong-Art umfassen.[2] Sie ähneln sich den westlichen Cafés oder Diners, aufgrund ihrer ungezwungenen Umgebung sowie den Menüs, die sich um Kaffee und Tee drehen.[3]

Cha chaan teng von Innen

Geschichte Bearbeiten

 
Typische Speisekarte (rechts) eines „Cha-chaan-tengs“

Seit den 1850er Jahren war die westliche Küche in Hongkong nur in Full-Service-Restaurants erhältlich – ein Privileg, das den Briten, der lokalen Oberschicht und Ausländer vorbehalten war, da ein Besuch für die meisten Einheimischen aus der Arbeiterklasse finanziell unerschwinglich blieb. Neben finanzielle waren auch sprachliche Barrieren ein Hindernisgrund für den Besuch des einfachen Bürger in solch ein Restaurant, da die Speisekarten solcher Gaststätten nur in englischer Sprache ausgezeichnet waren. In den 1920er Jahren konnte das Essen in einem westlichen Restaurant bis zu 10 US-Dollar kosten, während ein arbeitender Einheimischer 15 bis 50 US-Dollar pro Monat verdiente.[4]

Nach dem Zweiten Weltkrieg (Pazifikkrieg) wurde die Kultur Hongkongs von der britischen beeinflusst. Die Menschen in Hongkong fingen an westliche Speisen in ihre kulinarische Gewohnheiten zu integrieren und dem Tee Milch hinzuzufügen. Kuchen und Gebäck nach westlichem Stil wurden populär. So entstand die lokaltypische Gastronomie und einige Hongkonger Cha-Chaan-Tengs nahmen entsprechende Produkte auf, die sich nach den neuen örtlichen Essgewohnheiten richteten.[5] Die Aufnahme verschiedener Arten von kanto-westlicher Küche und Getränken mit traditionelle Zubereitungsart in die lokale Speisekarte führte dazu, dass sie im Volksmund auch die Bezeichnung „westliches Sojasaucen-Essen“ (豉油西餐)[6] einbrachten, da einerseits chinesische Köche mit Erfahrung in der westlichen Küche Sojasaucen in die Rezeptur westlicher Speise hinzufügten, andererseits aufgrund der günstigen Preisen diese Speisen auch gern als „günstiges westliches Essen“ bezeichnet wird.[7]

Die Aufnahme von Speisen aus der westlichen Küche, die auch für die Unterschicht bezahlbar waren, führte in den 1950er und 1960er dazu, dass viele Sojasauce Style Western Restaurant (豉油西餐廳) und Bing Sutt („Eisräume“, 冰室) zu Cha-Chaan-Teng („Tee-Restaurant“) wurden, um die hohe Nachfragen nach erschwinglichem und schnellem westlichem Essen nach Hongkong-Art, zu befriedigen.[8][9][10] Während der asiatischen Finanzkrise 1997 gewann Cha-Chaan-Tengs in Hongkong erneut an Popularität, da sie verglichen mit anderen lokalen Gaststätten immer noch das güngstigste Essen anboten.[11] 2007 schlug ein Beamter der Hongkonger Regierung vor, Cha Chaan Teng aufgrund der wichtigen Rolle in der Gesellschaft Hongkongs in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufzunehmen.[12] Dezember 2007 empfahl die Hongkonger Politikerin und Abgeordnete Choy So Yuk während einer Sitzung des Legislativrates Hongkongs Cha-Chaan-Teng-Kultur der UNESCO zur Anerkennung als „immaterielles Kulturerbe der Menschheit“ vorzulegen. Dieser Vorschlag kam aufgrund einer repräsentativen Umfrage in der Hongkonger Bevölkerung zustande, bei der sieben von zehn Personen der Meinung waren, dass diese lokaltypische Gastronomie einen Eintrag in der UNESCO-Kulturliste verdient hätten.[13] Der Vorschlag zur Aufnahme in die Liste wurde von der UNESCO jedoch abgelehnt.[14]

Im Juni 2014 wurde eine Reihe bekannter Gerichte der Cha Chaan Teng in das erste Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes von Hongkong aufgenommen. Diese wären namentlich der Milchtee nach Hongkonger-Art (港式奶茶)[15], Yuenyeung-Tee (鴛鴦茶)[16], Pineapple Bun („Ananasbrötchen“, 菠蘿包) und Egg tart („Eiertarte“, 蛋撻).[17][18]

Variationen Bearbeiten

Andere Arten lokaler Restaurants, die Cha Chaan Teng´s in Hongkong am ähnlichsten sind, sind Chaan Sutt („Esszimmer“, 餐室) und Bing Sutt („Eisraum“, 冰室)[19], die eine leichtere und begrenzte Auswahl an Speisen bieten als Cha Chaan Teng. Früher verkauften diese Lokale meist nur verschiedene Sorten von lokalen Kaltgetränke, Eis, Sandwiches, Nudeln und Suppen, aber keine Reisgerichte. Allerdings ignorieren mit der Zeit einige Gastronomiebetriebe, die heute noch diesen Titel tragen, diese Tradition und erweiterten aufgrund ökonomischen Druck ihren Angebot mit aller Arten von Reis- und Nudelngerichte (z. B. Wantan-Nudelsuppe). Rechtlich gesehen unterscheiden sich aufgrund verschiedenen Speisenangebote zwischen „Chaan sutt“ und „Bing sutt“ auch die gastronomische Betriebsgenehmigung. Originale chaan sutts, bing sutts oderbing tengs, die als Vorläufer der heutigen Cha-chaan-tengs angesehen werden können, sind in Hongkong mittlerweile rar geworden.

Im Juni 2009 eröffnete das Hongkonger Einzelhandelsdesigngeschäft G.O.D. in der Duddell Street und kreierte in Zusammenarbeit mit Starbucks, ein Bereich mit einer „Bing Sutt Corner“. Es ist ein Konzept, das den Retro-Teehausstil Hongkongs mit dem modernen Look eines Kaffeehauses verbindet.[20][21]

In Medien und Populärkultur Bearbeiten

  • Die Ähnlichkeiten zwischen den verschiedenen Menüs wurden als Satire von My life as McDull, einem McDull-Film, aufgegriffen.
  • Als wichtiger Bestandteil der Hongkonger Kultur sind Cha Chaan Teng in vielen Hongkonger Filmen und Fernsehdramen zu sehen:
  • Einige lokalen Getränkehersteller nutzen für ihre Produkte den gängigen Begriff „Cha Chaan Teng“, um sie von anderen Konkurrenzprodukte hervorzuheben, so gibt es beispielsweise ein „Cha Chaan Teng Milchtee“ und den „Cha Chaan Teng Zitronentee“.

Galerie Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Cha chaan teng – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Hong Kong-style Diner. In: discoverhongkong.com. Hong Kong Tourism Board, archiviert vom Original am 6. Dezember 2019; abgerufen am 19. April 2023 (englisch).
  2. Beerman, Jason: Cha chaan teng cheat sheet: What to order at the most popular eateries in Hong Kong. In: CNNgo.com. Cable News Network, 20. Februar 2012, archiviert vom Original am 24. Februar 2012; abgerufen am 26. April 2023 (englisch).
  3. englisch They draw comparisons to Western Cafés due to their casual settings, as well as menus revolving around coffee and tea.
  4. Chinese Culinary Institute – CCI, 中華廚藝學院 & International Culinary Institute – ICI, 國際廚藝學院 (Hrsg.): Titbits Through Time – 點滴成今. Asia One Printing Limited, Hongkong Oktober 2018 (chinesisch, englisch, edu.hk [PDF; 24,7 MB; abgerufen am 24. April 2023]).
  5. 呂明華Lui Ming-wah: 茶餐廳不是文化遺產 – „Cha chaan teng sind kein (immaterielles) kulturelles Erbe“. In: paper.wenweipo.com. Wen Wei Po, Wenweipo.com Limited – 文匯報, 香港文匯報有限公司, 28. Dezember 2007, abgerufen am 26. April 2023 (chinesisch).
  6. Die Alternativbezeichnung für die örtliche Bezeichnung „westliches Sojasaucen-Essen“ (kantonesisch 豉油西餐, Chǐyóu xīcān, Jyutping Si4jau4 sai1caan1) lautet „westliche Speisen nach Hongkong-Art“ (chinesisch 港式西餐, Pinyin Gǎngshì xīcān, Jyutping Gong2sik1 sai1caan1).
  7. englisch Providing different kinds of Canto-Western Cuisine and drinks with very low prices led to them being regarded as „cheap western food“, or „soy sauce western food“.
  8. (englisch In the 1950s and 60s, cha chaan tengs sprang up as rising lower class incomes made such „western food“ affordable, causing „soy sauce western restaurants“ and bing sutt („ice rooms“) to turn into cha chaan teng to satisfy the high demand of affordable and fast Hong Kong-style western food)
  9. 梁世榮 – SW Leung: 茶餐廳與香港人的身分認同 – „Cha caaan teng und die Hongkonger Identität“. In: 吳俊雄 – C.H. Ng, 馬傑偉 – Eric K.W. MA, 呂大樂 – Tai-lok Lui (Hrsg.): 香港・文化・研究 – HongkongKulturForschung. 1. Auflage. Hong Kong University Press – 香港大學出版社, Hongkong 2006, ISBN 962-209-786-3, Kap. 3, S. 45 (chinesisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. 飲食男女 englisch Eat and Travel Weekly: 人物專訪中環老牌熱狗王 六旬夥計不捨離開:對呢個招牌有感情 – Interview – Centrals alteingesessener Hotdog-König – 60-jähriger Angestellte möchte gerne bleiben: Emotional mit dem Namen des Unternehmens immer noch stark verbunden auf YouTube (kantonesisch; mit chinesische Untertitel; Interviwer: 伍自禎, Wǔ Zìzhēn; Ort: 永樂園茶餐廳 englisch Wing Lok Yuen Cha caan teng, 中環昭隆街19號地下 englisch 19, Chiu Lung Street (Basement), Central; Autorname mittels Pinyin-Umschrift erzeugt und müssen nicht der amtlichen Namensschreibung entsprechen;; Laufzeit: 5 min 45 s).
  11. Daisann McLane: Eating in Hong Kong: the Cha Chaan Teng. In: nytimes.com. The New York Times Company, 30. Januar 2008, abgerufen am 2. Mai 2023 (amerikanisches Englisch).
  12. David Y. H. Wu, Chee-Beng Tan: Changing Chinese Foodways in Asia. Hrsg.: Chinese University Press. Hongkong 2001, ISBN 962-201-914-5, doi:10.2307/2700316 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Vince Chong: Keeping alive a tea café culture. In: SPH Media Limited (Hrsg.): The Straits Times. 23. Dezember 2007, S. 28 (englisch, gov.sg [abgerufen am 9. Mai 2023]).
  14. Gary Jones: Hong Kong’s 'greasy spoon' cafes. Food & Hospitality. In: bbc.com. BBC, 11. März 2022, abgerufen am 9. Oktober 2023 (britisches Englisch).
  15. Der „Hongkong-Milchtee“ (chinesisch 港式奶茶, Pinyin Gǎngshì nǎichá, Jyutping Gong2sik1 naai5caa4, englisch Hong Kong–style milk tea – „Milchtee nach Hongkonger-Art“), wird lokal auch als „Seidenstrumpf-Milchtee“ (絲襪奶茶 / 丝袜奶茶, Sīwà nǎichá, Jyutping Simat6 naai5caa4 – „Nylon.Strumpf-Milchtee“) genannt, da beim Filtrieren der Teeblätter immer einen textilen „Teesocke“ oder „Teestrumpf“ als Filter genutzt wird.
  16. Das lokale Getränk „Yuenyeung-Tee“ (chinesisch 鴛鴦茶 / 鸳鸯茶, Pinyin Yuānyangchá, Jyutping Jyun1joeng1caa4 – „Mandarinente-Tee“, ugs. kantonesisch Yuenyeung 鴛鴦 / 鸳鸯) bedeutet im Kantonesischen einerseits die Entenvögel „Mandarinenten“ andererseits ist es der Name des lokalen Tee-Kaffee-Getränks, das in Hongkong erfunden und getrunken wird.
  17. First Intangible Cultural Heritage Inventory of Hong Kong. In: icho.hk. Leisure and Cultural Services Department (LCSD), 2006, abgerufen am 9. Mai 2023 (englisch).
  18. Legislative Council of Hong Kong (Hrsg.): Legislative Council Panel on Home Affairs Promulgation of the First Intangible Cultural Heritage Inventory of Hong Kong. 13. Juni 2014, LC Paper No. CB(2)1719/13-14(04) – (englisch, gov.hk [PDF; 658 kB; abgerufen am 9. Mai 2023]).
  19. Der selteneren Begriff „Bing Teng“ („Eishalle“, chinesisch 冰廳 / 冰厅, Pinyin Bīngtīng, Jyutping Bing1teng1) ist eine Alternativbezeichnung für „Bing Sutt“ (冰室, Bīngshì, Jyutping Bing1sat1).
  20. Christopher DeWolf: Hong Kong's best bing sutt: Guide to old-school diners. CNN Travel. In: travel.cnn.com. Cable News Network, 21. April 2010, archiviert vom Original am 17. Januar 2013; abgerufen am 14. Mai 2023 (englisch).
  21. Starbucks with Traditional Hong Kong Style. In: NextStopHongKong.com. Next Stop Hong Kong, abgerufen am 14. Mai 2023 (englisch).
  22. Virtues Of Harmony II in The Movie Database, abgerufen am 9. Oktober 2023.
  23. 皆大歡喜 (II)故事大綱 – „Virtues of Harmony (II) – Handlung“. In: tvcity.tvb.com. Television Broadcasts Limited (TVB), archiviert vom Original am 17. Mai 2007; abgerufen am 9. Oktober 2023 (chinesisch).
  24. 行運一條龍 Hang wan yat tiu lung – The Lucky Guy. Internet Movie Database, abgerufen am 9. Oktober 2023 (englisch).
  25. 喜劇之王 Hei kek ji wong – King of Comedy. Internet Movie Database, abgerufen am 9. Oktober 2023 (englisch).
  26. „Red bean ice“ (chinesisch 紅豆冰 / 红豆冰, Pinyin Hóngdòubīng, Jyutping Hung4dau6bing1) ist ein regionales Kaltgetränk in Südchina. Es besteht aus zerstoßenes Eis, Milchtee und gekochten Adzukibohnen.
  27. Zitronentee gibt es in „Cha cann teng“ sowohl kalt oder warm. Beispielsweise mit Eis als „kalter Zitronentee“ (chinesisch 凍檸茶 / 冻柠茶, Pinyin dòng níngchá, Jyutping dung3 ning2caa1) oder als „heißer Zitronentee“ (熱檸茶 / 热柠茶, rè níngchá, Jyutping jit6 ning2caa1) als Warmgetränk.
  28. Ein westliches Frühstück nach typisch Hongkonger Art mit Spiegelei, Toastbrot, Nudelsuppe und Hongkong-Milchtee
  29. „Arme Ritter nach Hongkong-Art“ (kantonesisch 西多士, Xī duōshì, Jyutping Sai Do1si5 – „Toast nach westlicher Art“)
  30. Gebratene Reisbandnudel mit Rind (chinesisch 乾炒牛河 / 干炒牛河, Pinyin Gānchǎo níuhé, Jyutping Gon1caau2 ngau4ho2, englisch Beef chow fun, auch 牛肉炒河粉, Niúròu chǎo héfěn, Jyutping Ngau4juk6 caau2 ho2fan2) ist ein lokaltypisches Gericht der Kanton-Küche.
  31. Typische „Wanton-Nudelsuppe“, auch „Huntun-Nudelsuppe“, (chinesisch 餛飩麵 / 馄饨面, Pinyin húntunmiàn, Jyutping wan4tan1min6, auch kant. 雲吞麵 / 云吞面, yúntūnmiàn, Jyutping wan4tan1min6) in Hongkong
  32. Ein „Bing Sutt“ hat gewöhnlich ein begrenztes Angebot an warme Speisen gegenüber „Cha Chaan Teng“.