Birgit Dieker

deutsche Künstlerin mit dem Schwerpunkt Bildhauerei

Birgit Dieker (* 1969 in Gescher/Münsterland) ist eine deutsche Künstlerin mit dem Schwerpunkt Bildhauerei.

Leben und Werdegang Bearbeiten

Birgit Dieker studierte Germanistik an der Technischen Universität Berlin und Kunsterziehung an der Hochschule der Künste Berlin (heute UdK). Ihr Studium der Bildhauerei schloss sie als Meisterschülerin bei Michael Schoenholtz ab. Die Künstlerin wurde schon mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet und ihre Kunstwerke in nationalen und internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert. Birgit Dieker lebt und arbeitet in Berlin. Sie ist Mutter einer Tochter.

Werk Bearbeiten

„Technische Perfektion, sinnliche Materialität und kompositorische Ausgewogenheit“ zeichnen das überwiegend skulpturale Werk von Birgit Dieker aus, so Ellen Heider in ihrem Aufsatz „Die Autopsie des Schönen“. Diekers Aufmerksamkeit richtet sich vor allem auf den menschlichen Körper. Für ihre Arbeit verwendet die Bildhauerin zum einen dem menschlichen Körper nahe Materialien, wie Textilien, Leder, Haare oder Zähne und zum anderen Materialien wie Wachs, Acrystal, Bitumen oder Gegenstände des Alltags wie Klempnerrohre, Geweihe, Motorradanzüge, Bojen, Rettungsringe, Taue oder Schaufensterpuppen. Damit deckt Dieker ein breites Spektrum an künstlerischen Techniken und Materialien ab. Bei ihrer Arbeit setzt sie entweder ganze Körper oder einzelne Gliedmaßen und Organe davon in ein Spannungsfeld zwischen biologischer Bestimmung und gesellschaftlicher Prägung. Sie bezieht dabei medizinische, psychologische, anthropologische und kulturwissenschaftliche Aspekte ein.

„Ihre Skulpturen zeugen von einer schonungslosen Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper, den sie in seine Einzelteile zerlegt, verfremdet oder metamorphisiert.“[1] Für ihre „fragmentierten Figuren oder Organe“[1] greift sie seit 2006 auch auf gebrauchte Kleidungsstücke und Stoffe zurück. Diese verarbeitet sie zu Köpfen, Büsten und überlebensgroßen Figuren. Durch die selbstverständliche, alltägliche Körperbezogenheit dieses Materials mit seinen Gebrauchsspuren, durch seine charakteristische Stofflichkeit, seine Muster und seine Qualitäten hat es schon von sich aus ein stark assoziatives Potential. Bei Dieker wird Kleidung als „zweite Haut“ zu einer „Grenzmetapher“[2] zwischen Innen und Außen, menschlicher Individualität und Welt, äußerer Form und innerem Zustand. In vielen dieser Werke bricht Dieker die Körper geradezu auf. Sie verfolgt damit das Ziel, deren „Identität“ auf den Grund zu gehen. Arbeiten wie diese baut die Künstlerin in aufwendiger Feinarbeit aus unzähligen dünnen Stofflagen auf, die sie sorgfältig miteinander vernäht, bis das gewünschte Volumen erreicht ist. Im Anschluss daran legt sie mit Messer und Schere das Innere der Figur frei. Sorgfältig gesetzte, tiefe Einschnitte, Löcher und Abschälungen zeigen die gewachsene Struktur. Dieker macht auf diese Weise psychische Abgründe sichtbar. Die Künstlerin sieht darin „die Suche nach einem Selbst, das unter den vielen Schichten von Erfahrungen und Geschichten verhüllt ist, eine Art ‚Herausschälung‘“. In ihrer Arbeit bezieht Dieker sich unter anderem auf Sylvia Plath[3]. In ihrem skulpturalen Werk greift die Künstlerin auf eine beeindruckend komplexe Material-, Themen- und Formenvielfalt zurück. Der Einfluss Joseph Beuys und das mit ihm geprägte Kunstverständnis ist hierbei unverkennbar.

Preise und Auszeichnungen Bearbeiten

Ausstellungen Bearbeiten

Einzelausstellungen Bearbeiten

  • 2023: Housewarming, Mönchehaus Museum Goslar
  • 2022: One For Sorrow, Two For Joy, Künstlerhaus Bethanien, Berlin[4]
  • 2019: All My Pretty Ones, Galerie Laden Fuer Nichts, Leipzig[5]
  • 2017: hell und heil, mit Alex Tennigkeit, Alexander Ochs private, Berlin
  • 2014: Überwintern, Galerie Laden Fuer Nichts, Leipzig[6]
  • 2013: Derma, Kunstverein Münsterland e.V., Coesfeld
  • 2012: Dura Mater, Stadtgalerie Saarbrücken
  • 2012: The Big Striptease, Kunstverein Friedrichshafen
  • 2006: Headhunting, AMT Gallery, Como
  • 2005: Glück Auf, Galerie Volker Diehl, Berlin
  • 2003: Blutsbande, Märkisches Museum, Berlin
  • 2003: Stoffwechsel, Kunstverein Wolfenbüttel
  • 2002: Kardio, Galerie Volker Diehl, Berlin

Gruppenausstellungen (Auswahl) Bearbeiten

Sammlungen Bearbeiten

Publikationen (Auswahl) Bearbeiten

  • Empowerment. Kunst und Feminismen. Die Publikation ist in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung entstanden. Hrsg. Andreas Beitin, Katharina Koch, Uta Ruhkamp, Kunstmuseum Wolfsburg 2022.
  • 6UL – Lust und Begehren in Kunst und Design. Hrsg. GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig, mit Texten von Clemens Meyer, Bettina Ruhrberg, dt/engl. DCV: Berlin 2020. ISBN 978-3-96912-015-6
  • In aller Munde – Das Orale in Kunst und Kultur. Hrsg. Uta Ruhkamp, Kunstmuseum Wolfsburg, mit Texten von Andreas Beitin, Hartmut Böhme u. v. a., dt./engl. On Everyone’s Lips. The Oral Cavity in Art and Culture, Hatje Cantz Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-7757-4799-8.
  • Andreas Kilb, Gewalt und Geschlecht. Weibliche Flugkörper in Schussdistanz, in: FAZ, 30. April 2018[11]
  • Birgit Dieker, DERMA, mit Texten von Andrea Jahn, Clemens Meyer und Jutta Meyer zu Riemsloh, Kunstverein Friedrichshafen, Stadtgalerie Saarbrücken, Kunstverein Münsterland, DISTANZ-Verlag, Berlin 2012. ISBN 978-3-95476-001-5
  • Birgit Dieker. Kardio, mit Texten von Ellen Heider und Hendrik Rost, Junge Kunst e.V. Wolfsburg, Galerie Volker Diehl, Berlin, 2002. ISBN 3-00-009858-5
  • Birgit Dieker. garde-robe, mit einem Essay von Eckart Britsch, Berlin, 1999. ISBN 3-00-005269-0

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Andrea Jahn; Jutta Meyer zu Riemsloh, Vorwort, in: Birgit Dieker. Derma, Ausst.-Kat. hg. von Kunstverein Friedrichshafen / Stadtgalerie Saarbrücken, Andrea Jahn / Kunstverein Münsterland, Jutta Meyer zu Riemsloh, Berlin 2012, S. 5.
  2. Ausstellung One for Sorrow, Two for Joy, vom 14.01.2022-06.02.2022 im Künstlerhaus Bethanien, Berlin
  3. Kat. Derma, S. 20
  4. https://www.bethanien.de/exhibitions/birgit-dieker/
  5. http://www.ladenfuernichts.de/ausstellungsansichten/all-my-pretty-ones-2
  6. http://www.ladenfuernichts.de/ausstellungsansichten/uberwintern-2
  7. Christiane Meixner: Kunstmuseum Wolfsburg: Der Mund in der Kunst. In: tagesspiegel.de. 31. Oktober 2020, abgerufen am 31. Januar 2024.
  8. Ausstellung Auf Herz und Nieren, vom 30.06.2019-29.09.2019, Museum Villa Rot, Burgrieden
  9. https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/506549
  10. http://www.kunstmarkt.com/pagesmag/kunst/_id329128-/news_detail.html?_q=%20
  11. Andreas Kilb: Weibliche Flugkörper in Schussdistanz. In: FAZ.net. 30. April 2018, abgerufen am 28. Januar 2024.