Geschichte

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Da erst ab dem Spätmittelalter gesicherte schriftliche Quellen für die Ortsnamen „Horheim“ und „Lütisloh“ (= Horheimer Höfe) vorliegen, kann über die Besiedlung der Gemarkungen nur spekuliert werden: Vereinzelte Bodenfunde, wie zum Beispiel der Fund einer spätrömischen Zwiebelknopffibel bei Horheim[1], sprechen für eine Besiedlung in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Das Suffix -lôh scheint alemannischen Ursprungs zu sein[2] und steht zur sonst in der Region üblichen -ingen-Endung in Verbindung. Die Namensendung -heim spricht typisch für eine Siedlungsgründung im Zuge der fränkischen Landnahme. Als „Heim am Sumpf“ erhielt wohl der Ort nach der Unterwerfung der Alemannen durch die Franken im 7. und 8. Jahrhundert seinen Namen. Die erstmalige urkundliche Erwähnung des Ortnamen „Horheim“ stammt aus dem Jahr 1303, von „Lütisloh“ aus dem Jahr 1307.

Beide Orte gehörten zusammen mit Wutöschingen, Schwerzen und Willmendingen zur aufkeimenden „Herrschaft Wutenthal“ (Wuottendal), deren Gemarkung teils dem Klettgau, teils dem Alpgau gehörte. Besitzer waren die hochadeligen Herren von Krenkingen.[3] Der größte Teil der heutigen Gemarkung befand sich zu dieser Zeit im kirchlichen Besitz des Klosters Berau, dessen organisatorischer Mittelpunkt der Dinghof Lütisloh bildete. Er wurde nachweisbar in einem Dingrodel für das Jahr 1307 genannt.[4] Unter Heinrich II. von Krenkingen, der Stadtgründer von Tiengen, begann jedoch der Niedergang des Geschlechtes.[5] Inzwischen in Geldnot geraten veräußerten die Krenkinger die Herrschaft im Jahr 1361 an die im Linzgau ansässigen Herren von Hohenfels, welche sie 1410 an die aus dem Zürichgau stammenden Edlen von Rumlang verkauften. Über diese kam die Herrschaft im Jahre 1488 durch Kauf an die Grafen von Lupfen, die den Besitz innerhalb der Landgrafschaft Stühlingen zur eigentlichen Herrschaft Wutenthal ausgebildeten und sie dann zum ersten Mal deutlich in den Urkunden erschien. Am 26. Dezember 1582 stirbt mit Graf Heinrich VI. die Stühlinger Lupfen-Linie im Mannesstamme aus. Noch zu Lebzeiten Kaisers Maximilian II. war Conrad von Pappenheim die Landgrafschaft versprochen. Dieser bezahlte dem Kaiser 80.000 Gulden als Erwerbssumme. Ein rechtmäßiger Antritt des Erbes erflogte jedoch erst 1603 durch dessen Sohn, Reichsmarschall Maximilian von Pappenheim.


Marschall Pappenheim, dem im Jahre 1582 gelangte die landgräfliche Herrschaft durch Erbschaft an die Reichsmarschälle von Pappenheim. 1603 verkaufte , Landgraf zu Stühlingen, die Herrschaft Wutenthal an Karl Ludwig zu Sulz


. 1603 verkaufte Maximilian von Pappenheim, Landgraf zu Stühlingen, die Herrschaft Wutenthal an Karl Ludwig zu Sulz


Während dem 30jährigen Krieg stirbt im Februar 1639 Erbmarschall Maximilian Landgraf zu Stühlingen. Da sein einziger Sohn Heinrich Ludwig bereits am 27. Juni 1633 bei der Belagerung der Burgen zu Stoffeln im Hegau verstarb, erlosch damit das Adelsgeschlecht der Pappenheimer zu Stühlingen. 1639 - 1806 Stühlingen unter den Grafen bzw. Fürsten von Fürstenberg

	Die Tochter Maximiliana von Erbmarschall Maximilian von Pappenheim hatte sich 1631 mit Graf Friedrich Rudolf zu Fürstenberg verheiratet. Aus dieser Ehe ging der am 2. Mai 1634 in Schaffhausen geborene Maximilian Franz zu Fürstenberg hervor.

Nach längeren Streitigkeiten mit den entfernten Erben der Pappenheimer konnte Maximilian Franz zu Fürstenberg als der einzige Leibeserbe des Landgrafen von Pappeheim die Landgrafschaft Stühlingen als auch die Herrschaft Hewen mit der Stadt Engen übernehmen.

Die wurden später in Reichsfürstenstand erhoben.



Die Landgrafschaft Stühlingen hatte das Haus Fürstenberg 1639 durch Einheirat und Erbgang von den Grafen v. Pappenheim erworben.

Friedrich Rudolph (s. o.) gründete die Stühlinger Linie, er hatte die Erbtochter des Grafen Max von Pappenheim und Landgraf von Stühlingen geheiratet und so die Landgrafschaft Stühlingen Dieser verschied 1639, und vererbte die Herrschaft Hohenhöwen zugleich mit der Landgrafschaft Stühlingen durch Testament an feinen Tochtermann, den Grafen Friedrich Rudolf von Fürstenberg, Durch Heirat fiel 1639 die Landgrafschaft Stühlingen an die Fürsten von Fürstenberg.[6] Horheim war bereit im 16. Jahrhundert der Sitz eines Obervogtes, dem die Herrschaft unterstellt war. Ebenso wie Degernau ist Horheim ein alter Wallfahrtsort mit der Antoniuskapelle aus dem Jahre 1687.

1716 erhielten die Grafen zu Fürstenberg den Rang von Reichsfürsten.

In Horheim lebten im 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts einige jüdische Familien, die vermutlich der Synagogengemeinde Stühlingen oder Tiengen angehörten. 1743 wurden die Horheimer Juden wie diejenigen aus Stühlingen ausgewiesen.[7]

Horheim unterstand mit allen Rechten der fürstenbergische Landgrafschaft Stühlingen. Nach dem frühen Tod des Fürsten von Fürstenberg wurde 1806 die Landgrafschaft aufgrund der Rheinbundakte im Gefolge des Reichsdeputationshauptschlusses mediatisiert dem Großherzogtum Baden zugeschlagen, das bis 1871 als souveräner Staat bestand. Der Ort kam 1807 zum standesherrlichen Amt Stühlingen, das ab 1809 dem badischen Donaukreis mit Sitz in Villingen zugeordnet war. 1813 wurde Horheim dem standesherrlichen Amt Tiengen zugeschlagen, es war ab 1813 dem Wiesenkreis zugeordnet und wurde 1819 aufgehoben. Horheim kam daraufhin 1819 zum Bezirksamt Stühlingen und war dessen südlichste Gemeinde. Der Amtsbezirk Stühlingen zählte zum badischen Seekreis.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde durch den badischen Ingenieur Johann Gottfried Tulla Pläne aufgestellt, die Wutach, deren Hochwasser das Tal immer wieder überschwemmte und in eine Sumpflandschaft mit zahlreichen Flussarmen verwandelt hatte, abschnittsweise einzudämmen und auszubauen. Erst nach dessen Ableben wurden während der Jahre 1837/39 die Pläne realisiert.

Von 1826 bis 1889 wanderten vor allem aufgrund wirtschaftlicher Ursachen 32 Personen[8] aus Horheim aus.[9] Im Jahr 1844 wurde der Ortsteil „Im Thal“ durch einen Brand vernichtet.

1857 wurde das Bezirksamt Stühlingen aufgehoben und dem Bezirksamt Bonndorf zugeteilt. Ab 1864 war das Bezirksamt Bonndorf Teil des Kreises Waldshut.

Nach dem Ersten Weltkrieg (1914–1918) gehörte die Gemeinde bis 1933 zur Republik Baden. 1924 wurde das Bezirksamt Bonndorf aufgehoben und dem Bezirksamt Waldshut im Kreis Waldshut zugeteilt. Ab 1936 war Horheim selbstständige Gemeinde des Landkreises Waldshut.

Zur lokalen Infrastruktur gehörten noch viele Handwerksberiebe, ein Schumacher, einen Wagner, der gleichzeitig Leichenschauer und Sargmacher war, eine Schmiede, eine Wagnerei, ein Malergeschäft, eine Sattlerei, eine Polsterei und ein Hafnerbetriebe (Töpferei Lenz).[10] Damals war Horheim als Wallfahrtsort beliebt. Viele der Wallfahrer besuchten nach dem Wallfahrtsgottesdienst am Freitag, diese Töpferei, um Töpfereien zu kaufen. 1934 wurde in der Horheimer Hafnerei sogar ein Lehrfilm gedreht. Zu Beginn der 1940er Jahre wurde der Betrieb geschlossen. Eine Gruppe junger Künstler versuchte um 1948 die Wiederbelebung, doch bereits nach zwei Jahren gab man wieder auf.[11]

Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939–1945) wurde das vorwiegend landwirtschaftlich geprägte Horheim von den Franzosen besetzt und somit Teil der französischen Besatzungszone. Ab 1945/46 war die Gemeinde Südbaden zugeordnet, das 1952 im heutigen Bundesland Baden-Württemberg aufging. In den Nachkriegsjahren gewann Horheim durch Neubauten immer mehr an Einwohner; Familien mit kleinen Kindern ließen sich nieder.[12]

Im Zuge der Gemeindegebietsreform in Baden-Württemberg wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Horheim mit Wirkung zum 1. Januar 1975 nach Wutöschingen eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

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Die Einwohnerentwicklung von Horheim:

Datum Einwohner
1817 403
1848 564
1933 524
1939 613
1961 887
  1. Tracht der Alamannen in der Spätantike. In: Hildegard Temporini, Wolfgang Haase: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt: Geschichte und Kultur Roms im Spiegel der neueren Forschung. Berlin, New York; de Gruyter, 1985, ISBN 3-11-009519-X, S. 495f. i.V. m. S. 544.
  2. Vgl. Anton Birlinger: Alemannia, Zeitschrift für Sprache, Litteratur und Volkskunde des Elsasses, Oberrheins und Schwabens, Bände 10-12, 1882, Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Breisgau und den Angrenzenden Landschaften, Freiburg i. B, Landesverein Badische Heimat, S. 246.
  3. (va): Abschied von den adligen Insignien. In: Südkurier vom 10. Oktober 2002
  4. Südkurier: Schöne Heimat am Hochrhein, Bilder von den Menschen und Ihrer Arbeit, 1967, S. 40–42
  5. Paul Eisenbeis: Vom Aufstieg und Niedergang der Freiherren. In: Südkurier vom 15. Oktober 2009
  6. Vgl. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 22, 1869, S. 128ff.
  7. Joachim Hahn: Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg, Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Innenministerium Baden-Württemberg, Theiss Verlag, 1988, ISBN 3806205663, S. 560.
  8. Hans Ruppaner: Auswanderung im 19. Jahrhundert. In: Wutöschingen - einst und heute.
  9. Gerd Scheuble: Neue Zukunft in anderen Ländern. In: Südkurier vom 23. August 2007 i.V.m. Auswanderer. In: Südkurier vom 23. August 2007
  10. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Jubiläum.
  11. Edelgard Bernauer (sbe): Als das Hafnerhandwerk noch florierte. In: Südkurier vom 17. Oktober 2002
  12. Rainer Günzel: Kindergarten feiert 50. Geburtstag. In: Südkurier vom 6. Juni 2008