Basstard (2008)

Basstard (* 22. Mai 1982 in Teheran als Nima Najafi-Hashemi, ehemals MC Basstard) ist ein deutscher Rapper iranischer Abstammung.

Werdegang Bearbeiten

Basstard wurde 1982 unter dem bürgerlichen Namen Nima Najafi-Hashemi in der iranischen Hauptstadt Teheran geboren. Sein Vater hatte zunächst Japanologie in Japan studiert sowie als Übersetzer vom japanischen ins persische gearbeitet, bevor er in die Kunstmalerei wechselte.[1] Im Alter von einem Jahr verstarb seine Mutter, woraufhin sein Vater aus dem Iran floh. Die Familie fand sich schließlich in Deutschland wieder zusammen, wo Najafi-Hashemi in Berlin-Wedding aufwuchs. Sein Aufenthaltsstatus ist seitdem wegen fehlender Papiere wie einer gültigen Geburtsurkunde ungesichert.[2] So habe er keinen Nachweis, im Iran geboren worden zu sein, wodurch er weder verreisen noch heiraten könne. Zudem werden Iraner in Deutschland nur in seltenen Fällen aus ihrer iranischen Staatsbürgerschaft entlassen.[3]

Im Alter von 15 Jahren schloss sich Najafi-Hashemi der Straßengang Berlin Crime an. Boss Aro, der in der Nachbarschaft wohnte, vermittelte Najafi-Hashemi den Kontakt zur Gruppe, die ein Jahr zuvor unter anderem durch später bekannte Vertreter der Berliner Hip-Hop-Szene wie Frauenarzt, Manny Marc und Frost gegründet worden war. Neben rein destruktivem Vandalismus lag die hauptsächliche Beschäftigung der Gang im Sprühen von Graffitis. Damit einhergehend erfolgten Aufnahmerituale neuer Mitglieder in Form der Anfertigung dreier illegaler Graffitis, sogenannte Bombings, an „riskanten Stellen.[4] Najafi-Hashemi war zudem Mitglied bei TMR, einer Art „Jugendgruppe“ von Berlin Crime, in der auch Bass Sultan Hengzt und Tony D aktiv waren. Nachdem gegen mehrere Mitglieder Strafanzeige erstattet und Gerichtsverfahren eröffnet worden waren, äußerte Frauenarzt die Idee, die Musik als legale Alternativbeschäftigung in Erwägung zu ziehen. Während etwa MC Bogy bereits als Rapper aktiv gewesen war, hatte Najafi-Hashemi zuvor keine Berührung zu Hip-Hop-Musik. Animiert durch Frauenarzt besuchte er im Folgenden regelmäig das „Freestyle-Café“ Royal Bunker, wo er unter anderem Auftritte von Kool Savas, Taktloss und Sido erlebte. Im Rahmen dieser Sessions absolvierte er auch seine ersten Auftritte.[4]

Basstards erste Aufnahmen wurden mit Vierspur- und Achtspurrecordern in der Wohnung Frauenarzts erstellt. Über den Kontakt zu Jope, der ebenfalls eine Zeitlang als Rapper aktiv war, lernten Frauenarzt und Basstard den Musiker Mach One kennen, der fortan als Produzent für sie tätig war. Mit dem Tape BC wurde 1998 schließlich die erste vollständige Veröffentlichung von Frauenarzt aufgenommen, auf der auch die ersten Aufnahmen Basstards zu hören sind. Als Veröffentlichungsplattform gründeten Mach One, Frauenarzt, Basstard und King Orgasmus One das Independent-Label Bassboxxx.[4][5] Der ebenfalls aus dem Umfeld stammende Frost übernahm unterstützend die Rolle des Managers und vermittelte den Kontakt zu Jonas „Jayo“ Okunorobo, der zunächst die Alben privat an- und verkaufte sowie später mit seinem Unternehmen Distributionz für den Vertrieb verantwortlich war.[4] Mach One, der zuvor bei sich Zuhause aufgenommen hatte, richtete sich daraufhin ein größeres Studio mit Gesangskabine für die weiteren Aufnahmen ein. In den folgenden zwei Jahren entstanden darin mehrere Tapes der beteiligten Rapper auf Kassette. Stilistisch habe sich laut Basstard die Mentalität der Berlin-Crime-Zeit in den Texten niedergeschlagen. Auch der explizite Battle-Rap der Formation Westberlin Maskulin beeinflusste den „harten Stil“ der Rapper, der sich textlich zwischen pornografischen Beiträgen Frauenarzts und King Orgasmus Ones bis zu Gangsta- und Battle-Rap MC Bogys ausdrückte.[4] Basstard war in dieser Zeit unter anderem als Gastrapper auf den Bassboxxx-Alben Sexkönig und Es gibt kein Battle von King Orgasmus One sowie Battlereimpriorität 3 und Battlereimpriorität 4 Life von Taktloss zu hören.[6][7][8][9]

Unter dem Titel Rap Dämon wurde 2000 das Debütalbum Basstards als sechste Veröffentlichung des Labels Bassboxxx veröffentlicht. Durch die Behandlung morbider und okkulter Themen bewegt sich das Album stilistisch vor allem im Hip-Hop-Subgenre Horrorcore. Darüber hinaus ist mit Bullen Bonus ein Lied auf dem Tape enthalten, auf dem sich Basstard als Polizistenmörder inszeniert. Dieses war als Reaktion auf eine Festnahme an seinem 18. Geburtstag entstanden, als er ohne gültige Papiere mit Mitgliedern von Berlin Crime beim Sprühen aufgegriffen worden war.[4]

[2]

  • Eröffnete deutschem Rap „die Spielart des Horrorkore“
  • „Blutrünstigere Texte, vorgetragen mit mehr Bosheit in der Stimme“ vorher nicht vorhanden
  • nach zahlreichen Gastauftritten, 2004 Gründung Horrorkore Entertainment
  • ein Kollabo-Track mit King Orgasmus One (Hidden Track) auf Rap Dämon (über Polizistenmord) --> Razzia bei Horrorkore
  • Vorwurf „Beleidigung, Gewaltverherrlichung und Aufruf zu Straftaten“
  • "Ich will, dass die Musik unter die Haut geht", so das erklärte Ziel. "Ich will Spannung erzeugen, wie wenn man sich im Kino einen guten Horrorfilm ansieht. Es soll dabei auch diese gewisse Atmosphäre entstehen. Ich glaube, das bekomm' ich ganz gut hin."

[4]

  • Obscuritas Eterna: Wunsch über professionelleren Vertrieb zu veröffentlichen --> konnte nicht umgesetzt werden
  • Jayo vergrößert Distributionz, um OE zu veröffentlichen, 5.000 Verkäufe (über Hip-Hop-Läden und online)

[3] Juni 2016, Distri

  • nach Album-VÖ MdZ, „erstmal auf Sachen konzentrieren, die wichtiger sind“
  • bürokratische Hürden - Musik in den Hintergrund deswegen gerückt
  • Inspiration für Horror: jeder wollte auffallen, provozieren, sein „Anspruch war immer, es anders zu machen als andere“
  • immer introvertiert, „mit Ader für Düsteres“, hat gut gepasst

[10]

  • Beschränkung auf Horror-Rap stört
  • neue Einflüsse interssieren in der öffentlichen Wahrnehmung nicht
  • allerdings „habe die Schublade auch selber aufgemacht“
  • MdZ: virl mit Live-Instrumenten, Geigen aufnehmen lassen, Aufnahmen mit Chor und Opernsängerin --> geht unter, wenn alle vom Horror-Rapper reden
  • hatte auch viel „schlechten Einfluss auf viele Leute“
  • vier Jahre vor MdZ, u.a. studiert
  • Zwiespalt (Weiß) --> wollte „ausbrechen aus Rahmen, den ich mir selbst gebaut hab“, wenn er sich nicht immer neu erfinden würde, ginge Spaß verloren
  • Massiv und DCVDNS gefördert
  • DCVDNS hatte ihm Demo geschickt, ohne Kontaktdaten
  • Jayo hat CD bei ihm entdeckt, angehört und mit Basstard recherchiert
  • nach drei Jahren bei ihm gemeldet

[11]

  • „Ich glaube der Einfluss von seiner Malerei ist in meiner Musik deutlich zu spüren“
  • Vater auch Musiker, mehrere Instrumente, Hauptinstrument Querflöte, hat ihn nicht ernst genommen

Stil Bearbeiten

Diskografie Bearbeiten

Studioalben

Titel Veröffentlichung Label Katalog-Nummer Kommentar Cover
Rap Dämon   2000 Bassboxxx BBX006 Tape[12]  
Obscuritas Eterna   2002 Bassboxxx BBX011 Seit dem 30. September 2005 indiziert[13]  
Fegefeuer – Das Projekt   2003 Bassboxxx BBX017[14]  
Rap Dämon (Re-Release)   2004 Horrorkore Entertainment HKE001 Wiederveröffentlichung von Rap Dämon
Erste Auflage auf 500 CDs limitiert[15]
 
Zwiespalt (Grau) 27. Juni 2008 Horrorkore Entertainment HKE009[16] Erster Teil der Zwiespalt-Trilogie  
Zwiespalt (Schwarz) 12. Juni 2009 Horrorkore Entertainment HKE012 Doppelalbum
Zweiter Teil der Zwiespalt-Trilogie[17]
 
Zwiespalt (Weiss) 24. Juni 2011 Horrorkore Entertainment HKE015[18] Dritter Teil der Zwiespalt-Trilogie  
Meister der Zeremonie 26. Juni 2015 Horrorkore Entertainment und Distri HKE018[19]  

Rezeption Bearbeiten

Kontroversen und Indizierungen Bearbeiten

Basstards Veröffentlichungen wurden zum Teil kontrovers besprochen und strafrechtlich verfolgt. Das Stück Bullen Bonus war zunächst auf dem als Tape veröffentlichten Debütalbum Rap Dämon als Hidden Track enthalten. Auf diesem schildert der Rapper die Jagd auf Polizisten sowie deren Ermordung. Im Vorfeld der Wiederveröffentlichung des Albums wurde im Rahmen einer Radiosendung ohne sein Wissen auf den Song verwiesen, was die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich lenkte. Basstard wurde daraufhin bei einem gemeinsamen Konzert mit Frauenarzt von Polizeibeamten aufgegriffen. Laut Aussage des Rappers durchsuchten diese sein Auto, verlangten die Entschärfung seiner Texte und drohten mit einer Anzeige wegen gewaltverherrlichender Texte. Um einer möglichen Indizierung der Neuauflage zu entgehen, zensierte er sich durch die Entfernung von Bullen Bonus selbst.[20]

Dreieinhalb Jahre nach der Veröffentlichungen des zweiten Albums Obscuritas Eterna wurde dieses durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien am 30. September 2005 indiziert. Das Album wurde dabei in den Listenteil A eingeordnet, womit es als jugendgefährdend eingestuft ist, jedoch nicht einem absoluten Verbreitungsverbot unterliegt. Sowohl der öffentliche Handel mit Obscuritas Eterna als auch der Verkauf an Minderjährige sowie die Werbung für die Veröffentlichung sind damit verboten. Für die Indizierung von Relevanz waren die Lieder Die letzte Antwort, Kinder des Zorns, Niemand kennt unsere Namen, Die Disco bebt, Helloween, Top Story und Bassboxxx Clique 6.[2][21][22]

2007 untersagten die Rechteinhaber des Horrorfilms Das Omen die Verwendung des Titels für das gleichnamige Kollaboalbum von Basstard und Kaisa. Im Zuge des Urheberrechtsstreits wandten diese sich mit der Forderung, das Album zu entfernen, an Elektrohandelsketten wie Media Markt und Saturn, sodass Das Omen vier Monate nach Veröffentlichung aus dem Handel verschwand. Basstard und Kaisa wiederveröffentlichten das Album im Mai 2008 daraufhin mit einer in Teilen abgeänderten Titelliste unter dem Namen 666.[3][23] Am 30. November 2010 wurden jedoch sowohl Das Omen als auch 666 indiziert. Indizierungsrelevante Stücke beider Alben waren laut Bundesprüfstelle Kein Alibi, Kämpf, Schwarzer Markt und Der Imperator. Zusätzlich sind die Songs Halloween 2008, Durch den Nebel und 666 aus 666 sowie Angst vor Geistern und Säge aus Das Omen betroffen.[21][24][25]

Bedeutung Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Distri.de: Backspin: Basstard bei Backspin Hoods. Abgerufen am 11. September 2016.
  2. a b c Laut.de: Basstard. Abgerufen am 8. September 2016.
  3. a b c Distri.de: TV Strassensound: MC Bogy interviewt Basstard. Abgerufen am 9. September 2016.
  4. a b c d e f g Hiphop.de: Toxik trifft MC Basstard: Die Geschichte von Berlin Crime (Interview). Abgerufen am 8. September 2016.
  5. Discogs.com: Frauenarzt ‎– BC. Abgerufen am 9. September 2016.
  6. Discogs.com: Orgasmus ‎– Sexkönig. Abgerufen am 9. September 2016.
  7. Discogs.com: Orgasmus ‎– Es Gibt Kein Battle!!! Abgerufen am 9. September 2016.
  8. Discogs.com: Taktloss ‎– BRP 3. Abgerufen am 9. September 2016.
  9. Discogs.com: Taktloss ‎– BRP 4Life. Abgerufen am 9. September 2016.
  10. Youtube.com: Basstard über Horrorcore, Weiterentwicklung und Einflüsse (2/3). Abgerufen am 11. September 2016.
  11. Youtube.com: Basstard über Indizierung und neue musikalische Wege (3/3). Abgerufen am 11. September 2016.
  12. Musik-Sammler.de: Rap Dämon. Abgerufen am 19. Februar 2015.
  13. Musik-Sammler.de: Obscuritas Eterna. Abgerufen am 19. Februar 2015.
  14. Musik-Sammler.de: Fegefeuer. Abgerufen am 19. Februar 2015.
  15. Musik-Sammler.de: Rap Dämon Re-Release. Abgerufen am 19. Februar 2015.
  16. Musik-Sammler.de: Zwiespalt (Grau). Abgerufen am 19. Februar 2015.
  17. Musik-Sammler.de: Zwiespalt (Schwarz). Abgerufen am 19. Februar 2015.
  18. Musik-Sammler.de: Zwiespalt (Weiss). Abgerufen am 19. Februar 2015.
  19. Discogs.com: Basstard ‎– Meister der Zeremonie. Abgerufen am 8. September 2016.
  20. Juice, 74, Mai 2005, S. 63
  21. a b Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, Indizierungsrelevante Lieder HipHop, 31. Mai 2013
  22. Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, Hip-Hop-Musik in der Spruchpraxis der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) – Rechtliche Bewertung und medienpädagogischer Umgang. ISSN 1865-0813
  23. Distributionz.com: Vollkontakt – Mixtape Vol.1 & Kaisa & Basstard – 666. Abgerufen am 13. September 2016.
  24. Hiphop.de: Indizierungen: Kaisa & Basstard LPs. Abgerufen am 13. September 2016.
  25. Schnittberichte.com: Indizierungen November 2010. Abgerufen am 13. September 2016.