Die Kleinbahn Perl-Tünsdorf war eine meterspurige Kleinbahn, die den an der Obermosel gelegenen Ort Perl mit dem heute zu Mettlach gehörenden Ort Tünsdorf verband. Sie war von 1915 bis 1932 in Betrieb.

Geschichte

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Nach dem Bau der Eisenbahnstrecken entlang der unteren Saar (Saarstrecke) 1860 sowie der Mosel zwischen Metz und Trier (Obermoselstrecke) 1878 blieb die zwischen beiden Flüssen liegende Hochfläche des Saargaues weiterhin vom Eisenbahnverkehr abgeschnitten. Projekte, die diesen Raum im äußersten Südwesten des Königreiches Preußen, direkt an der Grenze zum damaligen Reichsland Elsaß-Lothringen gelegen, erschlossen hätten, wie das einer direkten Verbindung von Merzig über Remich nach Luxemburg oder das einer elektrischen Kleinbahn von der Kreisstadt Saarburg über Freudenburg auf die Höhe hatten sich zerschlagen.

Schließlich geland es zu Beginn des 20. Jahrhunderts dann doch noch, eine Bahnstrecke in dieser Region zu bauen. Nach dem Vorbild der landwirtschaftlichen Erschließungsbahnen in den östlichen Regionen Preußens sollte mit einfachsten Mitteln eine Verbindung zur Eisenbahn nach Perl an der Moselstrecke hergestellt werden. Die benötigten Flächen waren zumeist unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden, die Regierung der Rheinprovinz sowie das Landwirtschaftministerium in Berlin hatten ebenso finanzielle Unterstützung zugesagt wie die betroffenen Anliegermeinden und so konnte Anfang 1914 mit dem Bau der Strecke begonnen werden. Die benötigten Gleise stammten teilweise gebraucht von Grubenbahnen in Lothringen, teilweise aus Beständen der kaiserlichen Eisenbahnpioniere in Sperenberg. Bei der Errichtung des Unterbaues half eine Pioniereineinheit aus der nicht allzuweit entfernt gelegenen Festung Diedenhofen mit.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August wurde der Weiterbau der Strecke zunächst eingestellt. Da die Arbeiten aber schon sehr weit gediehen waren wurde der gleichwohl Beschluß gefaßt, die Strecke doch noch fertigszustellen. Im darauffolgenden Jahr 1915 konnte die Strecke dann doch noch ihrer Bestimmung übergeben, der Betrieb aufgenommen werden.

Trotz der ohnehin geringen Erwartungen an die wirtschaftliche Bedeutung der Strecke blieb diese noch hinter den erstellten Prognosen zurück. Berufs- und Ausbildungsverkehr blieben marginal, so wurden im Jahre 1931 insgesamt nur 11400 Personen befördert. Eine gewisse Bedeutung erlangten lediglich der Marktverkehr in Richtung Diedenhofen sowie Hamsterfahrten während der Kriegsjahre. Werktags wurden zwei Fahrtenpaare angeboten, an Sonntagen war Betriebsruhe. Im Güterverkehr wurden landwirtschaftliche Produkte abgefahren, in der Gegenrichtung Kohlen, Düngemittel und baustoffe angeliefert.

Im Frühjahr 1932 endete der Personen-, im gleichen Jahr nach der Erntezeit auch der Güterverkehr. Die Gleise blieben vorerst liegen, wurden dann aber 1934 an das französische Militär veräußert. Sie sollen für den Bau von Versorgungsstrecken der Maginot-Linie wieder verwendet worden sein.

Streckenführung

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Der Ausgangspunkt der Strecke lag an der Reichsbahnstrecke Trier-Metz, etwa einen Kilometer nördlich vom Bahnhof Perl. Hier bestanden Rangiergleise zum Umladen auf die Reichsbahn. Die Strecke führte dann nach zunächst Süden. Auf Höhe des Perler Bahnhofs existierte der Haltepunkt Maimühle, hier konnte, mit einem kurzen Fußweg, zur Reichsbahn umgestiegen werden. Dann bog die Strecke nach Osten ab, um, am nördlichen Ortsrand von Perl vorbei, das Moseltal zu verlassen und weiter in nordöstlicher Richtung über Sehndorf und Wochern die Höhen des Saargaues zu erklimmern. Von dort aus führte sie weiter in südöstlicher Richtung nach Borg, kreuzte den Oberlauf der Leuk nahe Hellendorf, zog dann nördlich von Büschdorf vorbei und endete schließlich nördlich von Tünsdorf an der Ölmühle. Dort standen ein Lokschuppen aus Holz nebst Werkstatt, das Kohlenlager sowie eine Wasserstation für die Lokomotiven.

Fahrzeuge

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Ursprünglich waren als Zugfahrzeuge zwei Kastendampflokomotiven vorgesehen. Diese waren jedoch bei Kriegsbeginn für militärische Zwecke beschlagnahmt worden. Stattdessen kamen bei Betriebsaufnahme übergangsweise zwei zweiachsige Dampflokomotiven mit einem Leergewicht von 14,6 Tonnen zum Einsatz, die 1911 von Hanomag in Hannover für die Straßenbahn Mörchingen, heute Morhange in Lothringen, gebaut worden waren. Die dortige Straßenbahn hatte aufgrund der Kriegsereignisse (Grenzschlachten) nach nur drei Jahren ihren Betrieb vorübergehend einstellen müssen. Die Lokomotiven erhielten die Betriebsnummern 1 und 2.

1917 mußten die beiden aushilfsweise überlassenen Lokomotiven wieder zurückgegeben werden. Da die Mörchinger Straßenbahn dauerhaft eingestellt blieb kamen sie zur Bergischen Kleinbahn, welche sie auf ihrer Strecke Heiligenhaus-Hösel einsetzte. Als Ersatz stellte das Kriegsministerium zwei ähnliche Feldbahnlokomotiven zur Verfügung, ebenfalls 1911 von Hanomag gebaut, und mit 14 Tonnen Leergewicht etwas leichter. Diese, mit den Nummern 3 und 4 versehenen Lokomotiven blieben bis zur Betriebseinstellung im Einsatz. Nr. 3 wurde anschließend an eine südfranzösiche Steinbruchbahn verkauft. Lokomotive Nr. 4 kam, gemeinsam mit einem vierachsigen Personenwagen und einem Gepäckwagen zur Kleinbahn Vallee de Celles nach Raon in den westlichen Vogesen.

Der Wagenpark bestand darüber hinaus aus sieben Güterwaggons, deren Verbleib unbekannt ist.

  • Maurice Lestriages: Die vergessene Feldbahn. In: Perler Bote, April 1985. Nachgedruckt in: Mosella, Amtliches Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Perl. Teil 1 in Heft 17/2007, S. 22, online verfügbar hier, Teil 2 in Heft 18/2007, S. 17, online Verfügbar hier
Kategorie:Bahnstrecke im Saarland
Kategorie: Ehemalige Bahngesellschaft (Deutschland)
Kategorie:Spurweite 1000 mm

Kleinbahn Heiligenhaus-Hösel

Tramway morhange: http://www.trains-fr.org/facs/lig57.htm