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Wolfgang Fenske (* 1969 in Berlin) ist ein lutherischer Theologe. Er ist der Leiter der Bibliothek des Konservatismus, die dem Netzwerk der Neuen Rechten zugerechnet wird.

Zuvor hat er als Redakteur im politisch rechten Spektrum für die Zeitschriften Fragmente und Etappe sowie die Wochenzeitung Junge Freiheit gearbeitet und forschte über die Theologen Karl Bernhard Ritter und Wilhelm Löhe. Er ist Pfarrer der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). In Zusammenhang mit der Rücktrittsankündigung des sächsischen Landesbischofs Carsten Rentzing wurde der über Jahrzehnte bestehende Kontakt der beiden thematisiert.

Werdegang

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Jugend, Studium und politisches Engagement

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Nach eigenen Angaben fing Fenske bereits in der gymnasialen Oberstufe an, „sich für konservative Autoren der Vorkriegszeit zu begeistern.“[1] Bis Juni 1987 war er Vorsitzender der Berliner Schülerunion.[2][3] Stellvertretenden Landesvorsitzender war Andreas Galau, der zusammen mit Fenske zurücktrat.[4][3] Beide wechselten dann zu den Republikanern.[2][4] Fenske studierte Evangelische Theologie in Berlin, an der Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel – der theologischen Hochschule der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) – und in Jena.

Redakteur bei Fragmente, Etappe und Junger Freiheit

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Fenske gründete 1989 die Zeitschrift Fragmente – das konservative Kulturmagazin und wurde deren Schriftleiter.[2] Zum sechsköpfigen Redaktionskreis gehörte Carsten Rentzing.[5] Diese in geringer Auflage erschienene Zeitschrift rechnet der Medienwissenschaftler Erich Straßner dem „politisch-ideologisch rechten Rand“ zu.[6] Ab dem zweiten Heft folgt Fenske denen, die an einer Schwerpunktsetzung beim Thema Jungkonservatismus Interesse zeigen.[2]

Armin Pfahl-Traughber zählt Wolfgang Fenske neben Günter Maschke, Karlheinz Weißmann und Claus Wolfschlag unter die bekannteren Autoren der Zeitschrift Etappe.[7] Er kennzeichnet diese Zeitschrift als ein „reines Theorieorgan“, das sich, abseits tagesaktueller Themen, an eine intellektuelle Avantgarde und Elite richte und dezidiert Positionen der Neuen Rechten vertrete.[7]

Mehrere Jahre arbeitete Fenske auch für die Junge Freiheit:[1] von 1994 bis 1996 und dann wieder ab 2006.[8] Mehrere Beiträge Fenskes werden in der Literatur als programmatisch für die Ausrichtung der Zeitschrift zitiert:

  • Dass die Junge Freiheit seit 1995 (bis 1998) eine regelmäßig, im Abstand von etwa 4 Wochen erscheinende Seite „Kirche“ hatte, begründete Fenske 1995 damit, dass diese Zeitschrift christliche Orientierung „von einem prononciert konservativen Standpunkt aus“ bieten wolle; auf dieser Seite fand sich einerseits Kritik an der angeblich unbiblischen oder linken Amtskirche, andererseits berichtete die JF über Aktionen aus dem konservativen bis fundamentalistischen christlichen Spektrum.[9]
  • 1995 forderte Fenske in einem Beitrag für die JF von der Neuen Rechten, diese müsse Kontrastgesellschaft leben und formulieren und sich eindeutig antiliberal positionieren.[10]
  • Eine Reihe von biografisch-politischen Portraits sollte nach Absicht Fenskes 1997 die Ideen der Konservativen Revolution in die aktuelle politische Debatte einbringen.[11]

Alice Brauner-Orthen konstatiert 2001 eine politische Entwicklung bei JF-Autoren, für die sie Roland Bubik und Wolfgang Fenske exemplarisch nennt: Hatte man Anfang der 1990er Jahre Theoretiker der Konservativen Revolution glorifiziert (ein „metapolitisches Kulturkampfprojekt“), so rückte man später davon ab, um im politischen Raum besser agieren zu können.[12]

Für das von Casper von Schrenck-Notzing herausgegebene Lexikon des Konservatismus verfasste Fenske den Eintrag über den „jungkonservativen“ Kulturkritiker und Mitbegründer der „Konservativen Revolution“ Arthur Moeller van den Bruck. Aus Sicht des Historikers Volker Weiß stellt Fenske Moeller van den Bruck in diesem Eintrag Ansehen bewahrend als „Dialektiker der Konservativen Revolution“ dar.[13] Weiß stellt dem entgegen, dass Moeller van den Bruck ein radikalen Feind der Weimarer Republik und eine Zentralfigur des jungkonservativen Elitennetzwerks Juniklub war.[13]

Theologe, Vikar und Pfarrer

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Von 2003 bis 2006 arbeitete Fenske als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau. Im Rahmen der weiteren Pfarrerausbildung war Fenske nach dem Ersten Theologischen Examen als Vikar in Berlin-Spandau tätig und besuchte das Praktisch-Theologischen Seminar (PTS) der SELK.[14] Dabei befasste er sich auch mit Wilhelm Löhe und referierte über ihn.[14] Im Dezember 2008 wurde er als Mitglied in die Lutherische Liturgische Konferenz in Bayern aufgenommen; sie berät die bayrische Landeskirche in liturgischen Fragen.[14] Am 21. Februar 2009 wurde Fenske an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau mit einer Arbeit über Karl Bernhard Ritter promoviert (summa cum laude).[15] Das Erstgutachten schrieb Klaus Raschzok.[16] Die bei Edition Chrismon erschienene Publikation rezensierte Rentzing 2011 – mittlerweile Vizepräsident der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands – für die Theologische Literaturzeitung.[17]

Am 5. März 2010 legte Fenske in Oberursel sein Zweites Theologisches Examen ab. Die Kirchenleitung der SELK entsandte ihn danach als Pfarrvikar in den Bezirk Sottrum/Sittensen.[18] Am 11. April 2010 ordinierte Bischof Hans-Jörg Voigt Fenske in Berlin-Wedding zum Pfarrer.[19] Im August 2011 wurde ein neuer Pastor in Sottrum/Sittensen eingeführt, und der gebürtige Berliner Fenske kehrte wieder in die Hauptstadt zurück.[20]

Leiter der Bibliothek des Konservatismus

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Seit ihrer Gründung im November 2012 leitet Fenske die Bibliothek des Konservatismus. Samuel Salzborn zitiert Aussagen Fenskes als programmatisch für die Zielsetzung dieser Einrichtung.[21] Fenske lud Rentzing, den er aus der gemeinsamen Berliner Studienzeit kannte, zu einem Vortrag in der Bibliothek des Konservatismus ein. 2015 nahm er an Rentzings Amtseinführung als Bischof teil.[22][23] Wie Landeskirchenamtspräsident Hans-Peter Vollbach am 16. Oktober 2019 erklärte, gehe die Landeskirche davon aus, dass Rentzing und Fenske bis 2019 miteinander in Kontakt standen.[24]

2017 war Fenske Gründungsmitglied der Berliner Sektion des Friedrich-Bödecker-Kreises.[25] Dort stellte er sich bei der Gründungsversammlung als Theologe vor.[25] Aufgrund eines ähnlichen Verhaltens des AfD- und Ver.di-Funktionärs sowie damaligen Mitglieds des Berliner Landesvorstands des Verbands deutscher Schriftsteller (VS) Olaf Kappelt und einer Autorin, die mit einem Literaturpreis der Jungen Freiheit ausgezeichnet worden war, charakterisierte die ebenfalls anwesende, damalige Vorsitzende des Berliner VS Astrid Vehstedt das Verhalten der drei anderen in einem Interview mit der taz als eine Strategie des Abwiegelns und Verschleierns.[25]

Er sollte nicht mit dem gleichnamigen Neutestamentler verwechselt werden.

Veröffentlichungen

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  • Arthur Moeller van den Bruck. In: Casper von Schrenck-Notzing (Hrsg.): Lexikon des Konservatismus. 1996. S. 377-379.
  • Das Abendmahl nach den Ordnungen der selbständigen lutherischen Kirchen. In: Irmgard Pahl (Hrsg.): Coena Domini: Die Abendmahlsliturgie der Reformationskirchen vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Academic Press, Fribourg 2005. S. 218–237.
  • Der Gottesdienst bei Wilhelm Löhe. In: Hermann Schoenauer (Hrsg.): Wilhelm Löhe (1808–1872): seine Bedeutung für Kirche und Diakonie. Kohlhammer, Stuttgart 2008. S. 315–328.
  • Innerung und Ahmung – Meditation und Liturgie in der hermetischen Theologie Karl Bernhard Ritters. 1. Auflage in der edition chrismon, Frankfurt 2009, 2. Auflage eva Leipzig 2011.[26]
  • „Die schönen Gottesdienste des Herrn“: Klaus Raschzok zum 50. Geburtstag. Für den Kreis der Gratulanten herausgegeben von Wolfgang Fenske. TENEA Verlag für Medien, Berlin 2010.
  • Taufe und Exorzismus. Kirche verschweigt den Bösen. In: CA – Confessio Augustana, hrsg. von der Gesellschaft für Innere und Äußere Mission im Sinne der lutherischen Kirche, 1/2011, S. 26–28.

Einzelnachweise

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  1. a b Ideologie: Die wollen nicht nur lesen. Spiegel Online, 28. Januar 2017.
  2. a b c d Helmut Kellershohn: Die selbsternannte Elite. Herkunft und Selbstverständnis des Personals der Jungen Freiheit. In: Das Plagiat. Der Völkische Nationalismus der Jungen Freiheit. Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung, Duisburg 1994, S. 51–116, hier S. 95.
  3. a b Archivalie Junge Union - Suchbegriff Fenske. In: Archiv der Konrad-Adenauer-Stiftung. Abgerufen am 17. Oktober 2019.
  4. a b Peter Guggemos: Politische Einstellungen von Republikaner-WählerInnen. Angebot und Nachfrage am rechten Rand (= Spektrum Politikwissenschaft. Band 11). Ergon, Würzburg 2000, ISBN 3-933563-15-1, S. 196.
  5. Evangelische Landeskirche Sachsen: Bischof Dr. Carsten Rentzing tritt zurück. In: Leipziger Internet Zeitung, 11. Oktober 2019.
  6. Erich Straßner: Grundlagen der Medienkommunikation Band 3: Zeitschrift. (1997) De Gruyter, Berlin 2014, ISBN 348437103X, S. 84
  7. a b Armin Pfahl-Traughber: Konservative Revolution und Neue Rechte. Rechtsextremistische Intellektuelle gegen den deutschen Verfassungsstaat. Leske & Budrich, Opladen 1998, S. 214.
  8. Eine Heimkehr. In: Junge Freiheit, 8. September 2006.
  9. Stefan von Hoyningen-Huene: Religiosität bei rechtsextrem orientierten Jugendlichen, LIT Verlag Münster / Hamburg / London 2003, S. 224.
  10. Armin Pfahl-Traughber: Konservative Revolution und Neue Rechte: Rechtsextremistische Intellektuelle gegen den demokratischen Verfassungsstaat, Leske & Budrich 1998, S. 194 f.
  11. Armin Pfahl-Traughber: Die Erben der „Konservativen Revolution“. Zu Bedeutung, Definition und Ideologie der „Neuen Rechten“. In: Wolfgang Gessenharter, Helmut Fröchtling (Hrsg.): Rechtsextremismus und Neue Rechte in Deutschland: Neuvermessung eines politisch-ideologischen Raumes? Leske & Budrich 1998, S. 77–95, hier S. 83 f.
  12. Alice Brauner-Orthen: Die Neue Rechte in Deutschland: Antidemokratische und rassistische Tendenzen. Leske & Budrich, Opladen 2001, S. 40 f.
  13. a b Volker Weiß: „Die Konservative Revolution“: Geistiger Erinnerungsort der „Neuen Rechten“. In: Martin Langebach, Michael Sturm (Hrsg.): Erinnerungsorte der extremen Rechten (= Edition Rechtsextremismus). 2015, S. 110.
  14. a b c SELK-Theologe in bayerischer Liturgischer Konferenz. In: SELK aktuell 2008/12.
  15. Zweites Examen: Dr. Wolfgang Fenske. In: SELK Aktuell 2009/2.
  16. Lehrstuhl für Praktische Theologie Prof. Dr. Klaus Raschzok. augustana.de.
  17. Innerung und Ahmung. Meditation und Liturgie in der hermetischen Theologie Karl Bernhard Ritters. Rezensent Carsten Rentzing. In: Theologische Literaturzeitung Mai 2011, Sp. 559–561.
  18. Zweites Examen: Dr. Wolfgang Fenske. In: SELK Aktuell 2010/3.
  19. SELK-Vikar Dr. Wolfgang Fenske ordiniert. In: SELK Aktuell 2010/3.
  20. Ein neuer Pastor für die SELK. In: mk Kreiszeitung, 18. August 2011.
  21. Samuel Salzborn: Rechtsextremismus: Erscheinungsformen und Erklärungsansätze, Nomos, 2. Auflage Baden-Baden 2015, S. 72. Vgl. Wolfgang Fenske: Ziel ist eine Denkfabrik. In: Junge Freiheit, 10. Oktober 2014.
  22. Sachsens Kirchenamtspräsident sieht „offene Fragen“ im Fall Rentzing. In: evangelisch.de, 16. Oktober 2019.
  23. Wenn der Bischof schweigt. In: Leipziger Internet Zeitung, 19. Oktober 2019.
  24. Fall Rentzing: Kirche sieht offene Fragen. In: Freie Presse. 16. Oktober 2019, abgerufen am 17. Oktober 2019.
  25. a b c Cornelius Oettle: „Kein Zufall, sondern Strategie“. In: taz: Die Tageszeitung. 15. März 2017, ISSN 0931-9085, S. 17 (taz.de [abgerufen am 18. Oktober 2019]).
  26. Wolfgang Fenske: Dissertation geht in 2. Auflage, Januar 2011. In: SELK Aktuell 2011/1.


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