Bahnstrecke Hechingen–Gammertingen

Nebenbahn in Baden-Württemberg

Die Bahnstrecke Hechingen–Gammertingen ist eine Nebenbahn in Baden-Württemberg. Sie verläuft von Hechingen über Burladingen nach Gammertingen, ist durchgehend eingleisig und nicht elektrifiziert. Sie wird auch als Hohenzollernbahn, Zollern-Alb-Bahn 2 oder kurz ZAB 2 bezeichnet, im Abschnitt Hechingen–Burladingen auch als Killertalbahn.

Hechingen–Gammertingen
Abzweig der Bahnstrecke nach links bei Gammertingen
Abzweig der Bahnstrecke nach links bei Gammertingen
Streckennummer (DB):9466
Kursbuchstrecke (DB):768
Streckenlänge:27,0 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4[1]
Maximale Neigung: 28,0[1] 
Minimaler Radius:180[1] m
Höchstgeschwindigkeit:80[1] km/h
Zugbeeinflussung:PZB[1]
von Eyach
von Tübingen
vom Bahnhof Hechingen Landesbahn
vom Bahnhof Hechingen
Hechingen 498 m
0,0 Hechingen Landesbahn 492 m
0,4 Anschluss Sägewerk Wild 493 m
nach Sigmaringen
0,7 Abzw Walkenmühle (seit 1997) 494 m
1,4 Sigmaringen–Tübingen
1,4 Starzel
4,7 Schlatt (Hohenz) 553 m
7,1 Jungingen (Hohenz) 590 m
9,3 Killer 632 m
11,0 Hausen-Starzeln 674 m
13,0 Scheitelpunkt 735 m
13,6 Burladingen West 734 m
14,7 Burladingen 729 m
16,7 Fehla
19,0 Gauselfingen 700 m
22,5 Fehla
22,9 Neufra (Hohenz) 682 m
25,0 Scheitelpunkt („Fehla Höhe“) 726 m
25,1 Gammertinger Tunnel (48 m)
25,5 Gammertingen Europastraße 701 m
26,1 Alte Steige
26,4 Hechinger Straße (B 32)
26,6 Lauchert
26,7 Reutlinger Straße (L 313)
von Engstingen
27,0 Gammertingen 673 m
nach Sigmaringen

Streckenverlauf Bearbeiten

 
Das Bahnhofsgebäude in Killer beherbergt heute das Deutsche Peitschenmuseum

Die Kilometrierung beginnt am Bahnhof Hechingen Landesbahn, welcher auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Bahnhofs Hechingen der Deutschen Bahn liegt. Seit 1997 führt bei Kilometer 0,7 ein Verbindungsgleis aus Richtung Gammertingen in den Staatsbahnhof, in dem seither die Personenzüge der ZAB 2 halten. Im Folgenden unterquert die Strecke die Bahnstrecke Tübingen–Sigmaringen und erreicht den Haltepunkt Schlatt. Weiter entlang der Starzel werden der Kreuzungsbahnhof Jungingen und der Haltepunkt Killer erreicht. Es folgt der Bahnhof Hausen-Starzeln, welcher zwischen den beiden namensgebenden Orten liegt.

Anschließend überwindet die Strecke 60 Höhenmeter und erreicht nach dem Überqueren der Europäischen Hauptwasserscheide den Haltepunkt Burladingen West, dem der Bahnhof Burladingen mit zwei Bahnsteigen und Abstellgleis folgt. Nun verläuft die Strecke im Tal der Fehla zum Kreuzungsbahnhof Gauselfingen, dem der Haltepunkt Neufra (Hohenz) folgt. Nach dem 48 Meter langen Gammertinger Tunnel passiert die Strecke den Haltepunkt Gammertingen Europastraße und führt bei Kilometer 27,0 schließlich aus Westen in den Bahnhof Gammertingen. Kurz zuvor zweigt ein Gleis zur Bahnstrecke Engstingen–Sigmaringen ab, um auch auf Gleis 2 in den Bahnhof einfahren zu können. Am Bahnhof Gammertingen befindet sich das Bahnbetriebswerk der SWEG mit großzügigen Gleisanlagen und Fahrzeughallen.

Geschichte Bearbeiten

Bau und Inbetriebnahme Bearbeiten

Die Hohenzollernsche Lande lagen als lang gezogenes Territorium inmitten des Königreichs Württemberg, deren Staatsbahn dieses „ausländische“ Gebiet lediglich auf dem jeweils kürzesten Weg durchquerte und nur die beiden Kreisstädte Hechingen und Sigmaringen bediente. Die 1899 gegründete Actiengesellschaft Hohenzollern’sche Kleinbahngesellschaft (später Hohenzollerische Landesbahn, kurz HzL) sollte die Hohenzollernsche Lande durch Kleinbahnen erschließen und an das württembergische Eisenbahnnetz anschließen. Am 18. März 1901 wurde der Abschnitt Hechingen–Burladingen als zweite HzL-Strecke eröffnet. Die 13,6 Kilometer lange Strecke hatte keinen Anschluss an eine andere Eisenbahnstrecke und stellte einen sogenannten Inselbetrieb dar. Erst 1908 erlangte sie durch die Inbetriebnahme des Abschnitts Burladingen–Gammertingen Anschluss an die Bahnstrecke Engstingen–Gammertingen, die ebenfalls der HzL gehörte. In diesem Zuge wurde der Lückenschluss zwischen Gammertingen und der bestehenden Bahnstrecke Sigmaringendorf–Hanfertal und somit der Anschluss an die Bahnstrecke Ulm–Sigmaringen hergestellt.

Betrieb Bearbeiten

 
NE 81-Triebwagen der HzL im Bahnhof Killer (2000)
 
Eine Regionalbahn der SWEG wechselt unmittelbar nördlich des Gammertinger Bahnhofs von der Bahnstrecke Sigmaringen–Engstingen nach links auf die Strecke Richtung Hechingen

Auf der Strecke verkehrt die Linie RB 68 von Hechingen über Gammertingen bis Sigmaringen im Stundentakt, wobei nicht alle Fahrten die komplette Strecke bedienen und ab Gammertingen weiter bis Sigmaringen fahren. Die Stationen Schlatt, Killer, Burladingen West und Gammertingen Europastraße sind als Bedarfshalte eingerichtet.

Der Schienenpersonennahverkehr wird vom Land Baden-Württemberg bestellt. Im Vergabeverfahren 2016 konnte die HzL erneut den Zuschlag für das Netz 14b (Zollern-Alb-Bahn 2) erlangen. Bis 2025 läuft der derzeitige Verkehrsvertrag mit der SWEG, seit der Fusion 2018 der Rechtsnachfolger der Hohenzollerischen Landesbahn.[2]

Bis zum Fahrplanwechsel 2020 verkehrten auf der Strecke Dieseltriebwagen des Typs Regio-Shuttle 1 in der rot-beigen Farbgebung der Hohenzollerischen Landesbahn. Heute werden im Personenverkehr Triebwagen des Typs Lint 54 im Landesdesign Baden-Württemberg eingesetzt.

Integration in die Regionalstadtbahn Bearbeiten

Der Abschnitt Hechingen–Burladingen ist im Teilnetz 2 des Schienenverkehrsprojekts Regionalstadtbahn Neckar-Alb enthalten. Nach Fertigstellung von Modul 1 sollen die Strecken Hechingen–Burladingen und TübingenAlbstadt-Ebingen sowie die Talgangbahn elektrifiziert werden. Im Abschnitt Hechingen–Burladingen soll die Linie S7 im Stundentakt verkehren.[3]

Eine Elektrifizierung über Burladingen hinaus bis Gammertingen ist in den ursprünglichen Plänen nicht enthalten. Der Zollernalbkreis und der Landkreis Sigmaringen betonen, dass nur eine Elektrifizierung der Gesamtstrecke sinnvoll sei und diese zusätzlich zum Vorhaben der Regionalstadtbahn erfolgen solle. Beide Landkreise sicherten finanzielle Beteiligung zu, können die Elektrifizierung jedoch nur mit erheblicher Beteiligung des Landes und des Bundes stemmen.[4]

Auch im Hinblick auf das Bahnbetriebswerk der SWEG in Gammertingen sei eine Elektrifizierung der Gesamtstrecke notwendig, um die Erreichbarkeit für elektrische Triebwagen zu gewährleisten.[4][5]

Seit 2018 befindet sich die Gesamtstrecke Hechingen–Gammertingen im „vordringlichen Bedarf“ des Elektrifizierungskonzepts für das Schienennetz in Baden-Württemberg.[5]

Forschungsprojekte Bearbeiten

Das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg führt mit der Universität Hohenheim und der SWEG in den Jahren 2020 und 2021 ein Forschungsprojekt zur ökologischen Pflege von Flächen entlang von Bahnstrecken durch. Dabei soll untersucht werden, ob durch verschiedene Pflegemaßnahmen weniger Glyphosat notwendig ist, um zu verhindern, dass Pflanzen in das Gleisbett einwachsen und dieses destabilisieren. Gleichzeitig wird untersucht, ob diese Art der Pflege die Flächen ökologisch aufwertet und die Artenvielfalt erhöht.[6]

Anfang 2021 gaben das Ministerium für Verkehr, die SWEG und die Alstom Transport Deutschland GmbH bekannt, ab 1. Mai 2021 einen mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellenzug des Typs Alstom Coradia iLint auf der Strecke einzusetzen. Erstmals in Baden-Württemberg verkehrt ein solches Fahrzeug im regulären Betrieb. Die Projektpartner erhoffen sich Erkenntnisse über die Alltagstauglichkeit der lokal emissionsfreien Technologie, die eine Alternative zu Dieselfahrzeugen auf nichtelektrifizierten Strecken darstellen könnte. Das Fahrzeug soll im Bahnbetriebswerk Gammertingen gewartet und betankt werden.[7]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Bahnstrecke Hechingen–Gammertingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e Anlage 1 Infrastrukturbeschreibung zu den Schienennetznutzungsbedingungen, besonderer Teil. (PDF; 456 kB) SWEG Schienenwege, 15. März 2022, S. 2, abgerufen am 8. Juli 2023.
  2. Vergabekalender. Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, Februar 2021, abgerufen am 16. März 2021.
  3. Hohenzollernbahn. Zweckverband Regional-Stadtbahn Neckar-Alb, abgerufen am 13. März 2021.
  4. a b Erika Rapthel-Kieser: Mit Druck aber ganz ohne Dampf. Schwarzwälder Bote, 15. November 2019, abgerufen am 13. März 2021.
  5. a b Ganze HzL-Stammstrecke soll elektrisch werden. Südwest Presse, 13. September 2018, abgerufen am 13. März 2021.
  6. Gleisabschnitt wird Forschungsobjekt. Schwarzwälder Bote, 21. August 2020, abgerufen am 16. März 2021.
  7. Mit Wasserstoff durchs Killertal: Die Probe aufs Exempel. Zollern Alb Kurier, 25. Februar 2021, abgerufen am 16. März 2021.