Böhl (Adelsgeschlecht)

Adelsgeschlecht

Böhl von Faber (1806) und Böhl (1818) sind zwei stammgleiche mecklenburgische Adelsgeschlechter.

Geschichte

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Die Stammlinie des aus Vorpommern stammenden Geschlechts beginnt mit Johann Jakob Böhl, * in Wolgast um 1690, Kaufmann in Stralsund; sein Sohn war der in Stralsund gebürtige Kaufmann in Hamburg, Johann Jakob Böhl (1727–1786). Dessen Söhne wurden durch Nobilitierungen 1806 und 1818 Stifter der Linien Böhl von Faber und von Böhl.[1]

Böhl von Faber

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Wappen derer Böhl von Faber

Die Stammmutter und Witwe Cecilie Böhl, geb. Lütkens († 1827) vermählte sich 1787 mit dem preußischen Geheimrat Martin Jakob Faber, ab 1802 Ritter und Edler von Faber[2] (1752–1827). Dieser adoptierte 1806 ihren ältesten Sohn, den Kaufmann, Herr auf Görslow, Konsul der Hansestädte in Cádiz und Literatursammler Johann Nikolaus Böhl (1770–1836) unter dem Namen Böhl genannt Faber. Diese wurde daraufhin am 8. April 1806 in Wien mit dem Prädikat Böhl von Faber in den Reichsadelsstand erhoben. Die mecklenburgische Adelsanerkennung erfolgte am 1. Juni 1806. Seine Tochter Cecilia Böhl von Faber (1796–1877), war eine spanische Schriftstellerin. Von 1820 bis 1847 war auch das Gut Schmachthagen in Familienbesitz. Die Linie ist bereits in seiner Enkelgeneration mit Gustav Heinrich Böhl von Faber (1836–1920) im Mannesstamm erloschen.

Das Wappen (1806) ist geteilt, oben in Gold ein schreitendes schwarzes Lamm, das mit der Rechten eine rote Fahne an goldener Kugelstange hält, unten in Blau drei (2, 1) silberne Lilien. Auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken ein aufgerichtete gekrönte natürliche Schlange.[3] Bei der Wappendarstellung der Böhl von Faber in Mecklenburgisches Wappenbuch von Johann Gottfried Tiedemann, Rostock 1837, ist das Lamm silbern, die untere Schildhälfte rot, wie auch die Helmdecken rot-golden, und dem Helm mit der Schlange ein Helm vorangestellt, auf dem ein gefiederter goldener Adlerfang steht.[4] Diese letztere Version entspricht dem Ritterstandsdiplom des Adoptivvaters Martin Jakob, Ritter und Edler von Faber, von 1802.[2]

 
Wappen derer von Böhl

Der jüngere Sohn, Johann Friedrich Böhl (1773–1844), Herr auf Cramonshagen, Gramon (810 ha), Nienmark (201 ha) und Gottmannsförde (482 ha) wurde am 24. Mai 1818 ebenfalls in Wien mit dem Prädikat von Böhl in den österreichischen Adelsstand erhoben, was in Mecklenburg am 31. August 1818 anerkannt wurde. Seine Söhne Theobald von Böhl (1815–1883) und Rudolf Johannes von Böhl (1820–1903) wurde am 29. April 1863 in den eingeborenen mecklenburgischen Adel aufgenommen.

Angehörige

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  • Theobald von Böhl (* 1815; † 1883), Herr auf Cramonshagen, Gramon und Nienmark, mecklenburgischer Landrat
  • Friedrich von Böhl (* 1855; † 1927), Herr auf Rubow und Altschlagsdorf (814 ha),[5] mecklenburgischer Landrat. Im Damenstift des Klosters Dobbertin wurde am 4. Mai 1889 die am 2. Mai 1889 geborenen Marie Helmuthe Anna Raimara Auguste von Böhl, Tochter des Herrn Amtsverwalters von Böhl auf Rubow aus dem Hause Gottmannsförde unter Nr. 1803 im Einschreibebuch von 1696–1918 eingetragen.
  • Theobald von Böhl (* 1862; † 1940), Herr auf Glave (1213 ha), mecklenburgischer Landrat zu Güstrow

Das Wappen (1818) ist geteilt und oben gespalten. Oben in Blau auf grünem Boden ein linksgekehrter natürlicher Kranich mit Stein, hinten in Rot auf grünem Boden ein silbernes Lamm mit St.-Georgs-Fahne. Unten in Gold ein mit einer Lilie pfahlweise belegter schwarzer Schrägrechtsbalken. Auf dem gekrönten Helm mit rechts blau-silbernen und links schwarz-goldenen Decken der Kranich, rechtsgekehrt zwischen einem offenen schwarzen Flug.

Literatur

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  • Gustav von Lehsten: Der Adel Mecklenburgs seit dem landesgrundgesetzlichen Erbvergleiche (1755). J. G. Tiedemann, Rostock 1864, S. 28–29.
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1911, Justus Perthes, Gotha 1910, S. 77–79 (Stammreihe); 1919 (Gotha 1918), S. 91–92; ff. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, Alter Adel und Briefadel. 1923, (Gotha 1922), S. 77; 1929, (Gotha 1928), S. 63.
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1941. B (Briefadel), Jg. 33. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft, Justus Perthes, Gotha 1940, S. 53–55.
  • Ernst Seyfert, Hans Wehner, W. Baarck: Niekammer`s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band IV, Mecklenburg, Verlag Niekammer GmbH, Leipzig 1928, S. 124–178.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon. Band I, Band 53 der Gesamtreihe GHdA, Limburg an der Lahn 1972, S. 466–467. ISSN 0435-2408.
  • Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / B (Briefadel / nach 1400 nobilitiert), Band XII, Band 64 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsche Adelsverbände in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1977, ISBN 3-7980-0764-0.

Einzelnachweise

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  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1941. B (Briefadel), Jg. 33. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft, Justus Perthes, Gotha 1940, S. 53; Bernhard Koerner: Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, Band 18, C. A. Starke, Görlitz 1910, S. 437; Derselbe: Deutsches Geschlechterbuch, Band 21, C. A. Starke, Görlitz 1912, S. 71.
  2. a b Österreichisches Staatsarchiv: AT-OeStA/AVA Adel RAA 106.24 Faber, Martin Jakob, königlich preußischer geheimer Rat, Ritterstand als „Edler von Faber, Ritter“, 1802.12.02
  3. Österreichisches Staatsarchiv: AT-OeStA/AVA Adel RAA 37.13 Böhl, genannt Faber, Johann Nicolaus, vormals Konsul der Hansestädte in Cadix, Besitzer des adeliges Gutes Görslow in Mecklenburg, Adelsstand als „Böhl von Faber“, 1806.04.08.
  4. Johann Gottfried Tiedemann und Gottlieb Matthias Carl Masch: Mecklenburgisches Wappenbuch, Selbstverlag, Rostock 1837, Tafel VII.
  5. Güter-Adreßbuch für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz. In: GAB. Verzeichnis säm(m)tlicher Güter der Ritterschaft und des Großherzoglichen Domaniums. 2. Die ritterschaftlichen Güter, Ritterschaftliches Amt Mecklenburg. C. Brünslow (E. Brückner). Druck B. Ahrendt, Neubrandenburg 1896, S. 100–101 (uni-goettingen.de [abgerufen am 26. Januar 2023]).