Atair (Schiff, 1987)

Forschungsschiff

Die Atair ist ein ehemaliges Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiffen des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg. Es wurde 2020 durch einen gleichnamigen Neubau ersetzt.

Atair
Schiffsdaten
Flagge Deutschland Deutschland
andere Schiffsnamen

Arctic (seit 2021)

Rufzeichen DBBI
Heimathafen Hamburg
Eigner Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
Bauwerft Kröger-Werft, Schacht-Audorf
Baunummer 1521
Stapellauf 24. April 1987
Verbleib 2020 außer Dienst gestellt, 2021 versteigert.
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 51,4 m (Lüa)
46,88 m (Lpp)
Breite 11,4 m
Tiefgang (max.) 3,46 m
Vermessung 950 BRZ / 285 NRZ
 
Besatzung 16
Maschinenanlage
Maschine dieselelektrisch
1 × Siemens-Elektromotor
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 600 kW (816 PS)
Höchst­geschwindigkeit 11 kn (20 km/h)
Propeller 1 × Festpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 190 tdw
Zugelassene Passagierzahl 7 Wissenschaftler
Sonstiges
Klassifizierungen Lloyd’s Register
IMO-Nr. 8521426
Daten als Arctic
Flagge

Niederlande Niederlande

Heimathafen

Huizen

Geschichte Bearbeiten

Das Schiff wurde unter der Baunummer 1521 auf der Kröger-Werft in Schacht-Audorf bei Rendsburg gebaut. Die Baukosten beliefen sich auf 27,9 Millionen DM.[1]

Die Kiellegung fand am 2. September 1986, der Stapellauf am 24. April 1987 statt. Taufpatin war Herta Dollinger, die Frau des damaligen Bundesministers für Verkehr, Werner Dollinger. Das Schiff wurde im Juli 1987 fertiggestellt und im August in Dienst gestellt.

Namensgeber des Schiffes ist der Stern Atair (auch Altair), der hellste Stern im Sternbild Adler. Es ist das dritte Schiff mit diesem Namen bei der Bundesbehörde.[2]

Ende 2020 wurde die Atair außer Dienst gestellt und im Februar 2021 für 450.000 Euro über die VEBEG versteigert.[3][4]

Technische Daten Bearbeiten

Das Schiff wird von einem Siemens-Elektromotor mit 600 kW Leistung angetrieben, der auf einen Festpropeller wirkt. Das Schiff erreicht damit eine Geschwindigkeit von 11 kn. Für die Stromversorgung des Fahrmotors und des elektrischen Bordnetzes stehen zwei Dieselgeneratoren mit jeweils 463 kW Leistung (Scheinleistung: 640 kVA) zur Verfügung. Als Hafengenerator ist ein Dieselgenerator mit 103,8 kW Leistung (Scheinleistung: 177 kVA), als Notgenerator ein Dieselgenerator mit 10,6 kW Leistung (Scheinleistung: 10 kVA) verbaut.[5] Die Motoren werden inzwischen mit synthetischem GtL-Treibstoff betrieben. Dieser ist schwefelfrei, wodurch bessere Abgaswerte als bei herkömmlichen Dieselkraftstoffen erreicht werden.[6]

Das Schiff ist mit einem Bugstrahlruder mit 400 kW Leistung ausgestattet.[5]

Der Rumpf des Schiffes ist eisverstärkt. Das Schiff ist mit der Eisklasse „E“ klassifiziert.

Das Schiff ist mit verschiedenen Kranen und Winden ausgerüstet. So befindet sich ein Arbeitskran mit einer Ausladung von 12,5 m an Bord, weiterhin ein Seitenausleger und mehrere Davits.[5]

Einsatz Bearbeiten

Das Schiff wird überwiegend für Vermessungs- und Wracksucharbeiten sowie für Wartungsarbeiten an den Seegangsmessbojen und BSH-Messnetzstationen in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone der Nord- und Ostsee eingesetzt. Dafür verfügt das Schiff über entsprechende Geräte wie Vertikal- und Fächerecholote sowie Sonaranlagen.

Das Schiff ist zusätzlich mit zwei flachgehenden, 7,4 Meter langen Vermessungsbooten ausgerüstet, die ebenfalls komplett mit Echoloten und Datenakquisitionsanlagen ausgerüstet sind, um selbstständig in flachen Gewässern operieren zu können. Weiterhin befindet sich eine komplette Tauchausrüstung an Bord, so dass Taucheinsätze sowohl vom Schiff als auch von einem Vermessungsboot möglich sind. Die Atair ist mit einem ROV ausgerüstet.

An Bord des Schiffes befinden sich mehrere Labore und wissenschaftliche Räume. Stellplätze für zusätzliche Laborcontainer sind vorhanden. So können zwei 20-Fuß-Container übereinander und ein 10-Fuß-Container geladen werden, bei Weglassen der Boote zusätzlich zwei weitere 10-Fuß-Container.[5]

An Bord ist Platz für 16 Besatzungsmitglieder sowie sieben Wissenschaftler.

Haupteinsatzgebiet war die deutsche Nordseeküste mit ihren Flussmündungen, die Zwölfmeilenzone sowie die deutsche ausschließliche Wirtschaftszone in der Nordsee.

Die Atair legte in ihren ersten 15 Dienstjahren bis August 2002 rund 150.000 Seemeilen zurück und fand 311 bis dahin unbekannte Unterwasserhindernisse.[7]

Verbleib des Schiffes Bearbeiten

Das Schiff wurde im Februar 2021 durch das niederländische Unternehmen Redwise Maritime Services ersteigert. Das Unternehmen brachte das Schiff als Arctic unter der Flagge der Niederlande[8] und will es im Offshore-Bereich einsetzen.[9]

Weitere Schiffe der Flotte Bearbeiten

Weitere Schiffe der BSH-Flotte sind

  • Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff Deneb
  • Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff Wega
  • Vermessungsschiff Capella
  • Vermessungsschiff Komet

Weblinks Bearbeiten

Commons: Atair – Sammlung von Bildern
  • Datenblatt, Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (PDF, 117 kB)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff „Atair“, buesummaritim.de. Abgerufen am 10. Februar 2023.
  2. Timo Jann: „Atair“ - feste Größe beim BSH · Forschungs- und Wracksuchschiffe des BSH mit dem Namen „Atair“ gibt es seit 1948. In: Täglicher Hafenbericht vom 31. Juli 2020, S. 2/3.
  3. Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff ATAIR. (PDF) Vebeg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Dezember 2020; abgerufen am 8. Dezember 2020.
  4. Zuschlagspreise, Vebeg, 17. Februar 2021.
  5. a b c d Technische Daten, buesummaritim.de, abgerufen am 22. Oktober 2012
  6. BSH in Rostock nimmt Landstromanschluss für Forschungsschiff am Neptunkai in Betrieb (Memento vom 11. Dezember 2018 im Internet Archive), Pressemitteilung, Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, 11. Dezember 2018.
  7. 15 Jahre erfolgreich in Wracksuche und Seevermessung (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive), Pressemitteilung des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie, 6. August 2002, abgerufen am 9. Oktober 2012
  8. Die „Atair“ heißt jetzt „Arctic“, THB – Täglicher Hafenbericht, 16. Juni 2021.
  9. Eckhard-Herbert Arndt: Ehemalige „Atair“ ist künftig als „Arctic“ unterwegs, THB – Täglicher Hafenbericht, 5. Mai 2021.