Armodafinil ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Psychostimulantien, der sich in seiner Molekülstruktur deutlich von den auf Amphetamin basierenden Stimulanzien unterscheidet. Er stellt das (R)-Enantiomer des Racemats Modafinil dar, das Stereozentrum ist dabei das Schwefelatom der Sulfinylgruppe.

Strukturformel
Allgemeines
Freiname Armodafinil
Andere Namen
  • (R)-2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]acetamid (IUPAC)
  • (R)-(–)-2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]acet­amid
Summenformel C15H15NO2S
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 112111-43-0
EG-Nummer (Listennummer) 682-508-8
ECHA-InfoCard 100.207.833
PubChem 9690109
ChemSpider 7962943
DrugBank DB06413
Wikidata Q418913
Arzneistoffangaben
ATC-Code

N06BA13

Wirkstoffklasse

Psychostimulans

Eigenschaften
Molare Masse 273,35 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

158–159 °C[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 318
P: 280​‐​305+351+338[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Armodafinil wurde um 2004 von dem Pharma-Unternehmen Cephalon entwickelt. Am 15. Juni 2007 erhielt es die Zulassung durch die FDA und wurde wenig später als Nuvigil® in den USA auf den Markt gebracht. Die Substanz ist bis 2023 durch ein US-Patent geschützt.[3]

Klinische Angaben Bearbeiten

Anwendungsgebiete Bearbeiten

Der Arzneistoff ist in den USA zugelassen zur Behandlung der übermäßigen Tagesschläfrigkeit bei Patienten ab 18 Jahren in Verbindung mit einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (OSAS), einer Narkolepsie oder einem Schichtarbeiter-Syndrom.[4]

Wechselwirkungen Bearbeiten

Armodafinil wird über Cytochrom P450 3A4 verstoffwechselt und hemmt darüber hinaus bestimmte Subtypen der Cytochrom P450-Enzymfamilie. Es besteht die Möglichkeit von Wechselwirkungen mit zahlreichen anderen Arzneimitteln, die ihrerseits die gleichen Cytochrom-P450-Subtypen entweder hemmen oder darüber verstoffwechselt werden. Dazu gehören insbesondere orale Kontrazeptiva, Arzneimittel zur Behandlung von Anfallsleiden (Antikonvulsiva), blutgerinnungshemmende Mittel (Antikoagulanzien), Antidepressiva oder das Immunsuppressivum Ciclosporin.

Nebenwirkungen Bearbeiten

Als häufigste Nebenwirkungen wurden beobachtet: Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Schlafstörungen. Armodafinil kann leichte allergische Reaktionen wie Hautausschläge oder Heuschnupfen hervorrufen. Schwere allergische Hautreaktionen, wie sie bei der racemischen Form Modafinil beobachtet wurden, einschließlich des Stevens-Johnson-Syndrom, sind nicht auszuschließen und erfordern den sofortigen Abbruch der Behandlung.[4]

Pharmakologie Bearbeiten

Wirkungsmechanismus Bearbeiten

Armodafinil erhöht den Wachzustand bei Patienten, die an übermäßiger Schläfrigkeit leiden. Es entfaltet seine Wirkung über Beeinflussung von bestimmten Neurotransmitterrezeptoren und stimuliert den Sympathikus. Der genaue Wirkungsmechanismus ist, wie bei Modafinil auch, unbekannt. In vitro konnten weder eine direkte noch eine indirekte Wirkung als α1-Adrenozeptor- oder Dopaminrezeptor-Agonist nachgewiesen werden. Die Fähigkeit von Armodafinil, den Wachzustand aufrechtzuerhalten, ähnelt der des Amphetamin, auch wenn es sich von diesen im pharmakologischen Profil unterscheidet.[4]

Verstoffwechselung Bearbeiten

Die Halbwertszeiten der beiden Enantiomere des Modafinils unterscheiden sich um den Faktor 3 voneinander. Die Pharmakokinetik von Armodafinil ist im Bereich 50 bis 400 mg dosisunabhängig und linear. Der Wirkstoff wird rasch resorbiert und in der Leber zu zwei Hauptmetaboliten verstoffwechselt. Armodafinil und seine Metaboliten werden überwiegend über die Nieren ausgeschieden. Bei Patienten mit schwerer Leber- oder Niereninsuffizienz sollte die Dosis reduziert werden.[4]

Literatur Bearbeiten

  • Patent US2006135621: Method for the production of crystalline forms of optical enantiomers of modafinil. Veröffentlicht am 22. Juni 2006.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. A. Osorio-Lozada, T. Prisinzano, F. Olivo: Synthesis and determination of the absolute stereochemistry of the enantiomers of afrafinil and modafinil. In: Tetrahedron: Asymmetry, 2004, 15, S. 3811–3815; doi:10.1016/j.tetasy.2004.10.019.
  2. a b Datenblatt Armodafinil ≥98% (HPLC) bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 13. November 2021 (PDF).
  3. Jörg Auf dem Hövel: Gehirn-Doping: Augen geradeaus Telepolis, 23. Oktober 2007.
  4. a b c d FDA Approved Labeling Text for Nuvigil (armodafinil) Tablets. (PDF; 523 kB) fda.gov