Andy Goldsworthy

britischer Künstler

Andy Goldsworthy, OBE, (* 26. Juli 1956 in Cheshire, England) ist ein Künstler, der in der Natur vorkommende Materialien zur Erstellung seiner meist schnell vergänglichen Werke einsetzt und diese mit Hilfe der Fotografie dokumentiert. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Natur-Kunst, einer Variante der Land Art.

Andy Goldsworthy (2005)

Leben und Werk Bearbeiten

 
The Sheepfolds, Lake District, Baum im Stein (2006)
 
Cone, Royal Botanic Garden, Edinburgh

Andy Goldsworthy ist der Sohn von Muriel und F. Allin Goldsworthy (1929–2001). Sein Vater war Professor für angewandte Mathematik an der University of Leeds. Seine Kindheit verbrachte er in der ländlichen Grafschaft Yorkshire. Von 1974 bis 1975 studierte er in Bradford am College of Art und von 1975 bis 1978 am Preston Polytechnic, seit 1992 integriert in die University of Central Lancashire. Dort nahm er immer weniger am Seminarbetrieb teil, stattdessen zog es ihn an die nahe Küste der Irischen See, wo er seine ersten Versuche in und mit Naturmaterialien machte.

Goldsworthys Arbeiten zeichnen sich durch ihre Vergänglichkeit aus. Er arbeitet ausschließlich mit Naturmaterialien, die er an Ort und Stelle vorfindet, wie beispielsweise Steine, Blütenblätter oder Holz – stets ohne künstliche „vom Menschen erschaffene“ Hilfsmittel. Zum Befestigen von Blättern und Ästen benutzt er nur Dornen und Stöckchen oder Grasfasern und dokumentiert seine teils gewagt fragilen Kunstwerke mit künstlerisch hochwertigen Fotografien; so streut er beispielsweise Blütenblätter in einen Fluss und bildet sie kurz vor dem endgültigen Zerrinnen mit seiner Hasselblad-Kamera ab. Ein anderes Beispiel ist das Foto Forked Twigs in Water-Bentham (1979).

Er erstellte Artwork zu dem Lied Washing of the Water des 1992 erschienenen Albums Us von Peter Gabriel[1].

Bei einer anderen Arbeit überlässt er aufwendig am Strand arrangierte Muschelspiralen der Flut und gibt sie somit dem Meer zurück. Es ist nicht seine Absicht, Spuren in der Natur zu hinterlassen, vielmehr gibt er die Artefakte der Natur wieder zurück. Er demonstriert ihre Schönheit, indem er ihre Formen und Farben für wenige Stunden zu harmonisch komponierten Objekten vereint, sie dann aber der natürlichen Zerstörung überlässt. Für Goldsworthy spielen auch eine verborgene Mystik des Ortes und seine spirituell beeinflusste Wahrnehmung eine große Rolle, er lässt sich von seiner Umgebung beeinflussen und will auch den Ort selbst als Kunstwerk erleben (lassen).

Die für ihn bislang spektakulärste Demonstration seiner Kunst fand in London statt, als er 2001 zum Tag der Sommersonnenwende dreizehn große Schneebälle mit Kühlautos in die Stadt transportierte und diese auf den Londoner Straßen verteilte. Er beobachtete die Reaktionen der Menschen und den vergehenden Schnee, seine tagelange Arbeit ist in dem Fotoband Sommerschnee dokumentiert.

Goldsworthy war seit 1982 mit Judith Gregson verheiratet und hat mit ihr vier Kinder.[2] Nach seiner Trennung lebte er einige Jahre allein, bis er auf seine neue Lebenspartnerin traf, die Kunsthistorikerin Tina Fiske, die ihm zunächst den Bestand seiner Aufnahmen ordnen half. Er lebt mit ihr in Schottland (Penpont, Dumfries and Galloway).

Rezeption Bearbeiten

Es waren seine Kunstbücher und weniger seine Ausstellungen, die Goldsworthy zu einem stillen Star der internationalen Kunstszene machten. In seinem Atelier archiviert er alle Aufnahmen seiner Arbeiten, die er schon in Schottland, USA, Frankreich, Japan, am Nordpol und in Australien gemacht hat.

Goldsworthy und seine Arbeit hat der Münchner Filmemacher und Kameramann Thomas Riedelsheimer 2001 in dem 90-minütigen Dokumentarfilm Rivers and Tides (dt. „Fluss der Zeit“, wörtlich: „Flüsse und Gezeiten“) porträtiert. Die Kamera beobachtet den Herstellungsprozess von Goldworthys Land Art in vier Ländern und vier Jahreszeiten. Der Film erhielt unter anderem den Deutschen Kamerapreis 2001 und den Preis der deutschen Filmkritik 2001. Die Filmmusik wurde von Fred Frith beigesteuert.
Vom selben Regisseur erschien am 14. Dezember 2017 in den deutschen Kinos der themengleiche Dokumentarfilm Leaning into the Wind – Andy Goldsworthy.

Auszeichnungen Bearbeiten

  • 1979: North West Arts Award
  • 1980: Yorkshire Arts Award
  • 1981: Northern Arts Award
  • 1982: Northern Arts Award
  • 1986: Northern Arts Bursary
  • 1987: Scottish Arts Council Award[2]
  • 1989: Northern Electricity Arts Award[3]
  • 1993: Ehrendoktorwürde der University of Bradford
  • 2000: Appointed officer of the Order of the British Empire (OBE)[2]

Zitate Bearbeiten

I find some of my new works disturbing, just as I find nature as a whole disturbing. The landscape is often perceived as pastoral, pretty, beautiful – something to be enjoyed as a backdrop to your weekend before going back to the nitty-gritty of urban life. But anybody who works the land knows it's not like that. Nature can be harsh – difficult and brutal, as well as beautiful. You couldn't walk five minutes from here without coming across something that is dead or decaying.

Andy Goldsworthy, 2007[4]

One of the beauties of art is that it reflects an artist's entire life. What I've learned over the past 30 years is really beginning to inform what I make. I hope that process continues until I die.

Andy Goldsworthy, 2007[4]

Publikationen Bearbeiten

deutsche Bücher
englische Bücher

Literatur Bearbeiten

  • Maria Lauber: In search for a place where snow never melts. Die Auseinandersetzung mit natürlichen Materialien in der zeitgenössischen Kunst am Beispiel von Andy Goldsworthy, Wolfgang Laib und Tony Cragg. Dissertation. Universität Freiburg i. Br. 1995.
  • Hartwig Dingfelder: Andy Goldsworthys Arbeitssequenz „Baum“. Capenoch März 1994 – Februar 1996. Universität Göttingen 2001. (Kunsthistorische Abschlussarbeit; Bildband)
  • Frank Ilschner: Verkörperte Zeiträume. Eine Auseinandersetzung mit der Land-Art in den Werken von Andy Goldsworthy, Richard Long und Walter De Maria. Universität Duisburg, 2004. (online-Dissertation, PDF-Datei)

Filme Bearbeiten

Ausstellungen und Installationen (Auswahl) Bearbeiten

Bild Datum Titel Ausstellungsort
  1996–2003 Sheepfolds
(Baum im Stein)
Cumbria, Lake District (England)
22. Mai –
15. November 2000
Andy Goldsworthy im Storm King Art Center[9]

(insbesondere die Installation Storm King Wall)

Storm King Art Center

Mountainville, Cornwall, New York (USA)

August 2001 Stone River[10] Cantor Arts Center, Stanford University (Kalifornien, USA)
  2002 Andy Goldsworthy Arch in Goodwood[11]
Cass Sculpture Foundation

Goodwood, Chichester (District) (Vereinigtes Königreich)

2002 Chalk Stones Trail South Downs, in der Nähe von West Dean, West Sussex
4. Mai –
31. Oktober 2004
Andy Goldsworthy on the Roof[12]

(insbesondere die Installation Stone Houses)

Iris and B. Gerald Cantor Roof Garden, Metropolitan Museum of Art, New York (USA)
2005 Andy Goldsworthy: Early Works

Eine nationale Wanderausstellung der Haywood Gallery[13]

(England)
2005 Drawn Stone M. H. de Young Memorial Museum, San Francisco (Kalifornien, USA)
22. Januar –
15. Mai 2005
The Andy Goldsworthy Project[14]

(einschließlich die Installation Roof)[15]

National Gallery of Art, National Mall (Washington, D.C., USA)
2006 Andy Goldsworthy, Working with time opelvillen

Rüsselsheim (Deutschland)

2006 Red sandstone wall at the Doerr-Hosier Center[16] Aspen Institute, Aspen (Colorado, USA)
  31. März 2007 –
6. Januar 2008
Andy Goldsworthy[17] Yorkshire Sculpture Park, West Bretton, Wakefield, (West Yorkshire, England)

Weblinks Bearbeiten

Bilder und Filme

Commons: Andy Goldsworthy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Texte zu Goldsworthys Kunst

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Peter Gabriel Ltd.: US. CD-Booklet. Hrsg.: Real World Records. Box, Wiltshire 27. September 1992 (britisches Englisch).
  2. a b c Tim Adams: Andy Goldsworthy - Natural talent. In: The Observer, 11. März 2007, Interview, (engl.)
  3. Andy Goldsworthy, artnet (engl.) Stand vom 2. März 2024
  4. a b Alastair Sooke meets Andy Goldsworthy: He's got the whole world in his hands, Daily Telegraph, 27. März 2007 (engl.)
  5. Film-Infos bei Piffl-Medien; Abgerufen am 8. Februar 2011.
  6. Ausführliche Informationen zum Film (Memento vom 22. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) bei den DVD-News von arte, abgerufen am 8. Februar 2011.
  7. LEANING INTO THE WIND. Ein Film von Thomas Riedelsheimer (RIVERS AND TIDES). Abgerufen am 24. Dezember 2017.
  8. Rainer Gansera: Vom Winde verweht. Dokumentarfilm über den Naturkünstler Andy Goldsworthy. Süddeutsche Zeitung, 15. Dezember 2017
  9. Andy Goldsworthy at Storm King Art Center. Storm King Art Center, 2000, archiviert vom Original am 29. September 2000; abgerufen am 24. Juni 2007.
  10. Andy Goldsworthy sculpture, Stone River, enters Stanford University's outdoor art collection. Cantor Arts Center, Stanford University, 4. September 2001, archiviert vom Original am 21. August 2008; abgerufen am 10. November 2010.
  11. Andy Goldsworthy: Arch at Goodwood, 2002. Cass Sculpture Foundation, archiviert vom Original am 4. Februar 2008; abgerufen am 10. November 2010.
  12. Andy Goldsworthy on the Roof. Metropolitan Museum of Art, 2004, abgerufen am 7. Januar 2021.
  13. Andy Goldsworthy : Early Works : Leaves, Twigs, Enormous Snowballs and Icicles... Andy Goldsworthy's Sculptures are Inherently Surprising and Beautiful, BBC, 4. Mai 2005  Andy Goldsworthy : Nature and Art Combine when the Early Works of the Internationally Renowned Artist Andy Goldsworthy come to Fairfields Art Centre in Basingstoke, BBC, 20. September 2005 
  14. The Andy Goldsworthy Project: 22 January – 15 May 2005. National Gallery of Art, 2005, abgerufen am 10. November 2010.
  15. Andy Goldsworthy: Roof. National Gallery of Art, abgerufen am 10. November 2010.
  16. Stewart Oksenhorn: A Wall of Integration, Not Division (Memento des Originals vom 30. August 2008 im Internet Archive), Aspen Times Weekly, 23. September 2006. Abgerufen am 21. Februar 2009 
  17. Gary (photographer) Calton: Andy Goldsworthy at the Yorkshire Sculpture Park, The Observer, 11. März 2007  Andy Goldsworthy. Yorkshire Sculpture Park, archiviert vom Original am 18. Juni 2007; abgerufen am 10. November 2010.