Alserkirche

Kirchengebäude in Wien

Die Dreifaltigkeitskirche der Minoriten in Wien, im Volksmund früher Zu den Weißspaniern und heute Alserkirche, aber auch Trinitarierkirche[1] genannt, ist die römisch-katholische Pfarrkirche des Bezirksteils Alservorstadt im 8. Wiener Gemeindebezirk Josefstadt. Mit der Kirche ist das Minoritenkloster Wien verbunden.

Alserkirche
Innenraum
Kirchenfenster auf der Orgelempore über dem Eingangsportal

Geschichte Bearbeiten

1688 begannen die Trinitarier („Weißspanier“) an der Alser Straße mit der Errichtung eines Klosters. In den Jahren 1694 bis 1704 wurde im unmittelbaren Anschluss an das Kloster die Alserkirche errichtet. 1784 ziehen die Minoriten in das Kloster ein. Kaiser Josef II hatte die Ordensleute, die zuvor am Minoritenplatz um die Minoritenkirche ansässig waren, in die Alser Straße geschickt. Die Minoriten übernahmen die Seelsorge für das nahegelegene Allgemeine Krankenhaus und das dazugehörige Gebär- und Findelhaus und später auch für das Gefangenenhaus des Landesgerichts. Die Pfarren hatten von 1784 bis 1938 auch standesamtliche Funktion. Durch das Gebärhaus, in dem teilweise auch anonym auch ledige und arme Mütter entbinden konnten, und das Krankenhaus hat die Pfarre das größte Matrikenarchiv Europas. Diese Matrikenbücher sind getrennt von jenen der Pfarre. Nach den Vorschriften Joseph II. sollten Väter nur auf eigenen Wunsch eingetragen werden, aber die Pfarre hat, wie auch andere, ein eigenes Verzeichnis dafür angelegt, was bei der genealogischen Recherche hilfreich ist.

Das Gotteshaus ist ein Bau des Frühbarocks. Die Fassade ist zweitürmig mit hohen Kuppeldächern. Das Innere ist kreuzförmig und von einer Kuppel überwölbt, an beiden Seiten sind Längskapellen. Die Barockfassade gilt als das älteste Beispiel einer Konkavform in Wien. Die Fassade wird von einer Dreifaltigkeitsgruppe beherrscht, die über dem Hauptportal auch nach außen zeigt, wem diese Kirche geweiht ist. Zur Zeit der Trinitarier befand sich an dieser Stelle eine steinerne Nachbildung des Ährenkreuzes. Das Hochaltarbild, ein Werk von Josef von Hempel aus dem Jahre 1826, zeigt die Allerheiligste Dreifaltigkeit. Im linken Seitenschiff befindet sich ein Marienaltar mit dem Bild der „Unbefleckten Empfängnis“ von Leopold Kupelwieser.

Die Alserkirche ist auch durch ihre Beziehung zu zwei Komponisten berühmt: Hier wurde am 29. März 1827 der Leichnam Ludwig van Beethovens eingesegnet. Sein Tod ist in der hiesigen Sterbematrik unter dem Datum 26. März 1827 mit den Worten vermerkt: „Ludwig van Beethoven, lediger Tonsetzer, zu Bonn im Reich geb., 57 Jahre alt, gest. an Wassersucht, begraben am 29. März auf dem Gottesacker des Dorfes Währing.“ Am 2. September 1828 schrieb Franz Schubert wenige Wochen vor seinem Tod zur Glockenweihe dieser Kirche den Hymnus „Glaube, Hoffnung und Liebe“ D 954. Daran erinnern die beiden Bronzereliefs von Josef Tautenhayn d. J., die der Wiener Schubertbund zu Ehren der beiden Tonkünstler an der Kirchenfront 1927/28 anbringen ließ.

Am 4. Oktober 1829 fand hier die Uraufführung von Schuberts Es-Dur-Messe D 950 statt, da hier Schuberts Freund Michael Leitermayer Chorregent war.

Auf Beschluss der Erzdiözese Wien wurde die Alserkirche ab Februar 2019 zum Sitz der neu gegründeten „Missione Cattolica Italiana“ (MCI)[2] ernannt, nachdem die Italienische Kongregation, Eigentümerin der Minoritenkirche, die Minoriten im Dezember 2018 per 30. Juni 2019 gekündigt hatte[3]. Seitdem existieren in Wien de facto zwei italienischsprachige Gemeinden: die traditionelle italienische Gemeinde der Italienischen Nationalkirche (Minoritenkirche) und die neue italienische Gemeinde in der deutschsprachigen Pfarre Alservorstadt, der Konventskirche des Minoritenordens (Alserkirche).[4][5]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Alfred Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien 1981.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Alserkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Trinitarierkirche im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  2. Italienische Katholische Seelsorge – Erzdiözese Wien – Willkommen! Archiviert vom Original am 13. April 2019; abgerufen am 13. April 2019.
  3. Erzdiözese Wien: Übersiedlung der Italienischen Gemeinde. Abgerufen am 13. April 2019 (deutsch).
  4. Italienische Kongregation Maria Schnee: Un comunicato dalla Congregazione Italiana sui cambiamenti nella comunità cattolica di Vienna. QuiVienna – il blog italiano su Vienna, 10. April 2019, abgerufen am 22. Juli 2019 (italienisch).
  5. Erzdiözese Wien: Minoritenkirche Chiesa Nazionale Italiana. Abgerufen am 15. August 2019 (italienisch).

Koordinaten: 48° 12′ 52,2″ N, 16° 21′ 10,1″ O