Ala Gemelliana

Indirekt belegte römische Militäreinheit

Die Ala Gemelliana [civium Romanorum] (deutsch Ala des Gemellus [der römischen Bürger]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Ziegelstempel belegt.

Das Militärdiplom von 64 n. Chr.

Namensbestandteile Bearbeiten

  • Gemelliana: des Gemellus. Einer der ersten Kommandeure war wahrscheinlich ein ansonsten unbekannter Gemellus, nach dem die Ala benannt wurde.
  • civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 114/117 bis 156/157 vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte Bearbeiten

Die Ala war in den Provinzen Germania, Pannonia und Mauretania Tingitana (in dieser Reihenfolge) stationiert.[A 1] Sie ist auf Militärdiplomen[1] für die Jahre 64 bis 156/157 n. Chr. aufgeführt.[2][3]

Die Einheit wurde wahrscheinlich im frühen 1. Jhd. n. Chr. aufgestellt, möglicherweise aber auch bereits vor der Zeitenwende. Sie war zunächst in der Provinz Germania stationiert. Unter Tiberius (14–37) oder Claudius (41–54) wurde sie nach Pannonia verlegt. Eine Verlegung in die Provinz Raetia zwischen 54 und 64 ist unsicher.[4][A 2]

Zwischen 64 und 88 wurde die Ala in die Provinz Mauretania Tingitana verlegt,[4] wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 88 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Mauretania) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 104 bis 156/157 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Standorte Bearbeiten

Standorte der Ala in Germania waren möglicherweise:

Standorte der Ala in Mauretania Tingitana waren möglicherweise:

  • Thamusida: Ziegel mit dem Stempel AL G wurden hier gefunden.[2]

Angehörige der Ala Bearbeiten

Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:[2]

Kommandeure Bearbeiten

  • [] Clemens:[6] er wird auf einem Diplom von 153 (ZPE-197-243) als Kommandeur genannt.
  • [] Cluvius: er wird auf dem Diplom von 104 als Kommandeur genannt.
  • [] Paetus: er wird auf dem Diplom von 118 als Kommandeur genannt.

Sonstige Bearbeiten

  • [?], ein Soldat:[6] ein Diplom von 153 (ZPE-197-243) wurde für ihn ausgestellt.
  • Aemilius Flavus, ein Soldat: das Diplom von 135 wurde für ihn ausgestellt.
  • [Aqu]iloni, ein Veteran und ehemaliger Decurio (AE 1957, 60)
  • Cattaus, ein Soldat: das Diplom von 64 wurde für ihn ausgestellt.

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Ala Gemelliana – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Das hier angegebene Szenario folgt den Ausführungen von Farkas István Gergő.
  2. Da von dem Diplom (CIL 16, 5), das auf den 15. Juni 64 datiert ist, nur das zweite Bronzetäfelchen gefunden wurde, ist die Zuordnung der Einheit zu einer Provinz mittels des Diploms nicht möglich. In den Provinzen Germania und Pannonia wurde jeweils eine Inschrift gefunden, die Farkas István Gergő der Ala Gemelliana zuordnet.
  3. a b John Spaul ordnet Caius Petronius und Tiberius Claudius Andecamulus der Ala I Flavia Gemelliana zu, während Farkas István Gergő sie der Ala Gemelliana zuordnet.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Militärdiplome der Jahre 64 (CIL 16, 5), 88 (CIL 16, 159), 104 (ZPE-146-255), 109 (RMD 2, 84), 114/117 (CIL 16, 165), 118 (CIL 16, 166), 122 (CIL 16, 73), 124 (CIL 16, 171), 128/133 (CIL 16, 173), 135 (RMD 5, 382), 153 (RMD 5, 409, RMD 5, 410, RMM 34, ZPE-153-202, ZPE-197-243) und 156/157 (CIL 16, 181).
  2. a b c John E. H. Spaul, Ala², S. 131–132.
  3. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 176 Tabelle 18 (PDF S. 178).
  4. a b c Farkas István Gergő: The Roman Army in Raetia Dissertation, University of Pécs Faculty of Humanities 2015, S. 129, 350 (PDF S. 132, 353 (Memento des Originals vom 14. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.idi.btk.pte.hu).
  5. Michael Alexander Speidel: Römische Reitertruppen in Augst: Ein Beitrag zur Frühgeschichte des Windischer Heeresverbandes In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik (ZPE), Band 91 (1992), S. 165–175, hier S. 171–173 (Online).
  6. a b Niccolò Mugnai: A new military diploma for the troops of Mauretania Tingitana (26 October 153) In: ZPE, Band 197 (2016), S. 243–248, hier S. 246–248 (Online).