Adolf von der Decken

Majoratsherr, Legationsrat, Kammerrat und Mitglied des Staatsrates
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Adolf von der Decken (auch: Adolf Graf von Decken-Ringelheim;[1] vollständiger Name Adolf Wilhelm Friedrich Graf von der Decken; * 16. Mai 1807 in London; † 7. August 1886 in Reichenhall)[2] war ein deutscher Majoratsherr, Legationsrat, Kammerrat und Mitglied des Staatsrates aus dem Adelsgeschlecht Decken. Außerdem war er geheimer Gesandter des hannoverschen Königs Georg V.

Adolphus von der Decken
Louise von der Decken geb. von Wallmoden
Schloss Ringelheim
Schlossportal
Zeichnung des Siegels des Patrimonialgerichts Ringelheim. Patrimonialgerichte waren die in Deutschland bis Mitte des 19. Jahrhunderts bestehenden Gerichte der adeligen Grundherren, die eine eigene vom Staat unabhängige Rechtspflege ausübten.
Parkbrücke
Scan des Siegels des Patrimonialgerichts Ringelheim.
Große Teichbrücke

Leben Bearbeiten

Seine Eltern waren Johann Friedrich Graf von der Decken und Antoinette von Gruben.[3][4] Adolphus heiratete 1835 Louise von Wallmoden, eine Tochter des Hauptmanns Thedel Carl Heinrich Christoph von Wallmoden und dessen Ehefrau Johanna Sophie Amalie Gottliebe von Pavel-Nammmingen. Das Paar hatten einen Sohn und zwei Töchter:

  • Georg Friedrich Armand (* 5. Oktober 1836; † 19. August 1898), Mitglied des Deutschen Reichstags ⚭ Marie Angelica Friederike zu Dohna (* 31. Oktober 1838; † 11. Juli 1899)
  • Julie Christine Jenny Leonie (* 16. März 1839)
  • Elise Burchardine Ottonie (* 6. Dezember 1837; † 9. November 1885) ⚭ 1863 Freiherr August Adolph Wilhelm Walrab von Wangenheim (* 2. August 1831; † 29. November 1909), Sohn von Adolf von Wangenheim

1847 oder 1848 beginnt Adolphus mit der Anlage eines großen englischen Landschaftsparks für Schloss Ringelheim. Die Pläne hatte Adolphus auf Reisen in England entwickelt. Die Parkarbeiten waren für die Ringelheimer Bürger insbesondere eine Beschäftigung in den Notzeiten. Der Obelisk auf der Insel im Park wurde deshalb später Hungersäule genannt.[5][6]

Hannovers Streben für die Großdeutsche Lösung Bearbeiten

1862 wird in Hannover ein Großdeutscher Verein von Graf Adolphus, Oskar Meding und anderen gegründet.[7][8][9]

Geheime diplomatische Reise für das Königreich Hannover Bearbeiten

1863 wird Graf Adolphus von König Georg V. von Hannover auf eine äußerst geheime diplomatische Mission zur Stärkung der Mittelstaaten Deutschlands geschickt. Von der Mission war der Außenminister Graf Platen nicht informiert, weil er für die Großdeutsche Lösung mit Österreich wenig Initiative entfaltete.

Als erster Schritt zur Großdeutschen Lösung, der deutschen Einigung mit Österreich, werden gemeinsame große militärische Übungslager der Armeen der vier Königreiche und weiterer deutscher Staaten vorgeschlagen (Sachsen, Bayern, Württemberg, Hannover und die Herzogtümer).

In Dresden beim König von Sachsen hat die Mission von Graf Adolphus großen Erfolg. Die nächste Station ist Wien. Als Adolphus in Wien ist, wird er von Georg V. telegraphisch zum Wirklichen Geheimen Rath ernannt, damit er als Gesandter mehr Gewicht erhält. Graf Adolphus wird von Kaiser Franz Joseph sehr liebenswürdig empfangen, aber die angestrebte Stärkung der Mittelstaaten findet wenig Gefallen.

In München ist der König von Bayern wenig interessiert. Beim König von Württemberg in Stuttgart, kann Graf Adolphus nur wenig Unterstützung erreichen. In Darmstadt beim Großherzog von Kurhessen kann Graf Adolphus den Abschluss einer gemeinsamen Erklärung erreichen.

Bei der Mission wurden viele Hoffnungen enttäuscht, es wurden jedoch auch Grundlagen für weitere Pläne gewonnen.[10][11]

Graf Adolphus wird 1867 in der Festung Minden interniert.[12]

Werke Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Erich Zimmermann: Der Deutsche Reformverein Dissertation Heidelberg 1929
  • Wilhelm Rothert: v. d. Decken–Ringelheim, in ders.: Allgemeine Hannoversche Biographie, Band 1: Hannoversche Männer und Frauen seit 1866, Sponholtz, Hannover 1912, S. 335
  • Willy Real: Der Deutsch Reformverein – Großdeutsche Stimmen und Kräfte zwischen Villafranca und Königgrätz 1966
  • Wochenblatt des Deutschen Reformvereins. Organ der Großdeutschen Parthei Jahrgang 1864 online
  • Oskar Meding (Gregor Samarow): Memoiren zur Zeitgeschichte: Vor dem Sturm (1860–1866), Leipzig 1981 S. 195–202 online Auszüge
  • Windthorst: Zentrumspolitiker und Gegenspieler Bismarcks S. 65 online Auszüge
  • Edith Gaal, Harald Blanke, Jochen Pfeiffer: Der Schlosspark Ringelheim – Ein gartendenkmalpflegerisches Gutachten 1989/91 – IV. Projektarbeit am Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur – Betreuung Dr. E. Schmidt, Prof. Dr. J. Gamer – Universität Hannover 1989–1991 Universität Hannover, Institut für Landschaftsarchitektur, Titel der abgeschlossenen Projektarbeiten
  • Armgard von Reden-Dohna, Die Rittersitze des vormaligen Fürstentums Hildesheim, 1996 S. 243–253
  • Herwart und Tassilo von der Decken: Stammtafeln der Familie von der Decken, 1994 S. 34
  • Thassilo von der Decken, Claudia Bei der Wieden: Güter und Höfe der Familie von der Decken. Stade 1998 S. 185, 250, 305, 359 und 398.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. o. V.: Decken, Adolf Graf von in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 28. November 2019
  2. Hans Friedrich von Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der adeligen Häuser, Band 28 (Band 138), C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn, 2005, S. 151; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. Wilhelm von der Decken: Die Familie von der Decken. In ihren verschiedenen Verhältnissen dargestellt, Hannover: Klindworth's Hof-Druckerei, 1865 S. 322–323; Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  4. Thassilo von der Decken und Claudia Bei der Wieden: Güter und Höfe der Familie von der Decken, Stade 1998 S. 397–399
  5. Edith Gaal, Harald Blanke, Jochen Pfeiffer - Der Schlosspark Ringelheim - Ein gartendenkmalpflegerisches Gutachten 1989/91 - IV. Projektarbeit am Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur - Betreuung Dr. E. Schmidt, Prof. Dr. J. Gamer - Universität Hannover 1989–1991
  6. Dirk Schaper: Bürgerverein Ringelheim Schlosspark Ringelheim
  7. Reinhard Oberschelp: Politische Geschichte Niedersachsens 1803–1866, Hannover 1988, S. 256
  8. Edith Gaal, Harald Blanke, Jochen Pfeiffer - Der Schlosspark Ringelheim - Ein gartendenkmalpflegerisches Gutachten 1989/91 - IV. Projektarbeit am Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur - Betreuung Dr. E. Schmidt, Prof. Dr. J. Gamer - Universität Hannover 1989–1991 S. 19 und 33
  9. Oskar Meding: Memoiren zur Zeitgeschichte: Vor dem Sturm (1860–1866), Leipzig 1881, S. 186–190
  10. Oskar Meding: Memoiren zur Zeitgeschichte: Vor dem Sturm (1860–1866), Leipzig 1881, S. 194–202
  11. Edith Gaal, Harald Blanke, Jochen Pfeiffer - Der Schlosspark Ringelheim - Ein gartendenkmalpflegerisches Gutachten 1989/91 - IV. Projektarbeit am Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur - Betreuung Dr. E. Schmidt, Prof. Dr. J. Gamer - Universität Hannover 1989–1991 S. 20 und 33
  12. Thassilo von der Decken, Anmerkungen zu den Stammtafeln der Familie von der Decken Stade 1998, S. 271