Adolf Muesmann

deutscher Stadtplaner und Hochschullehrer

Adolf Ignatz Josef Muesmann (* 4. Juli 1880 in Augsburg; † 27. September 1956 in München) war ein deutscher Architekt. Zu seinen wichtigsten Gebäuden zählen die Pfarrkirche St. Rupert in Freilassing und die Wiederherstellung der Kirche St. Stephan in Augsburg. Er hat den städtebaulichen General- und Bebauungsplanes für Groß-Sofia erstellt und war Universitätsprofessor an der Technische Hochschule Dresden für Hochbau und Entwerfen, Städtebau und Siedlungswesen.

Adolf Muesmann mit dem Modell der Pfarrkirche Christkönig in Rosenheim.
St. Rupert, Freilassing, Erbaut 1924–26.
Wohnhaus Muesmann, Erlweinstraße, Dresden, Erbaut 1932.

Muesmann studierte von 1899 bis 1904 Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe und der Technischen Hochschule München, die Diplom-Hauptprüfung legte er 1904 in München ab. Er begann ein Referendariat, in dem er zunächst von 1904 bis 1905 in Rosenheim praktisch tätig war. 1907 bestand Muesmann in München das zweite Staatsexamen und wurde zum Regierungsbaumeister (Assessor in der öffentlichen Bauverwaltung) ernannt.

Von 1907 bis 1914 arbeitete er als Stadtbaumeister in Bremen. In dieser Position oblag ihm die Leitung der Stadterweiterungs-Deputation und die Baupflege. Die unter seiner Ägide entstandenen Arbeiten wurden grundlegend für das 1913 entstandene Bremische Gesetz über die Förderung des Kleinhauses, das erste Gesetz dieser Art in Deutschland.

1914 wechselte Muesmann dann als Leiter des Stadtplanungsamts nach Stuttgart. Von 1919 bis 1921 wirkte er als Dozent für Städtebau und Siedlungswesen an der Technischen Hochschule Stuttgart; zu dieser Zeit war Paul Bonatz als Nachfolger von Theodor Fischer der Lehrstuhlinhaber. Im Jahre 1921 wurde er als Stadtoberbaurat für Hochbau und Stadterweiterung nach Düsseldorf berufen. Er leitete die Entwurfsarbeiten für die Neugestaltung des Stadtbauplans für Groß-Düsseldorf, war dafür auch noch 1923 von Dresden aus tätig.

Zum 1. April 1921 wurde er als ordentlicher Professor für Hochbau und Entwerfen, Städtebau und Siedlungswesen an die Technische Hochschule Dresden berufen – als Nachfolger von Cornelius Gurlitt. Ab 1925 übernahm er außerdem als Nachfolger von Ewald Genzmer die Leitung des Städtebauseminars, von ihm als „Seminar für Städtebau und Siedlungswesen“ weiter geführt. 1926 nahm er am Internationalen Städtebaukongress in Wien teil und hielt dort einen Vortrag über Großhaus und Kleinhaus und ihre Bedeutung für den Stadtorganismus.

Muesmann gehörte dem Vorstand der Künstlervereinigung Dresden an.[1]

1932 schlossen sich mehrere Dresdner Architekten zur „Gruppe“ zusammen, einer Vereinigung von Architekten, die bisher dem Bund Deutscher Architekten angehörten. Muesmann übernahm gemeinsam mit Martin Dülfer als Stellvertreter den offiziellen Vorsitz der Gruppe, zu der eine heterogene Mischung von Modernisten, Historisten und Traditionalisten angehört, u. a. die Dresdner Architekten Dr. Diethelm, Erwin Gräbner, Emil Högg, P. H. Keller, Ernst Kühn, Dr. W. Lange, Rudolf Schilling, Schönberger, Otto Schubert, Fritz Steudtner, Tandler, Dr. Tischer, Ludwig Wirth, Witte, Felix Reinhold Voretzsch sowie der Leipziger Architekt Richard Wagner.[2]

Muesmann unterzeichnete im November 1933 das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler. 1934 wird er im Rahmen eines internationalen Wettbewerbes unter mehreren Bewerbern von der hauptstädtischen Verwaltung von Sofia mit der Ausarbeitung eines städtebaulichen General- und Bebauungsplanes für Groß-Sofia beauftragt. Diese Arbeit wird von ihm Ende 1937 fertiggestellt.[3] In Anerkennung seiner Dienste wird er zum Ehrenbürger der Stadt Sofia ernannt, zur Privataudienz des Zaren von Bulgarien, Boris III. empfangen und mit dem Zivildienstorden 2. Klasse ausgezeichnet.[4] Der Plan wird 1938 zum Staatsgesetz.[5]

Seit 1936 leitete Muesmann die Hochschularbeitsgemeinschaft für Raumforschung an der TH Dresden. Nach rund 24 Jahren als Professor in Dresden wurde er Anfang 1945 emeritiert.

  • 1912–13: Bebauungsplan Reihenhausviertel Am Nonnenberg, Bremen.[6]
  • 1924–26: Pfarrkirche St. Rupert in Freilassing.
  • 1925: Haus Warnatz, Wohnhof II, 4. Jahresschau Deutscher Arbeit, Ausstellung „Wohnung und Siedlung“, Dresden.[7]
  • 1926: Mustersiedlungshaus, 5. Jahresschau Deutscher Arbeit, Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung, auf dem Gelände des Vergnügungsparks, Dresden.[8]
  • 1928: Umgestaltung des Großen Festsaals des Ausstellungsgebäudes der Stadt Dresden.[9]
  • 1929: Realisierung des ersten Bauabschnittes des Siegerprojektes aus dem Wettbewerb von 1928 durch Mebes & Emmerich, Adolf Muesmann, Max Fricke aus Leipzig und Johannes Koppe, Gebiet zwischen Landsberger Str., Max-Liebermann-Str., Bremer Str. und Beyerleinstrasse (sieben nördliche Wohnzeilen durch Muesmann erstellt), Planung für weitere Bauabschnitte infolge der Weltwirtschaftskrise im Herbst 1930 eingestellt.[10]
  • 1928: Alkoholfreie Gaststätte und Halle, Hygieneausstellung „Körperpflege, Mutter und Kind“, Dresden.
  • 1928–29: Pfarrkirche Christus König in Rosenheim
  • 1932: Eigenhaus von Prof. Muesmann, Erlweinstraße 16, Dresden.[11]
  • 1943: Gefolgschaftswohnstadt der „Sächsischen Werke Bunzwerk Espenhain“, Kitzscher bei Berna i. Sa. Arbeitsgemeinschaft mit Curt Schiemichen und der Abteilung Siedlung des Reichsarbeitsministeriums.[12]
  • ab 1950/51: Wiederherstellung der Kirche St. Stephan in Augsburg

Wettbewerbe und Entwürfe

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  • 1909: Wettbewerb für eine neue Straße, Bremen, in der Vahr, 2. Preis.[13]
  • 1910: Wettbewerb für eine Kirche in Achdorf, Kennwort „Altbayrisch“, Zusammenarbeit mit Arch. Steidle, weitere Teilnehmer: Otho Orlando Kurz, Heinrich Hauberrisser.[14]
  • 1911: Kaiserbrücke, Bremen, Wettbewerb, Ankauf.[15]
  • 1912: Entwurf für einen Siedlungskern mit Reihenhäusern, Bremen.[16]
  • 1922: Ideen-Wettbewerb Bebauungsplan Breslau, Kennwort: „Vorburg des Ostens“, 3. Sonderpreis für Einzelleistungen und Ankauf, zusammen mit Prof. Karl Wach, Düsseldorf, Kunstakademie, und Baurat Arnold Hellmuth, Düsseldorf, Mitarbeiter: H. Beck, Düsseldorf.[17]
  • 1925–26: Hochhaus für den „Dresdner Anzeiger“ auf dem Koch-Hessischen Grundstück, Johannes-Ring 1925 (jetzt Ecke Dr. Külz-Ring – Marienstraße, Dippoldiswalder Platz), Ideenwettbewerb, Ankauf, Kennwort: „Drei blaue Sterne“.[18]
  • 1928: Wettbewerbsentwurf für eine Kriegergedächtniskirche der katholischen Kaufleute in Leipzig, prämiert mit dem 1. Preis, nicht ausgeführt, weitere Preise: Michael Kurz und Hans Döllgast (2. Preis), Aug. Jos. Peter aus Frankenthal (3. Preis), Theo Burlage (3. Preis).[19]
  • 1928: Krochsiedlung, Leipzig-Gohlis, Wettbewerb, Planung von 4.500 Wohnungen für bis zu 15.000 Bewohner, 3. Ankauf, Preise: Mebes & Emmerich aus Berlin (1. Preis), Fritz Polland aus Oetzsch bei Leipzig (2. Preis), Johannes Koppe aus Leipzig (3. Preis).[20]
  • 1929: Bebauungsplan und architektonische Gestaltung der Hallenbauten für die Messe- und Ausstellungs A.-G. und das Leipziger Messeamt, Wettbewerb.[21]
  • 1929: Museumserweiterung und Kornmarktumgestaltung in Bautzen, Wettbewerb, 4. Preis.[22][23]
  • 1931: Bebauungsplan Zagreb, Kroatien, Wettbewerb, Zusammenarbeit mit Prof. Dr.-Ing. Blum, Ankauf.[24][25]
  • 1934: Internationaler Wettbewerb, städtebaulicher General- und Bebauungsplan für Groß-Sofia, Siegerprojekt, Fertigstellung bi 1937.
  • 1934–35: Wettbewerbsentwurf für das Gauforum Dresden, Ankauf.[26]

Schriften

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  • Die Umstellung im Siedlungswesen. Vorbereitung, Durchführung und Ertragsberechnung der neuen vorstädtischen Kleinsiedlungen und Kleinbauernstellen. Hrsg.: Adolf Muesmann, Verlag: Julius Hoffmann Stuttgart, 1932.

Literatur

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  • Muesmann, Adolf. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 3: K–P. E. A. Seemann, Leipzig 1956, S. 444 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Der General- und Stadtbebauungsplan von Sofia. Prof. Muesmann. In: „Monatshefte für Baukunst und Städtebau“, Berlin. 4 S., 13 Abb., Juni 1940.
  • Professor Adolf Muesmann 60 Jahre alt. In: Sächsische Volkszeitung, Mittwoch, 8. Juli 1940, Nr. 153, S. 4.
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Commons: Adolf Muesmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Handbuch des Kunstmarktes. Kunstadressbuch für das Deutsche Reich, Danzig und Deutsch-Österreich. Antiqua Verl.-Ges. Kalkoff, Berlin, 1926, S. 38
  2. Die Form - Zeitschrift für gestaltende Arbeit, Heft 7, 1932, S. 234
  3. Riesaer Tageblatt und Anzeiger, Nr. 5, 7. Januar 1935, S. 3.
  4. Morgenausgabe Dresdner Nachrichten, Nr. 578, 9. Dezember 1937, S. 4.
  5. Dresdner Nachrichten, Nr. 2, 3. Januar 1940, S. 4.
  6. Deutsche Bauzeitung, 72. Jg., Heft 17, 27. April 1938, B 473–475.
  7. Stadtbaurat Paul Wolf: Jahresschau Deutscher Arbeit, Ausstellung „Wohnung und Siedlung“, Dresden 1925. In: Deutsche Bauzeitung. 59. Jg., Nr. 69, 1925, S. 541–548.
  8. Fünfte Jahresschau Deutscher Arbeit Dresden, Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung, Amtlicher Führer, Verlag der Jahresschau Deutscher Arbeit Dresden, 1926, S. 62.
  9. Dresdner Nachrichten, 72. Jg., Nr. 224, 12. Mai 1928, S. 3.
  10. Aufschliessung und Bebauung des Geländes in Leipzig-Gohlis-Nord. In: Wettbewerbe für Baukunst und Schwesterkünste, Monatsheft zur Deutschen Bauzeitung Nr. 8, 1929, Berlin, S. 85–92.
  11. Der Baumeister, 30. Jg., Heft 7, 1932, S. 241.
  12. „Wir fingen einfach an.“ Arbeiten und Aufsätze von Freunden und Schülern um Richard Riemerschmid zu dessen 85. Geburtstag, 1953.
  13. Der Baumeister, Juli 1909, Beilage, B 119.
  14. Der Pionier - Monatsblätter für christliche Kunst, praktische Kunstfragen und kirchliches Kunsthandwerk, II. Jahrgang, 9. Heft, Juni 1910, S. 65–67.
  15. Der Baumeister, April 1911, Beilage, 112 B.
  16. Deutsche Bauzeitung, Heft 17, 72. Jahr, 27. April 1938, B 473–474.
  17. Der Baumeister, Heft 5/6, Beilage, Mai/Juni 1922, B 37–38.
  18. Deutsche Bauzeitung, 60 Jg., Nr. 44, 2. Juni 1926, S. 86.
  19. Stadt Leipzig. Die Sakralbauten. (= Die Bau- und Kunstdenkmäler von Sachsen.) Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 1995, Band 3, S. 949.
  20. Aufschliessung und Bebauung des Geländes in Leipzig-Gohlis-Nord. In: Wettbewerbe für Baukunst und Schwesterkünste, Monatsheft zur Deutschen Bauzeitung Nr. 8, 1929, Berlin, S. 85–92.
  21. Der Baumeister, Beilage, Februar 1929, Heft 2, B 47.
  22. Zur Erweiterung des Bautzner Museums. In: Dresdner Nachrichten vom 13. Juli 1929, Nr. 325, S. 6.
  23. Der Baumeister, Beilage, Oktober 1929, B 192.
  24. Dresdner neueste Nachrichten, 30. Juli 1932, Nr. 177, S. 2.
  25. Der Baumeister, Beilage, Heft 12, Dezember 1931, B 217.
  26. Morgen-Ausgabe Dresdner Nachrichten, Nr. 263, 6. Juni 1935, S. 5.