Aaron Maté

kanadischer Journalist

Aaron Maté (* 13. März 1982 in Vancouver) ist ein kanadischer Journalist.

Aaron Maté (2021)

Leben und Tätigkeit Bearbeiten

Maté ist ein Sohn des Arztes, Psychotherapeuten, Buchautors und Vortragenden Gabor Maté und seiner Ehefrau Rae. Durch seinen Vater, einen Holocaustüberlebenden, der nach 1945 nach Kanada auswanderte, ist er ungarisch-jüdischer Abstammung.

Nach dem Schulbesuch studierte Maté an der Concordia University in Montreal. Trotz seiner jüdischen Abstammung betätigte Maté sich während seiner Studienzeit führend in einer pro-palästinensischen Studentenorganisation. Von 2003 bis 2005 arbeitete Maté als Forschungsassistent für Naomi Klein.

In den folgenden Jahren arbeitete Maté als Journalist für Democracy Now, The Real News Network und Al Jazeera.

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Maté während der Jahre nach 2016 durch seine Berichte zu den Vorwürfen gegen den zu dieser Zeit amtierenden US-Präsidenten Donald Trump zu angeblichen Absprachen Trumps mit Russland im Rahmen der Präsidentschaftswahl 2016, die vor allem in der Wochenzeitschrift The Nation veröffentlicht wurden. Schon im Mai 2018 warnte er explizit, dass es eine Illusion sei, zu hoffen, Trump auf Basis dieser Anschuldigungen zur Strecke bringen zu können.[1]

Für seine Berichte und Analysen über die Vorwürfe gegen Trump und über die Ermittlungen zu diesen Vorwürfen wurde Maté im April 2019 vom Park Center for Independent Media des Ithaca College mit dem Izzy Award, benannt nach dem Journalisten I. F. Stone, ausgezeichnet. In seiner Dankesrede sprach er darüber, wie wichtig es sei, sich im Journalismus auf Fakten zu verlassen. Er erklärte, er glaube, dass die Mainstream-Medien ein falsches Narrativ verbreitet hätten, wonach Trump während des Wahlkampfes 2016 mit der russischen Regierung zusammengearbeitet habe und dass der Abschlussbericht von Sonderermittler Robert Mueller zeige, dass die Trump-Russland-Verschwörung, die vom politischen Establishment der US-Medien verbreitet werde, weitgehend erfunden sei.[2]

Matés Leistungen im Zusammenhang mit der Aufdeckung der ab 2016 verbreiteten Legenden über ein angebliches Zusammenagieren von Trump mit Russland fanden auch sonst, zumal nachdem sie durch Muellers Bericht bestätigt wurden, in journalistischen Kreisen große Anerkennung. Der Investigativreporter Matt Taibbi schrieb hierzu beispielsweise:

„In den vergangenen Jahren hat er [Maté] wahrscheinlich mehr als irgendein anderer Reporter dazu beigetragen, diverse Russiagate-Mythen zu widerlegen. Die stärksten Waffen, derer er sich dabei bedient, waren die Grundlagen des journalistischen Handwerks - nämlich die Lektüre öffentlich zugänglicher Dokumente und die Aufforderung von verantwortlichen Personen Stellung zu kritischen Fragen zu nehmen.[3]

Richard Sakwa hat Maté derweil in seiner Studie über die Verschwörungstheorien um die Einmischung Russlands in die Präsidentschaftswahlen von 2016 als einen „hervorragenden Widerleger“ (leading debunker) dieser Theorien gelobt.[4]

Seine Forschungsergebnisse zu diesem Themenkomplex hat Maté in einer 2023 erschienenen Monographie mit dem Titel Cold War, Hot War zusammengefasst. Noam Chomsky lobte das Werk als eine „hochaufschlussreiche Untersuchung der politischen Malaise, in der wir gegenwärtig stecken“ ("A highly instructive inquiry into our current malaise")[5]

Seit 2019 arbeitet Maté überwiegend für die linksextreme Nachrichtenplattform The Grayzone.[6][7]

Im September 2020 sagte Maté als Sachverständigen vor einem Ausschuss der Vereinten Nationen über den angeblichen Einsatz von Giftgas in Douma in Syrien im Jahr 2018 aus.

Seit 2020 moderiert Maté das Informationsprogramm Pushback with Aaaron Maté und seit 2022 vertritt er außerdem den Journalisten Matt Taibbi als ständiger Komoderator des wöchentlichen politisch-humoristischen Podcast Useful Idiots, den er seither zusammen mit der Komikerin Katie Halper moderiert.

Im Oktober 2022 wurden Maté und der Gründer von The Grayzone, Max Blumenthal, eingeladen am Web Summit in Lissabon als Redner aufzutreten. Die Einladung wurde später vom Veranstalter zurückgezogen. Hintergrund dieses Schrittes war die Haltung ihrer Nachrichtenplattform zu dem seit Februar 2022 andauernden Krieg in der Ukraine. Kritiker warfen ihnen vor, in diesem Konflikt eine anti-ukrainische und prorussische Position eingenommen zu haben. So wurde Maté beispielsweise die Einschätzung angereidet, dass der Regierungswechsel in der Ukraine im Jahr 2014 das Ergebnis eines „faschistischen Coups“ dargestellt habe. Direkter Anlass für die Ausladung der beiden Journalisten war die Forderung der Ehefrau des ukrainischen Regierungschefs, Olena Selenska, die als Hauptrednerin an der Konferenz teilnahm, an die Organisatoren, dies zu tun („The pair had been cancelled from the event at the insistence of the first lady of Ukraine Olena Zelenska“). Blumenthal wies die Vorwürfe gegen seine Website im Zusammenhang mit der Ukrainefrage zurück und sah die Zurückziehung der Einladung von ihm und Maté als Teil einer Kampagne, in der Stimmen, die sich im Ukraine-Krieg „für Verhandlungen und für die Ablehnung eines Stellvertreterkriegs“ aussprechen würden „gnadenlos zum Schweigen gebracht“ werden würden („calls for negotiation and [for] dissent against a proxy way [...] are ruthlessly silenced“).[8][9][10]

Schriften Bearbeiten

  • Cold War, Hot War: How Russiagate Created Chaos from Washington to Ukraine, 2023.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Aaron Maté – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Aaron Maté: Don’t Count on Russiagate to Bring Trump Down. In: The Nation. 3. Mai 2018, abgerufen am 12. August 2023 (englisch).
    Aaron Maté: The Mueller Indictments Still Don’t Add Up to Collusion. In: The Nation. 13. Juni 2018, abgerufen am 12. August 2023 (englisch).
    Aaron Maté: Mueller Takes Aim, but Is Trump in Trouble? In: The Nation. 30. November 2018, abgerufen am 12. August 2023 (englisch).
    Aaron Maté: The Manafort Revelation Is Not a Smoking Gun. In: The Nation. 11. Januar 2019, abgerufen am 12. August 2023 (englisch).
    Aaron Maté: Mueller Accuses Roger Stone of Lying and Bullying—but Not Collusion. In: The Nation. 19. Februar 2019, abgerufen am 12. August 2023 (englisch).
  2. Sydney Keller: Park Center for Independent Media holds 11th annual Izzy Awards. In: The Ithacan. 17. April 2019, abgerufen am 12. August 2023 (englisch).
  3. Im Original lautet das Zitat "In the past years he’s probably done more than any one reporter to debunk Russiagate myths, and his most potent weapon has been doing the journalistic basics — reading public documents, and calling for comment.“ (Eintrag bei Booktopia.com)
  4. Richard Sawka: The Russia Scare: Fake News and Genuine Threat, 2022, S. 103.
  5. Eintrag bei Booktopia.com.
  6. Caitlin Thompson: Enter the Grayzone: fringe leftists deny the scale of China’s Uyghur oppression. In: codastory.com. 30. Juli 2020, abgerufen am 11. Mai 2023 (englisch).
  7. Bruce Bawer: Useful Idiot - The curious case of Max Blumenthal. Abgerufen am 11. Mai 2023 (englisch).
  8. Ronan McGreevy: Web Summit cancels invitations to two speakers following ‘pro-Russian’ backlash. In: irishtimes.com. 28. Oktober 2022, abgerufen am 11. Mai 2023 (englisch).
  9. Paul Hyland: Web Summit disinvites far-left news website The Grayzone from conference over Ukraine articles. In: independent.ie. 26. Oktober 2022, abgerufen am 19. Dezember 2023 (englisch).
  10. Cianan Brennan: Cosgrave defends dinner with two journalists disinvited from Web Summit. In: irishexaminer.com. 3. November 2022, abgerufen am 19. Dezember 2023 (englisch).