714. Infanterie-Division (Wehrmacht)

Die 714. Infanterie-Division war eine deutsche Infanteriedivision im Zweiten Weltkrieg.

714. Infanterie-Division

Logo
Truppenkennzeichen
Aktiv 1. Mai 1941 bis 31. März 1943
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Heer
Truppengattung Infanterie
Typ Infanteriedivision
Gliederung Gliederung
Aufstellungsort Braunsberg
Zweiter Weltkrieg Schlacht an der Neretva
Kommandeure
Siehe: s. u.

Geschichte Bearbeiten

Aufstellung Bearbeiten

Die Division wurde am 1. Mai 1941 für den Wehrkreis I (Braunsberg) durch den Wehrkreisbefehlshaber Prag im Rahmen der 15. Aufstellungswelle als statischer Verband mit zwei Regimentern aufgestellt. Anschließend wurde die Division als Besatzungstruppe in Jugoslawien der 2. Armee unterstellt eingesetzt.

Besatzungstruppe Serbien Bearbeiten

Im Juli 1941 folgte der Einsatz der Division in Serbien bei der 12. Armee. Anfang 1943 war die Division bei der Schlacht an der Neretva eingesetzt.

Umgliederung Bearbeiten

Am 1. April 1943 wurde die 714. Infanterie-Division in Kroatien neu gegliedert. Die älteren Jahrgänge der Mannschaften wurden gegen jüngere Jahrgänge der Wehrkreise I, II, III und X ausgetauscht und die Division in 114. Jäger-Division umbenannt.

114. Jäger-Division Bearbeiten

Aufstellung durch Umbenennung Bearbeiten

Die 114. Jäger-Division wurde anschließend in Kroatien bei der 2. Panzerarmee eingesetzt. Nachdem die Wehrmacht in Jugoslawien eingerückt war, erhielt die Division den Auftrag Momčilo Đujić und seine Dinarische Tschetnik-Division festzusetzen. Da die Division aber den Schutz von Verkehrswegen übernommen hatte, wurde der Auftrag nicht ausgeführt.

Verlegung nach Italien Bearbeiten

Es folgte ab 1944 die Verlegung der Division nach in Italien zur 14. Armee, später zur 10. Armee.

Nettuno Bearbeiten

Gemeinsam mit der 715. Infanterie-Division kämpfte die Division am Brückenkopf von Nettuno. Ab April 1944 folgte der Einsatz an der Gustav-Linie bei Monte Cassino und ab Oktober 1944 die Verlegung nach Rimini. Über Ravenna im Dezember 1944 folgte der Rückzug nach Norditalien. Sie nahm noch an der Frühjahrsoffensive in Italien teil, mussten den Rückzug aus Montese antreten und hatte im März 1945 nur noch knapp 1.000 Mann.

Kapitulation Bearbeiten

Ende April 1945, auf die Stärke von zwei Bataillone reduziert, gingen die Reste der Division im Raum Brescia in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft. Der Divisionskommandeur Strahammer wurde im Mai 1945 unter ungeklärten Umständen in der Kriegsgefangenschaft erschossen.

Kriegsverbrechen Bearbeiten

Die Besatzungsdivisionen 704. Infanterie-Division, 714. Infanterie-Division, 717. Infanterie-Division und 718. Infanterie-Division waren für eine Vielzahl von Kriegsverbrechen im besetzten Gebiet verantwortlich.

Im Juni 1944 verübten Teile der Division bei Filetto di Camerda das Massaker am Gran Sasso. Ein Trupp der Nachrichten-Abteilung 114 war von Partisanen überfallen worden und es kam angeblich zu vier Toten, was später zu zwei Toten korrigiert wurde. Als Vergeltung wurden 22 männliche Zivilisten „z. T. bei erneuten bewaffneten Widerstand“ oder bei der „Flucht“ erschossen.[1]

Ende des gleichen Monats folgte das Massaker von Gubbio. Nach einem Anschlag auf zwei Angehörige des III. Bataillons des Jäger-Regiments 721 wurden 40 Personen im Alter von 17 bis 60 Jahre durch Angehörige des II. Bataillons des Jäger-Regiments 721 erschossen.[2] Als Hauptverantwortlicher für das Massaker wurde der als brutal geltende Divisionskommandeur Boelsen festgestellt.

Ende November 1944 folgte bei Ravenna durch das Jäger-Regiment 721 das Massaker von Madonna dell’Albero mit 56 Toten, darunter 17 Frauen und 16 Kinder.[3]

Laut des von der Deutschen Bundesregierung finanzierten und von einer Historikerkommission geleiteten Projekts Atlante degli Stragi Naziste e Fasciste in Italia (dt. Atlas der nazistischen und faschistischen Massaker in Italien) wurden im Zeitraum September 1943 bis April 1945 bei Massakern und Exekutionen in Italien etwa 180 Menschen von Angehörigen der Division getötet.

Nach Kriegsende wurde die Division 1946 im Bericht UK-66, einem britischen Dokument über German Reprisals for Partisan Activities in Italy aufgeführt,[4] welcher bei den Nürnberger Prozessen berücksichtigt wurde. Es wurde nachgewiesen, dass ein großer Teil der Kriegsverbrechen in Italien von der Fallschirm-Panzer-Division 1 Hermann Göring durchgeführt wurden. Nachfolgend wird die 1. Fallschirmjäger-Division, die 16. SS-Panzergrenadier-Division und die 114. Jäger-Division aufgeführt.

Kommandeur Bearbeiten

Gliederung Bearbeiten

1941

  • Infanterie-Regiment 721 (Prag)
  • Infanterie-Regiment 741 (Budweis)
  • Artillerie-Abteilung 661 mit drei Batterien
  • Divisions-Einheiten 714 mit jeweils nur einer Pionier-Kompanie 714 und einer Nachrichten-Kompanie 714

1943

  • Grenadier-Regiment 721 (aus dem Infanterie-Regiment 721), später Jäger-Regiment 721
  • Grenadier-Regiment 741 (aus dem Infanterie-Regiment 741), später Jäger-Regiment 741
  • Artillerie-Abteilung 661 (um ein Regiment verstärkt)
  • Pionier-Bataillon 114 (aus der Pionier-Kompanie 714)
  • Jäger-Divisions-Nachrichten-Abteilung 114 (aus der Nachrichten-Kompanie 714)
  • Radfahr-Abteilung 114
  • Panzerjäger-Abteilung 114

Bekannte Divisionsangehörige Bearbeiten

  • Matthias Defregger: Befehlshaber beim Massaker am Gran Sasso, Kommandeur der Nachrichten-Abteilung 114

Literatur Bearbeiten

  • Samuel W. Mitcham (2007). German Order of Battle. Volume Two: 291st – 999th Infantry Divisions, Named Infantry Divisions, and Special Divisions in WWII. PA; United States of America: Stackpole Books. ISBN 978-0-8117-3437-0, S. 251+252.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 12. Die Landstreitkräfte 631–800. Biblio-Verlag, Bissendorf 1975, S. 177.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Gerhard Schreiber: Deutsche Kriegsverbrechen in Italien: Täter, Opfer, Strafverfolgung. C.H.Beck, 1996, ISBN 978-3-406-39268-9, S. 165 (google.de [abgerufen am 22. August 2020]).
  2. Gerhard Schreiber: Deutsche Kriegsverbrechen in Italien: Täter, Opfer, Strafverfolgung. C.H.Beck, 1996, ISBN 978-3-406-39268-9, S. 170 (google.de [abgerufen am 22. August 2020]).
  3. Madonna dell’Albero, Ravenna, 27.11.1944. In: straginazifasciste.it. 7. September 2016, abgerufen am 2. Februar 2023 (italienisch).
  4. Report of British War Crimes Section on Allied Force Headquarters on German Reprisals for Partisan Activity in Italy. Abgerufen am 22. August 2020.