Olympische Sommerspiele 1996/Leichtathletik – Kugelstoßen (Frauen)

Leichtathletikwettbewerb der Frauen bei den 26. Olympischen Sommerspielen

Das Kugelstoßen der Frauen bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta wurde am 31. Juli und 2. August 1996 im Centennial Olympic Stadium ausgetragen. 25 Athletinnen nahmen teil.

Sportart Leichtathletik
Disziplin Kugelstoßen
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 25 Athletinnen aus 16 Ländern
Wettkampfort Centennial Olympic Stadium
Wettkampfphase 31. Juli 1996 (Qualifikation)
2. August 1996 (Finale)
Medaillengewinnerinnen
Deutschland Astrid Kumbernuss (GER)
China Volksrepublik Sui Xinmei (CHN)
RusslandRussland Irina Chudoroschkina (RUS)
1992 2000
Das Centennial Olympic Stadium von Atlanta im Jahr 1996

Olympiasiegerin wurde die Deutsche Astrid Kumbernuss. Sie gewann vor der Chinesin Sui Xinmei und der Russin Irina Chudoroschkina.

Für Deutschland starteten neben Siegerin Kumbernuss noch Kathrin Neimke und Stephanie Storp. Beide qualifizierten sich für das Finale. Storp wurde Sechste, Neimke Siebte.
Athletinnen aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Aktuelle Titelträgerinnen Bearbeiten

Olympiasiegerin 1992 Swetlana Kriweljowa (IOC  EUN) 21,06 m Barcelona 1992
Weltmeisterin 1995 Astrid Kumbernuss (Deutschland  Deutschland) 21,22 m Göteborg 1995
Europameisterin 1994 Wita Pawlysch (Ukraine  Ukraine) 19,61 m Helsinki 1994
Panamerikanische Meisterin 1995 Connie Price-Smith (Vereinigte Staaten  USA) 19,17 m Mar del Plata 1995
Zentralamerika und Karibik-Meisterin 1995 Belsy Laza (Kuba  Kuba) 17,64 m Guatemala-Stadt 1995
Südamerika-Meisterin 1995 Elisângela Adriano (Brasilien  Brasilien) 17,37 m Manaus 1995
Asienmeisterin 1995 Sui Xinmei (China Volksrepublik  Volksrepublik China) 18,87 m Jakarta 1995
Afrikameisterin 1996 Hanan Ahmed Khaled (Agypten  Ägypten) 14,47 m Yaoundé 1996
Ozeanienmeisterin 1994 Elizabeth Binns (Neuseeland  Neuseeland) 13,08 m Auckland 1994

Bestehende Rekorde Bearbeiten

Weltrekord 22,63 m Natalja Lissowskaja (Sowjetunion  Sowjetunion) Moskau, Sowjetunion (heute Russland) 7. Juni 1987[1]
Olympischer Rekord 22,41 m Ilona Slupianek (Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR) Finale OS Moskau, Sowjetunion (heute Russland) 24. Juli 1980

Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Der weiteste Stoß gelang der deutschen Olympiasiegerin Astrid Kumbernuss mit 20,56 m in ihrem ersten Versuch im Finale. Damit blieb sie 1,85 m unter dem Olympia- und 2,07 m unter dem Weltrekord.

Leistungsniveau auf dem Hintergrund des Einsatzes unerlaubter Mittel Bearbeiten

Das Leistungsniveau war nicht mehr vergleichbar mit dem Level, das von den Athletinnen in den 1980er Jahren angeboten wurde, als 20-Meter-Weiten in Serie produziert wurden. Damals hatte es auch zahlreiche Stöße von mehr als 21 bzw. im absoluten Spitzenbereich sogar 22 Metern gegeben. Der nun eingetretene Leistungsrückgang muss gesehen werden vor allem im Zusammenhang mit einem besonderen Höhepunkt des Einsatzes verbotener Mittel zur Leistungssteigerung. In zahlreichen Veröffentlichungen gibt es Hinweise auf Dopingpraktiken der 1980er Jahre, die Kontrollen hatten einen noch löchrigeren Standard als später. So gibt es im Sinne eines sauberen Sports aus Fachkreisen unter anderem Forderungen nach Rücknahme aller bestehenden Leichtathletik-Rekorde.[2] Es finden sich zwar keine offiziellen Nachweise oder positiven Dopingbefunde für die Athletinnen, die damals mit ihren Leistungen geglänzt hatten. Aber die kritischen Rückblicke dazu kommen nicht aus dem Nichts.[3][4]

Legende Bearbeiten

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
x ungültig

Anmerkungen zu zwei Angaben:

  • Zeiten: Ortszeit Atlanta (UTC−5)
  • Weiten: in Metern (m) angegeben

Qualifikation Bearbeiten

31. Juli 1996, ab 17:15 Uhr[5]

Für die Qualifikation wurden die Athletinnen in zwei Gruppen gelost. Neun von ihnen (hellblau unterlegt) übertrafen die direkte Finalqualifikationsweite von 18,80 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmerinnen nicht erreicht und das Finalfeld wurde mit den drei nächstbesten Starterinnen beider Gruppen (hellgrün unterlegt) auf zwölf Wettbewerberinnen aufgefüllt. So waren für die Finalteilnahme schließlich 18,55 m notwendig.

Gruppe A Bearbeiten

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch Weite
1 Astrid Kumbernuss Deutschland  Deutschland 19,93 19,93
2 Connie Price-Smith Vereinigte Staaten  USA 18,79 x 19,08 19,08
3 Wita Pawlysch Ukraine  Ukraine 17,49 19,04 19,04
4 Irina Korschanenko Russland  Russland x 18,92 18,92
5 Yumileidi Cumbá Kuba  Kuba 18,44 18,55 18,47 18,55
6 Li Meisu China Volksrepublik  Volksrepublik China 17,88 x 18,39 18,39
7 Swetlana Kriweljowa Russland  Russland 18,23 17,60 17,86 18,23
8 Valeyta Althouse Vereinigte Staaten  USA 17,62 17,54 18,16 18,16
9 Elvira Urusowa Georgien 1990  Georgien 16,61 17,27 17,69 17,69
10 Karoliina Lundahl Finnland  Finnland 17,14 16,97 x 17,14
11 Jelena Baltabejewa Kasachstan  Kasachstan 16,40 x 15,35 16,40
12 Teresa Machado Portugal  Portugal 15,91 15,62 15,60 15,91
DNS Huang Zhihong China Volksrepublik  Volksrepublik China

Gruppe B Bearbeiten

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch Weite
1 Sui Xinmei China Volksrepublik  Volksrepublik China 19,36 19,36
2 Stephanie Storp Deutschland  Deutschland 19,29 19,29
3 Valentina Fedjuschina Ukraine  Ukraine 19,22 19,22
4 Irina Chudoroschkina Russland  Russland x 17,73 19,03 19,03
5 Kathrin Neimke Deutschland  Deutschland 19,02 19,02
6 Belsy Laza Kuba  Kuba 18,15 18,61 18,58 18,61
7 Judy Oakes Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 18,37 18,56 18,45 18,56
8 Ramona Pagel Vereinigte Staaten  USA 17,61 18,55 18,48 18,55
9 Svetla Mitkova Bulgarien  Bulgarien 17,41 17,48 17,30 17,48
10 Lee Myung-sun Korea Sud  Südkorea 15,90 16,92 16,64 16,92
11 Elisângela Adriano Brasilien  Brasilien x 16,49 14,61 16,49
12 Nada Kawar Jordanien  Jordanien 15,28 x 14,73 15,28
13 Lisa Misipeka Samoa Amerikanisch  Amerikanisch-Samoa 13,40 13,72 13,74 13,74
DNS Corrie de Bruin Niederlande  Niederlande

Finale Bearbeiten

 
Connie Price-Smith belegte Rang fünf

2. August 1996, 18:55 Uhr[5]

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch 4. Versuch 5. Versuch 6. Versuch Endresultat
1 Astrid Kumbernuss Deutschland  Deutschland 20,56 x 19,67 x x 20,47 20,56
2 Sui Xinmei China Volksrepublik  Volksrepublik China 19,06 18,95 19,88 19,24 19,21 19,43 19,88
3 Irina Chudoroschkina Russland  Russland 19,35 x x x 19,35
4 Wita Pawlysch Ukraine  Ukraine 17,30 18,20 19,30 18,21 19,23 x 19,30
5 Connie Price-Smith Vereinigte Staaten  USA 18,44 18,61 19,22 x x x 19,22
6 Stephanie Storp Deutschland  Deutschland 18,91 x x 18,06 18,25 19,06 19,06
7 Kathrin Neimke Deutschland  Deutschland 17,87 18,40 18,92 x 18,62 18,65 18,92
8 Irina Korschanenko Russland  Russland 18,43 x 18,55 18,65 18,50 18,68 18,68
9 Ramona Pagel Vereinigte Staaten  USA 16,57 18,48 17,55 nicht im Finale der
besten acht Athletinnen
18,48
10 Belsy Laza Kuba  Kuba x 18,40 18,40 18,40
11 Judy Oakes Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 18,34 18,10 18,18 18,34
12 Valentina Fedjuschina Ukraine  Ukraine x x 17,99 17,99

Zwölf Athletinnen hatten sich für das Finale qualifiziert, neun von ihnen über die geforderte Qualifikationsweite, die anderen drei über ihre Platzierungen. Drei Deutsche, zwei Russinnen, zwei Ukrainerinnen und zwei US-Amerikanerinnen trafen auf je eine Teilnehmerin aus China, Kuba und Großbritannien.

Die amtierende Weltmeisterin Astrid Kumbernuss aus Deutschland war die Favoritin. Sie war bis zu den Spielen in 37 Wettkämpfen ungeschlagen geblieben. Die russische Olympiasiegerin von 1992 Swetlana Kriweljowa, vor vier Jahren für das Vereinte Team startend, war in der Qualifikation ebenso ausgeschieden wie die WM- und EM-Dritte Swetla Mitkova aus Bulgarien. Vizeweltmeisterin Huang Zhihong war für den Wettkampf gemeldet, jedoch nicht angetreten. Stärkste Konkurrentinnen für Kumbernuss waren die WM-Fünfte Sui Xinmei aus China und die später wegen wiederholter Dopingverstöße auf Lebenszeit gesperrte Europameisterin Wita Pawlysch aus der Ukraine.[6]

Astrid Kumbernuss übernahm gleich im ersten Versuch mit 20,56 m die Führung, die bis zum Ende der Konkurrenz Bestand hatte. Kumbernuss war die einzige Athletin, die die Kugel über die 20-Meter-Marke brachte, in ihrem letzten gültigen Versuch erreichte sie noch einmal 20,47 m. Die Russin Irina Chudoroschkina hatte ihre Bestweite von 19,35 m ebenfalls mit ihrem ersten Stoß erreicht und lag damit für zwei Runden an zweiter Position. Im dritten Durchgang gelangen Sui Xinmei 19,88 m. Damit übertraf sie die Russin und gewann die Silbermedaille. Mit ihrer Weite von 19,35 m blieb Irina Chudoroschkina bis zum Schluss auf dem Bronzerang. Wita Pawlysch wurde knapp dahinter Vierte mit 19,30 m acht Zentimeter vor der US-Amerikanerin Connie Price-Smith. Im letzten Versuch gelangen der Deutschen Stephanie Storp 19,06 m, womit sie den sechsten Platz belegte. Die Olympiazweite von 1988 – damals für die DDR – und Bronzemedaillengewinnerin von 1992 – nun für Deutschland – Kathrin Neimke, kam diesmal auf Rang sieben.

Videolinks Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Gerd Rubenbauer (Hrsg.), Olympische Sommerspiele Atlanta 1996 mit Berichten von Britta Kruse, Johannes Ebert, Andreas Schmidt und Ernst Christian Schütt, Kommentare: Gerd Rubenbauer und Hans Schwarz, Chronik Verlag im Bertelsmann Verlag, Gütersloh / München 1996, S. 52f

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Athletics - Progression of outdoor world records (Women), Shot put - Women, sport-record.de (englisch), abgerufen am 18. Januar 2021
  2. Michael Reinsch, Tabula rasa bei Leichtathletik-Rekorden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, aktualisiert am 3. Mai 2017, abgerufen am 18. Januar 2022
  3. „Da wird alles geschluckt“. In: Der Spiegel H. 18/1990, 30. April 1990, spiegel.de, abgerufen am 18. Januar 2022
  4. Das Drama der dubiosen Diva. In: Der Standard 24. September 2013, derstandard.at, abgerufen am 18. Januar 2022
  5. a b Official Report of the Centennial Olympic Games, v.3 The Competition Results, Resultate Leichtathletik: S. 94, englisch/französisch (PDF, 27.555 KB), abgerufen am 18. Januar 2022
  6. Doping beim Kugelstoßen. In Kölner Stadt-Anzeiger 22. August 2004, ksta.de, abgerufen am 18. Januar 2022