Olympische Sommerspiele 1972/Leichtathletik – 5000 m (Männer)

Der 5000-Meter-Lauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1972 in München wurde am 7. und 10. September 1972 im Olympiastadion München ausgetragen. 61 Athleten nahmen teil.

Sportart Leichtathletik
Disziplin 5000 m
Geschlecht Männer
Teilnehmer 61 Athleten aus 35 Ländern
Wettkampfort Olympiastadion München
Wettkampfphase 7. September 1972 (Vorläufe)
10. September 1972 (Finale)
Siegerzeit 13:26,42 min Olympischer Rekord
Medaillengewinner
Finnland Lasse Virén (FIN)
Tunesien Mohamed Gammoudi (TUN)
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Ian Stewart (GBR)
1968 1976

Olympiasieger wurde der Finne Lasse Virén. Die Silbermedaille gewann der Tunesier Mohamed Gammoudi, Bronze ging an den Briten Ian Stewart.

Für die Bundesrepublik Deutschland – offiziell Deutschland – starteten Harald Norpoth, Wolfgang Riesinger und Jürgen May. May und Riesinger scheiterten in ihren Vorläufen. Norpoth erreichte das Finale und wurde dort Sechster.
Die DDR wurde durch Frank Eisenberg vertreten, der im Finale Rang neun erreichte.
Der Schweizer Fritz Rüegsegger schied im Vorlauf aus.
Läufer aus Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Rekorde Bearbeiten

Bestehende Rekorde Bearbeiten

Weltrekord 13:16,6 min Ron Clarke (Australien  Australien) Stockholm, Schweden 6. Juli 1966[1]
Olympischer Rekord 13:39,6 min Wolodymyr Kuz (Sowjetunion 1955  Sowjetunion) Finale OS Melbourne, Australien 28. November 1956

Rekordverbesserungen Bearbeiten

Der seit 1956 bestehende olympische Rekord wurde zweimal verbessert:

Durchführung des Wettbewerbs Bearbeiten

Die Athleten traten am 7. September zu insgesamt fünf Vorläufen an. Die jeweils zwei Laufersten – hellblau unterlegt – sowie die nachfolgend vier Zeitschnellsten – hellgrün unterlegt – erreichten das Finale am 10. September.

Zeitplan Bearbeiten

7. September, 14:30 Uhr: Vorläufe
10. September, 15:10 Uhr: Finale[2]

Vorrunde Bearbeiten

Datum: 7. September 1972, ab 14:30 Uhr[3]

Vorlauf 1 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit
1 Mohamed Gammoudi Tunesien  Tunesien 13:49,8 min
2 David Bedford Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 13:49,8 min
3 Ben Jipcho Kenia  Kenia 13:56,8 min
4 Anders Gärderud Schweden  Schweden 13:57,2 min
5 Michael Keogh Irland  Irland 13:57,8 min
6 René Goris Belgien  Belgien 13:57,8 min
7 Arne Risa Norwegen  Norwegen 14:01,6 min
8 Takaharu Koyama Japan 1870  Japan 14:12,6 min
9 Carlos Lopes Portugal  Portugal 14:29,6 min
10 Esau Adenji Kamerun 1961  Kamerun 15:19,6 min
11 Phang Cue Suppiah Singapur  Singapur 15:36,6 min
DNS Jadour Haddou Marokko  Marokko
Siatka Badji Senegal  Senegal
Dane Korica Jugoslawien  Jugoslawien

Vorlauf 2 Bearbeiten

 
Dick Quax (im Jahr 1977) – ausgeschieden als Neunter des zweiten Vorlaufs
Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Emiel Puttemans Belgien  Belgien 13:31,8 min OR
2 Steve Prefontaine Vereinigte Staaten  USA 13:32,6 min
3 Harald Norpoth Deutschland BR  BR Deutschland 13:33,4 min
4 Javier Álvarez Spanien 1945  Spanien 13:36,6 min
5 Grant McLaren Kanada  Kanada 13:43,8 min
6 Pedro Miranda Mexiko  Mexiko 13:45,2 min
7 Wladimir Afonin Sowjetunion 1955  Sowjetunion 14:08,6 min
8 Raymond Zembri Frankreich  Frankreich 14:34,4 min
9 Dick Quax Neuseeland  Neuseeland 14:35,2 min
10 Gert Kærlin Danemark  Dänemark 14:39,2 min
11 Carlos Cuque Guatemala  Guatemala 15:53,4 min
DNS Michail Jelew Bulgarien 1971  Bulgarien
Rafael Pérez Costa Rica  Costa Rica
Kerry O’Brian Australien  Australien

Vorlauf 3 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit
1 Ian McCafferty Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 13:38,2 min
2 Frank Eisenberg Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 13:38,4 min
3 Per Halle Norwegen  Norwegen 13:38,6 min
4 Dušan Moravčík Tschechoslowakei  Tschechoslowakei 13:40,4 min
5 Paul Mose Kenia  Kenia 13:41,4 min
6 Tapio Kantanen Finnland  Finnland 13:42,0 min
7 Tony Benson Australien  Australien 13:42,8 min
8 Boualem Rahoui Algerien  Algerien 13:45,0 min
9 Tekle Fetinsa Athiopien 1941  Äthiopien 13:50,4 min
10 Richard Tayler Neuseeland  Neuseeland 13:56,2 min
11 Edward Sequeira Indien  Indien 14:01,4 min
12 John Hartnett Irland  Irland 14:34,6 min
13 Abdullah Al-Mabrouk Saudi-Arabien  Saudi-Arabien 15:51,0 min
DNS Jos Hermens Niederlande  Niederlande

Vorlauf 4 Bearbeiten

 
Willy Polleunis – ausgeschieden als Fünfter des vierten Vorlaufs
Platz Name Nation Zeit
1 Juha Väätäinen Finnland  Finnland 13:32,8 min
2 Ian Stewart Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 13:33,0 min
3 Mariano Haro Spanien 1945  Spanien 13:36,4 min
4 Tolossa Kotu Athiopien 1941  Äthiopien 13:40,4 min
5 Willy Polleunis Belgien  Belgien 13:52,6 min
6 Nikolai Puklakow Sowjetunion 1955  Sowjetunion 13:57,6 min
7 Mario Pérez Mexiko  Mexiko 13:58,2 min
8 Leonard Hilton Vereinigte Staaten  USA 14:07,2 min
9 Wolfgang Riesinger Deutschland BR  BR Deutschland 14:15,2 min
10 Knut Børø Norwegen  Norwegen 14:15,8 min
11 Jørn Lauenborg Danemark  Dänemark 14:18,8 min
12 Evans Mogaka Kenia  Kenia 14:37,2 min
13 Damiano Musonda Sambia 1964  Sambia 14:37,4 min
DNS Ardelham Khamis Agypten 1972  Ägypten

Vorlauf 5 Bearbeiten

Miruts Yifter verpasste seinen Vorlauf, weil er einen falschen Stadioneingang genommen hatte. Er traf so nicht rechtzeitig zum Start ein.[4]

Platz Name Nation Zeit
1 Lasse Virén Finnland  Finnland 13:38,4 min
2 Nikolai Swiridow Sowjetunion 1955  Sowjetunion 13:38,4 min
3 Josef Jánský Tschechoslowakei  Tschechoslowakei 13:39,8 min
4 George Young Vereinigte Staaten  USA 13:41,2 min
5 Edmundo Warnke Chile  Chile 13:43,6 min
6 Bob Finlay Kanada  Kanada 13:44,0 min
7 Keisuke Sawaki Japan 1870  Japan 13:44,8 min
8 Bronisław Malinowski Polen 1944  Polen 13:48,2 min
9 Jürgen May Deutschland BR  BR Deutschland 14:06,6 min
10 Gavin Thorley Neuseeland  Neuseeland 14:11,6 min
11 Hikmet Şen Turkei  Türkei 14:26,0 min
12 Fritz Rüegsegger Schweiz  Schweiz 14:54,4 min
13 Usaia Sotutu Fidschi  Fidschi 15:24,2 min
DNS Miruts Yifter Athiopien 1941  Äthiopien
Crispin Quispe Bolivien  Bolivien

Finale Bearbeiten

 
Zweites Gold bei diesen Spielen
für Lasse Virén (hier in einem Rennen des Jahres 1971)
 
Nach Gold 1968 gab es hier Silber für Mohamed Gammoudi

Datum: 10. September 1972, 15:10 Uhr[5]

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Lasse Virén Finnland  Finnland 13:26,42 min OR
2 Mohamed Gammoudi Tunesien  Tunesien 13:27,33 min
3 Ian Stewart Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 13:27,61 min
4 Steve Prefontaine Vereinigte Staaten  USA 13:28,25 min
5 Emiel Puttemans Belgien  Belgien 13:30,82 min
6 Harald Norpoth Deutschland BR  BR Deutschland 13:32,58 min
7 Per Halle Norwegen  Norwegen 13:34,38 min
8 Nikolai Swiridow Sowjetunion 1955  Sowjetunion 13:39,31 min
9 Frank Eisenberg Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 13:40,84 min
10 Javier Álvarez Spanien 1945  Spanien 13:41,83 min
11 Ian McCafferty Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 13:43,20 min
12 David Bedford Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 13:43,22 min
13 Juha Väätäinen Finnland  Finnland 13:53,84 min
DNS Mariano Haro Spanien 1945  Spanien
Zwischenzeiten
Zwischenzeit-
Marke
Zwischenzeit Führende(r) 1000-m-Zeit
1000 m 2:46,3 min Nikolai Swiridow 2:46,3 min
2000 m 5:32,6 min Lasse Virén 2:46,3 min
3000 m 8:20,2 min Javier Álvarez 2:47,6 min
4000 m 10:59,9 min Steve Prefontaine 2:39,7 min
5000 m 13:26,4 min Lasse Virén 2:26,5 min

Es gab ein breites Favoritenfeld für dieses Rennen. Dazu gehörten nach seinem Olympiasieg über 10.000 Meter sieben Tage zuvor Lasse Virén aus Finnland, sein Landsmann Juha Väätäinen, Doppeleuropameister 1971 (5000/10.000 Meter), der erst 21-jährige US-Läufer Steve Prefontaine, der tunesische Olympiasieger von 1968 Mohamed Gammoudi, der Belgier Emiel Puttemans, Silbermedaillengewinner hier in München über 10.000 Meter, der Brite Ian Stewart, Europameister 1969, und auch der bundesdeutsche Läufer Harald Norpoth, zuletzt Dritter der Europameisterschaften 1971.

Das Finalrennen begann in verhaltenem Tempo, die Läufer blieben lange Zeit geschlossen zusammen. Vier Runden vor Schluss wagte Prefontaine einen Angriff, er steigerte das Tempo und das Feld riss auseinander An den Fersen des US-Amerikaners blieben Virén, Puttemans, Stewart und Gammoudi. Zu Beginn der letzten Runde übernahm Virén die Führung und forcierte noch einmal. Stewart und Puttemans fielen jetzt auch zurück. Vorne kämpften Gammoudi, Prefontaine und Virén mit ständig wechselnden Führungen um den Olympiasieg. Ausgangs der Kurve spurtete Lasse Virén an seinen Gegnern vorbei zur Goldmedaille vor Mohamed Gammoudi. Steve Prefontaine musste seinem hohen Tempo Tribut zollen und wurde noch von Ian Stewart, der die Bronzemedaille gewann, abgefangen. Emiel Puttemans kam auf Platz fünf. Den Spurt der nächsten Verfolgergruppe entschied Harald Norpoth für sich und belegte Rang sechs.

Auf den letzten Runden war das Rennen so schnell geworden (letzte 1000 Meter in 2:26,5 min), dass der im zweiten Vorlauf verbesserte olympische Rekord noch einmal um mehr als fünf Sekunden unterboten wurde. Um den noch einmal knapp zehn Sekunden besseren Weltrekord zu gefährden, hätte das Anfangstempo höher sein müssen.[4]

Für Lasse Virén war es der zweite Olympiasieg in München. Eine Woche zuvor hatte er über 10.000 Meter triumphieren können.

Im dreizehnten olympischen Finale gewann Lasse Virén die sechste Goldmedaille für Finnland über 5000 Meter.

Videolinks Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, 5.000 m – Men, sport-record.de, abgerufen am 28. September 2021.
  2. Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 43 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen 28. September 2021.
  3. Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 52 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen 28. September 2021.
  4. a b Athletics at the 1972 München: Men's 5000 metres, web.archive.org/sports-reference.com (englisch), abgerufen 28. September 2021.
  5. Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 53 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen 28. September 202