Eurovision Song Contest 1991

36. Ausgabe des europäischen Musikwettbewerbs
(Weitergeleitet von ESC 1991)

Der 36º Concorso Eurovisione della Canzone, so der offizielle Titel in diesem Jahr, fand am 4. Mai 1991 im Cinecittà Studio 15 in Rom statt. Schweden gewann mit Fångad av en stormvind knapp vor C’est le dernier qui a parlé qui a raison aus Frankreich.

36. Eurovision Song Contest
Datum 4. Mai 1991
Austragungsland Italien Italien
Austragungsort Studio 15 de Cinecittà
Studio 15 de Cinecittà, Rom
Austragender Fernsehsender RAI
Moderation Gigliola Cinquetti und Toto Cutugno
Pausenfüller Arturo Brachetti zaubert
Teilnehmende Länder 22
Gewinner Schweden Schweden
Siegertitel Carola: Fångad av en stormvind
Zurückkehrende Teilnehmer Malta Malta
Zurückgezogene Teilnahme Niederlande Niederlande
Abstimmungsregel In jedem Land vergibt eine Jury 12, 10, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2 Punkte und 1 Punkt an die zehn besten Lieder.
Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik ESC 1990Schweden ESC 1992

Besonderheiten Bearbeiten

Die beiden erstplatzierten Teilnehmer Frankreich und Schweden bekamen beide 146 Punkte. Nach den bis 2003 geltenden Regeln wurde der Sieger bei Punktegleichstand nach der Anzahl der 12-Punkte-Wertungen entschieden. Da beide Vertreter 12 Punkte jeweils viermal bekamen, entschied die Anzahl der 10-Punkte-Wertungen, von denen Schweden fünf und Frankreich zwei bekam. Carola aus Schweden war damit die Siegerin.

Für Deutschland nahm die Gruppe Atlantis 2000 mit dem Titel Dieser Traum darf niemals sterben teil, der auf dem 18. Platz landete. Österreichs Beitrag Venedig im Regen, vorgetragen von Thomas Forstner, der schon 1989 und somit zum zweiten Male am Wettbewerb teilnahm, erreichte mit null Punkten den letzten Platz und konnte seinen Erfolg eines 5. Ranges zwei Jahre zuvor nicht wiederholen. Ein höheres Ergebnis erlangte die Schweiz: Sandra Studer, die als Sandra Simó antrat, kam mit Canzone per te auf den 5. Platz.

Nachdem die für Frankreich gestartete Amina seitens Israel 12 Punkte erhalten hatte, ging sie zum israelischen Duo Datz und bedankte sich bei ihnen. Das wurde als eine Art Versöhnungszeichen angesehen, da Amina muslimischen Glaubens ist.[1]

Dragana Šarić, die für Jugoslawien unter dem Künstlernamen Bebi Dol auftrat, präsentierte sich komplett in türkis gekleidet mit Strumpfhose und Ballonröckchen. Zudem trug sie ein mit Strass verziertes Stirnband, silbern glitzernde Pumps und wurde von drei Backgroundtänzerinnen unterstützt. Für Norwegen sang die Gruppe Just 4 Fun von Hanne Krogh den Titel Mrs. Thompson.

Ursprünglich wollte die RAI den Eurovision Song Contest 1991 in Sanremo, der Heimat des traditionellen Festival di Sanremo, austragen. Aus Sicherheitsgründen – Instabilität sowohl in der Region Balkan als auch im Irak – wurde der Contest dann aber kurzfristig ins Studio nach Rom verlegt, was einige organisatorische Komplikationen für die Teilnehmerländer nach sich zog.[2]

Die Moderationen wurden größtenteils in der Landessprache des Gastgeberlandes, Italienisch, abgehalten. Ebenso wurde die italienische Sprache zusätzlich zur englischen und französischen Sprache bei der Punktebekanntgabe genutzt.

Teilnehmer Bearbeiten

 
  • Teilnehmende Länder
  • Länder, die bereits an einem früheren ESC teilgenommen hatten, aber nicht im Jahr 1991
  • Malta hatte das letzte Mal 1975 teilgenommen und kehrte nach einer fünfzehnjährigen Pause zurück. Die Niederlande nahmen nach 1985 das zweite Mal nicht teil, weil sich der Austragungstag wieder mit dem niederländischen Nationale Dodenherdenking überkreuzte. Damit nahmen wieder 22 Länder teil.

    Wiederkehrende Interpreten Bearbeiten

    Land Interpret Vorherige(s) Teilnahmejahr(e)
    Deutschland  Deutschland Klaus Pröpper (als Mitglied von Atlantis 2000) Begleitung: 1986
    Irland  Irland Kim Jackson Begleitung: 1990
    Island  Island Stefán Hilmarsson (als Mitglied von Stefán & Eyfi) 1988 (als Mitglied von Beathoven)
    Norwegen  Norwegen Eiríkur Hauksson (als Mitglied von Just 4 Fun) 1986 für Island  Island (als Mitglied von ICY)
    Hanne Krogh (als Mitglied von Just 4 Fun) 19711985 (als Mitglied der Bobbysocks)
    Osterreich  Österreich Thomas Forstner 1989
    Schweden  Schweden Carola 1983
    Turkei  Türkei Gür Akad (Begleitung) 1986 (als Mitglied von Klips ve Onlar)
    Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich Kit Rolfe (Begleitung) 1984 (als Mitglied von Belle and the Devotions)
    Begleitung: 1983
    Zypern 1960  Zypern Elena Patroklou Begleitung: 1983, 1987 und 1989

    Dirigenten Bearbeiten

    Jedes Lied wurde mit Live-Musik begleitet bzw. kam Live-Musik zum Einsatz – folgende Dirigenten leiteten das Orchester bei dem jeweiligen Land:

    Abstimmungsverfahren Bearbeiten

    In jedem Land gab es eine Jury, die zunächst die zehn besten Lieder intern ermittelten. Danach vergaben die einzelnen Jurys 12, 10, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2 Punkte und 1 Punkt an diese zehn besten Lieder.

    Platzierungen Bearbeiten

    Platz Startnr. Land Interpret Lied
    Musik (M) und Text (T)
    Sprache Übersetzung
    (Inoffiziell)
    Punkte
    01.1 08 Schweden  Schweden Carola Fångad av en stormvind
    M/T: Stephan Berg
    Schwedisch In einem Sturmwind gefangen 146
    02. 09 Frankreich  Frankreich Amina C’est le dernier qui a parlé qui a raison
    M: Wasis Diop; T: Amina Annabi
    Französisch Wer das letzte Wort hat, hat recht 146
    03. 15 Israel  Israel Duo Datz
    אורנה ומשה דץ
    Kan
    (כאן)
    M/T: Uzi Chitman
    Hebräisch Hier 139
    04. 19 Spanien  Spanien Sergio Dalma Bailar pegados
    M: Julio Seijas; T: Luis Gomez Escolar
    Spanisch Eng tanzen 119
    05. 05 Schweiz  Schweiz Sandra Simó Canzone per te
    M/T: Renato Mascetti
    Italienisch Lied für dich 118
    06.2 03 Malta  Malta Paul Giordimaina and Georgina Could It Be
    M: Paul Abela; T: Raymond Mahoney
    Englisch Könnte es sein 106
    07. 22 Italien  Italien Peppino di Capri Comme è ddoce ’o mare
    M: Marcello Marocchi; T: Giampiero Artegiani
    Neapolitanisch Wie süß ist das Meer 089
    08. 12 Portugal  Portugal Dulce Lusitana paixão
    M: Jorge Quintela, José Da Ponte; T: Fred Micaelo, José Da Ponte
    Portugiesisch Lusitanische Leidenschaft 062
    09. 21 Zypern 1960  Zypern Elena Patroklou
    Ελενα Πατρόκλου
    S.O.S.
    M: Kypros Charalambus; T: Andreas Christou
    Griechisch 060
    10. 20 Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich Samantha Janus A Message to Your Heart
    M/T: Paul Curtis
    Englisch Eine Botschaft an dein Herz 047
    10. 11 Irland  Irland Kim Jackson Could It Be that I’m in Love?
    M/T: Liam O’Reilly
    Englisch Könnte es sein, dass ich verliebt bin? 047
    12. 10 Turkei  Türkei İzel Çeliköz, Reyhan Karaca ve Can Uğurluer İki dakika
    M: Şevket Uğurluer; T: Aysel Gürel
    Türkisch Zwei Minuten 044
    13. 04 Griechenland  Griechenland Sophia Vossou
    Σοφία Βόσσου
    I Anixi
    (Η άνοιξη)
    M/T: Andreas Mikroutsikos
    Griechisch Frühling 036
    14. 07 Luxemburg  Luxemburg Sarah Bray Un baiser volé
    M: Patrick Hippert; T: Mick Wersant, Linda Lecomte
    Französisch Ein gestohlener Kuss 029
    15. 02 Island  Island Stefán & Eyfi Draumur um Nínu
    M/T: Eyjólfur Kristjánsson
    Isländisch Der Traum über Nina 026
    16. 18 Belgien  Belgien Clouseau Geef het op
    M/T: Kris Wauters, Jan Leyers, Koen Wauters, Bob Savenberg
    Niederländisch Gib es auf 023
    17. 14 Norwegen  Norwegen Just 4 Fun Mrs. Thompson
    M: P.G. Roness, Kaare Skevik Jr.; T: Dag Kolsrud
    Norwegischa. Fr. Thompson 014
    18. 17 Deutschland  Deutschland Atlantis 2000 Dieser Traum darf niemals sterben
    M: Alfons Weindorf; T: Helmut Frey
    Deutsch 010
    19. 13 Danemark  Dänemark Anders Frandsen Lige der hvor hjertet slår
    M/T: Michael Elo
    Dänisch Gerade da, wo das Herz schlägt 008
    20. 16 Finnland  Finnland Kaija Hullu yö
    M: Ile Kallio; T: Jukka Välimaa
    Finnisch Eine verrückte Nacht 006
    21. 01 Jugoslawien  Jugoslawien Bebi Dol
    Беби Дол
    Brazil
    (Бразил)
    M: Zoran Vračević; T: Dragana Šarić
    Serbisch Brasilien 001
    22. 06 Osterreich  Österreich Thomas Forstner Venedig im Regen
    M/T: Robby Musenbichler, Hubert Moser, Wolfgang Eltner
    Deutsch 000
    1 
    Die Regeln besagten, dass bei Punktegleichstand der Titel gewann, der die höchsten Punktewertungen am häufigsten erhalten hatte. Da sowohl Schweden als auch Frankreich jeweils viermal 12 Punkte bekommen hatte, waren die häufigeren 10-Punktewertungen für den Sieg von Carola entscheidend. Laut Reglement muss im Falle eines Gleichstands unter zwei oder mehreren Ländern die Anzahl der höchsten Wertungen im direkten Vergleich über Sieg und Niederlage entscheiden.
    2 
    Englisch ist neben Maltesisch Amtssprache von Malta, weshalb Malta mit englischsprachigen Liedern antreten konnte, als Lieder in der eigenen Landessprache gesungen wurden.
    a. 
    mit englischem Titel

    Punktevergabe Bearbeiten

    Land Punkte Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik 
    YU
    Island 
    IS
    Malta 
    MT
    Griechenland 
    GR
    Schweiz 
    CH
    Osterreich 
    AT
    Luxemburg 
    LU
    Schweden 
    SE
    Frankreich 
    FR
    Turkei 
    TK
    Irland 
    IE
    Portugal 
    PT
    Danemark 
    DK
    Norwegen 
    NO
    Israel 
    IL
    Finnland 
    FI
    Deutschland 
    DE
    Belgien 
    BE
    Spanien 
    ES
    Vereinigtes Konigreich 
    UK
    Zypern 1960 
    CY
    Italien 
    IT
    Votings
    Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik  Jugoslawien 001 1 01
    Island  Island 026 4 10 5 7 04
    Malta  Malta 106 1 2 6 4 10 12 2 7 12 7 6 10 4 6 7 10 16
    Griechenland  Griechenland 036 4 5 2 1 1 4 1 1 5 10 2 11
    Schweiz  Schweiz 118 5 5 7 8 12 8 4 2 2 6 5 3 8 5 6 12 8 8 4 19
    Osterreich  Österreich 000 00
    Luxemburg  Luxemburg 029 4 5 1 3 2 4 3 2 3 2 10
    Schweden  Schweden 146 6 12 10 10 7 6 3 10 12 8 10 8 12 10 4 12 6 17
    Frankreich  Frankreich 146 10 7 3 8 7 12 5 7 5 12 12 10 8 7 8 6 7 12 18
    Turkei  Türkei 044 7 7 8 7 2 5 8 07
    Irland  Irland 047 3 4 3 1 8 4 7 1 2 2 5 4 3 13
    Portugal  Portugal 062 8 4 1 2 7 10 5 1 2 7 10 4 1 13
    Danemark  Dänemark 008 3 5 02
    Norwegen  Norwegen 014 6 1 1 2 4 05
    Israel  Israel 139 12 10 8 5 8 5 6 3 12 8 4 10 7 6 8 12 10 5 18
    Finnland  Finnland 006 1 1 4 03
    Deutschland  Deutschland 010 6 1 3 03
    Belgien  Belgien 023 3 2 5 3 3 2 5 07
    Spanien  Spanien 119 8 2 6 10 12 7 6 4 6 8 6 8 4 2 4 7 6 1 12 19
    Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich 047 10 3 5 6 3 1 1 3 5 3 1 6 12
    Zypern 1960  Zypern 060 2 3 12 12 4 12 5 3 6 1 11
    Italien  Italien 089 7 2 6 2 8 10 10 12 10 3 12 7 12

    *Die Tabelle ist senkrecht nach der Auftrittsreihenfolge geordnet, waagerecht nach der chronologischen Punkteverlesung.

    Statistik der Zwölf-Punkte-Vergabe Bearbeiten

    Anzahl Land erhalten von
    4 Frankreich  Frankreich Israel, Italien, Norwegen, Österreich
    Schweden  Schweden Dänemark, Deutschland, Island, Vereinigtes Königreich
    3 Israel  Israel Jugoslawien, Spanien, Türkei
    Zypern 1960  Zypern Frankreich, Griechenland, Malta
    2 Italien  Italien Finnland, Portugal
    Malta  Malta Irland, Schweden
    Schweiz  Schweiz Belgien, Luxemburg
    Spanien  Spanien Schweiz, Zypern

    Siehe auch Bearbeiten

    Weblinks Bearbeiten

    Einzelnachweise Bearbeiten

    1. Jan Feddersen: Ein Lied kann eine Brücke sein. 1. Auflage. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2002, ISBN 3-455-09350-7. S. 261.
    2. When Opening Up became hard. 13. Mai 2020, abgerufen am 20. Juli 2020 (englisch).