45. Internationale Sechstagefahrt

Motorrad-Geländesportwettbewerb

Die 45. Internationale Sechstagefahrt war ein Motorrad-Geländesportwettbewerb, der vom 5. bis 10. Oktober 1970 im spanischen El Escorial und in der Sierra de Guadarrama stattfand. Die Nationalmannschaften der ČSSR konnten zum achten Mal die Trophy-Wertung sowie zum elften Mal die Silbervasenwertung gewinnen.

San Lorenzo de El Escorial, Start- und Zielort der einzelnen Etappen

Wettkampf Bearbeiten

Organisation Bearbeiten

Die Internationale Sechstagefahrt fand zum ersten Mal in Spanien statt. Ausrichter der Veranstaltung war die Real Federación Motoclista Española (RFME).

Für den Wettkampf waren 348 Fahrer von 16 Motorsportverbänden der FIM gemeldet. Um die Trophy-Wertung fuhren Mannschaften aus zwölf Nationen. Zudem waren 20 Silbervasen-, 36 Fabrik- und 30 Club-Mannschaften am Start.

BRD und DDR nahmen an der World Trophy sowie mit jeweils zwei Silbervasenmannschaften teil. Zudem nahmen zwölf bundesdeutsche sowie eine DDR-Clubmannschaft teil. Für Österreich und die Schweiz waren zwei bzw. drei Einzelfahrer am Start.

Eine bedeutende Regeländerung betraf den Wettbewerb um die World Trophy: Die Fahrer und die Motorräder mussten bis dahin aus derselben Nation kommen. Als Folge des Niedergangs der Motorradherstellung in den 1950er und 1960er Jahren wurde die Regelung hinsichtlich der Motorräder aufgehoben.

Am Ende einer jeden Etappe an den ersten fünf Fahrtagen waren jeweils zwei gleichbleibende Sonderprüfungen zu absolvieren. Dies waren eine Beschleunigungsprüfung über 200 m mit Lautstärkenmessung sowie eine Geländeprüfung. Letztere war vom Veranstalter noch vor Beginn des ersten Fahrtages von 6 auf 4,8 km eingekürzt worden. Sie führte über einen Bergkamm und enthielt Motocross-, Enduro- und Trail-Anteile.

1. Tag Bearbeiten

Von den 348 gemeldeten Fahrern nahmen 322 den Wettkampf auf. Die Strecke des ersten Tages führte über 242,9 km, enthielt elf Zeitkontrollen sowie die oben genannten Sonderprüfungen. Das Wetter war für die Region spätsommerlich und niederschlagsfrei. Da seit Juli kein Regen mehr niedergegangen war, war der Streckenuntergrund weitgehend ausgetrocknet, was bis zum dritten Fahrtag zu starken Sichtbeeinträchtigungen durch aufgewirbelten Steinstaub führte.

In der World Trophy führte die Mannschaft der ČSSR, vor der Mannschaft der BRD und der Mannschaft der DDR.

Bei der Silbervasenwertung führte die A-Mannschaft vor der der B-Mannschaft der ČSSR und der A-Mannschaft der DDR. Die B-Mannschaft der BRD folgte auf Platz 4, die B-Mannschaft der DDR belegte den 6. Platz.

83 Fahrer schieden aus dem Wettbewerb aus.

2. Tag Bearbeiten

Es war eine Strecke von 281,9 km zu bewältigen. Enthalten waren u. a. elf Zeitkontrollen sowie die erwähnten Sonderprüfungen. Das Wetter war unverändert niederschlagsfrei.

In der World Trophy führte weiter die Mannschaft der ČSSR, vor der Mannschaft der BRD und der Mannschaft der DDR.

Bei der Silbervasenwertung führte weiter die A-Mannschaft vor der der B-Mannschaft der ČSSR und der A-Mannschaft der DDR. Die B-Mannschaft der BRD belegte weiter den 4. Platz, die B-Mannschaft der DDR rutschte auf Platz 8 ab.

24 Fahrer schieden aus dem Wettbewerb aus.

3. Tag Bearbeiten

Die Strecke des dritten Tages war identisch der vom Vortag, mit einer geringen Verkürzung auf 277,3 km und musste in entgegengesetzter Richtung durchfahren werden. Es waren 13 Zeitkontrollen aufgebaut und die zwei Sonderprüfungen am Ende der Strecke zu absolvieren. Das Wetter war morgens bedeckt, es folgte Regen und Hagel sowie ein deutlicher Temperatursturz.

In der World Trophy führte die Mannschaft der ČSSR, vor der Mannschaft der BRD und der schwedischen Mannschaft. Die Mannschaft der DDR belegte den 7. Platz.

Bei der Silbervasenwertung führte nach wie vor die A-Mannschaft vor der der B-Mannschaft der ČSSR und der A-Mannschaft der DDR. Die B-Mannschaft der BRD rutschte auf den 6. Platz ab, die B-Mannschaft der DDR belegte weiter den 8. Platz.

Zwölf Fahrer schieden aus dem Wettbewerb aus.

4. Tag Bearbeiten

Die 254,4 km lange Strecke des Tages führte in die Berge der Sierra de Guadarrama, wobei der höchste Punkt auf 2205 msnm lag. Das Wetter war regnerisch und kühl, in großen Höhen fiel der Niederschlag als Schnee.

In der World Trophy führte die Mannschaft der ČSSR, vor der Mannschaft der BRD und der schwedischen Mannschaft. Die Mannschaft der DDR belegte nach wie vor Platz 7.

Bei der Silbervasenwertung führte nach wie vor die A-Mannschaft vor der der B-Mannschaft der ČSSR und der A-Mannschaft der DDR. Die B-Mannschaft der BRD belegte unverändert den 6., die B-Mannschaft der DDR den 8. Platz.

Neun Fahrer schieden aus dem Wettbewerb aus.

5. Tag Bearbeiten

Am fünften Fahrtag waren 247,9 km Strecke in der Gegenrichtung des Vortags sowie die zwei Sonderprüfungen am Schluss zu absolvieren. Das Wetter war weiter kühl und verregnet, auch Hagel fiel. Stellenweise erschwerte Nebel mit Sichtweiten unter 50 m die Sicht.

In der World Trophy führte unverändert die Mannschaft der ČSSR, vor der Mannschaft der BRD und der schwedischen Mannschaft. Die Mannschaft der DDR lag auf dem 9. Platz.

Bei der Silbervasenwertung führte ebenso unverändert die A-Mannschaft der ČSSR vor der der A-Mannschaft der DDR und der B-Mannschaft der ČSSR. Die B-Mannschaft der BRD belegte unverändert den 6. Platz, die B-Mannschaft der DDR verbesserte sich auf den 7. Platz.

Sechs Fahrer schieden aus dem Wettbewerb aus.

6. Tag Bearbeiten

Die letzte Etappe führte über 122,1 km. Das Abschlussrennen fand auf dem 3,4 km Rundkurs des Circuito del Jarama nahe Madrid statt.

Zwei Fahrer schieden aus dem Wettbewerb aus. Von 322 am ersten Tag gestarteten Fahrern erreichten 186 das Ziel.

Endergebnisse Bearbeiten

Trophy Bearbeiten

Platz Team Strafpunkte Schätzungs-Ziffer
1. Tschechoslowakei  Tschechoslowakei 0 3,5
2. Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland 0 50,6
3. Schweden  Schweden 0 899,6
4. Italien  Italien 0 2784,5
5. Polen 1944  Polen 16 2673,5
6. Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich 21 810,4
7. Spanien 1945  Spanien 924 -
8. Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 972 -
9. Niederlande  Niederlande 1162 -
10. Finnland  Finnland 1221 -
11. Deutschland Demokratische Republik 1949  Deutsche Demokratische Republik 1300 -
12. Kanada  Kanada 2509 -

Silbervase Bearbeiten

Platz Team Strafpunkte Schätzungs-Ziffer
1. Tschechoslowakei  Tschechoslowakei (A-Mannschaft) 0 198,9
2. Deutschland Demokratische Republik 1949  Deutsche Demokratische Republik (A-Mannschaft) 0 329,4
3. Tschechoslowakei  Tschechoslowakei (B-Mannschaft) 0 479,5
4. Schweden  Schweden (B-Mannschaft) 38 2488,0
5. Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten (A-Mannschaft) 65 2414,4
6. Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland (B-Mannschaft) 400 -
7. Deutschland Demokratische Republik 1949  Deutsche Demokratische Republik (B-Mannschaft) 509 -
8. Finnland  Finnland 531 -
9. Belgien  Belgien 536 -
10. Spanien 1945  Spanien (A-Mannschaft) 565 -
11. Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland (A-Mannschaft) 605 -
12. Italien  Italien (B-Mannschaft) 620 -
13. Schweden  Schweden (A-Mannschaft) 622 -
14. Italien  Italien (A-Mannschaft) 700 -
15. Spanien 1945  Spanien (B-Mannschaft) 978 -
16. Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich (A-Mannschaft) 984 -
17. Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich (B-Mannschaft) 1152 -
18. Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten (B-Mannschaft) 1428 -
19. Kanada  Kanada 1490 -
20. Niederlande  Niederlande 1600 -

Club-Mannschaften Bearbeiten

Platz Team Strafpunkte Schätzungs-Ziffer
1. Schweden  SMK 1 1899,6
2. Deutschland Demokratische Republik 1949  ADMV 18 1675,2
3. Deutschland Bundesrepublik  ADAC Gau Nordrhein 35 3034,7
4. Niederlande  Holland Oost 82 2877,0
5. Deutschland Bundesrepublik  ADAC Gau Nordbayern 192 2788,6
6. Niederlande  Holland West 281 -
7. Deutschland Bundesrepublik  ADAC Gau Schleswig-Holstein 435 -
8. Vereinigte Staaten  Checkers West 603 -
9. Deutschland Bundesrepublik  ADAC Gau Hansa 633 -
10. Italien  Costa Volpino 644 -
11. Vereinigte Staaten  Prospectors 706 -
12. Vereinigte Staaten  ACA Midwest 736 -
13. Deutschland Bundesrepublik  ADAC Gau Württemberg 794 -
14. Deutschland Bundesrepublik  DMV Landesgruppe Hessen I 819 -
15. Italien  Lonessa d’Italia 960 -
16. Vereinigte Staaten  Checkers North 988 -
17. Vereinigte Staaten  ACA East 1025 -
18. Deutschland Bundesrepublik  ADAC Gau Hessen 1036 -
19. Deutschland Bundesrepublik  ADAC Gau Südbayern 1078 -
20. Deutschland Bundesrepublik  ADAC Gau Pfalz 1200 -
21. Deutschland Bundesrepublik  ADAC Gau Nordbaden 1224 -
22. Deutschland Bundesrepublik  ADAC Gau Niedersachsen 1312 -
23. Vereinigtes Konigreich  Metropolitan Police 1388 -
24. Deutschland Bundesrepublik  DMV Landesgruppe Hessen II 1436 -
25. Vereinigte Staaten  ACA West 1661 -
26. Vereinigte Staaten  ACA South 1669 -
27. Vereinigte Staaten  ACA Northern 1739 -
28. Spanien 1945  Guardia Civil Trafico 1800 -
29. Vereinigtes Konigreich  Scottish ACU A 1800 -
30. Vereinigtes Konigreich  Scottish ACU B 1800 -

Fabrik-Mannschaften Bearbeiten

Platz Team Strafpunkte Schätzungs-Ziffer
1. Deutschland Bundesrepublik  Zündapp I 0 0,0
2. Tschechoslowakei  Jawa II 0 0,4
3. Tschechoslowakei  Jawa I 0 3,1
4. Deutschland Bundesrepublik  Zündapp II 0 50,6
5. Tschechoslowakei  Jawa III 0 171,3
6. Schweden  Husqvarna II 0 271,7
7. Deutschland Demokratische Republik 1949  Simson 0 280,0
8. Deutschland Bundesrepublik  Zündapp III 0 296,2
9. Tschechoslowakei  Jawa IV 0 381,6
10. Schweden  Husqvarna I 0 628,2
11. Deutschland Demokratische Republik 1949  MZ III 0 654,1
12. Osterreich  KTM 0 1016,3
13. Schweden  Husqvarna III 0 1093,7
14. Schweden  Monark I 0 1097,5
15. Italien  Morini II 0 1105,0
16. Italien  Morini IV 0 1509,4
17. Italien  Morini I 0 1581,7
18. Spanien 1945  Ossa 9 1798,7
19. Schweden  Monark III 21 2423,9
20. Deutschland Bundesrepublik  BMW 42 768,8
21. Spanien 1945  Bultaco III 86 3612,4
22. Italien  Morini V 222 -
23. Deutschland Demokratische Republik 1949  MZ II 300 -
24. Deutschland Bundesrepublik  Maico 400 -
25. Spanien 1945  Bultaco II 422 -
26. Spanien 1945  Bultaco I 500 -
27. Osterreich  Puch I 524 -
28. Vereinigte Staaten  Bultaco USA 580 -
29. Kanada  Kawasaki 709 -
30. Schweden  Monark II 903 -
31. Deutschland Demokratische Republik 1949  MZ I 1000 -
32. Italien  Morini III 1100 -
33. Vereinigtes Konigreich  Suzuki 1301 -
34. Osterreich  Puch II 1610 -
35. Kanada  Yamaha 1800 -

Einzelwertung Bearbeiten

Klasse Starter Gold Silber Bronze Ausfall/Disqualifikation Klassensieger (Motorrad) Strafpunkte Klassifizierungs-Punkte
1. Tag 2. Tag 3. Tag 4. Tag 5. Tag 6. Tag Gesamt
50 cm³ 9 3 0 2 3 1 0 0 0 0 4 Deutschland Bundesrepublik  Heinz Brinkmann (Zündapp) 0 3268,0
75 cm³ 9 6 2 1 0 0 0 0 0 0 0 Deutschland Bundesrepublik  Andreas Brandl (Zündapp) 0 3230,3
100 cm³ 20 6 2 1 7 2 0 1 0 1 11 Deutschland Bundesrepublik  Lorenz Specht (Zündapp) 0 3146,3
125 cm³ 70 13 21 9 19 2 2 2 2 0 27 Deutschland Bundesrepublik  Rolf Witthöft (Zündapp) 0 2852,3
175 cm³ 36 13 7 2 5 5 1 1 1 1 14 Tschechoslowakei  Petr Čemus (Jawa) 0 2812,3
250 cm³ 102 17 19 12 33 10 6 3 2 0 54 Tschechoslowakei  František Mrázek (Jawa) 0 2707,1
350 cm³ 19 7 3 3 2 2 2 0 0 0 6 Tschechoslowakei  Květoslav Mašita (Jawa) 0 2717,8
500 cm³ 45 18 2 9 10 2 1 2 1 0 16 Tschechoslowakei  Jaroslav Bříza (Jawa) 0 2743,3
1300 cm³ 12 3 5 0 4 0 0 0 0 0 4 Vereinigtes Konigreich  James A. Sandiford (Triumph) 0 3067,4
Gesamt 322 86 61 39 83 24 12 9 6 2 136

Trivia Bearbeiten

Ausfallursache der DDR-Mannschaften Bearbeiten

Die Nationalmannschaft der DDR gewann im Vorjahr die World Trophy und war in gleicher Besetzung 1970 am Start. Die Mannschaft fiel jedoch im Wettbewerb wegen Technikproblemen aussichtslos zurück und belegte in der abschließenden Wertung den elften und damit vorletzten Platz. Am dritten Fahrtag schied Peter Uhlig mit Ursache gebrochener Kolbenringe aus. Am vierten Tag schieden die Fahrer Werner Salevsky, Klaus Halser sowie Fred Willamowski aus. Deren MZ-Maschinen starteten weder innerhalb der vorgegebenen Zeit von einer Minute noch durch Anschieben. Auch Reparaturversuche innerhalb einer Stunde brachten keinen Erfolg, womit diese zum Aufgeben gezwungen waren.

Da die Maschinen bereits an den Vortagen schwer in Gang kamen und kaum Gas annahmen – gleichwohl liefen die Motoren wenn sie warm waren problemlos –, wurde zuerst vermutet, dass sich das Zweitaktgemisch entmischt hatte. Daher wurden die MZ-Maschinen vor dem Start am zweiten Tag „geschüttelt“, was jedoch keine Besserung brachte. Die nächste Vermutung bezog sich auf eine Beimischung zum Kraftstoff, die Notlaufeigenschaften sichert und verhindern soll, dass die Motoren aufgrund der Höhenunterschiede festgehen. Aber auch mit einem Kraftstoffwechsel trat keine Besserung ein.

Die Ursache wurde schließlich in einem durch große Temperaturunterschiede verformten Gleitstück aus Polyamid am Unterbrecherhebel der Zündanlage gefunden. Der Unterbrecher gab dadurch die Bewegung nicht mit Kurbelwellendrehzahl weiter, was falsche Zündzeitpunkte zur Folge hatte. Dies konnte jedoch erst nach Ausscheiden der o. g. Fahrer festgestellt werden, da nach dem Regelwerk zwar an der Zündanlage repariert werden darf, was auch geschah, jedoch konnte dort nur der Unterbrecherabstand nachgesehen werden. – Ein Probestart ist bei Strafe verboten.

Somit hatte ein versagendes Bauteil für damals 3,50 MDN eine folgenschwere Wirkung. Überdies hätte dieses Teil nach Regelwerk jederzeit gewechselt werden können. Nachdem die Ursache ausgemacht war, wurden an allen weiteren MZ-Maschinen im Wettbewerb diese Teile gewechselt und das Problem trat nicht mehr auf.

Filmische Würdigung Bearbeiten

In Steve McQueens Motorradsport-Dokumentation On Any Sunday wird die Teilnahme von Malcolm Smith gezeigt. Daneben sind auch kurzzeitig andere Fahrer zu sehen.

Literatur Bearbeiten

  • Eberhard Pester: Spanischer Herbst. In: Allgemeiner Deutscher Motorsport-Verband (Hrsg.): Illustrierter Motorsport. 20. Jahrgang, Heft 22. Sportverlag Berlin, 1970, ISSN 0442-3054, S. 508–517.

Weblinks Bearbeiten