Zinzow ist ein Ortsteil von Boldekow im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern.[1]

Zinzow
Gemeinde Boldekow
Koordinaten: 53° 43′ N, 13° 33′ OKoordinaten: 53° 42′ 45″ N, 13° 32′ 46″ O
Höhe: 24 m ü. NHN
Eingemeindung: 1. Januar 1999
Postleitzahl: 17392
Vorwahl: 039722
Zinzow (Mecklenburg-Vorpommern)
Zinzow (Mecklenburg-Vorpommern)
Lage von Zinzow in Mecklenburg-Vorpommern

Geografie

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Der Ort liegt drei Kilometer westsüdwestlich von Boldekow auf der vorpommerschen Seite des Landgrabens. Die Nachbarorte in Vorpommern sind Zinzow Ausbau und Rubenow im Norden, Ausbau Jägersruh und Boldekow im Nordosten, Boldekow Ausbau im Osten, Kavelpaß und Bauersheim im Südosten und Ausbau Kiekut und Ausbau Katerberg im Nordwesten. In Mecklenburg liegen Friedland und Günthersfelde im Süden, Brille und Bresewitz im Südwesten, Ziegelei Bresewitz im Westen sowie Meierei im Westen.[2]

Geschichte

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Zinzow weist viele Siedlungsmerkmale aus früher Zeit auf. Nordwestlich und südöstlich liegen größere Hügelgräberfelder aus der Bronzezeit (1800 bis 600 v. Chr.), dazu kommt östlich ein slawischer Burgwall (600 bis 1200). Ein sichtbares Bodendenkmal wurde noch nicht klassifiziert, es liegt im Ort nordwestlich und ist entweder ein bronzezeitliches Hügelgrab oder ein frühdeutscher (ab 1230) Turmhügel. Für Letzteres sprechen einige frühdeutsche Keramikfunde. Beweisende Grabungen sind nicht vorgesehen.

 
Herrenhaus Zinzow (Hofseite)
 
Herrenhaus Zinzow (Parkseite)
 
Rundbogengiebel mit Wappenrelief an der Hoffront des Herrenhauses

Zinzow wurde erstmals als „Zinsow“ 1618 in der Lubinschen Karte aufgezeichnet. Der slawische Name wird mit „Heubach“ oder „Wiesenbach“ gedeutet.[3] Mitte des 19. Jahrhunderts hatte das Rittergut Zinzow mit der Ziegelei 195 Einwohner.[4]

Zinzow war ein alter Besitz[5] der Familie von Schwerin, anfänglich als Pertinenz zu Putzar. Später wurde das Gut mit 1119 ha ein eigenständiges Gut einer der vielen Linien der von Schwerin. Gut Zinzow gehörte zum Haus Schwerinsburg. Heinrich Graf Schwerin (1836–1888) auf Putzar, verheiratet mit Charlotte von Mühler, betrieb Zinzow noch als Nebengut. Er war einflussreicher Generallandschaftsdirektor für Pommern (Pommersche Landschaft), preußischer Rittmeister und Johanniterritter. Er teilte dann seine Besitzungen an die Nachfahren neu auf. Der Sohn Maximillian Graf Schwerin (1872–1934) übernahm dann mit seiner Familie Zinzow sowie weitere Güter[6] in den Nachbarkreisen.[7] In diese Zeit fällt die Gründung der nördlich liegenden Ziegelei Zinzow, heute ist der Standort wüst. Auch er, der Sohn war preußischer Offizier und Rechtsritter im Johanniterorden. Seine Ehefrau Caroline Elisabeth Priŝka von Stieglitz hatte selbst noch einige Jahre Besitz in Südostthüringen und entstammte einer gutbürgerlichen protestantische Familie des so genannten Leipziger Patriziats.

Das repräsentative Herrenhaus steht, wie damals üblich, etwas abseits der Gutsanlage im großen und gut erhaltenen Schlosspark. Das Gebäude ist ein zweigeschossiger verputzter Bau über Souterrain mit gestuftem und ausgebautem Mansarddach. Es wurde 1908 im neobarocken Stil von Maximilian Graf jun. von Schwerin errichtet. An Hof- und Gartenseite ist je ein dreiachsiger Mittelrisalit mit Kolossalpilastern, der der Hoffront mit flachen Rundbogengiebel und Wappenrelief. Mit dem Schloss entstand zudem der ausgedehnte Park.

Vor 1939 beinhaltete das Rittergut Zinzow konkret immer noch 1119 ha. Dazu gehörte Rittergut Borntin mit 378 ha. Auf beiden Gütern stand die Schafsviehwirtschaft mit gesamt ca. 1500 Tieren im ökonomischen Mittelpunkt. Die Besitzungen wurden zwei Inspektoren geführt. Zum Komplex gehörte 122 ha Waldbesitz.[8] Letzter Eigentümer vor 1945 war Jürgen Werner Graf von Schwerin.

 
Gutsbrennerei Schloss Zinzow

Seit 1997 ist das Schloss Privateigentum. Im Schloss wurden Gästezimmer eingerichtet. Ausstellungen und Konzerte finden hier statt. Zum Betrieb gehört auch der Gutshof mit der Gutsbrennerei Schloss Zinzow, die als technisches aber auch als architektonisches Denkmal klassifiziert ist.

Am 1. Januar 1999 wurde das bis dahin selbstständige Zinzow nach Boldekow eingemeindet.[9]

Literatur

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Commons: Zinzow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Hauptsatzung der Gemeinde Boldekow. 25. September 2014 (amt-anklam-land.de [PDF; 2,3 MB; abgerufen am 11. November 2017]).
  2. Geodatenviewer des Amtes für Geoinformation, Vermessungs- und Katasterwesen Mecklenburg-Vorpommern (Hinweise)
  3. Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (= Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. S. 11 ff.
  4. Eduard Messow: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats oder Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Städte, Flecken, Dörfer, Rittergüter, Vorwerke, Mühlen, welche einen eigenen Namen führen, mit genauer Bezeichnung der letzteren. Nach amtlichen Mittheilungen und allen vorhandenen Quellen. 1854. In: Öffentliche Bekanntmachungen. Gebrüder Baensch, Magdeburg 1854, S. 456 (google.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  5. Ludwig-Wilhelm Brüggemann (Hrsg.): Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. 1779. Erster Theil. Die adelichen Güter des Anklamschen Kreises. III, Zinzow. H. G. Essenhart, Stettin 1779, S. 58–73 (google.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  6. Dietrich Miller: Die Junker und die preußisch-deutsche Geschichte. Auf den Spuren einer untergegangenen Gesellschaftsklasse. Online Auflage. Pro Business, Berlin 2016, ISBN 978-3-86460-459-1, S. 296 (google.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  7. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil A (Uradel). 1942. Teil A. Gräfliche Häuser des spätestens um 1400 nachgewiesenen ritterbürtigen deutschen Landadels und ihm gleichartiger Geschlechter (Deutscher Uradel). In: "Der Gotha". 115. Auflage. Schwerin, A. (Schweringsburg). 1. Haus (Schwerinsburg, Putzar). Justus Perthes, Gotha 22. November 1941, S. 504–505 (google.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  8. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Reihe Paul Niekammer. 9. Reprint Klaus D. Becker Potsdam Auflage. Band I f. Ausgabe Pommern, Kreis Anklam. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 3 (google.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  9. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands