Zadoc Kahn

französischer Rabbiner

Zadoc Kahn (Zadok Khan, Zadok Kahn; geboren 18. Februar 1839 in Mommenheim, Elsass; gestorben 8. Dezember 1905 in Paris) war 1868 der Nachfolger von Lazare Isidor als Großrabbiner (grand-rabbin) von Paris und wurde 1889[1] Großrabbiner von Frankreich des Consistoire central israélite, ein Amt, das er bis zu seinem Tod innehatte.

Zadoc Kahn, Aufnahme von Nadar von 1910

Leben Bearbeiten

Zadoc Kahn war ein leitendes Mitglied der französischen Chowewe Zion und der Ehrenpräsident der Alliance Israélite Universelle. Er stand in Kontakt mit den humanitären Werken von Baron Hirsch und Baron Edmond de Rothschild und gehörte zu den wichtigsten Streitern gegen den Antisemitismus. So beteiligte er sich 1893 und 1894 als Autor an der kurzlebigen Zeitschrift La Vraie Parole des österreichischen Journalisten Isidore Singer.[2] Nachdem Kahn 1890 bei der Trauung von Alfred Dreyfus mit Lucie Hadamard in der Pariser Großen Synagoge amtiert hatte, erkannte er schon früh die antisemitische Komponente der Dreyfus-Affäre.

Theodor Herzl, dem Gründer des politischen Zionismus, war er keine große Hilfe. Kahn verteidigte die Zurückhaltung vieler Juden gegenüber der zionistischen Sache. Gleichzeitig versuchte er im mehrheitlich kritisch eingestellten Comité central der Alliance Israélite Universelle für eine versöhnliche[3] Haltung gegenüber dem Zionismus zu werben. Er betätigte sich auch als Bibelübersetzer,[4][1] dabei übernahm er 1895 die Vorarbeiten von Rabbiner Lazare Wogue an den Fünf Büchern Mose (Tora) und führte sie energisch weiter. 1899 und 1906 erschien diese Übersetzung, die Bible du rabbinat, in zwei Bänden.[1] Eine didaktische Jugendausgabe wurde erstellt. 1905 erfolgte die Einführung des Gesetzes zur Trennung von Kirche und Staat, somit war Kahn der letzte staatlich anerkannte Großrabbiner Frankreichs.

Auszeichnungen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Zadoc Kahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Julien Darmon: Les traductions françaises de la Bible hébraïque. In: Sylvie Anne Goldberg (Hrsg.): Histoire juive de la France. Éditions Albin Michel/Centre national du livre/Fondation du Judaïsme Français, Paris 2023, ISBN 978-2-226-44803-3, S. 455–458.
  2. Heidi Knörzer: La Vraie Parole d’Isidore Singer. In: Sylvie Anne Goldberg (Hrsg.): Histoire juive de la France. Éditions Albin Michel/Centre national du livre/Fondation du Judaïsme Français, Paris 2023, ISBN 978-2-226-44803-3, S. 554.
  3. Georges Bensoussan: Juifs en pays arabes – Le grand déracinement, 1850–1975. In: Denis Maraval (Hrsg.): Collection Texto. 2. Auflage. Éditions Tallandier, Paris 2021, ISBN 979-1-02105090-7, S. 506.
  4. Pierre Vidal-Naquet: Les Juifs de France et l’assimilation. In: Les Juifs, la mémoire et le présent (= Jean-Claude Zylberstein [Hrsg.]: Le goût de l’Histoire). Éditions Les Belles Lettres, Paris 2023, ISBN 978-2-251-45442-9, S. 81–98, hier S. 92.